Im Alter angemessen versorgt? Aktuelle Entwicklung der Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation

Auswertung der Daten der „Geriatrie in Bayern-Datenbank“


Tesis (Bachelor), 2015

66 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition der geriatrischen Versorgung
2.1 Geriatrische Versorgung durch ein interdisziplinäres Team
2.2 Der geriatrisch zu versorgende Patient
2.3 Die richtige Versorgung mithilfe geriatrischer Assessments

3. Geriatrische Versorgungseinrichtungen
3.1 Die Versorgung in der Akutgeriatrie
3.2 Die Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation
3.3 Finanzierung der geriatrischen Rehabilitation

4. Demografischer Wandel
4.1 Bevölkerungsentwicklung in Bayern
4.2 Ursachen und Folgen des Alterswandels
4.3 Entwicklungsunterschiede nach Gebietsstrukturen

5. Auswertung der GiB-Dat Daten
5.1 Die Geriatrie in Bayern - Datenbank (GiB-DAT)
5.2 Strukturbezogene Faktoren
5.3 Hypothesen zur Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation
5.4 Darstellung der Untersuchungsmethode
5.4.1 Entwicklung der Gesamtpatientenzahlen
5.4.2 Krankenkassenzugehörigkeit der geriatrischen Patienten
5.4.3 Altersentwicklung der geriatrischen Patienten
5.4.4 Überblick über die Wohnsituation geriatrischer Patienten
5.4.5 Besitz und Entwicklung der Pflegestufen geriatrischer Patienten
5.4.6 Aufenthaltsdauer in einer geriatrischen Rehabilitationsklinik
5.4.7 Übersicht des durchschnittlichen Barthel-Index
5.4.8 Zusammenhang der Barthel-Veränderung und Aufenthaltsdauer
5.4.9 Zusammenhang des Barthel-Index und Geschlecht
5.5 Hochrechnung zukünftiger Rehabilitationspatienten

6. Erhebung der Expertenmeinungen

7. Fazit

8. Fragebogen

9. Literaturverzeichnis
9.1 Bücher
9.2 Gesetzestexte
9.3 Internetseiten/-texte
9.4 Zeitschriften

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bevölkerungsstruktur Deutschland 2015

Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur Deutschland 2030

Abbildung 3: Bevölkerung Deutschland nach Familienstand

Abbildung 4: Bevölkerung Deutschland nach Altersgruppen 2012

Abbildung 5: Anzahl stationärer Versorgungseinrichtungen

Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung Main-Spessart und Würzburg

Abbildung 7: Bevölkerungsentwicklung Würzburg 2012/2032

Abbildung 8: Bevölkerungsentwicklung Main-Spessart 2012/2032

Abbildung 9: Anteil an Reha-Patienten nach Gebiet

Abbildung 10: Gesamtpatientenzahl Würzburg und Main-Spessart

Abbildung 11: Anzahl der Patienten nach Jahren

Abbildung 12: Krankenkassenzugehörigkeit nach Jahren

Abbildung 13: Durchschnittsalter geriatrischer Reha-Patienten

Abbildung 14: Hochrechnung Durchschnittsalter geriatrischer Patienten

Abbildung 15: Altersgruppenaufteilung 2014

Abbildung 16: Alters- und Geschlechterverteilung

Abbildung 17: Pflegeheimaufenthalt bei Entlassung

Abbildung 18: Pflegeheimeintritt nach Entlassung

Abbildung 19: Pflegestufe bei Entlassung

Abbildung 20: Erhöhung der Pflegestufe während der Rehabilitation

Abbildung 21: Aufenthaltsdauer in der geriatrischen Rehabilitation

Abbildung 22: Durchschnittlicher Barthel-Index

Abbildung 23: Voraussichtliche Anzahl an Reha-Patienten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Geriatrische Reha und Akutgeriatrie

