Die Metamorphosen in ETA Hoffmanns "Der goldne Topf". Analyse und intertextueller Vergleich


Thèse de Master, 2015

89 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Forschungsstand

2. Textanalysen und Interpretationen
2.1 Die Erscheinung beim Holunderbaum
2.1.1 Ein „Sichschneiden zweier Perspektiven“
2.1.2 Der Brennende Dornbusch
2.1.3 Die transzendente Sphäre
2.1.4 Der Erzähler
2.1.5 Der Sündenfall
2.1.6 Von Engeln, die schlängeln
2.1.7 Das Kristallmotiv
2.1.8 Animalischer Magnetismus
2.1.9 Namensgebung
2.1.10 Das Feuermotiv
2.1.11 Intertextualität
2.1.12 Das Schlangenmotiv
2.2 Die Fahrt über die Elbe
2.2.1 Der Schein
2.2.2 Die Wasseroberfläche als Spiegelmotiv
2.2.3 Der „tolle Zwiespalt“
2.2.4 Die Kristallglocken
2.2.5 Die Elbe

3. Arten von Metamorphosen
3.1 Mensch zu Tier/ Tier zu Mensch
3.1.1 Die drei Schlangen
3.1.2 Lindhorst als Geier
3.1.3 Die Tiere in der Stube des Äpfelweibs
3.1.4 Die Vögel im Garten des Lindhorst
3.1.5 Serpentina
3.2 Mensch zu Gegenstand/ Gegenstand zu Mensch
3.2.1 Das Äpfelweib als Türklopfer und Klingelschnur
3.2.2 Das Äpfelweib als Kaffeekanne
3.3 Das Schrumpfen des Anselmus

4. Die Metamorphosen in Der goldne Topf als metapoetische und poetisch-funktionelle Zeichen

5. Vergleich mit anderen Werken
5.1 Die Metamorphosen in Der Sandmann
5.2 Die Metamorphose in Das Fräulein von Scuderi
5.3 Die Metamorphose in Das steinerne Herz

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

„Die Schlange, welche sich nicht häuten kann, geht zugrunde.

Ebenso die Geister, welche man verhindert, ihre Meinungen zu wechseln; sie hören auf, Geist zu sein.“1

Friedrich Nietzsche, Morgenröthe

0. Einleitung

E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen2 Der goldne Topf ist in den Literaturwissenschaften eingehend untersucht worden.3 Die vorliegende Monographie beschäftigt sich mit den darin vorkommenden Metamorphosen, welche bis dato in der Forschung nicht oder nur am Rande in Hinblick auf andere Aspekte untersucht worden sind.

Hört oder liest man den Begriff Metamorphosen, so denkt man unweigerlich an das gleichnamige Epos Ovids, in welchem die Entstehung der Welt anhand von Verwandlungen dargestellt wird. Verwandlungen, in denen zumeist Menschen, seltener Götter, zu Pflanzen, Tieren oder Sternbildern werden. Hierbei werden Schöpfungsgeschichten erzählt, in denen Ovid verschiedene Mythen miteinander verbindet, indem er bekannte Stoffe verarbeitet und teilweise parodiert. In Der goldne Topf kommen ebenfalls Schöpfungsgeschichten sowie satirische Elemente vor. Weil im besagten Kunstmärchen Mythen, zunächst in Binnenerzählungen auftretend, allmählich in den Alltag hereinbrechen und Teil der Rahmenerzählung werden, erhält die gesamte Erzählung selbst metaleptisch einen mythischen Charakter.4

Die darin zahlreich auftretenden Metamorphosen sind eng mit der Entwicklungsgeschichte des Hauptprotagonisten Anselmus verknüpft, welcher selbst eine Verwandlung, nämlich jene zum Dichter, durchmacht. Seine Entwicklungsgeschichte lässt sich ebenso als Heilsgeschichte deuten im Gegensatz zu Interpretationen, die sie als Krankheitsverlauf erläutern. Während Ovid in seinen Schöpfungsgeschichten die Götter vermenschlicht, so beschreibt E.T.A. Hoffmann das Gegenteil - den Alltag, in welchen übernatürliche Mächte eingreifen und banalen Ereignissen einen höheren Sinn verleihen.

In seinem, nebst Der Sandmann, berühmtesten Werk Der goldne Topf wird von einem tollpatschigen Studenten namens Anselmus berichtet, der in Dresden durch ein schwarzes Tor schreitet und mit einer alten Apfelverkäuferin zusammenstösst, die ihm Unheil verkündende Worte zuruft.

Daraufhin ereignen sich seltsame Dinge: Dem Studenten offenbart sich eine Welt des Wunderbaren, es erscheinen sprechende Schlangen, Anselmus verliebt sich in eine davon, und wunderbare Begebenheiten wechseln sich mit realistisch geschilderten Alltagsgeschehnissen ab, wobei die Grenzen zunehmend verschwimmen. „Kategorial gehört das Wunderbare eindeutig zum Neuen, zum Unbekannten, Ungewohnten, zum Nicht Alltäglichen.“5 Das Erscheinen des „Neuen, Unbekannten, Ungewohnten“, der Wiederholungen, der Doppelgänger wird in der gesamten Erzählung fortgeführt. Paul-Wolfgang Wührl definiert das Wunderbare wie folgt:

[...] [D]em Wunderbaren [liegt] [...] ein relativ einfaches Prinzip zugrunde: Es verändert die Kohärenz von Raum und Zeit, hebt die Schwerkraft und die Kausalität auf und belebt das Unbelebte. In unbekannten Weltgegenden lässt es magische Räume entstehen oder entdeckt solche mitten in der Alltagswelt.6

Am Ende des Kunstmärchens immigriert Anselmus nach Atlantis, dem unbekannten und versunkenen Kontinent, der eine andere zu unserer im Gegensatz stehende Welt symbolisiert.

In der romantischen Literatur wird häufig vom Banalen und Alltäglichen erzählt, hinter welchem sich das Groteske, Absonderliche und Wunderbare verbirgt. So auch in Der goldne Topf, einem der bedeutendsten Werke jener Zeit der deutschen Spätromantik, als das Kunstmärchen seinen Höhepunkt erlebt. Der goldne Topf dient als Inspirationsquelle für verschiedene Künstler und übt immensen Einfluss auf die Tiefenpsychologie aus. Hoffmann behandelt literarisch u. a. psychologische Themen, welche ein Jahrhundert später aufgegriffen und verwissenschaftlicht werden.7

Auffallend in Der goldne Topf ist, dass sich die Metamorphosen zunächst offenbaren, wenn das Phantastische in den Alltag einbricht8, und sich dann häufen, wenn das Wunderbare immer mehr Einzug in die Handlung findet.9 Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit ebenjenen und beschränkt sich auf in der Textwelt vorkommende Metamorphosen, die darin von den Protagonisten visuell, akustisch oder haptisch wahrnehmbar sind oder sein könnten.

Verwandlungen, die nicht äusserlich feststellbar sind, d. h. Prozesse, in denen sich Gefühle oder Ansichten von Figuren ändern (wie z. B. die Entwicklung des Studenten zum Dichter), werden in der vorliegenden Arbeit nicht als Metamorphosen bezeichnet und lediglich berücksichtigt, wenn sie für eine physische Verwandlung relevant sind. Hierbei sei der Begriff Metamorphose nach dem Metzler Lexikon Literatur definiert, als:

[...] Gestaltwandel, v.a. die Verwandlung eines Menschen in ein Tier, eine Pflanze oder in unbelebte Natur (manchmal auch umgekehrt). Die M. begegnet in Mythologie (Zeus als Stier, als Schwan, Daphne als Lorbeerbaum), Märchen (Froschkönig) und aitologischen Sagen (Watzmannsage) sowie in der Lit. aller Zeiten seit Homer [...].10

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ausgewählte Textstellen aus Der goldne Topf, in denen Metamorphosen stattfinden oder stattgefunden haben, zu analysieren und zu interpretieren. Hierbei wird aufgezeigt, dass die Metamorphosen (ebenso wie diverse Motive11 sowie die Intertextualität12, das Unheimliche13 u. a. Aspekte, welche zur Vielschichtigkeit des Textes beitragen und mit den Metamorphosen verschränkt sind) die Polyvalenz der Erzählung verstärken. Zudem soll festgestellt werden, welche Arten von Metamorphosen ersichtlich sind. Dabei wird zwischen Verwandlungen von Mensch zu Tier (oder umgekehrt) und von Mensch zu Gegenstand (oder umgekehrt) unterschieden, welche in Der goldne Topf stets Hybride hervorbringen; d. h. Menschen welche sich in Tiere verwandeln behalten gewisse menschliche äusserliche Eigenschaften bei (wie das Sprechvermögen oder den aufrechten Gang). Die Metamorphosen in Der goldne Topf sind daher keine Transformationen zu Tieren, sondern zu Mischwesen. Zudem kommen Geschöpfe vor, die einer Welt des Wunderbaren entstammen (wie z.B. Drachen und Naturgeister)14, und es ereignet sich auch eine Verwandlung, in welcher der Hauptprotagonist seine menschliche Gestalt beibehält, jedoch schrumpft (und ausnahmsweise keine Hybridisierung stattfindet).

