Ist das deutsche Sparverhalten in einer Niedrigzinsphase sinnvoll? Die aktuelle Zinsproblematik mit Schwerpunkt Privatanleger


Thèse Scolaire, 2016

26 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Geldpolitischer Hintergrund

3 Beispielhafte Auswirkungen des heutigen Zinsniveaus
3.1 Auswirkungen für Kreditnehmer
3.2 Auswirkungen für Sparer

4 Realzinsfalle

5 Anlagemöglichkeiten
5.1 Geldwertanlagen
5.1.1 Sichteinlagen
5.1.2 Termin- / Tagesgeld
5.1.3 Spareinlagen und Sparbriefe
5.1.4 Bausparen
5.1.5 Versicherungen
5.2 Sachwertanlagen
5.2.1 Aktien
5.2.2 Investmentfonds
5.2.3 Immobilien
5.2.4 Gold

6 Anlageverhalten der Deutschen

7 Beurteilung des Anlageverhaltens / Zusammenfassung

8 Schlusswort

9 Literatur- und Quellenverzeichnis:

1 Einführung

Zur Zeit ist das Geldanlegen für Privatanleger nicht einfach. Es kommt häufiger zu der Situation, dass Anleger vor einem ratlosen Bankberater sitzen. Dieser weiß momentan nämlich genauso wenig, wohin mit der Anlagesumme wie sein Kunde. Das Problem ist die aktuelle Zinslage, die den Berater dazu zwingt, dem Kunden sagen zu müssen, dass er ohne ein Risiko einzugehen momentan nicht einmal in die Nähe der einprozentigen Verzinsung kommt. In dieser Facharbeit möchte ich versuchen die Frage zu beantworten, ob das Handeln der Deutschen in dieser Lage wirtschaftlich sinnvoll ist. Hierbei gehe ich zuerst auf die einzelnen Anlagemöglichkeiten ein, stelle dann das eigentliche Verhalten dar und bewerte dieses anschließend.

2 Geldpolitischer Hintergrund

Doch wie kam es überhaupt zu dieser Ausgangssituation? Der Hauptgrund hierfür ist die Finanzkrise 2007. Zu dieser Zeit beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik zu ändern. Ziel wurde es, die verschuldeten Euro-Staaten zu entlasten. So wurden Anleihen der betroffenen Staaten angekauft und die Zinsen gesenkt.

Dadurch wurden die Zinslasten der einzelnen Länder gesenkt und nebenbei auch die Bevölkerung zum Konsum angeregt, denn nicht nur Länder konnten somit günstige Kredite aufnehmen. Diese Maßnahmen sollten die Wirtschaft ankurbeln und den kriselnden Staaten helfen, wieder auf die Beine zu kommen.1

Da sich nun auch die Banken günstig refinanzieren konnten, war es nicht mehr attraktiv, den Kunden mit hohen Zinsen auf Spareinlagen zu locken. Die benötigten Einlagen wurden sich einfach günstig am Kapitalmarkt beschafft.

Das Instrument, welches sich die EZB hierzu zu Nutze machte, nennt man den Hauptrefinanzierungssatz. Durch die Steuerung dieses Leitzinssatzes kann die EZB direkt Einfluss auf die Zinsen am Geld und Kapitalmarkt nehmen.2

Die folgende Abbildung zeigt den Verlauf dieses Zinssatzes im Zeitraum von 2008-2015.

Laut der letzten EZB Sitzung liegt er aktuell unverändert auf historisch niedrigem Stand von 0,05 %. 3

Da dieser Zinssatz für den gesamten Euroraum gilt, betrifft er auch die deutschen Banken und somit auch den deutschen Privatanleger.

3 Beispielhafte Auswirkungen des heutigen Zinsniveaus

3.1 Auswirkungen für Kreditnehmer

Für Kreditnehmer ist diese Situation natürlich durchaus günstig. Grade in der Baufinanzierung, also den Krediten, die zur Finanzierung von Immobilien dienen, sind die Konditionen so günstig wie noch nie zuvor. Hier sind Zinssätze für lange Laufzeiten in der Nähe von einem Prozent möglich. Der Kreditnehmer kann diese Konditionen bis zu 15 Jahre festschreiben.

Es sei jedoch bedacht, dass es unsinnig ist, einen Kredit aufzunehmen, nur weil die Konditionen attraktiv sind.

