Soziale Isolation bei Kindern in Ein-Eltern-Familien im Vergleich zu Kindern in Paarfamilien


Term Paper (Advanced seminar), 2016

45 Pages, Grade: 3,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

1. Theoretischer Hintergrund und Forschungsstand
1.1. Begriffsdefinition Ein-Eltern-Familie … 4
1.2. Begriffsdefinition soziale Isolation … 6
1.3. Gründe zur sozialen Isolation bei Kindern … 7
1.4. Zielsetzung und Fragestellungen … 10

2. Methodisches Vorgehen
2.1. Beschreibung der Methode … 10
2.2. Aufbau der Fragebögen … 11
2.2.1. Ein-Eltern-Familien … 11
2.2.2. Paarfamilien … 14
2.3. Stichprobenauswahl … 15
2.4. Durchführung der Untersuchung … 16

3. Ergebnisse der Untersuchung
3.1. Allgemeine Informationen zur Stichprobe … 16
3.2. Vergleich zwischen Ein-Eltern-Familien und Paarfamilien … 17
3.3. Auswertung ausgewählter Ergebnisse … 20

4. Diskussion
4.1. Zusammenfassung der Ergebnisse … 22
4.2. Reflexion des methodischen Vorgehens … 23
4.3. Schlussfolgerung für die Soziale Arbeit … 25

Literaturverzeichnis 28

Anhang

Anhang A: Online-Fragebögen
A1: Fragebogen für Alleinerziehende … 31
A2: Fragebogen für Paarfamilien … 34

Anhang B: Fragebögen Druckversionen
B1: Fragebogen für Alleinerziehende … 37
B2: Fragebogen für Paarfamilien … 40

Anhang C: Rohdaten … 42
C1: Alleinerziehende … 43
C2: Paarfamilien … 44

Einleitung

„Während die Zahl der Paare mit minderjährigen Kindern in den vergangenen zehn Jahren rückläufig war, ist die Zahl der Ein-Eltern-Familien in NordrheinWestfalen stetig größer geworden und lag im Jahr 2009 bei 325.000. Ihr Anteil an den Familien mit minderjährigen Kindern betrug damit 17,4 %.“ So lauten die Zahlen in der aktuellsten Sozialberichterstattung vom Ministerium für Arbeit (2011) und zeigen, dass Ein-Eltern-Familien mittlerweile einen großen Teil der Bevölkerung ausmachen. Viele minderjährige Kinder sind davon betroffen und so stellt sich die Frage, wie diese mit der Mutter- oder Vaterlosen Situation umgehen und ob dies einen negativen Einfluss auf die Entwicklung hat. Die Studie „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ aus dem Jahr 2011, vom Deutschen Jugendinstitut ergab, dass Kinder von Alleinerziehenden häufiger, als Kinder in Paarfamilien, angeben in ihrer Familie nicht über alles sprechen zu können und selten in ihrer Familie Spaß miteinander haben (DJI, 2011). Anhand dessen, soll in dieser Hausarbeit erörtert werden, inwieweit Kinder aus Ein-Eltern-Familien im Vergleich zu Kindern in Paarfamilien sozial isolierter sind und was die Soziale Arbeit dagegen unternehmen kann. Es wird beobachtet, ob Kinder aus Ein-ElternFamilien öfter Merkmale für soziale Isolation aufweisen und außerdem wird untersucht, welchen Einfluss die Eltern auf die soziale Teilhabe des Kindes haben. Des Weiteren soll festgestellt werden, wie Kinder von Alleinerziehenden mit der Trennung der Eltern umgehen und ob sie trotzdem bestehenden Kontakt zum anderen leiblichen Elternteil haben und inwiefern dieser eine Auswirkung auf die soziale Isolation oder Integration des Kindes hat.

Im ersten Teil der Hausarbeit werden Begriffsdefinitionen für die Ein-Eltern-Familie und für soziale Isolation festgelegt und an diese anlehnend zwei Fragebögen erstellt. Ein Fragebogen richtet sich an Kinder aus Paarfamilien und ein Fragebogen an Kinder aus Ein-Eltern-Familien. Allerdings werden nicht direkt die Kinder, sondern die (alleinerziehenden) Elternteile über ihr ältestes, im Haushalt lebendes Kind befragt.