In einem weiteren Schritt soll aufgezeigt werden, wie sich die Metamorphosen in Der goldne Topf von jenen in Der Sandmann, Das Fräulein von Scuderi und Das steinerne Herz unterscheiden. Dabei wird untersucht, ob in E.T.A. Hoffmanns Erzählungen die Anzahl der Metamorphosen steigt, je phantastischer und je unwahrscheinlicher übersinnlich erscheinende Ereignisse in ihnen rational erklärbar sind. Auch soll erörtert werden, ob Unterschiede zwischen den Verwandlungen ersichtlich sind.

Hoffmanns Erzählstil lässt sowohl rationale als auch übernatürliche Erklärungen für die Geschehnisse in seinen Erzählungen zu15, in denen man nicht eindeutig festlegen kann, ob sich das Erzählte durch Hirngespinst, Zufall oder Einwirkung höherer Instanzen ereignet. Allerdings ist jede Erzählung von Hoffmann mehr oder minder mit übersinnlichen oder rationalen Faktoren erklärbar: Während Das Fräulein von Scuderi die erste deutsche Kriminalnovelle darstellt, in welcher der Fall rational gelöst wird (obwohl dennoch die Möglichkeit von Übersinnlichem nicht ausgeschlossen werden kann), beim Der Sandmann sowohl rationale als auch nicht-rationale Erklärungen für die Erzählung gleichermassen herangezogen werden können, nimmt in Der goldne Topf das Phantastische im Verlauf der Handlung dermassen zu und schliesslich überhand, dass die Handlung, wenn man sie nicht als Phantasmen des Protagonisten ansieht, nur als in einer Sphäre des Übernatürlichen eingebettet bestimmen kann.16

Da es nicht evident ist anhand der Textwelt eindeutig festzustellen, ob Anselmus an einer Geisteskrankheit leidet oder nicht, obgleich Textstellen vorhanden sind, die darauf Hinweise liefern oder diese Betrachtungsweise zweifelhaft erscheinen lassen, wird diese Möglichkeit in der vorl. Arbeit offen gelassen, ebenso wie jene, dass die Erzählung eine Entwicklungsgeschichte zum Dichter darstellt. Allerdings werden die Textanalysen und -interpretationen eine Tendenz zur besagten Entwicklungsgeschichte zum Dichter aufweisen und eine magische Textwelt anerkennen. Der Grund hierfür ist, dass auch andere Figuren die Existenz einer phantastischen Welt bestätigen und hierin Teil der Handlung sind. Auf eine der beiden Lesarten soll sich die vorliegende Arbeit jedoch nicht gänzlich festlegen; vielmehr soll die Polyvalenz der Erzählung betont werden.

Ein Ziel der Romantiker17 ist nebst der Verschmelzung von Gattungen u. a. die Vieldeutigkeit von literarischen Texten. Die wahre Poesie sei diejenige, die mehrdeutig ist. Ebenso ist es Intention, dass das Lesepublikum sich mit der Literatur nach der Lektüre auseinandersetzt und nach eigenem Gutdünken interpretiert.18 Dies schliesst nicht aus, dass man die Absichten des Autors berücksichtigt, aber vielleicht ist in der folgenden Äusserung von Novalis mit „verändern“ nicht nur die Übernahme und Neuverarbeitung eines Themas oder Stoffes19 gemeint, sondern auch die Polyvalenz des Textes und damit die Deutungsvielfalt: „Nur dann zeig ich, dass ich einen Schriftsteller verstanden habe, wenn ich in seinem Geiste handeln kann, wenn ich ihn, ohne seine Individualität zu schmälern, übersetzen und mannigfach verändern kann.“20

„Mannigfach verändern“ sich die Figuren in Der goldne Topf in den Metamorphosen. Und „mannigfach verändern“ lässt sich die Richtung, welche man einschlägt, um jene zu deuten. Der goldne Topf nur als die Geschichte eines Krankheitszustandes zu lesen, führt zu einer mangelhaften Interpretationsweise, welche bei Bedarf Erzählelemente ausblendet oder in ihren Kontext stellt. Im folgenden Zitat Gröbles möchte ich daher das „auch“ hervorheben:

Tatsächlich ist Der goldne Topf auch die Geschichte einer Schizophrenie. Nach dem Tritt in den Äpfelkorb und der damit verbundenen Blamage beginnt sich die Welt des Anselmus zu spalten. Die Realität wird immer mehr überlagert von einer wunderbaren Welt der Sehnsucht.21

So gegensätzlich die beiden Lesarten von Der goldne Topf, die eine als Entwicklungsgeschichte zum Dichter und die andere als Krankheitsverlauf, auf den ersten Blick hin erscheinen: Sie sind es nicht. Kunst und Künstlerinnen und Künstler stehen nicht selten mit Wahnsinn und Krankheit in Verbindung; man denke nur an den Maler Berthold aus Hoffmanns Die Jesuiterkirche in G. oder an den Protagonisten in Des Vetters Eckfenster, welcher von seinem kranken Vetter, einem Schriftsteller, lernt, wie man Kunst betrachtet.22 Der letzte Satz aus André Bretons Nadja hebt die Verbindung von Krankheit und Ästhetik treffend hervor: „Die Schönheit wird KONVULSIV sein oder nicht sein.“23 Dichtung ist ebenso wie Schizophrenie ein Prozess von veränderten Wahrnehmungen und kann Resultat eines von der Norm abweichenden Denkens sein. Nicht selten steht Poesie in Verbindung mit Paradigmenwechsel oder induziert sogar jene. Krankheit und Dichtung haben im weiten Sinne einen Grundsatz gemeinsam: Beide sind Abweichungen von Normalzuständen. So steht im Metzler Lexikon Literatur über Dichtung: „Im 18. Jh. erscheint D[ichtung] zunächst in der Bedeutung Erdachtes, Erfundenes als Antonym zu Wirklichkeit.“24 Unter diesem Blickwinkel erscheint die Mehrdeutigkeit von Der goldne Topf nicht als Widerspruch von zu einer Collage zusammengesetzten Ambivalenzen, sondern als deren harmonische Vereinigung und ein Sich-Ergänzen.

Thesen und Leitfragen

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Thesen und Leitfragen:

1. Wie verstärken die Metamorphosen die Polyvalenz der Erzählung? Was ist an den Textstellen, in denen Metamorphosen kenntlich werden, auffällig?
2. Die Metamorphosen sind metapoetische Zeichen und erfüllen eine poetische Funktion gemäss Roman Jakobson.
3. Die Metamorphosen in den anderen Erzählungen Hoffmanns unterscheiden sich von jenen in Der goldne Topf. Die Anzahl der Metamorphosen steigt, je phantastischer und je unwahrscheinlicher übersinnlich erscheinende Ereignisse in ihnen rational erklärbar sind.

