Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ausgewählte Textstellen aus „Der goldne Topf“, in denen Metamorphosen stattfinden oder stattgefunden haben, zu analysieren und zu interpretieren. Hierbei wird aufgezeigt, dass die Metamorphosen die Polyvalenz der Erzählung verstärken. Zudem soll festgestellt werden, welche Arten von Metamorphosen ersichtlich sind. Dabei wird zwischen Verwandlungen von Mensch zu Tier (oder umgekehrt) und von Mensch zu Gegenstand (oder umgekehrt) unterschieden, welche in „Der goldne Topf“ stets Hybride hervorbringen; d. h. Menschen welche sich in Tiere verwandeln behalten gewisse menschliche äusserliche Eigenschaften bei. Die Metamorphosen in „Der goldne Topf“ sind daher keine Transformationen zu Tieren, sondern zu Mischwesen. Zudem kommen Geschöpfe vor, die einer Welt des Wunderbaren entstammen, und es ereignet sich auch eine Verwandlung, in welcher der Hauptprotagonist seine menschliche Gestalt beibehält, jedoch schrumpft (und ausnahmsweise keine Hybridisierung stattfindet).
In einem weiteren Schritt soll aufgezeigt werden, wie sich die Metamorphosen in „Der goldne Topf“ von jenen in „Der Sandmann“, „Das Fräulein von Scuderi“ und „Das steinerne Herz“ unterscheiden. Dabei wird untersucht, ob in E.T.A. Hoffmanns Erzählungen die Anzahl der Metamorphosen steigt, je phantastischer und je unwahrscheinlicher übersinnlich erscheinende Ereignisse in ihnen rational erklärbar sind. Auch soll erörtert werden, ob Unterschiede zwischen den Verwandlungen ersichtlich sind.
Hoffmanns Erzählstil lässt sowohl rationale als auch übernatürliche Erklärungen für die Geschehnisse in seinen Erzählungen zu15, in denen man nicht eindeutig festlegen kann, ob sich das Erzählte durch Hirngespinst, Zufall oder Einwirkung höherer Instanzen ereignet. Allerdings ist jede Erzählung von Hoffmann mehr oder minder mit übersinnlichen oder rationalen Faktoren erklärbar: Während „Das Fräulein von Scuderi“ die erste deutsche Kriminalnovelle darstellt, in welcher der Fall rational gelöst wird (obwohl dennoch die Möglichkeit von Übersinnlichem nicht ausgeschlossen werden kann) und beim „Sandmann“ sowohl rationale als auch nicht-rationale Erklärungen für die Erzählung gleichermassen herangezogen werden können, nimmt in „Der goldne Topf“ das Phantastische im Verlauf der Handlung dermassen zu und schliesslich überhand, dass die Handlung, wenn man sie nicht als Phantasmen des Protagonisten ansieht, nur als in einer Sphäre des Übernatürlichen eingebettet bestimmen kann.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 0. Einleitung
- 1. Forschungsstand
- 2. Textanalysen und Interpretationen
- 2.1 Die Erscheinung beim Holunderbaum
- 2.1.1 Ein ,,Sichschneiden zweier Perspektiven”
- 2.1.2 Der Brennende Dornbusch
- 2.1.3 Die transzendente Sphäre
- 2.1.4 Der Erzähler
- 2.1.5 Der Sündenfall
- 2.1.6 Von Engeln, die schlängeln
- 2.1.7 Das Kristallmotiv
- 2.1.8 Animalischer Magnetismus
- 2.1.9 Namensgebung
- 2.1.10 Das Feuermotiv
- 2.1.11 Intertextualität
- 2.1.12 Das Schlangenmotiv
- 2.2 Die Fahrt über die Elbe
- 2.2.1 Der Schein
- 2.2.2 Die Wasseroberfläche als Spiegelmotiv
- 2.2.3 Der,,tolle Zwiespalt”
- 2.2.4 Die Kristallglocken
- 2.2.5 Die Elbe
- 3. Arten von Metamorphosen
- 3.1 Mensch zu Tier/ Tier zu Mensch
- 3.1.1 Die drei Schlangen
- 3.1.2 Lindhorst als Geier
- 3.1.3 Die Tiere in der Stube des Äpfelweibs
- 3.1.4 Die Vögel im Garten des Lindhorst
- 3.1.5 Serpentina
- 3.2 Mensch zu Gegenstand/ Gegenstand zu Mensch
- 3.2.1 Das Äpfelweib als Kaffeekanne
- 3.2.2 Das Äpfelweib als Türklopfer und Klingelschnur
- 3.3 Das Schrumpfen des Anselmus
- 4. Die Metamorphosen in Der goldne Topf als metapoetische und poetisch-funktionelle Zeichen
- 5. Vergleich mit anderen Werken
- 5.1 Die Metamorphosen in Der Sandmann
- 5.2 Die Metamorphose in Das Fräulein von Scuderi
- 5.3 Die Metamorphose in Das steinerne Herz
- 6. Schlussbetrachtung
- Analyse der verschiedenen Arten von Metamorphosen in „Der goldne Topf“
- Untersuchung der poetischen und metapoetischen Funktion der Metamorphosen
- Vergleich der Metamorphosen in „Der goldne Topf“ mit anderen Werken Hoffmanns
- Bedeutung der Metamorphosen für die Charakterentwicklung des Protagonisten Anselmus
- Die Rolle von Mythen und Übernatürlichem in der Erzählung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Masterarbeit befasst sich mit den Metamorphosen in E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ und untersucht deren Bedeutung innerhalb der Erzählung. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Arten von Metamorphosen und deren poetische und metapoetische Funktion. Darüber hinaus werden die Metamorphosen in „Der goldne Topf“ im Kontext anderer Werke Hoffmanns betrachtet.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Forschungslandschaft zum Thema Metamorphosen in „Der goldne Topf“ und stellt die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit dar.
Das Kapitel „Forschungsstand“ befasst sich mit den bestehenden Forschungsarbeiten zu „Der goldne Topf“, insbesondere im Hinblick auf die Metamorphosen.
Das Kapitel „Textanalysen und Interpretationen“ analysiert verschiedene Textstellen in „Der goldne Topf“, die sich mit den Metamorphosen beschäftigen. Hierbei werden die verschiedenen Arten von Metamorphosen und deren poetische und metapoetische Funktion untersucht.
Das Kapitel „Arten von Metamorphosen“ betrachtet die verschiedenen Arten von Metamorphosen, die in „Der goldne Topf“ vorkommen, und analysiert deren Bedeutung für die Erzählung.
Das Kapitel „Die Metamorphosen in Der goldne Topf als metapoetische und poetisch-funktionelle Zeichen“ beleuchtet die Bedeutung der Metamorphosen als metapoetische und poetisch-funktionelle Zeichen.
Das Kapitel „Vergleich mit anderen Werken“ vergleicht die Metamorphosen in „Der goldne Topf“ mit anderen Werken Hoffmanns, um deren spezifische Bedeutung in „Der goldne Topf“ herauszustellen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Metamorphosen in E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“ und deren Funktion innerhalb der Erzählung. Die Arbeit befasst sich mit Themen wie poetische und metapoetische Funktion, Mythen, Übernatürliches, Charakterentwicklung, Heilsgeschichte, und gattungsspezifische Merkmale des Kunstmärchens.
- Quote paper
- Marko Stevic (Author), 2015, Die Metamorphosen in ETA Hoffmanns "Der goldne Topf". Analyse und intertextueller Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319241