Die 58 von Alleinerziehenden und 86 von Paarfamilien ausgefüllten Online-Fragbögen werden mithilfe 1.3 Gründe zur sozialen Isolation bei Kindern miteinander verglichen und sollen darlegen, welche Rolle soziale Isolation in den jeweiligen Familienkonstellationen spielt. Darauf folgen ein Methodenteil und die genauen Erläuterungen der Fragebögen und der Durchführung der Befragung. Anschließend werden die Ergebnisse vorgestellt, ausgewertet und zusammengefasst und im Anschluss die Relevanz der Problematik für die Soziale Arbeit dargestellt.

1.Theoretischer Hintergrund und Hypothesenbildung

1.1. Begriffsdefinition Ein-Eltern-Familie

Um den Forschungsgegenstand genau betrachten zu können, ist es wichtig, die elementarischen Bestandteile der Fragestellung zu definieren.

Der Begriff Ein-Eltern-Familie wird in der Literatur häufig verschieden definiert und doch ist die Kernaussage immer gleich – wie beispielsweise: „Unter einer Ein-Eltern-Familie versteht man Mütter und Väter, die ohne Ehe- oder Lebenspartner mit mindestens einem minderjährigen Kind, für das sie die alltäglichen Erziehungsverantwortung besitzen, eine Haushaltsgemeinschaft bilden.“ (Peuckert, 2012) oder „„Ein-Eltern-Familie“ bezeichnet eine Familienform, in der ein Elternteil für ein Kind oder mehrere Kinder allein sorgeberechtigt ist und mit diesen eine Haushaltsgemeinschaft bildet“ (Braches-Chyrek, 2002).

Es wird bei Ein-Eltern-Familien zwischen Vater-Kind-Familie und Mutter-Kind-Familie unterschieden (Ministerium für Arbeit, 2011), dabei ist sehr auffällig, dass in insgesamt 345 000 Ein-Eltern-Familien nur 37 000 Väter alleinerziehend sind (Mikrozensus, 2015). Das bedeutet, dass neun von zehn Alleinerziehenden in Deutschland Frauen sind. Somit machen alleinerziehende Frauen die deutliche Mehrheit aus (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2009, S.29). Außerdem ist auffällig, dass alleinerziehende Männer häufig nur ein Kind und/oder ältere Kinder betreuen (Statistisches Bundesamt & F2, 2010). Das durchschnittliche Alter der Alleinerziehenden liegt zwischen 35 und 45 Jahren und 93% verfügen über einen Schulabschluss (Ministerium für Arbeit, 2011).

[Abbildungen werden in dieser Leseprobe nicht dargestellt.]

Abbildung 1: Familienformen in Deutschland 2009 (Statistisches Bundesamt & F2, 2010)

Heute ist die Ein-Eltern-Familie in der Gesellschaft keine außergewöhnliche Form, jede fünfte Familie (ca. 19%, Tendenz steigend) in Deutschland, ist eine Ein-Eltern-Familie (Statistisches Bundesamt & F2, 2010). Allerdings wurde diese Familienform nicht immer akzeptiert und unterstützt, noch in den 50er Jahren wurden Alleinerziehende und ihre Kinder als „unvollständige Familie“ bezeichnet und ihre Defizite gegenüber ‚Normalfamilien‘ im Volksmund und in der Literatur gerne stark verdeutlicht (Böhnisch, T., Maihofer, A., & Wolf, A., 2001).