Methodik

Als Primärtext dient die Ausgabe des 14. Bandes des Deutscher Klassiker Verlags im Taschenbuch, welche ausführliche Kommentare beinhaltet: E.T.A. Hoffmann. Fantasiestücke in Callots Manier. Werke 1814, herausgegeben von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen und Wulf Segebrecht, Frankfurt a. M. 1994 (Sämtliche Werke in Sieben Bänden 2,1). Für die Textanalysen und -interpretationen wird die Methode des close reading angewandt. Der Fokus wird hierbei auf die Primärliteratur selbst gerichtet und sowohl inhaltliche als auch formale Aspekte werden textorientiert erläutert. In weiteren Schritten werden, auf den Textanalysen aufbauend, der „Beziehungsreichtum und die Vielschichtigkeit des Textes“25 sowie mögliche Interpretationen aufgezeigt. Textanalytische Betrachtungen werden hierbei nur vorgestellt, wenn sie zur Stütze der Interpretationen dienen oder auf beachtenswerte, für die vorliegende Arbeit relevante, Aspekte verweisen. Biographische oder Epochen bezogene Zusammenhänge werden direkt in den Textanalysen und -interpretationen (bzw. Fussnoten) angemerkt, sofern diese von Belang sind. Auf ein eigenes Kapitel zur Spätromantik und der Biographie Hoffmanns wird verzichtet, nicht nur um den Rahmen nicht zu sprengen, sondern auch weil hierzu reichhaltig Literatur vorhanden ist.26

Die Methode des close reading wird insbesondere von Vertreterinnen und Vertretern der literaturtheoretischen Richtung des New Criticism verwendet, welche Mehrdeutigkeit als „entscheidendes Kriterium für die ästhetische Qualität“ auffasst. Dabei wird die Konzentration auf den „Text als Objekt“27 gerichtet und jener durch ein „genaues, alle[ ] Bedeutungsnuancen und sprachliche[ ] Effekte eines Textes nachspürendes Lesen“28 gedeutet. „[Die Suche nach Polyvalenz] ergibt sich notwendig daraus, dass sich ein close reading nur bei solchen Texten lohnt, die vielschichtig, kompliziert und mit vielen Bedeutungsnuancen angereichert sind.“29

Gliederung

Diese Arbeit ist wie folgt aufgebaut: (1) Im ersten Kapitel werden der Forschungsstand grob umrissen und die für die vorliegende Arbeit relevante Sekundärliteratur vorgestellt. Da die Forschungsliteratur umfangreich und heterogen ist, wird nur eine Auswahl behandelt. (2) Im zweiten Kapitel erfolgen Textanalysen und -interpretationen ausgewählter Stellen, in denen Metamorphosen auftauchen oder vollzogen worden sein könnten. Hierbei werden Vieldeutigkeit und Komplexität des Textes aufgezeigt. Zu den Schlüsselstellen, in denen Verwandlungen ersichtlich sind und die untersucht werden, zählen die Begegnung des Anselmus mit den Schlangen beim Holunderbaum und die Fahrt über der Elbe. Zur Polyvalenz der Erzählung tragen die Metamorphosen ebenso einen wesentlichen Teil bei wie die Erzählweise.

(3) Im dritten Kapitel werden die Metamorphosen aus Der goldne Topf ausgewertet und kategorisiert. Dabei werden die Verwandlungsarten differenziert, und es wird eruiert, welche Funktionen die Diversität der Metamorphosen in Bezug zur Gesamterzählung hat.

(4) Im vierten Kapitel wird durch Paraphrasen der Ausführungen zum Doppelgänger von Daniel Müller-Nielaba aufgezeigt, dass die Metamorphosen die poetische Funktion nach Roman Jakobson erfüllen und als metapoetische Zeichen fungieren.

(5) Im fünften Kapitel werden die Metamorphosen aus Der goldne Topf mit jenen aus Hoffmanns Werken Das Fräulein von Scuderi, Der Sandmann und Das steinerne Herz verglichen. Dabei wird aufgezeigt, dass sich in den unterschiedlichen Erzählungen auch unterschiedliche Metamorphosen offenbaren und ihr Auftreten zunimmt, je phantastischer und rational schwerer zu deuten die Handlung ist.30

1. Forschungsstand

Der goldne Topf ist dasjenige Werk E.T.A. Hoffmanns, welches zusammen mit Der Sandmann in der Forschung am meisten beachtet wird.31 Aufgrund der Diversität und des Umfangs an Forschungsliteratur ist es schwer eine Auswahl zu treffen.32 In der neueren Fachliteratur gibt es laut Peter Braun drei Richtungen, denen die meisten Beiträge zuzuordnen sind: Dabei werden die Interpretationsschwerpunkte auf das Aufeinandertreffen von Bürgertum und Geisterwelt gesetzt, die Erzählung wird als eine Krankheitsgeschichte des Anselmus oder als Entwicklungsroman gelesen, in welchem der Reifungsprozess eines Studenten zum Dichter dargestellt wird. Weitere Beiträge orientieren sich an Hoffmanns Biographie, gehen an das Werk literaturgeschichtlich heran oder sind in einem anderen Forschungsfeld angesiedelt.33

Laut Hans Dahmen ist es Hoffmanns Schlüsselwerk, in dem seine Weltanschauung offenbart wird und mit dem man alle seine Werke deuten könne.34

Roland Heine hat die literarische Verarbeitung von Schlegels Transzendentalpoesie bei Novalis und Hoffmann untersucht.35

Armand De Loecker deutet Der goldne Topf allegorisch als Kampf eines Studenten, der aus der Beschränktheit ausbrechen und etwas Höheres erfahren möchte.36

Friedhelm Auhuber hat in seiner Monographie erläutert, inwiefern Hoffmann medizinische und psychologische Themen literarisch verarbeitet hat. Zudem stellt er Künstler paradigmatisch mit Kranken gleich, da beide Aussenseiter in der Gesellschaft seien.37

Siegmund Geisler und Andreas Winkler haben die Handlungsorte, darunter den Holunderbusch, das Haus des Archivarius sowie Atlantis, in Der goldne Topf untersucht und dabei festgestellt, dass diese sich sowohl ähneln als auch gegensätzlich zueinander stehen.38

Johannes Harnischfeger deutet die Dichterwerdung des Anselmus als inneren Rückzug des Dichters in Anbetracht der gesellschaftlichen Zwänge und liefert zudem psychologischmotivierte Erklärungen.39

Detlef Kremer hat romantische Metamorphosen untersucht, allerdings nicht physische Verwandlungen, sondern komplexe Textmetamorphosen, in welchen bspw. kabbalistische Einflüsse auf Hoffmanns Werke erörtert werden.40

In einer anderen Monographie hat Kremer, der die Romantik-Forschung entscheidend geprägt hat, das Verhältnis von Schrift thematisierender Dichtung zur romantischen Poetologie untersucht.41

Albrecht Leonard Driesen hat das Spiegel-Bild in Der goldne Topf untersucht. Hierbei hat Driesen die dem Autor als Vorlagen dienenden Quellen und die intertextuellen Zusammenhänge in Hoffmanns Werken beleuchtet. Dabei zeigt er auf, dass ein zentrales Element in jenen die Annäherung zwischen einer inneren und einer äusseren Welt ist, welches in den Spiegel-Bildern thematisiert wird.42

Susanne Gröble hat ein kurzes Einführungswerk geliefert, welches grob eine Auswahl an Werken und Aspekten Hoffmanns umreisst.43

Annette Simonis hat Grenzüberschreitungen in der phantastischen Literatur untersucht und Der goldne Topf als polyvalente Erzählung einer poetischen Selbstreflexion gedeutet.44 Peggy Fiebich hat Protagonisten unterschiedlicher Werke untersucht, welche sich in einer Unglückssituation befinden, darunter auch Anselmus aus Der goldne Topf. Dabei zieht sie Vergleiche mit Goethes Märchen Der neue Paris. Laut Fiebich sei Anselmus jemand, der nicht mehr zwischen innerer und äusserer Schau unterscheiden könne und sich in der Natur geborgen fühle, während ihn die Alltagswelt verunsichere.45

David Gallagher hat physische Metamorphosen als Adaptionen von Ovid untersucht, darunter Schlangen-, Spinnen-, Nymphenverwandlungen u. a. Zu seinen Untersuchungstexten gehört auch Der goldne Topf, welchen er als von den Märchen Grimms inspiriert aufzeigt, die wiederum Inhalte der Metamorphosen Ovids aufgreifen.46

