Mittelalterliche Siedlungsentwicklung an der unteren Oder zwischen dem 9. und 13. Jh. - untersucht am Beispiel Kammin (Kamien Pomorski)


Dossier / Travail de Séminaire, 1996

55 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Quellenlage und Publikationsstand
2.1. Quellen
2.2. Literatur und Publikationsstand

3. Zeittafel (Historische Daten zur Geschichte Kammins)

4. Naturräumliche Situation, Besiedlung und Topographie
4.1. Zur naturräumlichen Situation und Besiedlungsgeschichte
4.2. Die Topographie und Siedlungsstruktur Kammins
4.2.1. Allgemeine Anmerkungen zur Lage Kammins
4.2.2. Das Stadtbild Kammins in neuerer und neuester Zeit im Verhältniss zur mittelalterlichen Bebauung
4.2.3. Die erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke
a) Das Wolliner Tor
b) Das Rathaus
c) Das Bischofshaus
d) Der Dom
4.2.4. Kammin im frühen und hohen Mittelalter - die archäologischen Funde und Befunde

5. Diskussion
5.1. Der Name Kammin und seine Bedeutung
5.2. Die Bedeutung und Funktion Kammins in slawischer Zeit
5.2.1. Die herzogliche Burg Kammin
5.2.2. Exkurs: Wollin und Kammin - früher Seehandelsplatz und administratives Zentrum?
5.3. Siedlungsentwicklung und Siedlungskontinuität
5.3.1. Die spätslawische Siedlung
5.3.2. Zur Frage nach der slawisch - deutschen Siedlungskontinuität

6. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang/ Tafeln

Bildtafeln I - XV/ Abb. 1 - 23

Vorwort

Die vorliegende Hausarbeit entstand im Rahmen eines Hauptseminars zur mittelalterlichen Geschichte an der Freien Universität Berlin im WS 1995/96. Der Titel der Lehrveranstaltung, die von Herrn Prof. Dr. K. Zernack geleitet wurde, lautete: „ Probleme der Germania-Slavica-Forschung“.

Im Verlauf des Semesters konnte mit Hilfe der Seminarvorträge und Diskussionen ein breit gefächerter Überblick über aktuelle Forschungsansätze zum Thema vermittelt werden. Fragen zu den Prozessen der mittelalterlichen Siedlungs- bzw. Stadtentwicklung bei den zwischen Elbe und Weichsel lebenden Slawen stießen in diesem Kontext auf das größte Interesse bei den Seminarteilnehmern. Insbesondere ein historisch - archäologisch orientierter Vortrag über Wollin, dem durch die freundliche Unterstützung von Herrn Prof. Dr. W. Filipowiak vom Nationalmuseum in Stettin neueste Erkenntnisse zum Forschungsstand zu Grunde gelegt werden konnten, fand großen Beifall. Angesichts der allgemeinen Begeisterung wurde im Anschluß an den Vortrag über Wollin eine Kurzexkursion zu den historischen Stätten des Odermündungsgebietes angeregt und in Planung genommen. Die Reise fand zu Beginn des folgenden Sommersemesters in der Zeit vom 26. bis 28. April statt; sie führte nach Stettin/ Szczecin, Wollin und Kammin/ Kamien Pomorski[1].

Die Aufgabe, einen Kurzvortrag über die Entwicklungsgeschichte Kammins im Mittelalter zu halten, wurde von der Verfasserin während der Exkursion im Zusammenhang mit dem unmittelbar bevorstehenden Aufenthalt in Kammin übernommen. Der Vortrag war sehr knapp gestaltet und basierte hauptsächlich auf einem deutschsprachigen Tagungsmanuskript Herrn Prof. Dr. Filipowiaks aus dem Jahr 1995, welches von Herrn Prof. Dr. Zernack freundlicherweise zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt werden konnte[2].

Während eines Gesprächs mit Herrn Prof. Dr. Zernack zu einem späteren Zeitpunkt entwickelte sich schließlich die Idee, die mittelalterliche Geschichte Kammins als Beispiel für siedlungs- und besiedlungsgeschichtliche Prozesse im Umfeld der slawischen Burgen des Odermündungsgebietes zum Gegenstand einer schriftlichen Ausarbeitung zu wählen[3].

1. Einleitung

Die Beschäftigung mit der Geschichte jener nordwestslawischen Länder, in die die westlichen Berichterstatter erst relativ vordrangen[4] bzw. über die erst aus dem Hochmittelalter Berichte überkommen sind[5], bereitet aus der Sicht des Historikers deswegen Schwierigkeiten, weil die Entwicklungen des Frühmittelalters und des frühen Hochmittelalters auf Grund der Quellenlage beinahe ausschließlich anhand der Ergebnisse archäologischer Untersuchungen zu erschließen sind[6].

