Spät begann die historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Ostgalizien. Diese Region war seit dem Ende der Habsburgermonarchie zwischen den politischen Einflussbereichen hin- und hergerissen. 1941 kehrten die Deutschen als Besatzer zurück, um den „Osten“ zu erobern. Sie hatten es auf die landwirtschaftlichen Ressourcen und die kriegswichtige Erdölindustrie abgesehen. Arbeitskräfte wurden ausgebeutet und die jüdische Minderheit verfolgt. Bei der Judenvernichtung spielte Ostgalizien eine „Vorreiterrolle“, nirgends kamen so viele Jüdinnen und Juden bei Massenerschießungen ums Leben, früher als andernorts wurde hier die „Endlösung“ praktiziert bevor diese offiziell anlief. Viele Österreicher waren in Ostgalizien im Einsatz. Der Wiener Polizist und SS-Mann Felix Landau war einer davon. Er galt als einer der gefürchtetsten Verbrecher und Massenmörder an seinen Einsatzorten. Früh radikalisiert und der NSDAP zugewandt beteiligte er sich 1934 aktiv am Juliputsch in Wien. Nach mehrjähriger Haft verließ er Österreich und geriet immer mehr in die Verbrechensmaschinerie der Nationalsozialisten hinein. In den polizeilichen Dienst aufgenommen, führte ihn 1938 sein Weg von Berlin zurück nach Wien von wo er in den „Osten“ versetzt wurde. Immer brutaler ging er gegen die jüdische Bevölkerung vor, genoss seine immer größer werdende Macht über Leben und Tod. 1941 meldete er sich freiwillig zu einem Einsatzkommando, wo er an Massenexekutionen beteiligt war. In Drohobycz war der selbst ernannte „Judengeneral“ für den Arbeitseinsatz der Juden zuständig und beteiligte sich aktiv an deren Vernichtung. Landau schrieb seine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch nieder, das er für seine Geliebte führte. Es enthält all jene schrecklichen Details seiner Verbrechen, für die er erst viele Jahre nach Kriegsende zur Rechenschaft gezogen wurde. Dieses einzigartige Egodokument steht im Zentrum dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Abstract
- 2. Einleitung
- 3. Biografie des Felix Landau
- 4. Ostgalizien
- 5. Ereignisse in Drohobycz
- 6. Das Tagebuch
- 7. Verfolgung nach 1945
- 8. Tätertypologie
- 9. Quellen und Archivalien
- 10. Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Biografie und Taten des Wiener NS-Täters Felix Landau, insbesondere anhand seines Tagebuchs. Ziel ist es, die Rolle dieses einzigartigen Egodokuments bei der Verfolgung und Verurteilung Landaus zu analysieren und Licht auf die Motivationen und die Entwicklung eines "normalen" Mannes zum Massenmörder zu werfen.
- Die Biografie Felix Landaus und seine Radikalisierung im Nationalsozialismus
- Die Rolle Ostgaliziens und die Ereignisse in Drohobycz
- Das Tagebuch als Egodokument und Beweismittel
- Die Tätertypologie und die Motivationen von NS-Tätern
- Die historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Ostgalizien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Abstract: Der Abstract fasst die zentralen Aspekte der Arbeit zusammen: die späte Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Ostgalizien, die Rolle Felix Landaus als Massenmörder, und die Bedeutung seines Tagebuchs als einzigartige historische Quelle und Beweismittel für seine Verurteilung.
2. Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik vor und hebt den scheinbaren Widerspruch zwischen dem "normalen" Aussehen der NS-Täter und der Grausamkeit ihrer Taten hervor. Sie führt das Tagebuch Felix Landaus als zentrale Quelle ein, welches die persönlichen Gedanken und Taten des Täters detailliert dokumentiert und so einen Einblick in seine Psyche und Motivationen ermöglicht. Die Einleitung formuliert die Forschungsfrage nach dem Beitrag des Tagebuchs zur Verurteilung Landaus.
3. Biografie des Felix Landau: Dieses Kapitel zeichnet die Biografie Felix Landaus nach, beginnend mit seiner frühen Radikalisierung und Beteiligung am Juliputsch 1934 in Wien, über seine Karriere im Polizeidienst und seine zunehmende Beteiligung an NS-Verbrechen bis hin zu seinem Einsatz in Ostgalizien. Die Biografie verdeutlicht die Eskalation seiner Gewaltbereitschaft und seinen Aufstieg zum gefürchteten Massenmörder.
4. Ostgalizien: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die politische und historische Situation Ostgaliziens, um den Kontext der Verbrechen Landaus zu verstehen. Es beschreibt die deutsche Besatzung, die Ausbeutung der Ressourcen und die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, die in Ostgalizien eine besonders grausame Form annahm. Der Abschnitt beleuchtet die „Vorreiterrolle“ Ostgaliziens bei der „Endlösung“.