Katharina Borgmann hat Der goldne Topf mit Der Sandmann verglichen und erstmalig psychoanalytisch nach Freud interpretiert.47

Einen Gesamtüberblick über Hoffmanns Œuvre hat Detlef Kremer geliefert. Darin behandelt er im umfangreichen lexikonartigen Autorenhandbuch nicht nur Hoffmanns literarisches, sondern auch juristisches und musikalisches Schaffen. Auch biographische Daten und interdisziplinäre Erkenntnisse (z. B. aus Medizin und Naturphilosophie) werden von Kremer darin gesammelt.48 Horst Pulkowski hat einen Beitrag zum Holundermotiv in der deutschen Literatur geleistet. Hierbei hat er unterschiedliche Werke untersucht, darunter auch Der goldne Topf, den er als Erzählung bezeichnet, in welcher „Anselmus [...] erst die Fesseln seines bürgerlichen Lebens abstreifen und zu seiner wahren Bestimmung als Künstler in einem Leben in Poesie finden [müsse]“. Der Holunderbaum hat laut Pulkowski Zauberkräfte, die es Anselmus ermöglichen, eine Traumvision zu haben und vermitteln damit zwischen Realität und Wunderbarem.49 Daniel Müller-Nielaba hat zusammen mit Christoph Steier und Yves Schumacher ein Sammelband herausgegeben, in welchem die Figurationen und Defigurationen, darunter auch die Doppelgängerfigur, in Hoffmanns Werken behandelt werden.50

Paul-Wolfgang Wührl hat das deutsche Kunstmärchen untersucht, in welchem er das Wunderbare, zu welchem er auch das Unheimliche dazuzählt, als wichtigstes Merkmal für die Gattung sieht.51

Bettina Rabelhofer hat eine linguistische Analyse durchgeführt, bei welcher sie aufzeigt, wie die Sprache die Wirkung des Inhalts verstärkt.52

Jasmin Marjam Rezai-Dubiel sieht Der goldne Topf als Kritik am romantischen Ideal.53

Weitere Auflistungen des Forschungsstandes zu Der goldne Topf sind bei Rezai-Dubiel54 und Wührl55 zu finden.

2. Textanalysen und Interpretationen

„Die Schlange, welche sich nicht häuten kann, geht zugrunde. Ebenso die Geister, welche man verhindert, ihre Meinungen zu wechseln; sie hören auf, Geist zu sein.“56 So lautet der Aphorismus Nieztsches Sich häuten, den man treffend auf die Schlangen Hoffmanns beziehen könnte. Die drei goldgrünen Schlangen - aber auch andere Figuren in Der goldne Topf - treten nicht nur auf der Erzählebene innerhalb der Handlung durch Verwandlungen in verschiedenen Formen auf, sondern auch ihre Bedeutungen sind, je nach Gesichtspunkt, wandelbar und unterschiedlich. In den folgenden Kapiteln werden ausgewählte Abschnitte, in denen Verwandlungen vorkommen, analysiert und interpretiert; der „Beziehungsreichtum und die Vielschichtigkeit des Textes“57 sowie seine Polyvalenz werden aufgezeigt. Es ist markant, dass die Metamorphosen sich in den Schlüsselszenen der Erzählung ereignen oder kenntlich werden.

2.1 Die Erscheinung beim Holunderbaum

Die erste Erscheinung, die in der Erzählung auftaucht, ist die Begegnung des Anselmus mit den drei goldgrünen Schlangen, in welcher das erste Mal phantastische Elemente in die Wirklichkeit eindringen. Die erste Szene, in welcher jene sprechenden Schlangen auftreten, nimmt vorweg, was sich während der ganzen Erzählung hindurch erstreckt, nämlich die Unmöglichkeit, die Schlangen, aber auch andere phantastische Erscheinungen, eindeutig zu deuten. Während die Handlung vonstattengeht, ist nichts unumstösslich ausser die daraus resultierende Polyvalenz.

2.1.1 Ein „Sichschneiden zweier Perspektiven“

Während beim klassischen Märchen die Zeit- und Ortsangabe fehlt,58 dient einerseits als Kulisse für Hoffmanns Kunstmärchen das durch Kriegswirren geschüttelte, dem damalig zeitgenössischen Leser bekannte Dresden, andererseits beginnt die Erzählung „am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr“59. Bereits der Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“ ist ein Widerspruch in sich und bricht durch die Zeitangabe mit der Konvention des Märchens.60 Doch nicht nur die fiktive Kulisse hat als Vorlage das damalige Dresden, auch in der Erzählung vorkommende Gegenstände waren dem zeitgenössischen Lesepublikum aus dem Alltag vertraut und drücken der Erzählung eine realistische Note auf. Deswegen wirkt die darauf folgende Begegnung des Studenten Anselmus mit den drei sprechenden Schlangen umso stärker als Kontrast zwischen Realismus und Phantastik. Dass in der ersten Vigilie61 Gegensatz und Verknüpfung zwischen Alltagswirklichkeit und einer übersinnlichen Geisterwelt im Fokus stehen, zeigt sich bereits im Untertitel „Des Konrektors Paulmann Sanitätsknaster und die goldgrünen Schlangen (GT 229).“62 Ein Alltagsgegenstand wird darin drei, einer Geisterwelt entspringenden, sprechenden Schlangen gegenübergestellt. Paul-Wolfgang Wührl äussert hierzu treffend: „Zahlreiche Inhaltsangaben in den Untertiteln verweisen auf das Sichschneiden zweier Perspektiven und die Doppeldeutigkeit der Erscheinungen.“63

Ebenso verweist auf ein „Sichschneiden zweier Perspektiven und die Doppeldeutigkeit der Erscheinungen“ die Bezeichnung Vigilie selbst. E.T.A. Hoffmann teilt seine Novelle in zwölf Vigilien ein. Der Begriff Vigilie hat Bedeutungen, welche mit religiösen Ritualen wie z. B. Gebeten in Verbindung stehen. Eine andere Bedeutung des Wortes ist die der Totenwache. Die Bezeichnung Vigilie - nomen est omen - kann daher als Index auf eine kommende Bedrohung oder gar den Tod hinweisen.

Eine weitere Bedeutung des Begriffes ist die der Nachtwache, eines nächtlichen Wächters. Daraus erschliesst sich, dass Anselmus jemand ist, der in der Dunkelheit etwas sieht und die Augen offen hat zu jener Zeit, in der andere ihre Augen geschlossen haben. Nachtwache verweist ebenfalls auf den Schaffensprozess Hoffmanns selbst, welcher seine Werke meist nachts verfasste. Das Wort Nachtwache per se ist eine auffällige Kombination der Wörter Nacht und Wache. Die Nacht, jene Zeit, in der man schläft und in der es dunkel ist, steht im Gegensatz zum Begriff wach, mit dem man den Wachzustand in Verbindung setzt. Anselmus hält, überspitzt formuliert, die Augen offen wie eine Nachtwache oder er wird sie bald schliessen, weil der Tod ihm bevorsteht.

2.1.2 Der Brennende Dornbusch

Nachdem Anselmus am Himmelfahrtstag mit dem Äpfelweib zusammengestossen64 ist und ihr sein Geld als Entschädigung überlassen hat, verlässt er das städtische Milieu und begibt sich in die Natur. Das erste was Anselmus bei seinem nächtlichen Spaziergang aus einer unbekannten Sphäre tretend überrascht, sind die drei goldgrünen Schlangen. Als diese auftauchen, beginnt der Student zu erkennen, dass es eine andere, übersinnliche Welt gibt, die sich ihm offenbart hat. Zwar wankt er (ebenso wie der Leser) doch seine Handlungen - er kehrt immer wieder zum Holunderbusch zurück und sucht sehnsuchtsvoll die Schlangen - zeigen, dass er an die Möglichkeit der tatsächlichen Existenz jener glaubt und sie sich ersehnt.