Tabelle 2: Betten und Einrichtungen geriatrische Reha und Akutgeriatrie

Tabelle 3: Entfernung Klinik-Wohnort

Tabelle 4: Wohnform vor Aufnahme 2014

Tabelle 5: Pflegestufe-Höherstufung und Geschlecht

Tabelle 6: Delta-Barthel und Aufenthaltsdauer

Tabelle 7: Rangsummen Delta-Barthel und Geschlecht

Tabelle 8: Teststatistik Delta-Barthel und Geschlecht

Tabelle 9: Mögliche Kosten der nächsten Jahre

1. Einleitung

Im Alter angemessen versorgt? Diese Frage stellte ich mir während meines Praktikums in der geriatrischen Rehabilitationsklinik der Arbeiterwohlfahrt in Würzburg. Dort habe ich einen weiten Einblick in das Feld der Geriatrie bekommen dürfen. Es wurde mir schnell bewusst, dass die optimale Versorgung der Patienten stark vom finanziellen Aspekt abhängig ist. Grund hierfür ist unter anderem die Gebundenheit der geriatrischen Versorgungseinrichtungen an die Kostenträger. Bereits im Jahr 2013 mahnt Gerhard Müller, Kreisvorsitzender des Kreisverbands Würzburg-Land der Partei Bündnis 90 Die Grünen die Unterfinanzierung in der geriatrischen Rehabilitation an (Bündnis 90 Die Grünen 2013; Geriatrische Rehabilitation unterfinanziert). Eine Konsequenz der mangelnden Finanzierung ist vor allem in der immer kürzer werdenden Verweildauer der Patienten zu beobachten (Gogol, Manfred 2014: S. 4).

Ebenso unumgänglich zu berücksichtigen sind die Folgen des demografischen Wandels. In der Zeitschrift „Der Spiegel“ macht eine fett gedruckte Überschrift sofort auf sich aufmerksam:

„2030 Es kommen härtere Jahre“

(Von Bartsch 2015; S. 22).

Hintergrund dieser Überschrift ist unter anderem der drastische Geburtenrückgang in Deutschland über die letzten Jahrzehnte hinweg, aber vor allem die immer älter werdende Bevölkerung (Von Bartsch 2015; S. 23-24). Verbunden mit diesem Artikel erscheint die Frage umso unausweichlicher: Können wir der Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung gerecht werden?

Diese andauernde, steigende Problematik, und die Möglichkeit der Zusammenarbeit der GiB-DAT, welche ich durch mein Praktikum ebenfalls kennenlernen durfte waren ausschlaggebend für die Wahl dieses Projekts. Mithilfe der GiB-DAT Mitarbeiter wurde der Gegenstandsbereich abgesprochen und eingegrenzt.

In dieser Arbeit wird zunächst ein Einblick in die grundlegenden Versorgungsstrukturen der Geriatrie gegeben. Dazu werden die wichtigsten Begriffe, die zum Verständnis relevant sind, definiert. Folgend wird die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland und anschließend in Bayern aufgezeigt. Hierbei soll der demografische Wandel im Vordergrund stehen. Unter diesen Aspekten werde ich die derzeitige und voraussichtliche Entwicklung der Altersstruktur in den nächsten Jahren analysieren. Als Grundlage dienen dabei hauptsächlich die Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

Die Fokussierung dieser Arbeit konzentriert sich auf die Veranschaulichung der aktuellen Entwicklung der geriatrischen Versorgung in der Rehabilitation. Dazu werde ich, mithilfe der bereitgestellten Daten der Geriatrie in Bayern-Datenbank, kurz genannt GiB-DAT, die strukturabhängigen Faktoren geriatrischer Patienten auswerten und Analysieren. Zudem sollen die Ergebnisse in Bezug mit dem demografischen Wandel stehen, um so Aufschlüsse über die nötige Entwicklung der Geriatrischen Versorgung geben zu können. Dies soll eine Orientierungshilfe darstellen, um eine bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Hierbei wird gezielt auf zwei verschiedene Gebiete in Bayern eingegangen, um zu prüfen, ob es einen Unterschied der sozialen Faktoren von Patienten in städtischen oder ländlichen Gebieten gibt, in welchem Umfang die Versorgung derzeit gewährleistet ist und welche Folgen eine Abweichung haben könnte.