5. Ereignisse in Drohobycz: Hier werden die konkreten Ereignisse in Drohobycz detailliert beschrieben, in denen Landau eine Schlüsselrolle spielte. Es wird seine Tätigkeit als „Judengeneral“, seine Beteiligung an Massenexekutionen und sein brutales Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung dargestellt. Der Fokus liegt auf Landaus Handlungsweise und seiner Rolle im Vernichtungsprozess.
6. Das Tagebuch: Dieses Kapitel analysiert das Tagebuch Felix Landaus als zentrale Quelle der Arbeit. Es untersucht den Inhalt, die Intention des Schreibens und die Bedeutung des Tagebuchs als Egodokument und Beweismittel. Es werden verschiedene Aspekte des Tagebuchs beleuchtet, wie die Darstellung der Taten, die persönlichen Emotionen des Autors und die Widersprüche zwischen seiner Selbstwahrnehmung und seinen Handlungen.
7. Verfolgung nach 1945: Dieses Kapitel beschreibt die Verfolgung Landaus nach dem Krieg und die Rolle seines Tagebuchs bei seiner Verurteilung. Es wird die Bedeutung des Tagebuchs als Beweismittel im Kontext anderer Beweisführungen untersucht und seine Rolle im Gerichtsprozess analysiert.
8. Tätertypologie: Dieses Kapitel untersucht die Tätertypologie und die Motive, die zum Handeln von NS-Tätern führten. Es geht der Frage nach, wie sich „normale“ Menschen zu Massenmördern entwickeln konnten, unter Berücksichtigung der Faktoren Macht, Karriere, und ideologischer Überzeugung.
Schlüsselwörter
Felix Landau, NS-Verbrechen, Ostgalizien, Drohobycz, Tagebuch, Egodokument, Massenmord, Tätertypologie, „Endlösung“, Beweismittel, historische Aufarbeitung.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Felix Landau - Ein Tagebuch als Beweismittel
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Biografie und Taten des Wiener NS-Täters Felix Landau, insbesondere anhand seines Tagebuchs. Es analysiert die Rolle dieses Egodokuments bei der Verfolgung und Verurteilung Landaus und beleuchtet die Motivationen und die Entwicklung eines "normalen" Mannes zum Massenmörder.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Biografie Felix Landaus und seine Radikalisierung, die Rolle Ostgaliziens und der Ereignisse in Drohobycz, das Tagebuch als Egodokument und Beweismittel, die Tätertypologie und die Motivationen von NS-Tätern sowie die historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Ostgalizien.
Welche Quellen werden verwendet?
Die zentrale Quelle ist das Tagebuch von Felix Landau. Zusätzlich werden weitere Quellen und Archivalien herangezogen (siehe Kapitel 9).
Welche Rolle spielt das Tagebuch Felix Landaus?
Das Tagebuch ist die zentrale Quelle der Arbeit. Es wird als Egodokument und Beweismittel analysiert, wobei Inhalt, Schreibintention und die Bedeutung für die Verurteilung Landaus untersucht werden. Es beleuchtet die Darstellung der Taten, die persönlichen Emotionen des Autors und Widersprüche zwischen Selbstwahrnehmung und Handlungen.
Wie wird die Tätertypologie behandelt?
Die Arbeit untersucht die Tätertypologie und die Motive von NS-Tätern. Sie geht der Frage nach, wie sich "normale" Menschen zu Massenmördern entwickeln konnten, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Macht, Karriere und ideologischer Überzeugung.
Was wird im Kapitel über Ostgalizien beschrieben?
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die politische und historische Situation Ostgaliziens, um den Kontext der Verbrechen Landaus zu verstehen. Es beschreibt die deutsche Besatzung, die Ausbeutung der Ressourcen und die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, insbesondere die grausame Form der Verfolgung in Ostgalizien und deren "Vorreiterrolle" bei der "Endlösung".
Was sind die zentralen Ereignisse in Drohobycz?
Das Kapitel beschreibt detailliert die Ereignisse in Drohobycz, in denen Landau eine Schlüsselrolle spielte. Es werden seine Tätigkeit als "Judengeneral", seine Beteiligung an Massenexekutionen und sein brutales Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung dargestellt.
Wie wird die Verfolgung Landaus nach 1945 dargestellt?
Dieses Kapitel beschreibt die Verfolgung Landaus nach dem Krieg und die Rolle seines Tagebuchs bei seiner Verurteilung. Es untersucht die Bedeutung des Tagebuchs als Beweismittel im Kontext anderer Beweisführungen und analysiert seine Rolle im Gerichtsprozess.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Felix Landau, NS-Verbrechen, Ostgalizien, Drohobycz, Tagebuch, Egodokument, Massenmord, Tätertypologie, „Endlösung“, Beweismittel, historische Aufarbeitung.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die Forschungsfrage zielt darauf ab, den Beitrag des Tagebuchs zur Verurteilung Landaus zu analysieren.
- Quote paper
- Mag. (FH), M.A. Robert Stieber (Author), 2016, Vom eigenen Tagebuch überführt. Der Wiener NS-Täter Felix Landau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320058