Wie schneiden Jugendliche mit Migrationshintergrund in PISA-Studien ab?

Auf der Grundlage von PISA 2000, 2003 und 2006


Term Paper, 2012

23 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

1. PISA- Studien und Kinder mit Migrationshintergrund

2. Migration
2.1. Menschen mit Migrationshintergrund

3. Das Programme for International Student Assessment (PISA): Konzeption, Inhalt, Ziel

4. Schüler mit Migrationshintergrund in PISA-Studien
4.1. Migrationshintergrund und Bildungsungleichheit

5. Kinder mit Migrationshintergrund in PISA 2000
5.1. Lesekompetenz
5.2. Welche Schule besuchen Kinder mit Migrationshintergrund?

6. Kinder mit Migrationshintergrund in PISA 2003
6.1. Spezifische Befunde zum Migrationshintergrund
6.2. Zuordnung der Schüler aufgrund ihres Sprachgebrauchs
6.3. Mathematische Kompetenz

7. Kinder mit Migrationshintergrund in PISA 2006
7.1. Sprachkompetenz als Schlüssel zum Erfolg
7.2. Der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und dem Bildungserfolg

8. Schlusswort

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: 15-Jährige nach Migrationsstatus der Familie und mindestens erreichter Kompetenzstufe im Lesen

Abbildung 2: 15-Jährige nach Migrationsstatus der Familie und Bildungsgang ohne Sonderschule

Abbildung 3: Leistungspunkte in Mathematik der 15-Jährigen Schüler

1. PISA- Studien und Kinder mit Migrationshintergrund

„Der Zugang zur Bildung ist eine zentrale Voraussetzung, um an der Entwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft teilzuhaben. Das deutsche Bildungssystem hat jedoch im Blick auf Chancenungleichheit und gelingende Integration noch Entwicklungsbedarf“1

Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, welche Faktoren für Benachteiligung in der Bildungsbeteiligung von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien verantwortlich sind. Warum schneiden die Jugendliche mit Migrationshintergrund dauernd schlechter ab, obwohl viele von ihnen von der Geburt an in der Bundesrepublik Deutschland leben und ausschließlich deutsche Bildungseinrichtungen besucht haben. Dies ist heutzutage ein sehr oft diskutiertes Thema, mit dem sich mehrere Studien beschäftigen. Unter anderem IGLU- und PISA-Studien. Diese Arbeit beruht auf der Grundlage von Daten aus dem Programme for International Student Assessment (PISA) der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Dies ist eine internationale Schulleistungsstudie, die die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler am Ende ihren Schulpflicht testet. Neben des Curriculum-Wissens der Schüler, wird auch die Soziallage, in der sich die Schüler befinden, genauer untersucht. Demzufolge lassen sich dauerhafte Unterschiede im Bildungserfolg zwischen den Kinder mit sozialen Benachteiligungen erkennen.

Besonders das Thema von Kinder mit Migrationshintergrund ist seit der Publikation der Ergebnisse der Schulleistungsvergleiche in das Blickfeld gerückt.2 Diese Kinder erzielen nämlich weltweit geringeren Bildungserfolg. Das bedeutet unter anderem die Zurückstellung; Klassenwiederholungen; überdurchschnittlich häufige und nicht begründete Zuweisungen zu Sonderklassen; sowie Zuteilungen zu Schultypen der Sekundarstufe I. Demzufolge verlassen die Migrantenkinder oft die Schule ohne Abschluss und haben dann sehr große Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz zu finden.3 Es ist leider bis jetzt nicht gelungen herauszufinden, wie man die Situation der Kinder mit Migrationshintergrund effektiv ändern könnte. Sicher ist, dass es nicht nur ungleiche Verteilung der Bildungschancen bezüglich der sozialen Herkunft gibt, sondern dass auch spezifische Muster der Ungleichheit innerhalb des Bildungssystems erkennbar sind.4

In der vorliegenden Arbeit wird zunächst der Begriff der Migration geklärt. Der nächste Abschnitt nimmt die Ergebnisse der PISA Studien in den Blick, die auf die Chancenungleichheit der Schüler mit Migrationshintergrund aufmerksam gemacht haben. Ich suche in PISA 2000, 2003 und 2006 nach den Gründen der Bildungsungleichheit.