Zudem soll in diese Bachelorarbeit eine Expertenbefragung mit einfließen. Hierbei wird in Betracht gezogen, verschiedene Sozialarbeiter und ihre Praxiserfahrungen zu berücksichtigen. Diese Erkenntnisse sollen zum einen publik gemacht werden und zum anderen mit den statistischen Daten verglichen werden.

2. Definition der geriatrischen Versorgung

Nachdem bereits durch den Titel dieser Publikation dem Begriff „Geriatrie“ ein wichtiger Stellenwert zugeschrieben wird, soll dieser anfänglich erläutert werden.

„Geriatrie ist die medizinische Spezialdisziplin, die sich mit den körperlichen, geistigen, funktionalen und sozialen Aspekten in der Versorgung von akuten und chronischen Krankheiten, der Rehabilitation

und Prävention alter Patientinnen und Patienten sowie deren spezieller Situation am Lebensende befasst“ (Bruder; Was ist Geriatrie?).

So definiert die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) den Begriff der Geriatrie auf ihrer Homepage. Geriatrie kann, um danach zu urteilen, zunächst als eine Spielart der medizinischen Wissenschaft interpretiert werden.

Gekennzeichnet wird die Geriatrie durch Interdisziplinarität, Multiprofessionalität sowie eine Integration verschiedener Fachdisziplinen in der Behandlung (Bundesverband Geriatrie 2010: S. 13). Die fachgemäße Umsetzung dieser Anforderungen erfolgt durch ein interdisziplinäres Team (Bruder; Was ist Geriatrie?).

Die Geriatrie ist dementsprechend, vereinfacht formuliert, ein medizinischer Fachbereich, welcher sich um die Versorgung älterer Menschen kümmert. Durch große Streuung der im Alter auftretenden Krankheiten ist die Geriatrie ein sehr weitläufiges Gebiet, das sich nicht mit einer speziellen Krankheit im Detail auseinandersetzt.

Unter dem ganzheitlichen Ansatz der Versorgung werden auch die sozialen Faktoren wie Wohn- und Versorgungssituation, sowie psychologische Aspekte betrachtet (Bundesverband Geriatrie 2010: S. 17).

Die Definition zeigt, dass sich der Versorgungsbereich der Geriatrie nicht allein durch den Begriff erläutern lässt, sondern ein weitaus größeres Spektrum darstellt. Folglich werden im Anschluss wichtige Komponenten der geriatrischen Versorgung erklärt. Diese sind zum einen für das Gesamtverständnis erforderlich, zum anderen aber auch, um die späteren Auswertungen nachvollziehen zu können.

2.1 Geriatrische Versorgung durch ein interdisziplinäres Team

Wie aus der Definition der Geriatrie zu entnehmen, stellt das interdisziplinäre Team eine der Hauptkomponenten in der geriatrischen Versorgung dar.

Das interdisziplinäre Team setzt sich aus verschiedenen Professionen zusammen. Hierzu zählen in der Leitungs- und Planungsebene Ärzte bzw. Geriater in Kooperation mit Pflegepersonal, Physio- und Ergotherapeuten, Logopädie, Sozialdienst, Psychologie, Ernährungsberatung und ggf. Seelsorge. Durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen wird das Wohlergehen der Patienten gewährleistet und gefördert (Bruder; Was ist Geriatrie?).

Der ältere Mensch hat, durch sein langes Leben, meist eine umfassendere Krankheitsgeschichte, die in der Anamnese vollständig erfasst und im weiteren Versorgungsverlauf berücksichtigt werden muss (Von Renteln-Kruse 2009: S. 40ff). Eine präzise Gesamtanamnese, unter Berücksichtigung aller Professionen, ist unablässig, da alte Menschen oft ihre körperlichen, psychischen und sozialen Probleme von sich aus nicht äußern. Dieses Phänomen wird auch als altersspezifisches „underreporting“ bezeichnet (Von Renteln-Kruse 2009: S. 63).