Das Odermündungsgebiet eröffnet für ein weites Hinterland, welches mit der Oder über die zahlreichen einleitenden Wasserläufe verbunden ist, den Zugang zur Ostsee und umgekehrt. Spätestens seit dem 9. Jahrhundert fand an der unteren Oder eine Besiedlungsintensivierung statt, wie es sich anhand des archäologischen Materials nachvollziehen läßt (Eggers 1985). Entlang der ufernahen Landstriche an Haff, Bodden und den Flußnebenarmen entstand eine Vielzahl slawischer Burgen und Siedlungen. Möglicherweise stand diese Entwicklung in engem Zusammenhang mit der Wiederbelebung der Schiffahrt auf der Ostsee im 8./9. Jahrhundert, die nach einer seit der Völkerwanderungszeit andauernden Unterbrechung erstmals wieder umfangreiche Austauschkontakte zwischen den Skandinaviern und den Bewohnern der südlichen Ostseeküste erbrachten (Herrmann 1994/95). Unter den Siedlungen im Odermündungsdelta entwickelten sich Wollin und vermutlich auch Stettin während des 9. und 10. Jahrhunderts zu (Tausch-) Handelsplätzen von überregionaler Bedeutung (Filipowiak 1989). Erst im 11. und 12. Jahrhundert gewannen darüberhinaus Kammin, Demmin, Usedom und Wolgast an Bedeutung. Die Entwicklung dieser Burgen beruhte jedoch weniger auf ihrer wirtschaftlichen Bedeutung als vielmehr höchstwahrscheinlich auf militärisch - administrativen Funktionen (Bollnow 1964, Filipowiak 1989).

Die ältesten schriftlichen Berichte über Kammin stammen aus der Zeit der ersten Pommernreise Ottos von Bamberg um 1124, obwohl die slawische Siedlung nachweislich wesentlich älter ist (Filipowiak 1995a). Es gibt Hinweise darauf, daß Kammin in den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts und vermutlich auch darüberhinaus das Herrschaftszentrum Pommerns war (Bollnow 1964). Darüber, wie diese Zentralfunktion aussah, woraus sie resultierte und über welchen Zeitraum sie sich konkret erstreckte, kann auf Grund der unzureichenden Quellenlage lediglich spekuliert werden.

Kammin wird in den Quellen von 1124 nebeneinander als „Sitz des Herzogs“, „große Burg“ und „herzogliche Stadt“ bezeichnet (Ebo, Herbord). Die Verwendung des Begriffes Stadt muß in diesem Zusammenhang verwundern. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß durch die fremdartigen Verhältnisse im slawischen Pommern begriffliche Unsicherheiten bei den westlichen Reisenden hinsichtlich der Benennung dessen, was sie sahen, ausgelöst wurden (Bollnow 1964, Leciejewicz 1983). Aber bereits 1140 werden in einer päpstlichen Bestätigungsurkunde für das pommersche Bistum bei der Burg ein Markt und ein Krug genannt (Lucht 1965). Während der Dänenkriege wurde der Bischofssitz aus Wollin nach Kammin verlegt. In den Bestätigungsurkunden über die Verlegung erscheint Kammin neuerlich als Stadt. Diese Formulierung kann allerdings bewußt in Abweichung von der Realität gewählt worden sein, da bischöfliche Residenzen grundsätzlich in Städten liegen mußten (Bollnow 1964). Insgesamt deuten einige Faktoren darauf hin, daß sich Kammin im 12. Jahrhundert zu einem jener slawischen präkommunalen Zentren urbanen Charakters entwickelt hatte, über deren Entstehung, Aussehen und Status von Seiten der Historiker und Archäologen bereits seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert wird (Ludat 1955, Gieystor 1967, Zernack 1976, Engel 1995, Piskorski 1995).

