Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Grundpfeiler des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
3. Yoga: Geschichte, Grundbegriffe und Wirkweise
3.1 Kurzbeschreibung von Yoga
3.2 Fazit zum Yoga
4. Recherchen zur Wirksamkeit von Yoga
4.1 Wirksamkeit von Yoga in Unternehmen
4.2 Fazit zur Wirksamkeit von Yoga in Unternehmen
5. Eine Auswahl von Beispielen für Yoga-Angebote im BGM
5.1 Verbundrecherce
5.2 Private Anbieter
5.3 Fazit zu Yoga-Angeboten
6. Diskussion
7. Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Diese Hausarbeit widmet sich den allgemeinen Fragen, wo das fernöstliche Verfahren Yoga in der betrieblichen Gesundheitsförderung Anwendung finden kann; wo sich anhand von Studienergebnissen eine Anwendung im Betrieb als wirksam herausgestellt hat und welche (Good-Practice) Beispiele sich vergleichen lassen. Ein besonderer Fokus soll hierbei auf die Prävention gelegt werden. Dies widmet sich also der Aufgabe die Entstehung einer Krankheit oder ihre negativen Folgen zu verhindern. (Faltermaier, 2005, S. 294 f.)
Hierbei dient die Unterscheidung in die beiden grundsätzlichen Herangehensweisen an Prävention. Einmal Verhaltensprävention und einmal Verhältnisprävention. Einerseits geht es um den Abbau eines riskanten Verhaltens wie beispielsweise Rauchen. Im anderen Fall geht es darum die Lebensverhältnisse für die Personen in Betrieben günstig zu verändern, um das Entstehen von Krankheiten zu verhindern (ebenda).
Exemplarisch für die Verhaltensprävention soll hier Yoga weiter beleuchtet werden. Die Arbeit widmet sich zunächst der Beschreibung und Einteilung von üblichen Grundannahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Danach soll die Geschichte, Grundbegriffe und Wirkweise von Yoga beschrieben werden. Dies gibt die Chance eine Idee über das Verfahren zu erlangen.
Anschließend soll die Wirksamkeit von Yoga im Betrieblichen Kontext anhand von Forschungsergebnissen untersucht werden. Im nächsten Schritt geht es darum, ausgewählte Beispiele aktueller Angebote für Betriebliches Gesundheitsmanagement nach Angeboten zu kategorisieren. Hierbei soll ein Fokus auf Good-Practice-Richtlinien gelegt werden. In der finalen Diskussion werden die hier dargestellten Erkenntnisse gebündelt und zudem Bezüge zu verwandten Verfahren „Mindfulness based stress reduction (MBSR)“ oder Feng Shui hergestellt. Hierauf folgt die Implikation für die zukünftige Praxis aus bekannten Hindernissen zu lernen und Potentiale in diesen Gebieten weitergehend zu nutzen, um das Betriebliche Gesundheitsmanagement an den geeigneten Stellen um förderliche Neuerungen zu ergänzen.
2. Die Grundpfeiler des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
Die Betriebliche Gesundheitsförderung wird in der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation explizit beschrieben. In dem Papier heiß es ausdrücklich:
„Die sich verändernden Lebens-, Arbeits- und Freizeitbedingungen haben entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit. Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit, die Arbeitsbedingungen und die Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein.
Gesundheitsförderung schafft sichere, anregende, befriedigende und angenehme Arbeits- und Lebensbedingungen.“ (WHO, 1986, S. 3)
Die Autoren Bamberg, Ducki und Metz beschreiben den Wirkungsbereich von Betrieblicher Gesundheitsförderung. Sie gehen sogar davon aus, dass im Grunde jede Form von betrieblicher Intervention als gesundheitsbezogende Intervention bezeichnet werden kann, da Maßnahmen zur Gestaltung der Arbeitszeit und der Arbeitsumgebung Folgen für die Gesundheit der Arbeitenden haben (Bamberg, Ducki, & Metz, 1997, S. 18).
In ihren Leitlinien fassen die Autoren die Hauptaspekte Betrieblicher Gesundheitsförderung zusammen (ebenda):
- Ziel jeder Gesundheitsförderung ist die Schaffung von gesundheitsförderlichen Lebens- Arbeits- und Freizeitbedingungen.
- Gesundheitsförderung bedeutet daher immer, Interessen zu vertreten und Partei zu ergreifen.
- Gesundheitsförderung befähigt und ermöglicht Personen, ihr Gesundheitspotential zu verwirklichen. Damit zielt Gesundheitsförderung darauf ab, persönliche Kompetenzen zu fördern.
- Gesundheitsförderung verlangt ein koordiniertes Zusammenwirken aller Verantwortlichen und Betroffenen. Damit ist Gesundheitsförderung eine „Querschnittsdisziplin“, die nur interdisziplinär effektiv wirken kann.