2.2 Der geriatrisch zu versorgende Patient

Personen, die in einer geriatrischen Klinik versorgt werden, sind durch zwei Hauptkriterien gekennzeichnet. Zum einen spielt das Alter eine entscheidende Rolle zum anderen kristallisiert sich beim geriatrischen Patienten eine immer unterschiedlich verlaufende Multimorbidität heraus (Bundesverband Geriatrie 2010: S. 13).

Die Bezeichnung „älterer Mensch“ wird in der Geriatrie wie folgt genauer klassifiziert:

50-60 Jahre = alternder Mensch

61-75 Jahre = älterer Mensch

76-90 Jahre = alter Mensch

91-100 Jahre = sehr alter Mensch

über 100 Jahre = langlebiger Mensch

(Füsgen 1988: S. 8).

In dieser Arbeit wird aufgrund der Komplexität der verschiedenen Altersstufen die Bevölkerungsgruppe ab einem Alter von 65 Jahren in den Vordergrund gerückt. Dies ist bei den Auswertungen soweit möglich, als dass nicht speziell nach der Altersstufe gefragt und analysiert wird. Ist dies der Fall wird es explizit genannt. Allerdings ist noch zu erwähnen, dass diese Einteilung auch dem stetigen Wandel unterzogen ist. „Der qualitative Wandel des Alters“ (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung; S. 192) ist bereits belegt. Daraus kann man schließen, dass ein heutiger 70-jähriger einen Gesundheitszustand aufweist, der dem eines 65-jährigen von vor 30 Jahren entspricht.

Für den Begriff der Multimorbidität gibt es bis heute keine einheitlich festgelegte Definition. Sie ist gekennzeichnet von einem gleichzeitigen Auftreten von mindestens zwei oder mehr Krankheiten. (Kuhlmey 2013: S. 13ff).

In der Praxis der Geriatrie werden 4 häufig auftretende Symptome zur Versorgung unterschieden.

1. Intellektueller Abbau (verschiedene Formen der Demenz)
2. Immobilität (Gelenkerkrankungen, Herz- Lungenschwäche mit Dyspnoe (Atemnot)
3. Instabilität (Gangstörung und Stürze)
4. Inkontinenz (Verlust der Urin- Stuhlkontrolle) (Hafner / Meier 2005: S. 61)

Bei der Erfassung der Diagnose eines Patienten wird, um die akute Behandlungsaufgabe deutlich zu machen, zusätzlich in Haupt- und Nebendiagnosen unterschieden (Franke 1993: S. 17).

2.3 Die richtige Versorgung mithilfe geriatrischer Assessments

Um den geriatrischen Patienten die bestmögliche Versorgung geben zu können, muss zunächst eine Anamnese und darauf basierend eine Diagnose erstellt werden. Dies geschieht in der geriatrischen Rehabilitation häufig durch Assessments oder auch „geriatrische Diagnostik[en]“ (Schuler 2008: S. 22).

Assessments können als Messinstrumente bezeichnet werden, mit denen die gesundheitliche Situation eines Patienten erfasst und bewertet werden kann. Hierzu zählen Komponenten aus dem körperlichen, psychischen, sozialen und physikalischen Umfeld, also aus allen möglichen Therapiebereichen der Geriatrie. Da in den verschiedenen Einrichtungen der Geriatrie verschiedene Fragestellungen auftreten und unterschiedliche Bewertungen von Nöten sind, gibt es keine „[…] „ideale[n]“, für alle Situationen verbindliche[n] Assessment[s]“ (Runge 2001: S. 43ff). Assessments in der Geriatrie dienen der exakten Formulierung des Versorgungs- bzw. Therapieziels und unterstützen bei der diagnostischen Präzision (Von Renteln-Kruse 2009: S. 43).

Auf ein, für die Versorgung sehr wertvolles, Assessment wird hier genauer eingegangen, da es später zur Auswertung dienen wird, den sogenannten Barthel-Index.