Die Quellenlage für die Zeit des 12. Jahrhunderts ist sehr lückenhaft; wirklich aussagekräftige Informationen über die Entwicklung Kammins stellen vereinzelte Ausnahmen dar (vgl. 3. Zeittafel). Im 13. Jahrhundert trat demgegenüber eine weitere Verschlechterung ein, obwohl die Bischöfe ihre Residenz in Kammin unterhielten und die Dänenkriege ein Ende gefunden hatten. In der Zeit zwischen 1185 und 1245 ist zunächst das Abnehmen der Nachrichten über die Burg, den Markt, den Krug, die Kastellane und andere Einrichtungen zu beobachten. Im Zeitraum zwischen 1244/45 und der Stadtlokation, 1276 reißen die Quellen über den Ort schließlich vollständig ab. Über die Ursache besteht Unklarheit. Da die Überlieferungslücke jedoch auch in Bezug auf viele andere der bedeutenderen slawischen Siedlungen Pommerns zu verzeichnen ist wurde angenommen, daß sich das slawische Herzogtum im 13. Jahrhundert allgemein in einer Niedergangsphase befand, in deren Verlauf das Siedlungs- und Kastellaneiwesen zum Erliegen kam, wodurch die lokationszeitlichen Neugründungen und Aufsiedlungen quasi in einem wüst gefallenen Raum ohne wirklich Siedlungskontinuität stattgefunden hätten (Bollnow 1936, 1938, 1964; Lieciejewicz 1983, Piskorski 1995). Dieser Frage muß von Fall zu Fall unter Berücksichtigung archäologischer Funde und Befunde nachgegangen werden.

In Kammin haben sich in moderner Zeit keinerlei oberirdisch sichbare Anzeichen der alten slawischen Besiedlung erhalten. Selbst auf die Lage der mehrfach urkundlich bezeugten Burg deutet im Geländeprofil nichts mehr hin. Die Topographie der in Rudimenten noch erhaltenen Altstadt, die in ihrem Grundriß auf die Anlage der Lokationsstadt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückgeht, bietet ebenfalls wenige Hinweise auf die Struktur und Ausbreitung der älteren Besiedlung. Einige Versuche, auf der Basis des heutigen Geländereliefs Rückschlüsse auf die Topographie des slawischen Kammin zu gewinnen, erbrachten wiedersprüchliche Ergebnisse bzw. scheiterten (Hoogeweg 1924, Bollnow 1964, Lucht 1965)[7].

Erst durch Zufallsentdeckungen bei Kanalisationsarbeiten in der nordöstlichen Altstadt und anschließende planmäßige Ausgrabungen in den Jahren zwischen 1958 und 1981 gelang es den polnischen Archäologen vom Nationalmuseum Stettin, den Burgwall im Bereich der Marienkirche zu lokalisieren und weitere Aufschlüsse über die Entwicklung bzw. Ausdehnung des alten Kammin zu erhalten. Bedauerlicherweise wurden diese Funde jedoch bislang nicht in Form einer geschlossenen Publikation vorgelegt, wodurch viele der wichtigen und interessanten Informationen nicht allgemein verfügbar sind.

Insgesamt sind im Hinblick auf die Anfänge und die slawenzeitliche Entwicklung Kammins bis zur Gründung der Rechtsstadt viele Fragen offen bzw. sie sind bisher nicht auf der Grundlage des aktuellen Erkenntnisstandes diskutiert und zusammengefaßt worden. Mit der vorliegenden Hausarbeit wird der Versuch unternommen dieses Defizit auszugleichen, obwohl sich das Vorhaben teilweise auf einer sehr schwachen Datengrundlage bewegt. Die Untersuchung beschränkt sich im wesentlichen auf den Zeitraum zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Beschäftigung mit den Fragen der Siedlungsentwicklung und ihrer Grundlagen.

2. Quellenlage und Publikationsstand

2.1. Quellen

Eine spezielle Quellensammlung zur mittelalterlichen Geschichte Kammins liegt nicht vor. Für die Zeit der Pommernmission geben die von Ebo (ed. Wikarjak, Liman, 1969), Herbord (ders., 1974) und einem Prüfeninger Mönch (ed. Hofmeister, 1924) verfaßten Viten Ottos von Bamberg wertvolle Informationen.

Die überkommenen Schriften aus dem Bestand der Herzöge, der Bischöfe, des Domkapitels, des Dominikanerklosters zu Kammin usw. bilden einen Bestandteil des Pommerschen Urkundenbuch es (PUB 1340)) bzw. des Codex Pomeranie diplomaticus (CPd/I: Hasselbach, Kosegarten u. v. Medem 1843-1862). Die wichtigsten Quellen liegen zusätzlich in deutscher Übersetzung vor (s. auch Helbig, Weinrich, 21976).

2.2. Literatur und Publikationsstand

Kammin hat als Objekt siedlungs- und stadtgeschichtlicher Untersuchungen gegenüber Wollin und Stettin stets eine untergeordnete Rolle gespielt.