Die Defizite sind auch heute noch vorhanden und scheinen unvermeidbar, werden allerdings nicht mehr so verhöhnt wie noch vor 60 Jahren. Alleinerziehende Mütter und Väter sind oft im Arbeitsmarkt sehr benachteiligt und haben geringe Chancen in einen Beruf einzusteigen, da häufig Flexibilität gefordert wird und diese parallel zur Kindererziehung, vor allem in Kindergarten- und Grundschulalter, nicht geboten werden kann. Dies führt dazu, dass viele Alleinerziehende langzeitarbeitslos sind und stets mit Geldmangel zu kämpfen haben. Alleinerziehende Mütter sind häufiger von Erwerbslosigkeit betroffen, als Mütter in Paarfamilien. Dies hängt damit zusammen, dass alleinerziehende Mütter seltener qualifiziert sind, beispielsweise haben rund 14% der Mütter in Paarfamilien einen Hochschulabschluss, wohingegen lediglich 9% der alleinerziehende Mütter einen Hochschulabschluss besitzen (Ministerium für Arbeit, 2011). Ein weiterer Nachteil für alleinerziehende Mütter und Väter ist, dass sie bei der Erziehung des Kindes völlig auf sich alleine gestellt sind und häufig das Gefühl der Einsamkeit und Hilflosigkeit verspüren.

Oft wird der Begriff Ein-Eltern-Familie missverstanden oder missdeutet, so dass angenommen wird, dass für das Kind nach der Trennung lediglich zu einem Elternteil der Kontakt bestehend bleibt, allerdings ist dies nicht zwingend der Fall, jedes zweite Kind hat regelmäßig Kontakt zum anderen leiblichen Elternteil (Peuckert, 2012; Schneider et al, 2001, zitiert nach Peuckert, 2012), Henschel hingegen behauptet, Alleinerziehende „..müssen [sie] doch ihre Kinder ohne Unterstützung eines Partners erziehen und sind in der Regel alleine für den Lebensunterhalt ihrer Kinder verantwortlich“ (Henschel, 2012).

Ein-Eltern-Familien können durch verschiedene Ursachen und Faktoren entstehen, so ist laut Henschel nicht immer eine Ehescheidung der Grund, obwohl diese am häufigsten vertreten ist (Statistisches Bundesamt & F2, 2010), sondern auch Verwitwung, ledige Mutterschaft oder Trennung ohne Scheidung (Henschel, 2012). 2009 waren rund 47% der Alleinerziehenden geschieden, rund 20% noch verheiratet, 6,6% verwitwet und 26,7% noch nie verheiratet.

[Abbildungen werden in dieser Leseprobe nicht dargestellt.]

Abbildung 2: Alleinerziehende 1999 und 2009 nach Familienstand (Ministerium für Arbeit, 2011)

Zwei Drittel der Alleinerziehenden betreuten im Jahr 2009 ein minderjähriges Kind im Haushalt, jeder vierte Alleinerziehende zwei minderjährige Kinder und nur 7,5% drei oder mehr Kinder. Das Durchschnittsalter lag 2009, mit 31,2%, der

Kinder in Ein-Eltern-Familien, bei 10-15 Jahren, gefolgt von 15 bis 18 Jahren (23,4%).

1.2. Begriffsdefinition soziale Isolation

Soziale Isolierung beinhaltet oft Einsamkeit und Verlassenheitserlebnisse, „Soziale Zurückgezogenheit (social withdrawal), Schüchternheit, […], soziale Angst, soziale Unsicherheit, sozial defizitäres Verhalten, soziale Anatomie, soziale Isolation, Alienation (Entfremdung)“ und ist ein weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft (Lauth, Viebahn, & Jesse, 1987). Personen, die als sozial Isoliert gelten, haben oft schulische und berufliche Probleme, sind anfällig für Krankheiten und entwickeln häufig psychische Auffälligkeiten (Cartledge & Milburn 1980; Lynch 1977; Rubenstein 1979; Schepank et al. 1984; Brown et al. 1980; Pattinson & Pattinson 1981; zitiert nach Lauth et al., 1987: S.3). Außerdem wird sozialer Isolation häufig das Übermaß an negativen sozialen Verhaltensweisen zugesprochen (Lauth et al., 1987). Soziale Isolation entsteht dadurch, dass sich eine Person aus sozialen Bezügen zurückzieht und diesen Zustand vorerst als entspannend und befreiend empfindet, jedoch nach einiger Zeit feststellt, dass wichtige soziale Bedürfnisse nicht mehr ausreichend befriedigt werden. Eine große Rolle spielt hierbei das soziale Netzwerk. Zu dem sozialen Netzwerk zählen Familie, Freundeskreis, Vereine, Nachbarschaft, politische Organisationen und Kirche (Lauth et al., 1987, S.4).