2. Migration

Immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat, um ihren Lebensmittelpunkt, an einen anderen Ort zu verlegen. Diese Prozesse haben sehr stark in den letzen 20 Jahren zugenommen und so an Bedeutung für Wirtschaft, Politik und das Sozialwesen gewonnen. Allein zwischen 1990 und 2000 ist die Migration um 46 % angestiegen.5 Mehr als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migranten in einem Staat, in dem sie nicht geboren wurden. Dies entspricht etwa der doppelten Bevölkerungszahl der Bundesrepublik. Obwohl viele Länder verschiedene Maßnahmen ergriffen haben, um die Einwanderungszahlen einzudämmen, sind internationale Migrationsbewegungen weiterhin ein Thema mit globaler Bedeutung.6 Große Teil der Migranten verlassen ihre Heimat nur für kurze Zeit, um zum Beispiel nach Arbeit zu suchen. Viele jedoch machen dies mit dem Zweck, für längere Zeit oder aber für das restliche Leben in dem Zielland zu bleiben. Es gibt ganz verschiedene Gründe, warum Leute auswandern. Einer der Wichtigsten ist die wirtschaftliche Not, also die Arbeitslosigkeit in dem Heimatsland. Die Leute wandern aus, um sich und ihrer Familie ein besseres materielles „Dasein“ zu sichern. Ein weiterer Grund für das Verlassen des Heimatlandes sind Kriege und Naturkatastrophen. Dies betrifft insbesondere solche Regionen wie den Kosovo, Japan und Afrika. Die Leute wandern aus, weil es oft ihre einzige Chance ist, um zu überleben. Viele verlassen auch ihre Heimat, weil sie einfach etwas Neues erleben möchten. 7

Die Ergebnisse des Mikrozensus aus dem Jahr 2005, geben Auskunft darüber, dass fast ein Fünftel (19 Prozent) der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland einen Migrationshintergrund haben. Die Zusammensetzung der Migranten ist dabei sehr heterogen. Man kann zwischen drei Gruppen unterscheiden. Die erste Gruppe bilden Gastarbeiter, die nach Mitte der 1950er Jahre nach Deutschland gekommen sind, und deren Nachfahren weiterhin in diesem Land sein Leben führen (Italiener, Griechen, Türken, Spanier). Die zweite Gruppe bilden die Flüchtlinge aus Jugoslawien, die nach dem Jahr 1990 nach Deutschland gekommen sind. Die dritte Gruppe setzt sich aus seit dem Jahr 1980 eingewanderten Aussiedlern zusammen. Die demographischen Bewegungen haben sich auch in der Zusammensetzung von Schülerschaften widergespiegelt.8

2.1. Menschen mit Migrationshintergrund

„Personen mit Migrationshintergrund sind demnach alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem nach 1949 zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“(Statistisches Bundesamt 2010, S. 6)

Nach dem Auswandern sind die Migranten mit sehr vielen Problemen konfrontiert. Das größte Problem ist meistens die Integration. Die Sprache ist der wichtigste Faktor, der bei dieser hilft. Aber erst gute deutsche Sprachkenntnisse sind die Grundlage für Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe.9 Dies stellt eine große Herausforderung, nicht nur für die Migranten selbst, sondern auch für die einheimische Bevölkerung dar. Besonders schwierig ist die Situation für die Migrantenkinder, die noch nicht ganz die Gründe der Auswanderung in ihrer vollen Gänze erfassen können. Da die Eltern oft den Kinder nicht helfen können, ist es sehr wichtig, dass diese Hilfe von den Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bekommen. Die Schulen spielen eine entscheidende Rolle in der Vermittlung von Werten und Normen. Ihnen fällt außerdem die wichtige Aufgabe zu, den Schülerinnen und Schülern die jeweilige Landessprache zu vermitteln.10 Ein sehr großes Problem bei Migrantenkinder entsteht auch durch die doppelte Halbsprachigkeit. Das heißt, dass die zugewanderten Kinder und Jugendliche weder die eigene Muttersprache, noch die deutsche als Zweitsprache beherrschen. Ebenso gibt es sehr viele Erwachsene, die sehr lange in Deutschland wohnen, aber die Sprache immer noch nicht in ausreichenden Maß erlernt haben.11