3.2 Auswirkungen für Sparer

Wer jedoch keinen Kredit benötigt, hat keine Vorteile in der aktuellen Lage. Ein gutes Beispiel für die niedrigen Zinsen sind die einst sehr beliebten Bundesschatzbriefe.

Diese gab es in zwei Ausführungen.

Ein 2011 gekaufter Bundesschatzbrief (Typ A) hätte über seine 6-jährige Laufzeit gerade mal eine Rendite von 1,69 % eingebracht - gestaffelte Nominalzinssätze von 0,75 – 2,75 %.

Die Zinsen wurden dabei jährlich ausgezahlt.

Der Bundesschatzbrief des Typs B wird auch als „Zinssammler“ bezeichnet. Bei diesem Brief wurden Zinsen und Anlagebetrag erst am Ende der 7-jährigen Laufzeit gezahlt.

Diese ausgegebenen Schatzbriefe waren die letzten in ihrer Form. Die Emission neuer Briefe wurde zum 31.12.2012 eingestellt.4

4 Realzinsfalle

Da nun viele dieser alt bewährten Anlagemöglichkeiten wegbrechen, bräuchte man doch ein paar gute Alternativen. Aber auch hier hat die Finanzkrise Einfluss genommen.

Das Vertrauen in die Banken ist teils rapide gesunken. Gründe hierfür sind die Pleite der riesigen Investmentbank Lehman Brothers, aber auch die zahlreichen Skandale, in denen Banker ihren Kunden komplizierte Wertpapiere verkauften, um schnell große Provisionen einzusammeln.

Der Anleger befürchtet sein Geld zu verlieren, weiterhin ist der Faktor der Kosten in einem Produkt quasi zu einem Tabu-Thema geworden.

So fällt es dem Berater immer schwieriger das Vertrauen seines Kunden zu gewinnen.

Ein weiteres Problem mit dem sich der Anleger zur Zeit auseinandersetzen muss, ist die sogenannte Realzinsfalle, also das Problem der Inflation in Beziehung zu den niedrigen Zinsen.

War es früher so, dass die Inflation, also der Kaufkraftverlust, stets unterhalb des Zinssatzes des Anlegers lag, liegt sie im Moment meist deutlich über dem Guthaben-Zinssatz des Kunden.

Im Klartext vermehrt sich das Kapital nicht etwa geringfügig, es geht sogar Jahr für Jahr ein Stück verloren.

Die folgende Grafik zeigt die sogenannte Realzinsfalle im Vergleich zum Dreimonats-EURIBOR, einem Referenzzinssatz am Euromarkt für Anlagen mit bis zu dreimonatiger Laufzeit bis zum Jahr 2014. 5

Aktuell nähert sich die Inflationsrate eher wieder diesem Zinssatz an, was dem Anleger ein Stückchen zu Gute kommt. So gab es im September keine Veränderung zum Vormonat.6 Es bleibt aber abzuwarten wie sie für das gesamte Jahr 2015 ausgefallen ist.

Zusätzlich belastet den deutschen Anleger noch der Fiskus. Die Kapitalertragssteuer schlägt den Erträgen des Privatanlegers nochmals mit 25 % zu Buche.

5 Anlagemöglichkeiten

Um die Frage beantworten zu können, ob das Spar- bzw. Anlageverhalten der Deutschen aktuell sinnvoll ist, liegt es nahe die verschiedenen Anlagemöglichkeiten erst einmal zu begutachten.

Hierzu wähle ich die meiner Meinung nach in Frage kommenden (klassischen) Anlageformen unter anderem aus den Inhalten des Buches „Geldanlage und Steuern 2015“ von Herrn Karl H. Lindemayer und Herrn Hans Ulrich Dietz aus.

Grundlegend lassen sich alle Anlagemöglichkeiten in zwei Kategorien einteilen.

Die Geldwertanlagen geben Anspruch auf eine Geldsumme zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Fall. Solche Geldwertanlagen sind zum Beispiel: Spareinlagen, Festgelder, Bausparverträge und Versicherungen.

Die Sachwertanlagen sind im wesentlichen Aktien, Immobilien, Gold und andere Edelmetalle.

Es sind auch Mischungen der Anlagen möglich, bei denen sowohl Geldwerte als auch Sachwerte enthalten sind. Dies ist beispielsweise bei Investmentfonds sowie Exchange-traded Funds kurz: ETF (Indexfonds) der Fall.7

Außergewöhnliche Anlagemöglichkeiten wie Termingeschäfte (Optionen), Devisengeschäfte und andere Finanzderivate, sowie besondere Anleihen kommen für den typischen Privatanleger eher selten in Frage und werden in meiner Betrachtung außer Acht gelassen.