Vor der Begegnung des Anselmus mit den drei goldgrünen Schlangen in der ersten Vigilie, nachdem er durch ein schwarzes Tor65 geschritten und mit der alten Äpfelverkäuferin zusammengestossen ist, führt der Hauptprotagonist ein Selbstgespräch. Sein erster Satz erinnert an die Leidensgeschichte Jesu, der auf die Welt das Wort Gottes brachte und vor der Exekution sein Kreuz trug: „Wahr ist es doch, ich bin zu allem möglichen Kreuz und Elend geboren! [...] (GT 231)“66. Daraufhin wird sein Monolog durch Geräusche unterbrochen, die er aus dem Gras, den Zweigen und den Blättern, also der Natur, vernimmt: „Hier wurde der Student Anselmus in seinem Selbstgespräche durch ein sonderbares Rieseln und Rascheln unterbrochen, das sich dicht neben ihm im Grase erhob, bald aber in die Zweige und Blätter des Holunderbaums hinauf glitt, der sich über seinem Haupte wölbte (GT 233).“

In dieser Beschreibung der Szenerie ist ein biblischer Bezug zum Brennenden Dornbusch lesbar. Im Buch Exodus nämlich begegnet Mose auf dem Berg Horeb Gott, welcher ihm seinen Namen und damit seine Göttlichkeit offenbart.67 Das Feuer kommt in vielen Werken Hoffmanns als zentrales, oftmals zerstörerisches Element vor, welches auch in Ex 3,2 markant ist. Dort heisst es: „Und der Engel des Herrn erschien [Moses] in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.“68 Anselmus wird ebenfalls nicht vom Feuer verzehrt, als vom Holunderbusch Smaragde herabfallen und ihn mit Flammen versehen. Das Feuer beim Holunderbusch gleicht jenem des Brennenden Dornbusches:

Und wie er voll heissen Verlangens immer die Augen anblickte, da ertönten stärker in lieblichen Akkorden die Krystallglocken und die funkelnden Smaragden fielen auf ihn herab und umspannen ihn in tausend Flämmchen um ihn herflackernd und spielend mit Goldfaden. (GT 234)

Das Feuer prophezeit oder induziert bei Hoffmann jedoch nicht nur zerstörerische Zustände, sondern erfüllt auch andere Funktionen. Hierzu zählt auch, dass das Feuer ein bevorstehendes phantastisches Ereignis markieren kann, wobei der Holunderbaum den eintretenden magischen Moment akzentuiert. Auch hat er Anteil daran, dass Polyvalenz und Intertextualität des Textes verdichtet werden.

Wührl äussert, dass der Holunderbaum im deutschen Aberglauben zugleich Symbol für Leben als auch Tod und deswegen oft auf Friedhöfen zu finden sei. Einerseits erscheine er als Baum „göttlicher Natur“, weil Maria Jesus unter ihm wusch, andererseits habe das Wort „Hölderlin“ nebst der Bedeutung des Holunderbaums auch die des Teufels inne. Auch eine Anspielung auf Kleists Käthchen von Heilbronn, an deren Bamberger Erstaufführung Hoffmann als Bühnenbildner im Jahre 1812 tätig war, sei laut Wührl anzunehmen.69

Aniela Jaffé verweist auf Mythen vom Weltenbaum und das Konzept von Naturvölkern, dass Bäume beseelte Wesen seien.70 Da Schlangen eine ähnliche Gestalt wie Zweige haben, kann man sie m. E. als pars pro toto, als zu Schlangen verwandelte Zweige eines beseelten Holunderbaumes lesen.

Ralf Simon äussert, dass bei Eichendorff Bäume als Bilder sowohl Gott als auch dem Totenreich nahestünden.71 Die Schlangen sind in Der goldne Topf m. E. sowohl als Todesboten als auch als göttliche Boten deutbar.72

Rupert Gaderer hingegen führt die Wahrnehmungen des Anselmus während und nach der Begegnung beim Holunderbaum auf den animalischen Magnetismus73 zurück. Seiner Meinung nach „dienten magnetisierte Bäume [...] seit Mesmer als externe fluidale Speichermedien, die vom Magnetiseur mit dem magnetischen Fluidum aufgeladen wurden, um von den unter den Bäumen Ruhenden wieder entladen zu werden.“74 M. E. ist es unzureichend, die Erscheinungen nur auf physikalische Konditionen zurückzuführen, auch wenn der animalische Magnetismus in den Werken Hoffmanns wiederholt thematisiert wird. Die Natur erscheint dem Anselmus nicht nur als Objekt und sie spricht zu ihm in Gestalt von Abendwind, Holunderbaum und Abendsonne. Doch bevor er die Sprache vernimmt und versteht, mustert er zuvor das ihn umgebende, paradiesische Milieu und entdeckt die goldgrünen Schlangen. Eine Analogie zu Moses ist ersichtlich, welcher zunächst den Brennenden Dornbusch erblickt, bevor Gott sich ihm offenbart. Im Gegensatz hierzu erweist sich die Erscheinung der Schlangen vor Anselmus jedoch nicht als eindeutig göttlich, auch wenn die drei Schlangen und die drei Naturkomponenten Abendwind, Holunderbaum und Abendsonne auf die Trinität Gottes verweisen. Es stellt sich die Frage, ob die Schlangen dem Anselmus eine übersinnliche Welt zeigen oder ihn nicht verschaukeln, wenn sie in den Zweigen schaukeln, oder gar die Zweige, Schlangen zu sein, ihm vorgaukeln.

2.1.3 Die transzendente Sphäre

Als Anselmus das „Rieseln und Rascheln“ vernimmt und sein Selbstgespräch einstellt, schildert der Erzähler eine Umgebung, die an den Garten Eden erinnert: „Bald war es, als schüttle nur der Abendwind die Blätter, bald als kos’ten Vögelein in den Zweigen, die kleinen Fittige im mutwilligen Hin- und Herflattern rührend (GT 233).“ Ihre Flügel „rührend“, vielleicht verführend, erscheinen die Vögel. Die Fittige lassen an folgenden Satz aus Die Jesuiterkirche in G. denken, zumal Anselmus vorhergehend in seinem Selbstgespräch den Teufel erwähnt hatte75: „Der Teufel narrt uns mit Puppen, denen er Engelsfittige angeleimt.“76 Hinter der Kulisse des Schönen und Verlockenden lauert möglicherweise eine diabolische Bedrohung. Nach den hin und her flatternden Vögeln vernimmt Anselmus die sanften Zischlaute der goldgrünen Schlangen:

Da fing es an zu flüstern und zu lispeln, und es war, als ertönten die Blüten wie aufgehangene Krystallglöckchen. Anselmus horchte und horchte. Da wurde, er wusste selbst nicht wie, das Gelispel und Geflüster und Geklingel zu leisen halbverwehten Worten. (GT 233) Dass ihr Flüstern und Lispeln klingt „als ertönten die Blüten wie aufgehangene Krystallglöckchen“, erinnert an die Unheil verkündenden Worte der Äpfelverkäuferin: „[...]ins Krystall bald dein Fall - ins Krystall (GT 229)!“ Erstaunlich ist zudem der Vergleich, dass die drei Schlangen durch ihre Sibilanten wie Krystallglöckchen ertönen, welche man eher mit hellen Klängen verbinden würde. Der Vergleich ist daher als Hyperbel oder Parodoxie lesbar. In Hinblick auf die Frage, ob denn dem Anselmus eine jenseitige Welt sich offenbart, ist das Prinzip der Wiederholung in der Literatur heranzuziehen und könnte die Frage bejahen:

Da in der Literatur eine Wiederholung nicht unbedingt das Ursprüngliche darstellt, sondern eine Negation des Originals sein kann77, ist die Geminatio in „Anselmus horchte und horchte“ so deutbar, dass das zweite horchen ein anderes als das erste ist. Dies impliziert die Möglichkeit, dass Anselmus etwas wahrnimmt, das mit dem Gehörsinn nicht erfasst werden kann - ein Indiz dafür, dass sich etwas Über-Sinnliches ereignet. Der Hauptprotagonist selbst kann nicht erklären, wieso er dazu imstande ist, es zu vernehmen: „Da wurde, er wusste selbst nicht wie, das Gelispel und Geflüster und Geklingel zu leisen halbverwehten Worten (GT 233).“

Peggy Fiebichs bemerkt hierzu, dass der Ausdruck schauen in der Sprache der Dichtung u. a. für das Wahrnehmen von nicht-sinnlich Erfassbarem verwendet wird und der Bedeutungsunterschied von schauen und sehen in etwa mit jenem von hören und horchen vergleichbar ist, sodass horchen die gleiche dichterische Funktion einnehmen kann, eine übersinnliche Wahrnehmung zu beschreiben.78