3. Das Programme for International Student Assessment (PISA): Konzeption, Inhalt, Ziel

PISA ist eine internationale Schulleistungsstudie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften in regelmäßigen Abständen erhebt. Es werden diese Kompetenzen untersucht, weil sie für das lebenslange Lernen nicht nur in der Schule sondern auch im Beruf und im Alltag wichtig sind. Man will also mit PISA-Studien nicht nur überprüfen, ob die Schüler den vorgesehenen Lernstoff beherrschen, sondern schauen, ob sie über die grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die man im Erwachsenenleben benötigt. Pisa deckt außerdem die Veränderungen im Bildungssystem auf und zeigt, wo Handlungsbedarf besteht, um Lernchancen optimal zu nutzen und gerecht zu verteilen.12 Die erste Erhebung fand im Jahr 2000 statt. Danach erfolgten die Messungen in einem Dreijahreszyklus. Dabei wird jeweils ein Kompetenzbereich als Schwerpunkt genauer untersucht, dem dann zwei Drittel der Testzeit zugeteilt werden. Im Jahr 2000 war dieser die Lesekompetenz, im Jahr 2003 die mathematische Grundbildung und im Jahr 2006 die Kompetenz in den Naturwissenschaften. Mit PISA 2009 begann ein neuer Erhebungszyklus, der erneut Lesekompetenz zum Schwerpunkt hatte. In den Jahren 2012 und 2015 wird dieser zweite Erhebungszyklus fortgesetzt.13 Da die PISA-Tests für Schulen aller Schulformen geeignet sein müssen, enthalten sie ein breites Spektrum von Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Sie bestehen im Allgemeinen aus Multiple-Choice-Aufgaben und Fragen, für die die Schüler die Antworten alleine ausarbeiten müssen.14 Die Schülerinnen und Schüler müssen außerdem einen Schülerfragenbogen beantworten. Es werden Fragen über das soziale, kulturelle und ökonomische Kapital an die Jugendlichen und deren Eltern ( u.a. Migrationshintergrund, die zu Hause gesprochene Sprache) gestellt, gefolgt von Fragen über Einstellungen zur Schule und die Lernmotivation der Schüler. Die Schulleiter beantworten ebenfalls einen Fragebogen, der sich unter Anderem mit allgemeinen Strukturmerkmalen der Schule und Unterrichtsklima befasst.15

Die Zielsetzung von PISA ist, allen Teilnehmerländer mithilfe des internationalen Vergleichs die Chance zu geben, Schwächen ihrer Bildungssystemen wahrzunehmen und sie bestmöglich wegzuschaffen.16 PISA- Studien sollen zeigen, ob die verschiedenen Leistungsgruppen in der Schule über den gleichen Bildungszugang verfügen. Es wird der Frage nachgegangen, ob zusätzliche Maßnahmen für leistungsschwächere Schülern notwendig sind und ob leistungsstärkere stärker befördert werden müssen. Die Studien zeigen, ob in den jeweiligen Schulsystemen die Bildungschancen unter alle Schülern gerecht verteilt sind.17

4. Schüler mit Migrationshintergrund in PISA-Studien

Die PISA-Studie bestimmt den Migrationshintergrund vor allem anhand des Geburtsorts der Eltern. So wird unterschieden zwischen Familien, in denen „(1) beide Eltern in Deutschland geboren sind, (2) ein Elternteil im Ausland geboren ist und (3) beide Eltern im Ausland geboren sind.“18 Ein wichtiges Merkmal zur Feststellung des Migrationshintergrunds ist auch die Familiensprache der Jugendlichen. In den Studien wird also gefragt, welche Sprache zuhause gesprochen wird. Aussagekräftig ist auch das Alter, in dem derjenige nach Deutschland gezogen ist.19 Das Alter der Zuwanderung kann man wie folgt unterscheiden: „ (1) seit Geburt in Deutschland, (2) Zuwanderung vor Eintritt in die Grundschule, (3) Zuwanderung im Grundschulalter, (4) Zuwanderung in der Sekundarschulzeit.“20