Der Barthel-Index ist ein Screening-Bogen für die Bewertung der „physischen Pflegeabhängigkeit“ (Runge 2001: S. 85). In der Praxis spricht man hier auch von den Fähigkeiten des täglichen Lebens (ADL = activities of daily living). Für die Bestimmung des Barthel-Index werden zehn verschiedene Kriterien des alltäglichen Lebens anhand einer Punkteskala erfasst. Maximal können 100 Barthel-Punkte erreicht werden. Allerdings sagt selbst die Höchstpunktzahl nichts darüber aus, ob ein Patient sich alleine versorgen kann, da beispielsweise die hauswirtschaftliche Versorgung bei diesem Messinstrument nicht berücksichtigt wird (Wikipedia 2015; Barthel-Index).

3. Geriatrische Versorgungseinrichtungen

Nachdem die geriatrische Versorgung als solches definiert und der geriatrische Patient vorgestellt wurde, bleiben noch zwei Versorgungseinrichtungen der Geriatrie zu erläutern. In dieser Publikation wird der Hauptfokus auf die geriatrische Rehabilitation gelegt, für das Verständnis und die Veranschaulichung der Entwicklung unseres Gesundheitssystems wird allerdings die Akutgeriatrie ebenfalls erläutert. Sonstige Stationäre Pflegeeinrichtungen und die unterschiedlichsten ambulanten Hilfen werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.

Zunächst soll ein Schaubild (Tabelle 1: Geriatrische Reha und Akutgeriatrie - (Borchelt, Pientka, Wrobel 2014: S. 5) der geriatrischen Versorgungsstruktur die Abgrenzungen zwischen der geriatrischen Rehabilitation und der Akutgeriatrie zeigen. Die Eigenschaften des geriatrischen Patienten sind, wie sie bereits im Kapitel 2.2 vorgestellt wurden, bei beiden Einrichtungen identisch. Unterschieden wird zunächst nach (noch) nicht rehabedürftig und rehabedürftig. Gemessen werden beide Kriterien unter anderem anhand des Barthel-Index. Ist dieser zu niedrig, oder ist der Patient unaufschiebbar klinisch zu behandeln, kann zunächst die Akutgeriatrie die notwendige Versorgung bieten. Steigt der Barthel-Index und die Mobilisierung eines Patienten steht im Vordergrund, so bietet die geriatrische Rehabilitation die richtige Weiterversorgungsmöglichkeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Geriatrische Reha und Akutgeriatrie - (Borchelt, Pientka, Wrobel 2014: S. 5)

Genauer betrachtet haben die beiden stationären Einrichtungen folgende Aufgaben und dementsprechend Handlungsspielräume.

3.1 Die Versorgung in der Akutgeriatrie

Das „Fachprogramm Akutgeriatrie“ (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege; Fachprogramm Akutgeriatrie) wurde erst Ende 2009 vom Bayerischen Krankenhausplanungsausschuss verabschiedet. Allerdings ist es noch bei Weitem nicht flächendeckend verbreitet. Die Akutgeriatrie, oder auch die akutgeriatrische Versorgung im Krankenhaus, hat sich aus dem steigenden Anteil an älteren Patienten und Patientinnen in den Krankenhäusern entwickelt. Speziell eingerichtete Stationen oder ganze Krankenhäuser fokussieren sich hier auf die umfassenden Behandlungsmaßnahmen bei geriatrischen Patienten nach einem akuten Ereignis. Wie bereits in der Definition „Geriatrie“ erläutert, zählen auch hier nicht nur die körperlichen, sondern auch die geistigen, psychischen und soziale Aspekte. Zudem findet in der Akutgeriatrie eine größere Einbeziehung der Angehörigen, im Gegensatz zu einem normalen Klinikaufenthalt, statt. (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege; Fachprogramm Akutgeriatrie).

Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation stehen sich in keiner Weise als Konkurrenten gegenüber. Die Akutgeriatrie hat das Ziel, die Rehabilitation zu ergänzen um so einen optimalen Versorgungsablauf zu ermöglichen (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege; Fachprogramm Akutgeriatrie).

