Das Tor-Netzwerk, im öffentlichen Diskurs auch als DeepWeb oder DarkNet bezeichnet, ist ein ursprünglich von der U.S.-Navy entwickeltes Netzwerk, welches hauptsächlich zur Verschlüsselung digitaler Informationen dient. Der Name des Netzwerkes ist ein Akronym aus den Worten „The Onion Router“, was metaphorisch für die einer Zwiebel gleichenden Schichten der Verschlüsselung zu lesen ist.
Die scheinbare Anonymität des Netzwerkes bietet dabei Anreize für zahlreiche Aspekte des menschlichen Daseins, welche vor allem illegale Aktivitäten umfassen. Das Tor-Netzwerk bietet Freiraum ohne moralische Einschränkungen: Von Waffen- und Drogenhandel über jegliche denkbare Art der Pornographie einerseits bis zur anonymen Recherchemöglichkeit für Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und unter staatlicher Repression leidenden Menschen andererseits. Außerdem hat dieser digitale, heterotopische Ort, der innerhalb des Internets stattfindet und sich doch den aus dem Realraum bezogenen Regeln und Normen widersetzt, einen weitreichenden Einfluss auf den Bereich des realen Lebens: Er verbindet nicht nur illegal tätige Menschen auf digitalem Wege und fördert deren Interaktion, sondern liefert vielfältige Möglichkeiten zur Imagination eines faszinierenden Ortes, der dunklen Seite des Netzes.
Diese Arbeit soll dieses bisher recht unerschlossene Feld für medienwissenschaftliche Untersuchungen etwas greifbarer machen. Zunächst wird in die Thematik des Tor-Netzwerkes eingeführt. Dies geschieht hauptsächlich durch die von José van Dijck vorgeschlagene Methode zur Erforschung sozialer Netzwerke. In ihrer Anwendung findet allerdings eine Modifikation der Methode statt: Anstatt die von van Dijck untersuchte Sozialität in sozialen Medien zu fokussieren, dient das von ihr bereitgestellte Instrumentarium der Abgrenzung. In ihrer exemplarischen Anwendung wird sie Aufschluss darüber geben, inwiefern sich das Tor-Netzwerk als Gegenentwurf zu sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Co auffassen lässt.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der medialen Imagination des Tor-Netzwerkes. Anhand einer multimodalen Stil- und Frameanalyse im Zuge einer medienadäquaten Methoden-Triangulation zur Untersuchung von Online-Diskursen wird nach einer Einführung in deren Methodik exemplarisch nachverfolgt, wie sich die Online-Diskurs-Figur DarkNet konstituiert.
Inhaltsverzeichnis
- Die dunkle Seite des Netzes
- Das Tor-Netzwerk: A-soziales Medium, digitale Heterotopie
- Methodisches Vorgehen nach José van Dijck
- Das Tor-Netzwerk als techno-kulturelles Konstrukt
- Das Tor-Netzwerk als sozio-ökonomische Struktur
- A-Sozialität im Tor-Netzwerk
- Die dunkle Seite des Netzes - Mystifizierung eines Online-Diskurses
- Methodisches Vorgehen: Medienadäquate Untersuchung von Online-Diskursen
- Frames
- Framing
- Sozialsemiotische Stilanalyse multimodaler Diskursfragmente
- Dark als gradable_attribute-Frame
- Vom Tor-Netzwerk zum DarkNet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Tor-Netzwerk, auch bekannt als Deep Web oder DarkNet, aus medienwissenschaftlicher Perspektive. Ziel ist es, dieses bisher wenig erforschte Feld greifbarer zu machen. Dies geschieht in zwei Schritten: einer Analyse des Tor-Netzwerks im Vergleich zu sozialen Medien und einer Untersuchung der medialen Imagination des Tor-Netzwerks.
- Das Tor-Netzwerk als Gegenentwurf zu sozialen Medien
- Die A-Sozialität des Tor-Netzwerks
- Mediale Inszenierung des DarkNets
- Anwendung der Akteur-Netzwerk-Theorie und Politischen Ökonomie
- Multimodale Stil- und Frameanalyse von Online-Diskursen
Zusammenfassung der Kapitel
Die dunkle Seite des Netzes: Die Erzählung um das Tor-Netzwerk ist kraftvoll und mythologisch: ein schwer zugänglicher Raum mit unbetretbaren Zonen. Ursprünglich von der US-Navy zur Verschlüsselung entwickelt, bietet es Anonymität und wird für legale und illegale Aktivitäten genutzt, von Waffenhandel bis hin zu journalistischer Recherche. Es beeinflusst das reale Leben, indem es illegale Interaktionen fördert und gleichzeitig ein faszinierendes Imaginationsfeld bietet. Diese Arbeit zielt darauf ab, dieses Feld medienwissenschaftlich zu untersuchen.