4.1. Migrationshintergrund und Bildungsungleichheit

Es gibt eine Menge von Ursachen, die sich gegenseitig bedingen und die für die Entstehung von Bildungsungleichheiten verantwortlich sind. Weiterhin gibt es kaum Informationen über die Prozesse der Bildungsentscheidungen. Es ist unklar, welche Motive und Einstellungen bei allen beteiligten Akteuren zu Grunde liegen. 21 „In einem Gesamtmodell der Kosten-Nutzen Kalkulation seitens der Lehrkräfte und Eltern ist es schwierig abzuklären, welche Faktoren auf der individuellen, institutionellen und gesellschaftlichen Ebene mit welchem Gewicht eingehen“ (Ditton 2004, S. 253) 22

Wie die PISA-Studien bereits zeigen, ist der Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischem Status und der Schulleistung sehr stark. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund erreichen ein deutlich niedrigeres Kompetenzniveau als Schüler aus Familien ohne Migrationshintergrund. Für diese Kinder ergeben sich im Bildungssystem spezifische Probleme, denen sowohl soziale als auch ethnische Ungleichheiten zur Grunde liegen. Der geringere Schulerfolg wäre mit schlechteren Ressourcenausstattung zu erklären.23

„ Weil Migranteneltern eine geringere Bildung und ein geringeres Einkommen sowie mehr Kinder haben als Eltern deutscher Kinder, stehen für die Akkumulation von Humankapital in den Kindern von Migranteneltern weniger Ressourcen zur Verfügung, und dies wirkt sich im geringeren Bildungserfolg von Kinder aus Migrantenfamilien aus, der sich wiederum in geringeren Erfolg auf dem Arbeitsmarkt übersetzt.“(Diefenbach, 2007, S.101)24

Die Eltern verfügen weder über materielle noch kulturelle Ressourcen für die Förderung der Kinder. Das heißt zum Beispiel, dass die Kinder sehr wenig oder gar keine Literatur zu Hause besitzen (vor allem sind Wörterbücher von großer Bedeutung), die sie zum Lernen brauchen. Unzureichende Sprachkenntnisse und kurze schulische Bildungszeiten Zugewanderter tragen dazu bei, dass die Migranten über wenige berufliche Qualifikationen verfügen. Demzufolge weisen Migranten im Vergleich zu den Menschen ohne Migrationshintergrund ein mehr als doppelt so hohes Armutsrisiko auf (11.6 Prozent zu 28,2 Prozent), was sich auch sehr negativ auf den Bildungserfolg den Kinder auswirkt.25

5. Kinder mit Migrationshintergrund in PISA 2000

Die erste Erhebung im Jahr 2000 hatte die Lesekompetenz als Schwerpunkt. Es wurden in den 28 OECD-Ländern und 4 Kooperationsstaaten insgesamt 180 000 15-jährige Schüler getestet. Die Lesekompetenz setzt sich in PISA-Studien aus fünf Stufen zusammen. Bestimmend für die Einstufung des Schwierigkeitsgrades der Texte sind unterschiedliche Anzeichen, wie die Bekanntheit des Textthemas oder die Textstruktur. In der Bundesrepublik Deutschland nahmen an PISA 2000 ca. 5000 Schüler aus insgesamt 219 Schulen teil. Die PISA-Studien geben für die einzelne Teilnehmerländer die Möglichkeit, nationale Ergänzungen durchzuführen. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich daran auch beteiligt und die Studien in Form der sogenannten PISA-Erweiterungsprobe (PISA-E) ausgeweitert, um die Ergebnisse in den Bundesländern vergleichen zu können. In diesen Erweiterungsproben nahmen 45.899 Schüler aus 1.466 Schulen teil.26 Die in PISA-E eingesetzten Schülerfragebogen beinhalteten Fragen, die genauer auf die Differenzierung des Schülerhintergrundes (unter anderem genauere Fragen zum Migrationshintergrund) eingingen.27