3.2 Die Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation

Nachdem bisher einige Fakten der Geriatrie erläutert wurden, soll folgend die Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation und ihre Ziele dargestellt werden. Hier verbinden sich die verschiedenen Teilbereiche zu einem großen Ganzen, welches den Kernbereich dieser Arbeit darstellt.

Zunächst soll der Begriff der Rehabilitation nach dem deutschen Gesetz erläutert werden:

Nach dem allgemeinen Teil des ersten Sozialgesetzbuches haben „Menschen, die körperlich, geistig oder seelisch behindert sind oder denen eine solche Behinderung droht“ […] (§ 10 SGB I) ein Recht auf Hilfe, die notwendig ist, um eine gleichberechtigte Teilhabe […] „am Leben in der Gesellschaft und eine möglichst selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen oder zu erleichtern“ (§10 Abs. 4 SGB I).

Kurzgefasst bietet die Rehabilitation eine Hilfe zurück in den normalen Alltag des Lebens.

Gerade für die geriatrische Rehabilitation kristallisiert sich das Prinzip „Rehabilitation vor Pflege“ heraus (§31 SGB XI). Dies bedeutet alle möglichen Leistungen auszuschöpfen um eine Pflegeabhängigkeit, gerade im Alter, zu vermeiden oder dieser vorzubeugen.

Die Geriatrie verfolgt das Ziel, den Patienten soweit zu mobilisieren, dass eine Rückkehr in das häusliche Umfeld möglich ist. Hierzu ist eine umfassende Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation ausschlaggebend. Zu den Behandlungskonzepten zählen unter anderem:

- Die individuelle Pflege der Patienten
- Das regelmäßige Training der Alltagsangelegenheiten
- Eine Versorgung und Einweisung in spezielle Hilfsmittel

(Mühlum 2003: S. 56)

Wie bereits erwähnt, erfolgt die Einstufung der Rehabilitationsfähigkeit mithilfe des Barthel-Index (siehe Geriatrische Assessments).

In dieser Arbeit wird nur die stationäre geriatrische Rehabilitation betrachtet. Die ambulante geriatrische Rehabilitation oder die mobile geriatrische Rehabilitation werden nicht berücksichtigt.

3.3 Finanzierung der geriatrischen Rehabilitation

Wie bereits in der Einleitung belegt wurde, kann die adäquate geriatrische Versorgung nur dann gesichert werden, wenn die Finanzierung geregelt ist. So steht, wie in vielen Bereichen des deutschen Gesundheitssystems, die Frage der Kostendeckung auch im Bereich der Geriatrie an vorderer Stelle. Folgend sollen daher Informationen zur Finanzierung in der geriatrischen Rehabilitation gegeben werden.

Da die geriatrische Rehabilitation nicht das Ziel der Erhaltung der Erwerbstätigkeit, sondern die Wiederherstellung und Verbesserung der Alltagstätigkeiten im Sinne hat, und dies in der Regel Rentner betrifft, werden die Leistungen meist vom Kostenträger der gesetzlichen Krankenkasse übernommen und nicht von der Rentenversicherung. Durch das komplexe Kassensystem kann es in Einzelfällen allerdings zu Abweichungen kommen (Dr. Becker Klinikgruppe; Wer zahlt meine Reha). Da im Allgemeinen die Zuständigkeit für Rehabilitationsleistungen bei Personen im Rentenalter bei der gesetzlichen Krankenversicherung liegt, werde ich diesen Kostenträger in meiner Arbeit berücksichtigen.