Noch bevor die Schlangen überhaupt zu Wort kommen, fängt der Erzähler bereits an, die Umgebung lyrisch zu beschreiben - man beachte nur die Alliterationen „Rieseln und Rascheln“, „Hin- und Herflattern“ sowie „Gelispel und Geflüster und Geklingel“. Anschliessend sprechen die Schlangen zu Anselmus und mit ihrer Rede hat sich ihm anscheinend eine Welt erschlossen, die jenseits der menschlichen Wahrnehmung liegt:

Zwischen durch - zwischen ein - zwischen Zweigen, zwischen schwellenden Blüten, schwingen, schlängeln, schlingen wir uns - Schwesterlein - Schwesterlein, schwinge dich im Schimmer - schnell, schnell herauf - herab - Abendsonne schiesst Strahlen, zischelt der Abendwind - raschelt der Tau - Blüten singen - rühren wir Zünglein, singen wir mit Blüten und Zweigen - Sterne bald glänzen - müssen herab - zwischen durch, zwischen ein schlängeln, schlingen, schwingen wir uns Schwesterlein. - So ging es fort in Sinne verwirrender Rede. (GT 233f)

[...]


1 Nietzsche, Friedrich: Werke. Kritische Gesamtausgabe, herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Berlin/ New York 1971 (V,1), S. 334.

2 Das Kunstmärchen ist eine Gattung, die unterschiedliche Merkmale in sich vereinen kann; darunter sei als grundlegendes Element die „narrative Behandlung des Wunderbaren“ genannt. S. Wührl, Paul-Wolfgang: Das deutsche Kunstmärchen. Geschichte, Botschaft und Erzählstrukturen, 3. erg. Aufl. Baltmannsweiler 2012, S. 3. Paul-Wolfgang Wührl verweist auf die Problematik, das Kunstmärchen als Gattung zu betrachten, und verzichtet auf eine Definition. Vgl. ebd. S. 13.

3 Der Erstdruck der Novelle erschien im Jahre 1814 in den Phantasiestücken in Callots Manier und wurde in der zweiten Auflage 1819 von ihm selbst sprachlich und stilistisch verändert. Vgl. Steinecke, Hartmut: Entstehung und Selbstzeugnisse, in: E.T.A. Hoffmann. Fantasiestücke in Callots Manier. Werke 1814, herausgegeben von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen und Wulf Segebrecht, Frankfurt a. M. 1994 (Sämtliche Werke in Sieben Bänden 2,1), S. 745-755.

4 In Metzlers Literatur Lexikon wird der Begriff Mythos ausführlich erläutert. Eine mögliche und weit gefasste Definition sei wie folgt zitiert: „[...] Erzählung, die einen nicht beweisbaren, kollektiv wirksamen Sinn stiftet. Die weitere Explikation des M[ythos]-Begriffs ist komplex und fällt in die Zuständigkeit verschiedener Disziplinen [...]. [...]. [In der Romantik kann Mythos u. a. als] tridaisch-utopisches Modell [begriffen werden], das den M[ythos] als kollektives Weltverbundenheitsideal an den Anfang der Geschichte setzt, es dann im Geschichtsprozess durch rationale Entfremdung zerstört sieht, um es aktuell als heilsbotschaftliches Geschichtsziel zu verkünden. [...].“ S. Matuschek, Stefan: Mythos, in: Burdorf, Dieter/ Fasbender, Christoph/ Moeninghoff, Burkhard (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, 3. völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart/ Weimar 2007, S. 524f.

5 Barone, Paul: Schiller und die Tradition des Erhabenen, Berlin 2004, S. 75.

6 Wührl, Kunstmärchen, S. 14.

7 Phantastische Literatur ist u. a. eine Möglichkeit Zensuren zu umgehen und Tabuisiertes (wie bspw. sexuelle Inhalte) chiffriert wiederzugeben. So ist es nicht verwunderlich, wenn Sexualität Anfang des 20. Jahrhunderts (und später) in den Wissenschaften vermehrt Beachtung findet und die phantastische Literatur als Untersuchungsobjekt herangezogen wird. Verwiesen sei auf Michel Foucault, der in etlichen seiner Werke die Beziehungen zwischen Sexualität und Wissenschaft erläutert. Vgl. Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen, übersetzt von Ulrich Raulff und Walter Seitter, 19. Auflage, Frankfurt a. M. 2012 (Sexualität und Wahrheit 1).

8 Der Phantastikbegriff ist vielfach diskutiert und unterschiedlich definiert worden. An dieser Stelle sei auf das Konzept von Tzvetan Todorov verwiesen. Todorov bezeichnet Literatur als phantastisch, sofern in der Handlung ein Ereignis eintritt, welches nicht mit physikalischen Gesetzen vereinbart werden kann. Von dieser Grundüberlegung soll ausgegangen werden. Wird es später in der Erzählung rational erklärt so wird laut Todorov der Bereich der Phantastik verlassen und der des Unheimlichen betreten (wobei das Unheimliche hierbei stets Angst auslösend sein müsse). Wird das den Leser überraschende Ereignis als übernatürlich erklärt, so wird die Sphäre des Wunderbaren betreten. Vgl: Todorov, Tzvetan: Einführung in die fantastische Literatur, übersetzt von Karin Kersten, Senta Metz und Caroline Neubaur, Berlin 2013. Auf die Kritik an der Definition Todorovs wird hier nicht näher eingegangen. Es soll jedoch angemerkt werden, dass durch seine Beschaffenheit und Vieldeutigkeit die Erzählung Der goldne Topf anhand Todorovs Definition von phantastischer Literatur m. E. je nach Lesart unterschiedlich in sein Konzept eingereiht und definiert werden kann.

9 Zunächst erscheinen dem Anselmus nur sprechende Schlangen, später erfährt er, dass jene die Töchter des Archivarius Lindhorst sind, und je weiter die Erzählung voranschreitet, desto mehr Figuren machen Verwandlungen durch oder nehmen welche wahr. Dringen in die Welt des Anselmus mit fortschreitender Erzählung immer mehr und mehr phantastische Elemente, so verwandelt sich am Ende die gesamte Lebenswelt des Anselmus, indem jener sich entscheidet, nach Atlantis auszuwandern.

10 Schweikle, Günther: Metamorphose, in: Burdorf, Dieter/Fasbender, Christoph/Moeninghoff, Burkhard (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, 3. völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart/Weimar 2007, S. 494.

11 Der Begriff Motiv ist problematisch. „Je nach Zielsetzung, Blickwinkel und Forschungsansatz finden sich Begriffsbestimmungen, die in ihrer Aussager widersprüchlicher nicht sein könnten.“ S. Pulkowski, Horst: Vom Träumen unter dem Holunderbusch. Das Holundermotiv in der deutschen Literatur, Heilbronn 2011, S. 11. Im Metzler Lexikon Literatur wird Motiv als „kleinste bedeutungsvolle Einheit eines lit. Textes oder selbständig tradierbares intertextuelles Element[...]“ definiert. „Anders als der Stoff [...] ist es nicht an bestimmte Namen, Orte und Zeiten gebunden; gegenüber dem Thema [...] ist es inhaltlich konkreter gefasst [...].“ S. Doering, Sabine: Motiv, in: Burdorf, Dieter/ Fasbender, Christoph/ Moeninghoff, Burkhard (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, 3. völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart/ Weimar 2007, S. 514.
Horst Pulkowski äussert: „Grundsätzlich lassen sich Wertigkeiten beim Gebrauch des Motivs unterscheiden. Es kann für den ganzen Text , seinen Inhalt, seine Aussage und seine formale Gestalt bestimmend sein. Es kann aber auch nur bestimmte Aspekte der Textaussage bildlich verdeutlichen oder sich auf die Übermittlung von Gefühlen beschränken.“ S. Pulkowski, S. 12f.
Daniel Müller-Nielaba verweist in den Veranstaltungen der Universität Zürich darauf, dass der Begriff an ein Bild denken lässt und man beachten muss, dass literarische Motive sehr wandelbar sind und sich gleiche Motive voneinander unterscheiden.