- Gesundheitsförderung ist ein langfristiger Prozess, der sich nicht nur auf Risikogruppen konzentriert, sondern grundsätzlich allen Personen offensteht. Daher sollten gesundheitsförderliche Einzelmaßnahmen in einem Gesamtprogram aufeinander abgestimmt und langfristig angelegt sein.
Darüber hinaus wird aus verschieden Quellen bestätigt, dass sich Betriebliche Gesundheitsförderung, sofern nach bestimmten Prinzipien wie dem Public Health Action Cycle orientiert, effektvoll ist. Dieser Public Health Action Cycle ist in vier Phasen unterteilt (Brenner, Grüninger, Meili, & Stutz Steiger, S. 4):
- Erfassung und Analyse gesundheitlicher Problemlagen der Bevölkerung (Assessment)
- Entwicklung von gesundheitspolitischen Interventions- strategien (Policy development)
- Umsetzung dieser Strategien im Gesundheitssystem (Assurance)
- Prüfen der Akzeptanz und Wirksamkeit (Evaluation)
Darüber hinaus ist der Return on Investment anhand von Beispielanalysen bei 1:3 (Kramer & Bödeker, 2008, S. 7). Das bedeutet für jeden Euro, der in Gesundheit investiert wird, gibt es 3 Euro zurück. Dies setzt sich aus der Ersparnis der Behandlung der Erkrankung zusammen und dem Mehrgewinnn durch die Produktivität der Mitarbeiter. Dies macht Betriebliche Gesundheitsförderung auch ökonomisch sinnvoll (Bamberg, Ducki, & Metz, 1997).
3. Yoga: Geschichte, Grundbegriffe und Wirkweise
3.1 Kurzbeschreibung von Yoga
Übliche Yoga-Ratgeber auf dem Markt beschreiben in der Regel nicht die Entstehung und die Entwicklung dieser Lehre. Häufig ist ein Fokus auf die alleinige Praxis und Anleitung von Yoga-Positionen zu finden. ls weitergehende Betrachtung kann das Buch „The Science of Yoga“ bewertet werden. Der Autor analysiert die Geschichte, Grundbegriffe und Wirkweise von Yoga anhand von wissenschaftlichen Studien kritisch (Broad, 2012). Deshalb soll dieses Buch bei der Beschreibung von Yoga die Hauptquelle darstellen. Ergänzend wird weitergehende Literatur zitiert.
Yoga bedeutet Vereinigung, als ein Weg zur Erleuchtung. Der Weg dahin war die sexuelle Ektase. Im Tantra wurden schließlich die entsprechenden Techniken gelehrt, um diesen Zustand bewusst zu nutzen. (Broad, 2012, S. 44) Es gibt verschiedene Arten des Yoga. Eine wichtige Unterscheidung geht auf Swami Sivananda. Er spricht von sechs Wegen im Yoga: Jnana Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga, Karma Yoga, Kundalini Yoga und Hatha Yoga (Bretz, 2014). Im Weiteren soll sich im Wesentlichen auf das Hatha-Yoga bezogen werden. Das Hatha Yoga ist das körperbezogene Yoga. Der früheste noch vorhandene Text der Lehre ist die Hatha Yoga Pradipika aus dem 15. Jahrhundert (Broad, 2012, S. 44).
Der Fachbegriff für eine Yogastellung ist der ssana. Dieses Wort bedeutet im Sanskrit „Sitz“. In diesem Buch kommen keine fließenden und stehenden Bewegungen vor, wie es in heutigen Yogakontext modern ist. Die Ursprünge galten der Kontrolle der sexuellen Stimulation (Broad, 2012, S. 45). Der Autor Broad kommt somit zu dem Schluss, dass Hatha ein Zweig des Tantra ist. Diese Yoga-Technik wurde somit entwickelt, um durch die Umlenkung libidonöser Energie Erleuchtung zu erreichen.
Die Wortbedeutung von Hatha hat verschiedene Interpretationen. Der Wortstamm Hath bedeutet im Sanskrit „Mit Gewalt behandeln“. Einige Experten übersetzen es als Vereinigung durch Kraft oder Gewalt. Eine moderne Interpretation des Begriffs beschreibt den Begriff in die Silben ha und tha zu teilen, was für die Begriffe Sonne und Mond steht. (Broad, 2012, S. 46). Im Hatha Yoga Pradipika-Text wird behauptet, dass durch die Praxis alle Krankheiten neutralisiert werden könnten und ein hohes Alter erreicht werden könne. Als Ziel und gleichzeitige Grundlage für weitergehende Effekte wird der Zustand „Samadhi“ beschrieben. Dies ist ein Zustand transzendenter Glückseligkeit. (Broad, 2012, S. 47).
