[...] Dieser Frage muß von Fall zu Fall unter Berücksichtigung archäologischer Funde
und Befunde nachgegangen werden.
In Kammin haben sich in moderner Zeit keinerlei oberirdisch sichbare Anzeichen der alten
slawischen Besiedlung erhalten. Selbst auf die Lage der mehrfach urkundlich bezeugten Burg deutet
im Geländeprofil nichts mehr hin. Die Topographie der in Rudimenten noch erhaltenen Altstadt, die in
ihrem Grundriß auf die Anlage der Lokationsstadt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
zurückgeht, bietet ebenfalls wenige Hinweise auf die Struktur und Ausbreitung der älteren Besiedlung.
Einige Versuche, auf der Basis des heutigen Geländereliefs Rückschlüsse auf die Topographie des
slawischen Kammin zu gewinnen, erbrachten wiedersprüchliche Ergebnisse bzw. scheiterten
(Hoogeweg 1924, B o l lnow 1964, Lucht 1965)7.
Erst durch Zufallsentdeckungen bei Kanalisationsarbeiten in der nordöstlichen Altstadt und
anschließende planmäßige Ausgrabungen in den Jahren zwischen 1958 und 1981 gelang es den
polnischen Archäologen vom Nationalmuseum Stettin, den Burgwall im Bereich der Marienkirche zu
lokalisieren und weitere Aufschlüsse über die Entwicklung bzw. Ausdehnung des alten Kammin zu
erhalten. Bedauerlicherweise wurden diese Funde jedoch bislang nicht in Form einer geschlossenen
Publikation vorgelegt, wodurch viele der wichtigen und interessanten Informationen nicht allgemein
verfügbar sind.
Insgesamt sind im Hinblick auf die Anfänge und die slawenzeitliche Entwicklung Kammins bis zur
Gründung der Rechtsstadt viele Fragen offen bzw. sie sind bisher nicht auf der Grundlage des
aktuellen Erkenntnisstandes diskutiert und zusammengefaßt worden. Mit der vorliegenden Hausarbeit
wird der Versuch unternommen dieses Defizit auszugleichen, obwohl sich das Vorhaben teilweise auf
einer sehr schwachen Datengrundlage bewegt. Die Untersuchung beschränkt sich im wesentlichen auf
den Zeitraum zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die
Beschäftigung mit den Fragen der Siedlungsentwicklung und ihrer Grundlagen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Quellenlage und Publikationsstand
- 2.1. Quellen
- 2.2. Literatur und Publikationsstand
- 3. Zeittafel (Historische Daten zur Geschichte Kammins)
- 4. Naturräumliche Situation, Besiedlung und Topographie
- 4.1. Zur naturräumlichen Situation und Besiedlungsgeschichte
- 4.2. Die Topographie und Siedlungsstruktur Kammins
- 4.2.1. Allgemeine Anmerkungen zur Lage Kammins
- 4.2.2. Das Stadtbild Kammins in neuerer und neuester Zeit im Verhältnis zur mittelalterlichen Bebauung
- 4.2.3. Die erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke
- a) Das Wolliner Tor
- b) Das Rathaus
- c) Das Bischofshaus
- d) Der Dom
- 4.2.4. Kammin im frühen und hohen Mittelalter - die archäologischen Funde und Befunde
- 5. Diskussion
- 5.1. Der Name Kammin und seine Bedeutung
- 5.2. Die Bedeutung und Funktion Kammins in slawischer Zeit
- 5.2.1. Die herzogliche Burg Kammin
- 5.2.2. Exkurs: Wollin und Kammin - früher Seehandelsplatz und administratives Zentrum?
- 5.3. Siedlungsentwicklung und Siedlungskontinuität
- 5.3.1. Die spätslawische Siedlung
- 5.3.2. Zur Frage nach der slawisch - deutschen Siedlungskontinuität
- 6. Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Anhang/ Tafeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der mittelalterlichen Siedlungsentwicklung im Umfeld der slawischen Burgen des Odermündungsgebietes und nutzt das Beispiel Kammins (Kamień Pomorski) um diese Prozesse näher zu beleuchten. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der Siedlung von ihren slawischen Anfängen bis zur Gründung der Rechtsstadt im 13. Jahrhundert zu rekonstruieren und die Faktoren zu analysieren, die diese Entwicklung beeinflusst haben.
- Die Quellenlage und die Schwierigkeiten der Forschung zum Thema
- Die Rolle und Funktion Kammins in slawischer Zeit
- Die Entwicklung der Stadt im Mittelalter, insbesondere die Frage der slawisch-deutschen Siedlungskontinuität
- Die archäologischen Funde und Befunde in Kammin und ihre Bedeutung für die Rekonstruktion der Stadtgeschichte
- Der Vergleich Kammins mit anderen slawischen Siedlungen im Odermündungsgebiet
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung, der Quellenlage und den Schwierigkeiten der Forschung. Das zweite Kapitel beleuchtet die Zeittafel und die historische Entwicklung Kammins. Das dritte Kapitel behandelt die naturräumliche Situation, Besiedlung und Topographie. Das vierte Kapitel diskutiert die Bedeutung und Funktion Kammins in slawischer Zeit. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Siedlungsentwicklung und Siedlungskontinuität.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Siedlungsentwicklung, Germania Slavica, slawische Burgen, Odermündungsgebiet, Kammin (Kamień Pomorski), archäologische Funde, slawisch-deutsche Siedlungskontinuität, Stadtgeschichte, Quellenlage, Historische Topographie.
- Arbeit zitieren
- Tanya Armbruester (Autor:in), 1996, Mittelalterliche Siedlungsentwicklung an der unteren Oder zwischen dem 9. und 13. Jh. - untersucht am Beispiel Kammin (Kamien Pomorski), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31921