Neben der Erläuterung der Anlageformen stelle ich ihre Vor- und Nachteile dar und beurteile sie dann vor dem Hintergrund der aktuellen Problematik.

Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Klasse werden hierbei grundsätzlich über die Punkte Sicherheit, Rentabilität und Liquidität definiert. Ein Randattribut bilden zusätzlich die Kosten der jeweiligen Anlageart.

5.1 Geldwertanlagen

5.1.1 Sichteinlagen

Sichteinlagen sind Guthaben auf Girokonten. Diese Girokonten dienen einzig dem Zweck des Zahlungsverkehrs. Sie sind somit täglich verfügbar, aber in der Regel auch unverzinst.

Die Banken berechnen dem Kunden meist sogar eine Gebühr für die Führung eines Giro- und Kontokorrentkontos.

Als Anlageform ist die Art von Konto also völlig unattraktiv.8

5.1.2 Termin- / Tagesgeld

Termin oder Tagesgeldeinlagen sind kostenlose Einlagen, die im Falle eines Tagesgeldkontos täglich fällig oder im Falle einer Termineinlage maximal bis zu einem Jahr angelegt werden.

Konten dieser Art werden mit ihrer Flexibilität, also der ständigen Verfügbarkeit des Guthabens, beworben. Sie bieten in der Regel allerdings auch nur eine geringe Verzinsung. Diese ist meist variabel das heißt sie kann von der Bank bei Änderungen am Geld- und Kapitalmarkt jederzeit angepasst werden.

Namenhafte Banken bieten derzeit Zinssätze von 0,05 – 0,5 % an.9

Ein Beispiel hierfür ist das VR-AnlageKonto, das Tagesgeldkonto der Berliner Volksbank mit einer variablen Verzinsung von zur Zeit 0,05% auf Guthaben bis 100 000€. 10

Höhere Zinssätze sind in den meisten Fällen befristet und/oder sollen neue Kunden anlocken, um mit diesen dann weitere, profitablere Geschäfte zu tätigen. Dies ist aus einem Onlinebericht des Handelsblattes zu entnehmen .11

Diese Anlagemöglichkeiten sind aufgrund der aktuellen Zinssituation also auch eher unattraktiv und sollten nur zum kurzzeitigen Verwahren des Geldes verwendet werden.

Gesichert sind sie über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken.12

Somit bergen hohe Tagesgeldzinssätze unbekannter oder ausländischer Banken für den Anleger durchaus Risiken.

[...]


1 - Vgl. http://www.finanzen.net/special/nachricht/Warum_sind_die_Zinsen_so_niedrig_-2-2699012

2 - Vgl. http://www.zinsticker.net/zinsentwicklung-der-leitzins-der-europaeischen-zentralbank/

3 - Grafik ebenfalls von http://www.zinsticker.net/ entnommen

4 - Vgl. http://www.deutsche-finanzagentur.de/de/private-anleger/bundeswertpapiere/bundesschatzbriefe/

5 - Grafik entnommen von http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/

6 - Vgl. http://www.inflation-deutschland.de/index.html

7 - Vgl. May – Geldanlage / Vermögensbildung (2009): 5

8 - Vgl. May – Geldanlage / Vermögensbildung (2009): 27

9 - Vgl. https://finanzen.check24.de/konto-kredit/tagesgeld/

10 - Vgl. https://www.berliner-volksbank.de/

11 - Vgl. http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/altersvorsorge-sparen/tagesgeld

12 - Vgl. https://bankenverband.de/service/einlagensicherung/

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Ist das deutsche Sparverhalten in einer Niedrigzinsphase sinnvoll? Die aktuelle Zinsproblematik mit Schwerpunkt Privatanleger
Note
1,3
Auteur
Année
2016
Pages
26
N° de catalogue
V320683
ISBN (ebook)
9783668208001
ISBN (Livre)
9783668208018
Taille d'un fichier
781 KB
Langue
allemand
Mots clés
sparverhalten, niedrigzinsphase, zinsproblematik, schwerpunkt, privatanleger
Citation du texte
Lars Groth (Auteur), 2016, Ist das deutsche Sparverhalten in einer Niedrigzinsphase sinnvoll? Die aktuelle Zinsproblematik mit Schwerpunkt Privatanleger, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320683

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