Wenn schon das Leben jeder einzelner Person voller Veränderungen ist, wie viel mehr ist die Gesellschaft, die sich aus all diesen Menschen zusammensetzt, einem ständigen Wandlungsprozess unterlegen. Wissenschaftliche Errungenschaften, neue Denkweisen, interkultureller Austausch, psychologische Erkenntnisse und erstmalige Erfindungen tragen dazu bei, eine Gesellschaft zu erneuern. Dieser Wandel geschieht jedoch nicht immer plötzlich, sondern oft beinahe unmerklich. Er beginnt bei einzelnen Menschen, breitet sich dann auf die Umgebung aus, bis er schließlich eine ganze Gesellschaft erfasst.
Doch woran wird diese Änderung deutlich, wer ist der Spiegel der Gesellschaft? Es ist nicht der Initiator eines Wandels, nicht ein Politiker oder eine andere führende Persönlichkeit, sondern vielmehr jeder Bürger aus jeder sozialen Schicht. Die Literatur vergangener Epochen bietet eine Vielzahl von Beispielen, die mithilfe der dargestellten Charaktere den gesellschaftlichen Wandel spiegeln.
Bei Lessings Emilia Galotti wird vor allem der Zusammenstoß einzelner Gedankeneinflüsse hinsichtlich einer Veränderung deutlich. Bis zur Zeit der Aufklärung werden der Bürger und der Adel voneinander getrennt. Dem Adel gehört die Macht und der Bürger hat sich zu unterwerfen. Gemeinsamkeiten dieser beiden Klassen sind nicht denkbar. Doch mit der Erkenntnis, dass emotionale Regungen bei Adligen und Bürgerlichen sich nicht voneinander unterscheiden, werden allmählich die starren Grenzen zwischen den beiden sozialen Schichten aufgehoben. Vor allem in der Person des Prinzen von Guastalla wird deutlich, wie ein Adliger durch diese damals fremdartige Denkweise für den Bürger greifbar wirken kann. Durch den Charakter der Gräfin Orsina wird die angestrebte Emanzipation, im Zuge der Aufklärungsidee selber zu denken und zu erkennen, deutlich. Dass diese Gedankenerneuerung jedoch nicht sofort von jedem begrüßt wird, zeigt sich in dem Vater Odoardo, der die konventionellen bürgerlichen Prinzipien wie Keuschheit und Einfachheit als höchste Priorität für seine Tochter Emilia ansieht. Lessing gelingt es folglich, durch die Konstellation verschiedenster Figuren eine große Spannbreite gesellschaftlicher Denkweisen einer Zeit abzudecken und lässt diese somit zeugnishaft für den Wandel stehen, der, wie an Odoardo sichtbar wird, nicht ohne Widerstand Einzug nehmen kann.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaftlicher und politischer Hintergrund der Weimarer Republik
- Gründung
- Krisenjahre
- Stabilisierungsjahre
- Wirtschaftskrise
- Fabian - Die Geschichte eines Moralisten
- Fabian
- Cornelia Battenberg
- Irene Moll
- Die Charaktere der Reichen
- Labude
- Makart
- Wilhelmy
- Vergleich von Fabian und Drei Männer im Schnee
- Figuren
- Erzählerische Gestaltung und historische Rahmenbedingungen
- Kästners Verständnis der Zeit
- Medien
- Politik
- Verhältnis Kästner-Fabian
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, welche gesellschaftlichen Wandlungen und Wesenszüge durch welche Charaktere in Erich Kästners Roman "Fabian" gespiegelt werden. Hierzu wird die Zeit der Weimarer Republik unter gesellschaftlichen und politischen Aspekten näher beleuchtet, um ein allgemeines Bild der Gegebenheiten zu schaffen. Anschließend werden die zentralen Charaktere des Werkes analysiert und im Hinblick auf die Fragestellung untersucht.
- Die Weimarer Republik als Zeit des Umbruchs und Wandels
- Die Darstellung verschiedener gesellschaftlicher Schichten und Konflikte
- Die Rolle des Einzelnen im Angesicht des gesellschaftlichen Wandels
- Kästners Kritik an den Missständen der Weimarer Republik
- Der Vergleich zwischen "Fabian" und "Drei Männer im Schnee" im Hinblick auf Figuren und Stil
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Relevanz der Analyse von literarischen Charakteren als Spiegel des gesellschaftlichen Wandels. Es wird die These aufgestellt, dass die Literatur vergangener Epochen eine Vielzahl von Beispielen bietet, die mithilfe der dargestellten Charaktere den gesellschaftlichen Wandel spiegeln.
Das erste Kapitel beleuchtet den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der Weimarer Republik. Es werden die Gründung, die Krisenjahre, die Stabilisierungsjahre und die Wirtschaftskrise näher betrachtet.
Das zweite Kapitel analysiert die zentralen Charaktere des Romans "Fabian", darunter Fabian selbst, Cornelia Battenberg und Irene Moll.
Das dritte Kapitel widmet sich den Charakteren der Reichen, wie Labude, Makart und Wilhelmy.
Das vierte Kapitel vergleicht "Fabian" mit Kästners "Drei Männer im Schnee" im Hinblick auf die Figuren und den erzählerischen Stil.
Das fünfte Kapitel untersucht Kästners Verständnis der Zeit, insbesondere seine Sicht auf Medien, Politik und das Verhältnis zwischen Kästner und seinem Protagonisten Fabian.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen des gesellschaftlichen Wandels, der Weimarer Republik, Erich Kästners Roman "Fabian", der Analyse von literarischen Charakteren, der Darstellung von gesellschaftlichen Schichten und Konflikten, der Kritik an Missständen, dem Vergleich zwischen "Fabian" und "Drei Männer im Schnee", sowie dem Verhältnis zwischen Autor und Protagonisten.
- Quote paper
- Carina Redekop (Author), 2015, Literarische Charaktere als Spiegel des gesellschaftlichen Wandels in Erich Kästners "Fabian" und "Drei Männer im Schnee", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320184