Da die Kosten einer geriatrischen Rehabilitation vom Kostenträger, der gesetzlichen Kranken- bzw. Rentenversicherung, getragen werden, muss die Rehabilitationseinrichtung ihre Aufwendungen auch entsprechend beim Kostenträger geltend machen. So ist sie für eine optimale Versorgung auf die Kooperation mit den Kassen angewiesen. Dies zeigt sehr deutlich den in der Einleitung erwähnten abhängigen Kostenfaktor der geriatrischen Kliniken. Die entstehenden Kosten für eine geriatrische Rehabilitation sind in den verschiedenen Einrichtungen nicht identisch, allerdings ähneln sich die Kosten, so dass ein Richtwert gebildet werden kann. Die geriatrische Rehabilitationsklinik der Arbeiterwohlfahrt in Würzburg berichtet auf ihrer Internetseite über einen nötigen Bedarf von 226 Euro pro Tag und Patient um kostendeckend handeln zu können. Hierbei wären Instandhaltungskosten und Investitionskosten noch gar nicht mit eingerechnet (AWO Geriatrische Rehabilitationsklinik; AWO Unterfranken und Bürgerspital schlagen Alarm).

Weiter ist in diesem Bericht zu lesen, dass die Kassen lediglich einen Pauschalbetrag von höchstens 170 Euro pro Tag und Patient übernehmen. Nach diesen Zahlen ergäbe sich ein Verlust von mindestens 56 Euro pro Tag und Patient. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sich dieser Betrag während eines Pauschalaufenthaltes noch verringern kann (AWO Geriatrische Rehabilitationsklinik; AWO Unterfranken und Bürgerspital schlagen Alarm).

4. Demografischer Wandel

Nachdem die Geriatrie als Fachbereich und die dazugehörigen Komponenten erläutert wurden, soll nun der zweite große Bestandteil dieser Arbeit verdeutlicht werden. Der demografische Wandel wird hier, reduziert auf die ältere Bevölkerung, genauer betrachtet. Dies ist ausschlaggebend, um den Zusammenhang der Geriatrie und der Bevölkerungsentwicklung herstellen zu können, um so Aussagen über mögliche Zukunftsperspektiven treffen zu können.

Um den demografischen Wandel zu erklären, sollte zunächst das Wort Demografie definiert werden, welches wörtlich übersetzt die „Beschreibung der Bevölkerung“ bedeutet (Bundesministerium für Bildung und Forschung; Was bedeutet demografischer Wandel?). Beschrieben wird die „Bevölkerung hinsichtlich ihrer Größe, Zusammensetzung und Strukturen und zeigt Entwicklungen auf“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung; Was bedeutet demografischer Wandel?).

Starke Veränderungen bzw. Entwicklungen dieser Faktoren werden als der demografische Wandel bezeichnet. (Bundesministerium für Bildung und Forschung; Was bedeutet demografischer Wandel?) Für die Datenerhebung und die Analyse der Populationen werden allerdings viele verschiedene wissenschaftliche Disziplinen einbezogen (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2011: S. 4)

Die Bevölkerungswissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die demografischen Prozesse zu erklären (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2011: S. 63) Hierzu zählen unter anderem auch der Fertilitätsrückgang sowie die ansteigende ältere Bevölkerung.

Demografie und Bevölkerungswissenschaft werden begrifflich getrennt dargestellt, da eine bevölkerungswissenschaftliche Forschung allerdings nicht ohne die demografische Analyse möglich ist, und das Eine somit das Andere bedingt (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2011: S. 4), werden die beiden Begriffe in dieser Arbeit synonym verwendet.

Für die Beschreibung und Auswertung der Strukturen einer Bevölkerung ist das Lebensalter von Individuen eines der wichtigsten Merkmale. Es bestimmt durch die Kennzeichnung von Geburten und Sterbefällen die natürliche Bevölkerungsbewegung. Die ursprüngliche Darstellungsform des Altersaufbaus ist die Pyramidenform. Man spricht hier auch von den Alterspyramiden oder Bevölkerungspyramiden. Der Name Pyramide rührt daher, dass die meisten Vertreter zu früheren Zeiten aus der jüngsten Generation stammten und die Zahl „mit zunehmendem Alter abnahm“ (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2011: S. 171 ff). Diese Pyramiden werden auch in dieser Arbeit zu grundlegenden Aussagen führen können. Auf der Y-Achse wird in folgenden Abbildungen das Alter und auf der X-Achse die Besetzungsstärke aufgetragen. Auf der linken Seite ist die Entwicklung der Männer und auf der rechten Seite die Entwicklung der Frauen zu erkennen.