Ist das soziale Netzwerk klein und einseitig und die soziale Unterstützung mangelhaft, so neigt das Individuum zu sozialer Isolation. Die soziale Isolierung lässt sich in zwei Gruppen trennen, die direkten Isolierungsindikatoren,sie umfassen subjektive Aspekte, wie beispielsweise Einsamkeitserlebnisse durch das Individuum und die indirekten Isolierungsindikatoren, die sich auf äußere Umstände erfassen, zum Beispiel: soziale Netze oder sozialer Status (Lauth et al., 1987: S. 11). Jones beschreibt negative Erlebnisse, mit Gefühlen des Mangels und hoher Selbstabwertung als soziale Isolation (Jones, Hobbs, & Hockenbury, 1982). Dies lässt sich auch von Eisner bestätigen: „nach Zimbardo haben 80 Prozent aller schüchternen Menschen eine Abneigung gegen das Sich-Mitteilen im Gespräch; grundlegend dafür sei „eine verzerrte Wahrnehmung des eigentlichen Wesens menschlicher Beziehungen““ (Eisner, 2012: S.106).

Jeder Mensch besitzt allgemeine soziale Wünsche in Form von sozialer Bindung, dazu gehören: Kindesliebe, Elternliebe, Gattenliebe, Freundschaft und die Suche und Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu ehemals Fremden. Diese sozialen Bedürfnisse werden aus dem Anschlussmotiv gebildet, welches für soziale Interaktionen zwischen (fremden) Menschen zuständig ist (Heckhausen & Heckhausen, 2010), werden diese Bedürfnisse dauerhaft nicht ausreichend befriedigt, so kann dies zu sozialer Isolation führen.

Zusammenfassend lässt sich sozial isoliertes Verhalten wie folgt definieren: „geringe soziale Aktivität, wenig Blickkontakt, leise Stimme, geringe soziale Empathie, geringe Selbstbehauptung in sozialen Beziehungen, verminderte soziale Risikofreudigkeit, […]“ (Lauth et al., 1987, S.23).

1.3. Gründe zur sozialen Isolation

Im vorherigen Abschnitt des ersten Kapitels wurde der Begriff soziale Isolation definiert und erörtert. Folgend wird ein Bezug zur Fragestellung (siehe Einleitung und 1.4.), wie soziale Isolation bei Kindern entsteht und welchen Einfluss die EinEltern-Familie darauf hat, hergestellt.

Kinder sind, nach Untersuchungen von Ainsworth, neugierig und gehen, wenn sie sich des Schutzes der Mutter sicher sind, angstfrei auf verschiedene Umweltreize ein: „Exploration und Bindung stehen [somit] in einem dynamischen Gleichgewicht.“ (Ecarius, Köbel, & Wahl, 2011). Wird jedoch diese Basis durch Trennung gefährdet, so geht im Bindungsverhalten des Kindes das Interesse an der Erforschung der Umwelt verloren und die gesamte Aufmerksamkeit und Energie wird der Wiederherstellung der sicheren Basis gewidmet (Ecarius, Köbel, & Wahl, 2011).

Die Entstehung von sozialer Isolierung wird in drei Hauptfaktoren unterteilt (Lauth et al., 1987: S.15ff), einige von ihnen werden im Folgenden genauer erörtert.