12 Intertextualität ist der „[...] Bezug eines Textes auf andere Texte. Im weitesten Sinne umfasst I[ntertextualität] alle Bezüge eines lit[erarischen] Textes zu anderen lit[erarischen] oder auch nichtlit[erarischen] Texten [...].“ S. Martinez, Matias: Intertextualität, in: Burdorf, Dieter/ Fasbender, Christoph/ Moeninghoff, Burkhard (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, 3. völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart/ Weimar 2007, S. 357.

13 Das Unheimliche wird von Freud als etwas Heimliches (Bekanntes) definiert, welches verdrängt wurde und wiederkehrt. Zugleich räumt er ein, dass nicht alles Heimische in der Gestalt des Unheimlichen wiederkehrende auch unheimlich ist. In Märchen und Fantasiewelten gäbe es laut Freud das Unheimliche nicht, nur in realistischen Erzählungen. Vielleicht hat m. E. Freud gerade deswegen Der Sandmann als Untersuchungsobjekt für das Unheimliche herangezogen und nicht Der goldne Topf, da er zweites als Märchen oder schwer einzuordnende und mehrdeutige Erzählung gelesen hat. Vgl. Freud, Sigmund: Das Unheimliche, in: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 12, herausgegeben von Anna Freud, London 1947, S. 227-268. Durch die Vermischung von Realität und Märchenhaftem und der literarischen Verarbeitung vom Traumhaften und Psychologischen hat E.T.A. Hoffmann jedenfalls den magischen Realismus, den Surrealismus und die Psychologie zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend beeinflusst.

14 Auf die Fabelwesen wird in der vorliegenden Arbeit, um den Rahmen nicht zu sprengen, nicht eingegangen. Jene erscheinen in Binnenerzählungen (bspw. als Lindhorst von seinen Ahnen erzählt oder als verschriftlichte Erzählung in den Manuskripten welche Anselmus kopiert); im Fokus der vorl. Arbeit steht lediglich die Rahmenhandlung.

15 Ähnlich wie in einigen Werken Heinrich von Kleists (wie bspw. Der Zweikampf), in denen manche Ereignisse sowohl als göttliche Fügung als auch als Zufall gelesen werden können.

16 Der goldne Topf beginnt als phantastische Erzählung und endet als Märchen.

17 Angemerkt sei, dass die Romantiker oder die Romantik ein künstliches Konstrukt ist und man bei dem Versuch, alle Autoren einer bestimmten Epoche zu charakterisieren, nur scheitern kann.

18 Über die Vieldeutigkeit, einschliesslich der Polyvalenz in der Romantik, hat Bernd W. Seiler einen prägnanten Aufsatz geschrieben. Vgl. Seiler, Bernd W.: Vieldeutigkeit und Deutungsvielfalt oder: Das Problem der Beliebigkeit im Umgang mit Literatur, in: Der Deutschunterricht 34 (1982), 6, S. 87-104, Universität Bielefeld Publikationen Online.

19 Oder auch von Zitaten, weil diese nicht als das Urprüngliche, das Zitierte, sondern als Heraufbeschwörung von etwas Neuem erscheinen. Vgl. Müller, Nielaba: Stoff. Motiv. Zitat, Audiodatei, Internationales Kolleg Morphomata Online.

20 Novalis: Gesammelte Werke, herausgegeben von Hans Jürgen Balmes, Frankfurt a. M. 2008, S. 365. Das Zitat ist, überspitzt formuliert, in dem Kontext der vorl. Arbeit bestes Beispiel dafür, dass das Zitat etwas anderes ist, als das Zitierte - allein schon aufgrund seiner Lokalität.

21 Gröble, Susanne: E.T.A. Hoffmann, Stuttgart 2000, S. 32.

22 Des Vetters Eckfenster schrieb Hoffmann gar nicht selbst, sondern diktierte die Erzählung auf dem Sterbebett.

23 Breton, André: Nadja, übersetzt von Bernd Schwibs, Frankfurt a. M. 2002, S. 139.

24 Singh, Sikander: Dichtung, in: Burdorf, Dieter/ Fasbender, Christoph/ Moeninghoff, Burkhard (Hgg.): Metzler Lexikon Literatur, 3. völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart/ Weimar 2007, S. 156.

25 Wührl, Paul-Wolfgang: Erläuterungen und Dokumente. E.T.A. Hoffmann. Der goldne Topf, Stuttgart 2004, S. 5.

26 Zur Entstehungsgeschichte von Der goldne Topf vgl. Wührl, S. 110-126. Zur Biographie Hoffmanns vgl. Safranski, Rüdiger: E.T.A. Hoffmann. Das Leben eines skeptischen Phantasten, München 1984.

27 Wenzel, Peter: New Criticism, in: Nünning, Ansgar (Hg.): Grundbegriffe der Literaturtheorie, Stuttgart/ Weimar 2004, S. 124.

28 Ebd. S. 124. Jegliche durch eckige Klammern markierte Auslassungen, Änderungen, Verschiebungen von Satzgliedern, Anmerkungen usw. innerhalb von Zitaten erfolgen durch den Autor der vorl. Arbeit.

29 Ebd. S. 125.

30 In der vorl. Arbeit wurden zahlreiche Gedanken aus Veranstaltungen der Universität Zürich, insbesondere jenen von Sabine Schneider und Daniel Müller-Nielaba, übernommen oder durch jene angeregt.

31 Hoffmann gehört (zusammen mit Kleist) zu den in der Forschung der letzten Jahrzehnte am meisten beachteten Schriftsteller.

32 Selbiges behauptet Detlef Kremer. Vgl. Kremer, Detlef: E.T.A. Hoffmann. Erzählungen und Romane, Berlin 1999, S. 23.

33 Vgl. Braun, Peter: Kommentar, in: E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf. Mit einem Kommentar von Peter Braun, Frankfurt am Main 2015, S. 132. Vgl. Krause, Stefan: E.T.A. Hoffmanns Der goldene Topf. Über die Konstruktion eines Fantasiestücks, Hamburg 2014, S. 10.

34 Vgl. Dahmen, Hans: E.T.A. Hoffmanns Weltanschauung, Marburg a. L. 1929 (Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft 35), passim.

35 Vgl. Heine, Roland: Transzendentalpoesie. Studien zu Friedrich Schlegel, Novalis und E.T.A. Hoffmann, Bonn 1974 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft 144).

36 De Loecker, Armand: Zwischen Atlantis und Frankfurt. Märchendichtung und Goldenes Zeitalter bei E.T.A. Hoffmann, Frankfurt a. M./ Bern 1983 (Europäische Hochschulschriften, Reihe I Deutsche Sprache und Literatur 598).

37 Vgl. Auhuber, Friedhelm: In einem fernen dunklen Spiegel. E.T.A. Hoffmanns Poetisierung der Medizin, Opladen 1986.

38 Vgl. Geisler/ Sigmund, Winkler/ Andreas: Entgrenzte Wirklichkeit. E.T.A. Hoffmann. Der Goldne Topf. Ludwig Tieck. Der blonde Eckbert, Stuttgart 1987 (Anregungen für den Deutschunterricht).

39 Vgl. Harnischfeger, Johannes: Die Hieroglyphen der inneren Welt. Romankritik bei E.T.A. Hoffmann. Eine Studie zu Der goldne Topf, Opladen 1988.

40 Vgl. Kremer, Detlef: Romantische Metamorphosen, Stuttgart/ Weimar 1993.

41 Vgl. Kremer, Detlef: E.T.A. Hoffmann. Erzählungen und Romane, Berlin 1999.

42 Vgl. Driesen, Albrecht-Leonard: Das Spiegel-Bild in E.T.A. Hoffmanns Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvesternacht und Prinzessin Brambilla. Einführung in die Poetologie eines literarischen Spiegelkabinetts, Giessen: Kletsmeier 1997 (Wissenschaftsskripten 1, Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft 6).

43 Vgl. Gröble, Susanne: E.T.A. Hoffmann, Stuttgart 2000.

44 Vgl. Simonis, Annette: Grenzüberschreitungen in der phantastischen Literatur. Einführung in die Theorie und Geschichte eines narrativen Genres, Heidelberg 2005 (Beiträge zur Neueren Literaturgeschichte 220).