Als Ziel der ersten Reise Ottos von Bamberg und späterer kirchlich-bischöflicher Mittelpunkt Pommerns erlebte Kammin im 12. und frühen 13. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Bedeutung für das pommersche Herzogtum. Daher konzentrieren sich viele Abhandlungen auf Themen, die in diesen zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang fallen (Kantzow 1537/38; v. Medem 1835; Lüpke 1871; Klempin 1869; Hoogeweg 1924; Heyden I: 1957; Schmidt 1972, 1975; Petersohn 1961,1963,1969,1971 u.1979).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine bedeutende Darstellung zur Geschichte Kammins (Kücken 1880). Einige kleinere Veröffentlichungen aus den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts gehen dagegen lediglich oberflächlich auf die slawische Besiedlung am Bodden ein (Spuhrmann 1924; Waldkautz 1931). Bollnow unternahm schließlich den Versuch, aus den Quellen differenzierte und fundierte Hinweise auf den Ursprung und die Bedeutung der slawischen Burgen und Siedlungen Pommerns vor dem Einsetzen der schriftlichen Zeugnisse zu gewinnen. Mit Kammin befaßte sich Bollnow, um die Hintergründe für die lange Anwesenheit Bischof Ottos in der Burg während seiner ersten Reise zu untersuchen und offene siedlungstopographische Fragen zu erläutern (1935,1936,1938 u.1964).

Einige Untersuchungen zur Ostkolonisation behandeln Kammin randlich (Aubin 1939, Marciniak 1971, Higounet 21990). Einige Autoren befaßten sich konkret mit der kolonisationszeitlichen Aufsiedlung im Land Kammin (v. Sommerfeld 1886; Stepinski 1975; Benl 1985; Conrad 1988; Petersohn 1988). Andere Abhandlungen behandeln Fragen der herzoglichen Landesorganisation, der Siedlungs- und Stadtgründungspolitik Barnims I. sowie Fragen nach der Rolle der Pommernherzöge für die Kolonisation allgemein (Sell 1819; Kratz 1865; Müller 1929, Lucht 1965, Spors 1981). Einen aktualisierten Kurzüberblick über die Geschichte Kammins vermittelt außerdem das Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 12: Mecklenburg/ Pommern (bei der Wieden u. Schmidt 1996).

Für die Stadtgeschichts- und Burgenforschung spielen archäologisch-naturwissenschaftlich ermittelte Daten neben den historischen Daten eine große Rolle. Dabei kommt den Ergebnissen der Stadtkerngrabungen besondere Bedeutung zu (Kiersnowski 1951; Sporn 1978; Filipowiak 1991; Piskorski 1995). Zufallsbeobachtungen bei Erdarbeiten im Bereich der Altstadt haben neben den archäologischen Sondagen und planmäßigen Ausgrabungen durch Mitarbeiter des Nationalmuseums Stettin eine Reihe von Befunden geliefert, sind vielfach ausgewertet worden sind (Leciejewicz 1959,1962; Eggers 1960; Cnotliwy 1958; Filipowiak 1956,1994,1995). Die verfügbaren Funde und Befunde stammen aus dem Bereich der Burg, des Suburbiums, der Lokationsstadt und aus der näheren Umgebung Kammins. Sie geben Hinweise auf die ältere Entwicklung des Platzes und seine ökologischen Grundlagen (Lega 1930; Kiersnowski 1951, 1959; Garczynski 1962,1966; Slaski u. Zientara 1969; Eggers 1978, 1985; Zak u. Salberger 1980; Cnotliwy 1981; Filipowiak 1956, 1972, 1994, 1995).

Abschließend ist festzustellen, daß weder von deutscher noch von polnischer Seite eine dem aktuellen Erkenntnisstand angepaßte Gesamtdarstellung zur mittelalterlichen Siedlungsentwicklung Kammins auf der Grundlage archäologischer und historischer Quellen vorliegt. Filipowiak gab auf einer Tagung in Lübeck 1995 die jüngste Darstellung zum Thema ab, die in dieser Form weder eine umfassende Darstellung bieten kann noch will. Die von Filipowiak in Aussicht gestellte Veröffentlichung des Tagungsbeitrags steht ebenfalls noch aus (Filipowiak 1995a).

3. Zeittafel (Historische Daten zur Geschichte Kammins)

Zeittafel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Dem großen persönlichen Einsatz von Frau J. Swiatowa aus Stettin, die u.a. den erwähnten Vortrag über Wollin hielt, ist es zu verdanken, daß im Rahmen der Exkursion an vielen historisch bedeutsamen Stätten Führungen durch die zuständigen polnischen Stadtarchäologen bzw. Historiker über offene Altstadtgrabungen, durch Museen, Sammlungen etc. stattfinden konnten.