Ein weiterer essentieller Begriff in der Lehre des Yoga ist das Pranayama. Das ist Sanskrit für Atemübungen, die im wahrsten Sinne des Wortes eine Kontrolle der Lebenskraft ermöglichen. Prana steht dabei für die Lebenskraft und Yama steht für das Zügeln. Im Oktober 1924 gründete Jagannath G. Gune einen Ashram (Zentrum) zur wissenschaftlichen Erkundung von Yoga. Diese Entwicklung ist auch im Zuge der indischen Unabhängigkeitsbewegung von ihren Kollonialherren. Zur Erforschung von Yoga wurden Yogis unter anderem mit Röngtengeräten und Blutdruckmessgeräten untersucht. Gurus sind waren die Lehrer, die die Kunde vom neu formulierten Yoga auf der ganzen Welt verbreiteten (Broad, 2012, S. 57). Das Wort Guru bedeutet im Sanskrit „Lehrer“ einen spirituellen Meister geistiger Disziplinen auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. So werden auch Eltern als Gurus bezeichnet (Anders-Hoepgen, 2005, S. 11).
„Sie erhielten keine Tipps zur usdehnung des Liebesspiels, wie in der Hatha Xpga Pradipika dargeboten. All das wurde aus dem öffentlichen Programm gestrichen. Beim neu formulierten Programm ging es darum, Yoga ein neues Antlitz zu verleihen, das Wissenschaftlichkeit und Hygiene, Gesundheit und Fitness ausstrahlte“. (Broad, 2012, S. 59). Jagannath G. Gune warb mit den gesundheitsförderlichen Effekten einer Yogaübung (Sirasana) für den prominenten Mahatma Ghandi bei Bluthochdruck, führte kostenlose Massenkurse für Yoga ein und integrierte erstmals seit 1926 Frauen in seine Programme (Broad, 2012, S. 63). Eine weitere Neuerung ist durch Tirumalai Krishnamacharya zu verzeichnen. Er teilte die Übungen in logische Abfolgen, verband sie mit einer Tiefenatmung, die eine fließende, zusammenhängende Erfahrung entstehen lassen sollten (Broad, 2012, S. 64)
Ergänzt wurden diese Zusammenstellungen um damals neueste anatomische Erkenntnisse, auf welche Weise das Skelettsystem zusammenarbeite. Der Chirurg V.B. Gokhale war 1936 hier ein wichtiger Unterstützter (Broad, 2012, S. 67). Eine weitere Person, die Yoga im Westen sehr populär gemacht hat, war Euginie Peterson. Sie studierte bei Krishnamacharya, schrieb ein Buch namens „Forever Young, Forever Healthy“ und unterrichtete Yoga in Hollywood, wie zum Beispiel Marilyn Monroe (Broad, 2012, S. 68).
Einer der ersten weltweit erfolgreichen Hatha-Yoga-Ratgeber erschien 1965 unter dem Namen „Light on Yoga“ und wurde weltweit mehr als eine Million Mal verkauft. Der Autor Iyengar beschrieb die einzelnen Übungen und nannte ihren gesundheitlichen Nutzen. Allerdings lassen sich keine Bezüge zu Studien, klinischen Versuchen oder dem Placebo- Effekt ausmachen. (Broad, 2012, S. 73) So führte das Buch eine „Masterliste“ mit heilenden Assanas für fast 100 Beschwerden und Krankheiten auf. Unter anderem Rückenleiden, Schlaflosigkeit, Geschwüre, Asthma, Diabetes und andere (Broad, 2012, S. 73). Doch immer noch lassen sich Bezüge zu der ursprünglichen Fokus, der Sexualität, ausmachen. So wird von einer Verstärkung der zurückgehaltenen Sexualkraft im Kontext bestimmter Übungen geredet. Allerdings ist der Fokus auf diese ursprünglichen Triebe nun als hinderlich im Zusammenhang mit der Erlangung der Erleuchtung gesehen. So ist eine Umkehr der ursprünglichen Ausrichtung mit der weitergehenden Verbreitung vernehmbar (Bretz, 2014, S. 74).
Somit hat Yoga einen weitgehenden Wandel innerhalb weniger Jahrzehnte erlebt. Yoga war jetzt nicht mehr einzelnen Auserwählten zugänglich sondern einer breiten Masse, die öffentlichen Unterricht nehmen konnten: „Massen von Enthusiasten ignorierten den alten Mystizismus zugunsten des neuen Gesundheits- und Fitness-Ehrgeizes. [͙ Kurz, Yoga hatte sich von einer alten Besessenheit von der Transzendenz des Körperlichen zu einem modernen Kreuzzug für eine neue Art der Körperlichkeit gewandelt.“
Der Autor Broad gibt im weiteren zu, dass trotz der vielfältigen Änderungen und auch vielfältigen Vermarktungen, zum damaligen Zeitpunkt ohne Studienbelege, tatsächlich Vorteile hinsichtlich Gesundheit hervorbringt, wie die zunehmende Zahl von Studien in diesem Bereich zeigt.
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