Die internen Faktoren beinhalten Beurteilungsprozesse und Personenmerkmale als Bedingungen. Lauth und Viebahn beschreiben diese Faktoren damit, dass das sozial isolierte Individuum sich darüber Gedanken macht, in welcher Beziehung es zu anderen steht und dabei die Gefahr besteht, dass die soziale Situation als negativ bewertet und das Gefühl der sozialen Isolierung verstärkt wird (Letitia Anne Peplau, Stephen E Goldston, & National Institute of Mental Health,

1984). Wird ein Kind von der Mutter oder dem Vater abgestoßen, so entstehen Angst und Zweifel an sich selbst und das Kind sieht seine eigenen Merkmale als Grund für seine Einsamkeit.

Ebenfalls ein Faktor, der zur sozialen Isolierung beiträgt ist der Wunsch nach sozialen Beziehungen, aber die stärkere Furcht vor Ablehnung. Das (eventuell bereits sozial isolierte) Kind kann den Drang nach Zuwendung und Hilfe verspüren, sieht sich allerdings nicht in der Lage eine Zurückweisung anzunehmen (Heckhausen & Heckhausen, 2010: S.199f), da es oft Erfahrungen mit Zurückweisung und Enttäuschungen seitens der Eltern gesammelt hat.

Ein weiterer Faktor ist die familiäre Sozialisationsbedingung. Dieser Faktor lässt sich mithilfe von Zimmermanns Aussage erklären und verdeutlichen: dass „die Familie für den größten Teil der Heranwachsenden der zentrale soziale Ort ist für die Herausbildung grundlegender Gefühle und von Wertorientierungen, kognitiven Schemata, Kompetenzen sozialen Handelns, Leistungsmotivation, Sprachstil, Weltdeutungen, Bildung des Gewissens“ (Zimmermann, 2000). Soziale Fertigkeiten sind abhängig von Lernerfahrungen und Lernprozessen, laufen diese ungünstig und mangelnd ab, so entsteht die Gefahr von unzureichender sozialer Fähigkeiten (Lauth et al., 1987: S. 26). Das heißt, wenn Eltern sich mangelhaft oder sogar gar nicht, bei Ein-Eltern-Familien beispielsweise aus Zeit- oder Geldmangel, mit dem Kind beschäftigen (Dr. Christine Bergmann, 2011), ist ein richtiger Sozialisationsprozess nicht möglich.

Es ist weitaus bekannt, dass ein großer Teil der Alleinerziehenden arbeitslos sind bzw. die meisten nur über wenige finanzielle Mittel verfügen. Es sind doppelt so viele alleinerziehende Väter und Mütter, als Paarfamilien, an der Armutsgrenze. 50% aller Alleinerziehenden beziehen ALG-II und müssen mit täglich mit geringem Einkommen auskommen und gleichzeitig ihre Kinder großziehen, was oftmals die Entwicklungschancen der Kinder stark beeinträchtigt. (Lenze, 2014; Ministerium für Arbeit, 2011). Nicht selten bekommen die Kinder das Problem der Armut zu spüren und empfinden negative Gefühle seitens der Eltern, die täglich mittellos mit Geldsorgen zu kämpfen haben, dies führt dazu, dass das Kind häufig Gespräche mit dem Vater oder Mutter vermeidet und oft die Bedürfnisse und Wünsche beschränkt oder gar nicht erst äußert.

Dabei spielt das elterliche Modellverhalten eine große Rolle, es übernehmen oft Kinder die sozialen Defizite der Eltern, isolieren sich zunehmend im Jugendalter und bezeichnen im Erwachsenenalter „das Verhalten ihrer Eltern als wenig hilfreich und wenig übereinstimmend […]“ (Dr. Christine Bergmann, 2011), S.26).