[2] Herr Prof. Dr. Filipowiak hat die Ausgrabungen in Kammin jahrzehntelang betreut und war bzw. ist u.a. mit der Aufarbeitung sowie der Publikation des archäologischen Materials befaßt. Ihm gilt mein ganz besonderer Dank dafür, daß er die Zeit gefunden hat, mir persönlich eine Kopie der o.g. Tagungsrede mit einer anhängigen, umfangreichen Literaturliste sowie mit einigen Abbildungen zukommen zu lassen.

[3] Für diese Anregung, einige begleitende Tips sowie Literaturhinweise möchte ich mich an dieser Stelle auch bei Herrn Prof. Dr. Zernack ganz herzlich bedanken.

[4] Die Nordwestslawen verfügten nicht über ein eigenes schriftliches Urkundenwesen, anhand dessen es mögliche wäre, die frühen Entwicklungen in den slawischen Ländern mit den Werkzeugen des Historikers zu rekonstruieren. Erst Fremde, zumeist Mönche, haben im Rahmen ihres Vordringen nach Osten zur Entstehung schriftlicher Quellen beigetragen und dieses Vordringen geschah in den Gebieten östlich der Oder, möglicherweise mit Ausnahme von Kolberg, erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts (Herrmann 1985; Filipowiak 1991b).

[5] Der älteste bekannte Bericht über die slawische Besiedlung des Odermündungsgebietes stammt von dem jüdisch-maurischen Kaufmann Ibrahim Ibn Jacub al Israeli at Tartusi aus der Zeit um 965, der das Gebiet jedoch höchstwahrscheinlich nicht selber bereist hat, sondern der vielmehr im Abrodritenland Erzählungen über die große Slawenstadt Weltaba (Wollin?) am großen Strom nordwestlich des Piastenreiches aufgegriffen hat (Filipowiak u. Gundlach 1992). Der Wahrheitsgehalt der Quelle ist somit fragwürdig. Der nächste schriftliche Bericht über die Slawen an der Odermündung geht auf Adam von Bremen zurück und ist ca. 100 Jahre später entstanden (ebd.). Allerdings muß auch in diesem Fall fraglich bleiben, wieviel der geschilderten Dinge der Autor mit eigenen Augen gesehen hat. Aus keiner der frühen Quellen sind Informationen über Kammin zu entnehmen. Für die slawischen Territorien unweit der Nordostgrenze des karolingischen- bzw. ottonischen Reiches sieht die Quellenlage wesentlich besser aus; die Berichte setzen noch im Frühmittelalter ein und erreichen einen stetig ansteigenden, erheblichen Umfang (Lübke 1986).

[6] Sowie einiger Nachbarwissenschaften wie beispielsweise die der Toponymie oder der Toponomastik, auf die an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden soll (Walther 1982, Foster 1994).

[7] Teilweise wurde die Lage der Burg unter dem Dom, auf dem Aschenberg oder noch weiter östlich rekonstruiert, vgl. beispielsweise die zeichnerischen Angaben bei Lucht (ebd. S. 52).

[8] Anhand datierbarer Schriftquellen, die über bekannte historische Prozesse, Personen etc. im Zusammenhang mit Kammin berichten, läßt sich eine erste Übersicht über die hoch- und spätmittelalterliche Entwicklung Kammins und die Einbindung in die übergeordneten historischen Prozesse jener Zeit erstellen, die einen Orientierungsüberblick vermitteln soll.

Fin de l'extrait de 55 pages

Résumé des informations

Titre
Mittelalterliche Siedlungsentwicklung an der unteren Oder zwischen dem 9. und 13. Jh. - untersucht am Beispiel Kammin (Kamien Pomorski)
Université
Free University of Berlin  (Institut für Geschichte)
Cours
HS: "Probleme der Germanica Slavica Forschung
Note
1,0
Auteur
Année
1996
Pages
55
N° de catalogue
V31921
ISBN (ebook)
9783638327893
Taille d'un fichier
2496 KB
Langue
allemand
Annotations
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Mots clés
Mittelalterliche, Siedlungsentwicklung, Oder, Beispiel, Kammin, Pomorski), Probleme, Germanica, Slavica, Forschung
Citation du texte
Tanya Armbruester (Auteur), 1996, Mittelalterliche Siedlungsentwicklung an der unteren Oder zwischen dem 9. und 13. Jh. - untersucht am Beispiel Kammin (Kamien Pomorski), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31921

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