45 Vgl. Fiebich, Peggy: Gefährten im Unglück. Die Protagonisten narrativer Texte von E.T.A. Hoffmann sowie von Novalis, Goethe und Kleist, Würzburg 2007 (Würzburger wissenschaftliche Schriften, Reihe Literaturwissenschaft 595).

46 Vgl. Gallagher, David: Metamorphosis. Transformations of the Body and the Influence of Ovid´s Metamorphoses on Germanic Literature of the Nineteenth and Twentieth Centuries, Amsterdam/ New York 2009 (Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft 127), S. 273-295.

47 Vgl. Borgmann, Katharina: Gefangen im eigenen Ich. Ein psychoanalytischer Vergleich von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann und Der goldne Topf. Masterarbeit Universität Tennessee 2009 Online.

48 Vgl. Kremer, Detlef: E.T.A. Hoffmann. Leben. Werk. Wirkung, 2. erw. Aufl. Berlin 2010.

49 Vgl. Pulkowksi, Horst: Vom Träumen unter dem Holunderbusch. Das Holundermotiv in der deutschen Literatur, Heilbronn 2011, S. 134-139. Zudem bemerkt Pulkowski darin, dass Hoffmann in Der goldne Topf Ereignisse aus seinem Leben, die unglückliche Liebe zu einer Fünfzehnjährigen, verarbeitet. Angemerkt sei, dass sich die vorliegende Arbeit von jeglicher Aussage, Hoffmann habe reale Geschehnisse aus seinem Leben verarbeitet, distanziert. Literatur besteht aus fiktionalen Ereignissen und inwieweit diese von wirklichen Begebenheiten beeinflusst sind ist kaum oder nur schwer nachprüfbar.

50 Müller-Nielaba, Daniel: Gibt es ihn, gibt es ihn nicht: (Hoffmanns) Doppelgänger, in: Ders. u. a. (Hg.): Figur. Figura. Figuration. E.T.A. Hoffmann, Würzburg 2011, S. 163-172.

51 Vgl. Wührl, Paul-Wolfgang: Das deutsche Kunstmärchen. Geschichte, Botschaft und Erzählstrukturen, 3. erg. Aufl. Baltmannsweiler 2012.

52 Vgl. Rabelhofer, Bettina: Zur Aerodynamik des Wortes in E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen Der goldene Topf, in: Braun, Christian (Hg.): Sprache und Geheimnis. Sondersprachenforschung im Spannungsfeld zwischen Arkanem und Profanem, Berlin 2012 (Lingua Historica Germanica 4), S. 293-304.

53 Rezai-Dubiel, Jasmin Marjam: Die Kritik am romantischen Ideal in E.T.A. Hoffmanns Der goldene Topf, Studia theodisca, [S.l.], v. 20, S. 65-99, Nov. 2013, Online.

54 Vgl. Rezai-Dubiel, S. 66-68.

55 Vgl. Wührl, Erläuterungen, S. 130-169.

56 Nietzsche, Friedrich: Werke. Kritische Gesamtausgabe, herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Berlin/ New York 1971 (V,1), S. 334.

57 Wührl, Erläuterungen, S. 5.

58 Ebd. S. 5.

59 E.T.A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callots Manier. Werke 1814, hg. von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen und Wulf Segebrecht, Frankfurt a. M. 1994 (Sämtliche Werke in Sieben Bänden 2,1), S. 229. Zitatnachweise künftig im Text mit der Chiffre GT.

60 Vgl. Gröble, S. 30.

61 Jean Paul hat seine Romane in Stationen, Belustigungen u. a. gegliedert, E.T.A. Hoffmann unterteilt seine Novelle Der goldne Topf in Vigilien. Vgl. Wührl, Erläuterungen, S. 5.

62 Vgl. Wührl, Erläuterungen, S. 5.

63 Wührl, Erläuterungen, S. 5.

64 „Die Begegnung wird an die Himmelfahrt Jesu Christi geknüpft, so dass ein transzendentaler [M. E. ist wahrscheinlich transzendent gemeint, also nicht kantianisch-transzendental] Bezug gegeben ist, der auf das verlorene Paradies verweist.“ S. Rezai-Dubiel, S. 70.

65 Das schwarze Tor ist einerseits „Teil der fiktiven Erzählkulisse“, andererseits ein „ambivalentes Requisit mit unheilvoller Vorbedeutung“. S. Wührl, Erläuterungen, S. 5.

66 Vgl. Rezai-Dubiel, passim.

67 In Lebensansichten des Katers Murr begegnen Julia und Hedwiga zum ersten Mal Kreisler ebenfalls bei einem Gebüsch. Vgl. Hoffmann, E.T.A.: Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeister Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern, herausgegeben von Hartmut Steinecke, Stuttgart 2006, S. 56.

68 Sämtliche Bibelzitate und -bezüge in der vorliegenden Arbeit wurden aus der Lutherbibel entnommen: Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers. Mit Apokryphen. Herausgegeben von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Revidierte Fassung von 1984, Stuttgart 1999.

69 Vgl. Wührl, Erläuterungen, S. 7.

70 Vgl. Jaffé, Aniela: Bilder und Symbole zu E.T.A. Hoffmanns Märchen Der goldne Topf, 3. Auflage Zürich 1986, S. 301f.

71 Simon, Ralf: Der Baum der Sprache. Zum lyrischen Bild bei Eichendorff, in: Müller-Nielaba, Daniel (Hg.): Du kritische Seele. Eichendorff. Epistemologien des Dichtens, Würzburg 2009. S. 51-62.

72 Hermes, der antike Götterbote, fungiert nicht nur als Nachrichtenvermittler der Götter, sondern führt auch die Verstorbenen in den Hades.

73 Zum Begriff animalischer Magnetismus: S. Kapitel 2.1.8 der vorliegenden Arbeit.

74 Gaderer, Rupert: Poetik der Technik. Elektrizität und Optik bei E.T.A. Hoffmann, Freiburg i. B./ Berlin/ Wien 2009 (Rombach Wissenschaften, Edition Parabasen 9), S. 107.

75 Der letzte Satz seines abrupt beendeten Selbstgesprächs lautet: „Aber da führt mich der Satan in den verwünschten Äpfelkorb und nun muss ich in der Einsamkeit meinen Sanitätsknaster. - (GT 233)“

76 E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke. Klein Zaches. Prinzessin Brambilla.Werke 1816-1820, herausgegeben von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Gerhard Allroggen, Frankfurt a. M. 2009 (Sämtliche Werke in Sieben Bänden 3), S. 119.

77 Das Prinzip des Zeichens selbst funktioniert, indem etwas (ein Zeichen) auf etwas anderes (Referent) verweist. Es sei hierbei auf Doppel- und Wiedergänger verwiesen, die als etwas anderes erscheinen als das Original. Dieses Prinzip von Antagonie zwischen Ursprung und der Wiederholung, welches von Daniel Müller-Nielaba anhand des Beispiels des Doppegängers aufgezeigt wurde, ist m. E. (nicht immer!) innerhalb von Texten auch in kleinen Einheiten innerhalb der Syntax erkennbar. Oder um es mit Worten aus der Linguistik (überspitzt) auszudrücken: Die Wiederholung ist an dieser Stelle nicht nur ein anderes Token, sondern auch ein anderer Type. Vgl. hierzu: Müller-Nielaba, Doppelgänger, S. 163-172.

78 Vgl. Fiebich, S. 264.

Fin de l'extrait de 89 pages

Résumé des informations

Titre
Die Metamorphosen in ETA Hoffmanns "Der goldne Topf". Analyse und intertextueller Vergleich
Université
University of Zurich
Auteur
Année
2015
Pages
89
N° de catalogue
V319241
ISBN (ebook)
9783668205116
ISBN (Livre)
9783668205123
Taille d'un fichier
1043 KB
Langue
allemand
Mots clés
metamorphosen, hoffmanns, topf, analyse, vergleich
Citation du texte
Marko Stevic (Auteur), 2015, Die Metamorphosen in ETA Hoffmanns "Der goldne Topf". Analyse und intertextueller Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319241

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