In PISA 2000 stammen 27 Prozent der getesteten Jugendlichen aus Familien, die eine Migrationsgeschichte aufweisen. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist je nach Bundesland unterschiedlich. Die neuen Bundesländer haben sehr geringen Anteil an diesen Schülern (unter 5 Prozent). In den alten Bundesländern ist der Anteil dagegen sehr unterschiedlich. In Schleswig-Holstein beträgt er 14 und in Bremen sogar 40 Prozent.28 Erwähnenswert ist auch, dass fast 50 Prozent aller 15-jährigen, deren Vater nicht aus Deutschland stammt, selbst bereits seit der Geburt in Deutschland leben. Mehr als 70 Prozent der Migrantenkinder haben durchgehend deutsche Bildungseinrichtungen besucht.29

5.1. Lesekompetenz

Die Ergebnisse von PISA 2000 zeigen, dass die Kinder mit Migrationsgeschichte ein deutlich niedrigeres Kompetenzniveau im Lesen, als jene ohne aufweisen.30

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: 15-Jährige nach Migrationsstatus der Familie und mindestens erreichter Kompetenzstufe im Lesen

Quelle: Baumert J, Schümer G. Familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb, (2001). In: Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.), PISA 2000 Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich, S.375

Ihre sprachlichen Voraussetzungen entsprechen nicht denen der Kinder ohne Migrationshintergrund.31 Wie man der Grafik entnehmen kann, gibt es bei Kindern aus Familien, „in denen beide Eltern in Deutschland geboren wurden, und aus national gemischten Familien“ keine nennenswerten Unterschiede. Die Bildungsbenachteiligung zeigt sich aber dafür bei Jugendlichen, deren beide Eltern zugewandert sind. 20 Prozent der getesteten Kinder aus diesem Bereich, sind mit dem Lesen überfordert. Nur 2 Prozent der Migrantenkinder beherrscht die deutsche Sprache sehr gut und ist in der Lage, sich mit komplizierten Texten auseinanderzusetzen. Obwohl 70 Prozent der Kinder aus den zugewanderten Familien ausschließlich deutsche Schulen besuchte, gehen fast 50 Prozent dieser Kinder nicht über die erste Kompetenzstufe im Lesen hinaus. Das Erreichen dieser Stufe bedeutet die Fähigkeit, nur die einfachste kontinuierliche oder nicht-kontinuierliche Texte zu verstehen. Diese Ergebnisse sind sehr beunruhigend. Da das Lesen die Grundlage für alle anderen Kompetenzen ist, schneiden die Jugendliche mit Migrationshintergrund auch in den Naturwissenschaften und Mathematik schlechter ab.32 Das „Nichtkönnen“ der Sprache ist also einer der wichtigsten Einflussfaktoren, der die Benachteiligung hervorruft. Diese Kinder werden dann in modernen Gesellschaften in der Regel Probleme haben, einen guten und zukunftsfähigen Beruf zu finden.33

PISA 2000 zeigt, dass sich der Unterschied zwischen Kindern mit Migrationshintergrund und Deutschstämmigen derselben Jahrgangsstufe „zwischen 65 (…) und 96 Punkten beläuft“34 Die Studien belegen, dass die Differenz im Lesen zwischen deutschen und nicht-deutschen Schülern mindestens ein ganzes Schuljahr beträgt. Die Varianz kann sich sogar bis anderthalb Schuljahren ausweiten.35 In der Gruppe „extrem schwacher Leser, (die für Deutschland insgesamt mit 20 % angegeben wird) machen Jugendliche, aus zugewanderten Familien fast 50 % aus“36

Obwohl viele Migrantenkinder seit der Geburt in Deutschland aufwachsen und wie schon erwähnt, nur deutsche Bildungseinrichtungen besuchen, bleiben sie unter dem Leistungsniveau von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Die Herkunftsländer haben dabei auch einen großen Einfluss auf den Kompetenzerwerb. Die unterschiedlichen Ergebnisse sind unter anderem auf „den Zeitpunkt der Zuwanderung, die Verbleibsicherheit in Deutschland und den jeweiligen kulturellen und religiösen Lebenszusammenhang“ zurückzuführen. Von Bedeutung sind auch „die Sprachgepflogenheiten der Familie“. 37

[...]