Das Tor-Netzwerk: A-soziales Medium, digitale Heterotopie: Dieses Kapitel verwendet José van Dijcks Methode zur Erforschung sozialer Medien. Durch die Kombination von Akteur-Netzwerk-Theorie und Politischer Ökonomie wird das Tor-Netzwerk analysiert, um es von sozialen Medien abzugrenzen und seine „A-Sozialität“ im Gegensatz zur Sozialität von Plattformen wie Facebook oder Twitter herauszustellen. Die Analyse befasst sich mit der Frage, inwiefern das Tor-Netzwerk als Gegenentwurf zu diesen sozialen Medien verstanden werden kann.
Die dunkle Seite des Netzes - Mystifizierung eines Online-Diskurses: Dieses Kapitel untersucht die mediale Imagination des Tor-Netzwerks mittels einer multimodalen Stil- und Frameanalyse nach Claudia Fraas und Stefan Meier. Anhand von Beispielen aus Online-Medien (z.B. Vice Magazine, SWR-Radioshow) wird analysiert, wie die Online-Diskurs-Figur „DarkNet“ konstruiert wird. Der Fokus liegt auf der Konstruktion des „Dark“ als Frame und wie dies die Wahrnehmung des Netzwerks prägt.
Schlüsselwörter
Tor-Netzwerk, Deep Web, DarkNet, A-Sozialität, digitale Heterotopie, soziale Medien, Medienwissenschaft, Akteur-Netzwerk-Theorie, Politische Ökonomie, multimodale Stil- und Frameanalyse, Online-Diskurs, mediale Imagination, Mystifizierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: "Die dunkle Seite des Netzes"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Tor-Netzwerk (auch Deep Web oder DarkNet genannt) aus medienwissenschaftlicher Perspektive. Sie analysiert das Tor-Netzwerk im Vergleich zu sozialen Medien und untersucht die mediale Imagination des Tor-Netzwerks.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit kombiniert verschiedene Methoden: Die Methode von José van Dijck zur Erforschung sozialer Medien, Akteur-Netzwerk-Theorie, Politische Ökonomie, und eine multimodale Stil- und Frameanalyse nach Claudia Fraas und Stefan Meier. Es werden Online-Diskurs-Analysen durchgeführt, um die Konstruktion des "DarkNet" in Online-Medien zu untersuchen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Das Tor-Netzwerk als Gegenentwurf zu sozialen Medien, die A-Sozialität des Tor-Netzwerks, die mediale Inszenierung des DarkNets, die Anwendung der Akteur-Netzwerk-Theorie und Politischen Ökonomie, und die multimodale Stil- und Frameanalyse von Online-Diskursen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Ein Kapitel befasst sich mit der allgemeinen Erzählung um das Tor-Netzwerk. Ein weiteres Kapitel analysiert das Tor-Netzwerk als "a-soziales Medium" und digitale Heterotopie im Vergleich zu sozialen Medien. Ein drittes Kapitel untersucht die mediale Imagination des Tor-Netzwerks durch eine Analyse von Online-Diskursen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Tor-Netzwerk, Deep Web, DarkNet, A-Sozialität, digitale Heterotopie, soziale Medien, Medienwissenschaft, Akteur-Netzwerk-Theorie, Politische Ökonomie, multimodale Stil- und Frameanalyse, Online-Diskurs, mediale Imagination, Mystifizierung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, das bisher wenig erforschte Feld des Tor-Netzwerks greifbarer zu machen und dieses aus medienwissenschaftlicher Perspektive zu analysieren und zu verstehen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Beispiele aus Online-Medien wie Vice Magazine und SWR-Radioshow um die mediale Imagination des Darknets zu illustrieren. Die methodischen Ansätze stützen sich auf die Arbeiten von José van Dijck, Claudia Fraas und Stefan Meier.
Wie wird das "DarkNet" in der Arbeit dargestellt?
Das "DarkNet" wird als ein komplexes Phänomen dargestellt, das sowohl legale als auch illegale Aktivitäten umfasst. Die Arbeit beleuchtet die mediale Konstruktion des "DarkNet" und analysiert, wie diese Konstruktion die Wahrnehmung beeinflusst. Es wird insbesondere der "Dark"-Frame untersucht und dessen Rolle bei der Mystifizierung des Tor-Netzwerks.
- Citation du texte
- Phillip Horch (Auteur), 2014, Die dunkle Seite des Netzes? Mediale Imaginationen des Tor-Netzwerkes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320673