Ziel dieser Hausarbeit ist es aufzuweisen, wieso Breton so viele Fotografien in "Nadja" verwendet hat und dies anhand einzelner Beispiele aufzuzeigen. Die Fotografie entstand in den 1830er Jahren. Vorher wurde zur Realisierung eines Kunstwerkes eine Person mit einer geschickten Hand und einem guten Blick benötigt. Der Fotoapparat nahm der Hand die Feinarbeit ab. Er ermöglichte es, den Augenblick festzuhalten. Das Abbild des Originals kann an Orte gelangen, zu denen das eigentlich Fotografierte niemals Zugang hätte. Der Eiffelturm kann zum Beispiel plötzlich in der Küche abgebildet sein, obwohl er dort niemals hineinpassen würde.
Drei Jahre vor der Veröffentlichung von "Nadja" fragte sich Breton: "Wann übrigens wird man endlich aufhören, die vernünftigen Bücher mit Zeichnungen zu illustrieren, statt einfach nur mit Photografien?" (Krauss1998b, 108). Genau das setzte Breton 1928 in "Nadja" um. Ob es sich dabei um ein 'vernünftiges Buch' handelt, bleibt jedem Leser selbst überlassen.
"Nadja" wird von vielen als eines der Hauptwerke des Surrealismus betrachtet, weshalb es zunächst angebracht ist, dessen Gattung zu untersuchen. Anschließend werden sowohl Surrealismus, automatisches Schreiben, Manifest und objektiver Zufall definiert, weil sie zu einem besseren Verständnis der Problematik führen, warum "Nadja" auf eine besondere Art verfasst wurde und auch Begründungen dafür liefern können, wieso Breton eine Vielzahl von Illustrationen verwendet hat.
In den nachfolgenden Kapiteln wird kurz erläutert, wie die Fotografien in "Nadja" dargestellt werden und auf deren Zweck eingegangen. Im darauffolgenden Kapitel wird die Lieblingsstadt der Surrealisten – Paris – anhand einer Fotografie BOIS-CHARBONs und der Fotosammlung Fotografien "Les portes" behandelt. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit der letzten Fotografie in "Nadja", deren Motiv außerhalb von Paris liegt und in gewisser Weise damit auch ansatzweise den Surrealismus verlässt.
Das fünfte Kapitel behandelt anschließend vier Gemälde, wovon drei nach Bretons Auffassung der surrealistischen Malerei zuzuordnen sind: Es sind Gemälde von Max Ernst, von Giorgio De Chirico und von Georges Braque. Nach Auffassungen in der Sekundärliteratur kann Paolo Uccello als ‚Vor-Surrealist’ betrachtet werden, sodass auch dessen Gemälde behandelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Textgattungen
- 2 Definitionen
- 2.1 Surrealismus
- 2.2 Automatismus und écriture automatique
- 3 Die Illustrationen in Nadja
- 3.1 Darstellung und Bereiche der Fotografien
- 3.2 Zweck der Fotografien
- 4 Das surrealistische Paris
- 4.1 Les Bois-Charbon
- 4.2 Les Portes
- 4.3 Les Aubes
- 5 Gemälde im Werk Nadja
- 5.1 Max Ernst.
- 5.2 Giorgio De Chirico
- 5.3 Georges Braque
- 5.4 Paolo Uccello
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Verwendung von Fotografien in André Bretons Werk Nadja. Sie analysiert, warum Breton so viele Fotografien in seinem Werk verwendet hat und zeigt anhand von Beispielen, wie diese die surrealistische Gestaltung des Textes unterstützen. Darüber hinaus werden Gründe beleuchtet, die Nadja, unter Einbezug der Fotografien, als ein surrealistisches Werk qualifizieren.
- Analyse der Textgattung von Nadja
- Definition des Surrealismus und seiner zentralen Elemente
- Bedeutung des automatischen Schreibens und des objektiven Zufalls
- Die Rolle der Fotografien in Nadja
- Die Verbindung von Text und Bildern im surrealistischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Entstehung der Fotografie und ihren Einfluss auf die Kunst. Sie stellt Bretons Frage nach der Verwendung von Fotografien in "vernünftigen Büchern" und die Bedeutung von Nadja als Schlüsselwerk des Surrealismus dar.
Kapitel 1 befasst sich mit der Analyse der Textgattung von Nadja, die als fragmentierte Erzählung, als autobiografischer Text und als literarische Collage interpretiert werden kann.
In Kapitel 2 werden wichtige Begriffe des Surrealismus, wie Surrealismus, Automatismus und écriture automatique sowie der objektive Zufall definiert. Es wird dargestellt, wie diese Konzepte in Nadja zum Tragen kommen.
Kapitel 3 beleuchtet die Darstellung und den Zweck der Fotografien in Nadja. Es wird gezeigt, wie sie als narrative Elemente und als Ausdruck des Surrealismus fungieren.
Kapitel 4 behandelt das surrealistische Paris anhand von Fotografien wie "BOIS-CHARBON" und "Les portes", sowie anhand der letzten Fotografie in Nadja, die den Rahmen von Paris verlässt.
Kapitel 5 analysiert vier Gemälde, die in Nadja erwähnt werden. Drei davon, von Max Ernst, Giorgio De Chirico und Georges Braque, werden als surrealistische Malerei kategorisiert. Paolo Uccellos Gemälde wird im Kontext von "Vor-Surrealismus" behandelt.
Schlüsselwörter
Surrealismus, Automatismus, écriture automatique, Nadja, André Breton, Fotografien, objektiver Zufall, Textgattung, literarische Collage, Paris, Gemälde, Max Ernst, Giorgio De Chirico, Georges Braque, Paolo Uccello.
- Quote paper
- Alexandra Bünck (Author), 2016, Illustrationen in André Bretons "Nadja" am Beispiel der Gemälde und Fotografien verschiedener Orte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320539