Um die Kontrollmechanismen von Diskursen analysieren zu können, wird zunächst ein Überblick über die Diskurstheorie nach Michel Foucault gegeben. Im Anschluss werden auf dieser theoretischen Grundlage Thesen über Kontrollmechanismen gegenwärtiger Diskurse und die Abschottung der Diskursgesellschaften aufgestellt.
Der wissenschaftliche Diskurs ist argumentativ und performativ und zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur wissenschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Relevanz besitzt. Jeder, der sich am wissenschaftlichen Diskurs beteiligt, unterstellt sich dem Veröffentlichungsgebot, dem Rezeptionsgebot und dem Kritikgebot (Weinrich 1995). Sobald neue Erkenntnisse aus der Forschung veröffentlicht werden, ist jeder Wissenschaftler angehalten, diese Erkenntnisse kritisch zu beleuchten und mittels einer Rezeption an der Verifikation dieser Erkenntnisse mitzuwirken. Damit einher geht das Kritikgebot, denn nur durch kritische Auseinandersetzung mit neuen Erkenntnissen und Behauptungen können diese verifiziert und weiterentwickelt werden (Ehlich 1993).
Obwohl das Veröffentlichungsgebot existiert, bleibt Wissen unter Verschluss und nicht jeder Mensch hat zu Diskursen Zutritt. Einerseits gibt es externe Barrieren, die meist nicht aus eigener Kraft, und andererseits innere Barrieren, die teilweise aus eigener Kraft überwunden werden können. So kann ein Mensch, der in einem Land lebt, dessen Sprache er nicht spricht, diese lernen, um so an den Diskursen teilnehmen zu können. Besitzt er jedoch nicht die Staatsangehörigkeit, kann er nicht an Wahlen teilnehmen und politische Ämter begleiten. Diese beiden Barrieren werden von Foucault als externe und interne Prozeduren bezeichnet und bilden zusammen mit der Selektion unter den sprechenden Subjekten die drei Kontrollmechanismen von Diskursen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Diskurstheorie
- 2. Externe Prozeduren
- 3. Interne Prozeduren
- 4. Selektion unter den sprechenden Subjekten
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Arbeitspapier analysiert die Kontrollmechanismen von Diskursen und die Abschottung der Diskursgesellschaften. Es bietet einen Überblick über die Diskurstheorie nach Michel Foucault und entwickelt auf dieser Grundlage Thesen über die Steuerung gegenwärtiger Diskurse.
- Die Rolle des Diskurses in der Konstruktion von Wirklichkeit
- Kontrollmechanismen von Diskursen nach Foucault
- Externe Prozeduren: Verbotenes Wort, Ausgrenzung des Wahnsinns, Wille zur Wahrheit
- Interne Prozeduren: Kommentar, Autor, Disziplinen
- Selektion unter den sprechenden Subjekten als zentraler Kontrollmechanismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung in die Diskurstheorie
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Diskurstheorie nach Michel Foucault. Es erläutert die Definition des Diskurses als Gesamtheit aller Aussagen zu einem Thema und die Rolle des Diskurses in der Konstruktion von Wirklichkeit. Der Fokus liegt auf der performativen Natur von Diskursen und den Kontrollmechanismen, die Foucault als "Prozeduren" bezeichnet.
2. Externe Prozeduren
Dieses Kapitel behandelt die externen Prozeduren, die den Diskurs von außen kontrollieren. Es werden drei wichtige Mechanismen vorgestellt: das verbotene Wort, die Ausgrenzung des Wahnsinns und der Wille zur Wahrheit. Die Kapitel erläutert, wie diese Mechanismen die Macht des Diskurses begrenzen und gleichzeitig das Zusammenspiel von Diskurs, Macht und Begehren aufzeigen.
3. Interne Prozeduren
Dieses Kapitel befasst sich mit den internen Prozeduren, die den Diskurs von innen heraus steuern. Es werden drei wichtige Mechanismen vorgestellt: der Kommentar, der Autor und die Disziplinen. Die Kapitel erläutert, wie diese Mechanismen den Zufall des Diskurses bändigen und die Verbreitung und Kontrolle von Wissen regulieren.
Schlüsselwörter
Diskurstheorie, Michel Foucault, Kontrollmechanismen, Prozeduren, externe Prozeduren, interne Prozeduren, verbotenes Wort, Ausgrenzung des Wahnsinns, Wille zur Wahrheit, Kommentar, Autor, Disziplinen, Selektion, Diskursgesellschaften, Wissensverbreitung, Macht, Begehren.
- Quote paper
- Anne-Marie Schmidt (Author), 2016, Kontrollmechanismen von Diskursen und die Abschottung der Diskursgesellschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318765