Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Darstellung der Lebenswelt der Autonomen Nationalist_innen (AN) als eine Form des jugendkulturell orientierten Neonazismus und als Anpassungsversuch des neonazistischen Milieus an Transformationsprozesse der modernen Gesellschaft. Möglichkeiten der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit im Kontext Rechtsextremismus werden am Beispiel des Aussteiger_innenprogramms „EXIT-Deutschland“ exemplarisch skizziert. Es wird auf ausgesuchte Aspekte eingegangen, die eine Schnittstelle bilden zwischen der Lebenswelt der AN und den EXIT-Angeboten.
Die Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der Klientel ist unbedingte Voraussetzung für die Entwicklung von geeigneten sozialarbeiterischen Hilfen und für die Konzeptualisierung von Strategien der Prävention und der Intervention. Für ein umfassendes Verständnis der Lebenswelt dieser Jugendkultur ist eine detaillierte Untersuchung zentraler Aspekte zwingend erforderlich.
Nach einer Beschreibung der Entwicklung und Ausdifferenzierung der AN-Szene in Deutschland (Kapitel 2.1) wird anschließend versucht, ein Profil der Szene zu entwerfen. Elemente des Profils umfassen zum einen das Personenpotential und die regionalen strukturellen Entwicklungen der Szene in Deutschland. Zum anderen ist eine Auseinandersetzung mit den Themen und ihrer politischen Strategie interessant.
Das Selbstbild der AN ist auf den ersten Blick widersprüchlich (faschistisch und nationalistisch versus revolutionär und autonom). Entscheidend ist die Auseinandersetzung mit ihrem Selbstbild und ihren stilistischen und ästhetischen Inszenierungspraxen (Kapitel 2.2.2) und die Untersuchung der szenetypischen Handlungsmuster wie Aktions- und Gewaltformen. Das Kapitel zur Analyse der Geschlechterverhältnisse soll die Skizzierung der Lebenswelt der gewählten Zielgruppe abrunden und inhaltlich ergänzen. Das dritte Kapitel stellt Möglichkeiten lebensweltorientierter Sozialarbeit im Kontext Rechtsextremismus vor.
Für diese Arbeit wurde das Ausstiegsprogramm für Rechtsextreme von EXIT-Deutschland ausgewählt. Es wird geprüft, ob und inwiefern EXIT die Struktur- und Handlungsmaxime der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch in ihrem Programm berücksichtigt. Schließlich wird gezeigt, welche Angebote von EXIT sich in der Lebenswelt der AN verorten lassen (Kapitel 3.3). Das vierte Kapitel bildet ein Resümee. In einem Ausblick werden die Zukunftsperspektiven der AN-Szene als soziale Bewegung beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Lebenswelt der Autonomen Nationalist_innen (AN)
- Entwicklung und Differenzierung der Szene
- Profil der AN-Szene
- Personenpotential und Strukturen
- Selbstverständnis
- Die politische Strategie: Themen
- Aktionsformen und Gewalt
- Geschlechterverhältnisse
- Möglichkeiten der lebensweltorientierten Sozialarbeit im Kontext Rechtsextremismus: EXIT-Deutschland als Praxisbeispiel
- EXIT: Allgemeines
- Arbeitet EXIT lebensweltorientiert?
- EXIT und die AN: Welche Angebote und Strukturen von EXIT kann man in der Lebenswelt der AN verorten?
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Lebenswelt der Autonomen Nationalist_innen (AN) als jugendkulturell orientierter Form des Neonazismus, die sich im Kontext von Transformationsprozessen der modernen Gesellschaft als Anpassungsversuch des neonazistischen Milieus etabliert hat. Im Mittelpunkt steht die Analyse des Aussteiger_innenprogramms „EXIT-Deutschland“ (EXIT) und dessen Möglichkeiten, lebensweltorientierte Sozialarbeit im Kontext des Rechtsextremismus zu leisten.
- Entwicklung und Differenzierung der AN-Szene in Deutschland
- Charakterisierung der AN-Szene, einschließlich Personenpotential, Strukturen, Selbstverständnis, politischer Strategien und Handlungsmuster
- Analyse der Geschlechterverhältnisse in der AN-Szene
- Bewertung der lebensweltorientierten Ansätze von EXIT-Deutschland im Kontext Rechtsextremismus
- Identifizierung von Angeboten und Strukturen von EXIT, die in der Lebenswelt der AN verortet werden können
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Zielsetzung und den Fokus der Arbeit sowie die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der Klientel im Kontext der Entwicklung von geeigneten Hilfestellungen und Präventionsstrategien hervorhebt.
Kapitel 2.1 behandelt die Entwicklung und Ausdifferenzierung der AN-Szene in Deutschland. Es wird die Entstehung der Freien Kameradschaften als Reaktion auf eine Repressionswelle und die damit einhergehende Umstrukturierung der rechtsextremen Szene beschrieben. Zudem wird auf die Herausbildung der AN aus der Berliner Kameradschaftsszene und die Übernahme von Stil- und Ausdrucksformen der autonomen linken Szene eingegangen.
Kapitel 2.2 beschäftigt sich mit dem Profil der AN-Szene. Es werden das Personenpotential und die strukturellen Entwicklungen in Deutschland, das Selbstverständnis der AN, ihre politische Strategie sowie ihre spezifischen Aktions- und Gewaltformen analysiert. Kapitel 2.3 widmet sich den Geschlechterverhältnissen in der AN-Szene.
Kapitel 3 befasst sich mit den Möglichkeiten der lebensweltorientierten Sozialarbeit im Kontext Rechtsextremismus. Es wird das Ausstiegsprogramm von EXIT-Deutschland vorgestellt und untersucht, inwiefern EXIT die Prinzipien der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch in seinem Programm berücksichtigt. Weiterhin wird gezeigt, welche Angebote von EXIT in der Lebenswelt der AN verortet werden können.
Das vierte Kapitel beinhaltet ein Resümee der wesentlichen Ergebnisse der Arbeit und formuliert ein Fazit. Es werden zudem die Zukunftsperspektiven der AN-Szene als soziale Bewegung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Rechtsextremismus, Neonazismus, Jugendkultur, Autonome Nationalist_innen (AN), Lebensweltorientierung, Sozialarbeit, Prävention, Intervention, EXIT-Deutschland, Aussteiger_innenprogramm, Freie Kameradschaften, politische Strategie, Handlungsmuster, Geschlechterverhältnisse.
- Quote paper
- Katharina Rolfes (Author), 2014, Autonome Nationalisten. Die Lebenswelt einer Jugendkultur und die Möglichkeiten der lebensweltorientierten Sozialarbeit im Kontext Rechtsextremismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318859