Der dritte Faktor wird als externer Faktor bezeichnet und umfasst das Ergebnis der sozialen Isolierung als Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt (Dr. Christine Bergmann, 2011: S. 27f). Damit sind die persönlichen Lebensverhältnisse, wie Wohnort- und Schulwechsel, so wie Auflösungen von Bindungen gemeint. So schildern Ecarius, Köbel und Wahl, dass der Wechsel von sicherer zu unsicherer Bindung nur in „schwerwiegenden Lebensereignissen, wie einer massiv konflikthaften Trennung der Eltern beobachtet werden“ kann (Ecarius et al., 2011). Die Trennung des Kindes vom anderen leiblichen Elternteil bei einer Scheidung der Eltern ist auch eine Auflösung einer Bindung. Diese kann schwerwiegende Folgen für das Kind haben kann, da es oft vorkommt, dass dieser Elternteil die eigentliche Bezugsperson des Kindes ist. Wenn ein Kind vor der Trennung einen engeren Bezug zu einem der beiden Elternteile gehabt hat, kann dies einen belastenden Faktor darstellen (Balscheit von Sauberzweig, 2000: S. 74). Oftmals ist die Trennung der Eltern auch Grund für einen Wohnort- und somit auch verbundenen Schulwechsel. Diese externen Faktoren bieten Gefahr zur sozialen Isolation für das Kind, da es die gewohnte Umgebung und den Freundeskreis zurücklassen muss und sich in der neuen Umgebung allein und ausgegrenzt fühlt, und womöglich bereits schüchtern ist und einen enormen Druck bei der Anpassung verspürt. Dieses negative Gefühlserleben gegenüber der neuen Schulsituation kann dazu führen, dass ein geringes Interesse an den Mitschülern entsteht und das Individuum sich bewusst abwendet oder auch abgewiesen wird. Oft entwickeln Kinder ein starkes Sachinteresse und vergessen die Bedeutung von sozialen Kontakten oder sind zu häufig und intensiv im Kontakt zu Erwachsenen, zum Beispiel mit der alleinerziehenden Mutter, sodass sie Mitschüler und andere Gleichaltrige als „kindisch“ beurteilen und kein Interesse am Umgang haben (Lauth et al., 1987).

1.4. Zielsetzung und Fragestellungen

Bevor es zum methodischen Teil der Arbeit weitergeht, werden hier zur Zusammenfassung noch einmal die wichtigsten Fragestellungen aufgeführt, um einen genauen Überblick zu schaffen.

Wie bereits in 1.1 erwähnt, ist die Ein-Eltern-Familie gegenüber Paarfamilien häufig sozial, sowie finanziell benachteiligt. So stellt sich die Frage, ob dies eine Auswirkung auf die Partizipation des Kindes hat. Worin unterscheiden sich Kinder aus Ein-Eltern-Familien und Paarfamilien hinsichtlich ihrer sozialen Teilhabe?

Welche Rolle spielt soziale Isolation in Ein-Eltern-Familien und Paarfamilien? Welche Wünsche haben Alleinerziehende für sich und ihre Kinder und welche Hilfsmöglichkeiten kann die Soziale Arbeit bieten?

Außerdem wird Untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen den sozialen Beziehungen der Eltern und den sozialen Beziehungen des Kindes gibt und ob diese einen Einfluss auf die Partizipation des Kindes haben (Lauth et al., 1987). Einerseits könnten die Kinder in Ein-Eltern-Familien, im Gegensatz zu Kindern in Paarfamilien, häufiger Anzeichen für soziale Isolierung aufweisen, da sie sich oft alleine gelassen fühlen und eventuell die Trennung der Eltern nicht nachvollziehen können, andererseits könnten sie auch genauso wie Kinder in Paarfamilien aufwachsen oder sogar besser sozial Integriert sein.

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Details

Title
Soziale Isolation bei Kindern in Ein-Eltern-Familien im Vergleich zu Kindern in Paarfamilien
College
University of Applied Sciences Dortmund
Course
W01 Wissenschaftliches Arbeiten
Grade
3,0
Year
2016
Pages
45
Catalog Number
V319857
ISBN (eBook)
9783668192942
ISBN (Book)
9783668192959
File size
4036 KB
Language
German
Keywords
Soziale Isolation, Ein-Eltern-Familie, Alleinerziehend, Kinder, Familie, Trennung, Paarfamilie
Quote paper
Anonymous, 2016, Soziale Isolation bei Kindern in Ein-Eltern-Familien im Vergleich zu Kindern in Paarfamilien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319857

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