1 Bartelsmann Stiftung ( Hrsg.) , (2009), S.7

2 Vgl. Fereidooni K. (2011), S. 17

3 Vgl. Allemann-Ghionda C., Pfeiffer S. (Hg.) (2010), S.7

4 Vgl. Bellin N. (2009), S. 27

5 Bundeszentrale für politische Bildung: Migration, http://www.bpb.de/themen/8T2L6Z,0,0,Migration.html Abruf: 20.03.2012

6 Stanat P.; Christensen G. (2006), S.18

7 Göckede M.; Bielz S.; Hansen M. (2000): Migrationsgründe, http://www.european-migration.de/euromig/hf/migrat/allg/migrgr.htm; Abruf: 20.03.2012

8 Vgl. Bellin N. ( 2009), S. 44

9 Vgl. Günther H. (2011), S. 9

10 Vgl. P. Stanat, G. Christensen (2006), S.18

11 Vgl. Günther H. (2011) S.9

12 Vgl. Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.)(2001) S.13

13 Vgl. Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.) (2001) S. 17

14 Vgl. Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.) (2001), S. 17

15 Vgl. Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.) (2001), S.44

16 Vgl. Fereidooni K. (2011), S.64

17 Vgl. Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.) (2001), S.14

18 Stanat P. (2006), ), in Baumert J., Stanat P., Watermann R , S.202

19 Vgl. Stanat P ( 2006), ), in Baumert J., Stanat P., Watermann R., S.202f.

20 Vgl. Müller Andrea und Stanat P.(2006), in Baumert J., Stanat P., Watermann R., S.229

21 Vgl. Bellin N. (2009), S 40

22 Bellin N. (2009), S 41

23 Vgl. Bellin N. (2009), S. 41

24 Bellin N. (2009), S. 56

25 Vgl. Bellin N. (2009), S. 56

26 Vgl. Fereidooni K. (2011), S. 64

27 Vgl. Fereidooni K. (2011), S.66

28 Norrenbrock P. (2008), S. 25

29 Vgl. Baumert J, Schümer G. (2001) in Deutsches PISA- Konsortium(Hrsg.) (2001), S.343

30 Walter O., (2010), in Allemann-Ghionda C, Pfeiffer S. (2010), S.80

31 Vgl. Benholz C, Kniffka G, Winters-Ohle E. (Hrsg.) (2010), S.95

32 Vgl. Baumert J, Schümer G. (2001) in Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.), (2001), S.375f,397

33 Vgl. Baumert J, Schümer G. (2001) in Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.), (2001), S.397

34 Stanat (2003), S.249

35 Fereidooni K. (2011), S. 67

36 Pommerin- Götze (2005), S. 146

37 Vgl. Baumert J, Schümer G. (2001) in Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.), (2001), S.376

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Details

Title
Wie schneiden Jugendliche mit Migrationshintergrund in PISA-Studien ab?
Subtitle
Auf der Grundlage von PISA 2000, 2003 und 2006
College
University of Trier
Course
Jugendsoziologie
Grade
1,3
Author
Year
2012
Pages
23
Catalog Number
V319397
ISBN (eBook)
9783668185982
ISBN (Book)
9783668185999
File size
1159 KB
Language
German
Keywords
PISA, Migrationshintergrund, Bildung, Schulleistung, Bildungsungleichheit
Quote paper
Kamila Cyrulik (Author), 2012, Wie schneiden Jugendliche mit Migrationshintergrund in PISA-Studien ab?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319397

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