Um also den Zusammenhang zwischen der geriatrischen Versorgung und der Bevölkerungsentwicklung herstellen zu können, muss die gesamte Lebensspanne der Bevölkerung betrachtet werden.

Vergleicht man zunächst, mithilfe der „Bevölkerungspyramide“, die heutige Bevölkerungsstruktur (Abbildung 1: Bevölkerungsstruktur Deutschland 2015) in Deutschland mit der in 2030 (Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur Deutschland 2030) mithilfe der Hochrechnung des Deutschen Bundesamtes für Statistik (Destatis), wird die drastische Veränderung deutlich. Bevölkerungsvorrausrechnung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Bevölkerungsstruktur Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur Deutschland (Statistisches Bundesamt 2015;

Anhand dieser Grafiken kann man feststellen, dass die Gesamtzahl der Bevölkerung von 81,3 Millionen auf 79,2 Millionen zurückgehen wird, was schon an der sinkenden Geburtenrate erkennbar ist. Der Anteil der unter dreißig Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird von heute (2015) ca. 30% auf 27% im Jahre 2030 zurückgehen. Der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung wird sich um ca. 4% verringern. Wohingegen die Zahl der alternden Gesellschaft, ab einem Alter von 65 Jahren um 4,5 Millionen Menschen zunehmen wird. Bis zum Jahr 2030, so auch der Spiegel, soll die Bevölkerung ab 65 ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen (Von Bartsch 2015; S. 23). Was auch an der oben gezeigten Abbildung erkennbar ist.

Erhebliche Einschnitte und Erhebungen in der oben gezeigten Grafik sind zum Großteil auf geschichtliche Einflüsse zurückzuführen.

Die volkswirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung des demografischen Wandels soll an folgendem Zahlenbeispiel aus dem Artikel der Zeitschrift „Der Spiegel“ illustriert werden:

Versorgen heute (2015) noch drei Erwerbstätige je einen Rentner, so muss aufgrund der Prognosen damit gerechnet werden, dass in 2030 auf jeden Rentner nur noch zwei Erwerbstätige kommen (Von Bartsch 2015; S. 27). Dies wird nicht nur die Rentenkürzung der älteren Bevölkerung zur Folge haben sondern auch Konsequenzen für die Erwerbstätigen.

Um die ältere Bevölkerung genauer darstellen und kategorisieren zu können, zeigt eine weitere Auswertung des statistischen Jahrbuches die Bevölkerung in Deutschland nach ihrem Familienstand (Abbildung 3: Bevölkerung Deutschland nach Familienstand). In dieser Abbildung, und im Folgenden dieser Arbeit werden die Altersgruppen 65 und mehr in Deutschland in den Fokus gesetzt, da ab hier das Rentenalter eintritt, und somit die Behandlung in einer geriatrischen Rehabilitationsklinik oder in einer geriatrischen Akutklinik in den Vordergrund gerückt wird.

[...]

Final del extracto de 66 páginas

Detalles

Título
Im Alter angemessen versorgt? Aktuelle Entwicklung der Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation
Subtítulo
Auswertung der Daten der „Geriatrie in Bayern-Datenbank“
Universidad
Würzburg-Schweinfurt University of Applied Sciences
Calificación
1,3
Autor
Año
2015
Páginas
66
No. de catálogo
V318994
ISBN (Ebook)
9783668181649
ISBN (Libro)
9783668181656
Tamaño de fichero
1852 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
geriatrische Rehabilitation, Geriatrie, geriatrische Versorgung, geriatrische Patient, GiB-Dat, demografischer Wandel
Citar trabajo
Lara Hofmann (Autor), 2015, Im Alter angemessen versorgt? Aktuelle Entwicklung der Versorgung in der geriatrischen Rehabilitation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318994

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