Ankunft oder Endstation? Brasiliens Straßenkinder und der Fußball

Eine Analyse in Schrift und Bild


Term Paper, 2014

17 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Straßenkinder in Brasilien
2.1 Historischer und sozio-ökonomischer Hintergrund
2.2 Meninos de Rua

3 Fußball – Chance auf ein besseres Leben?
3.1 WM der Straßenkinder
3.2 „This is more than a game“

4 Die WM 2014 in Brasilien und ihre Folgen
4.1 Die Juni- Demonstrationen 2013
4.2 Brasiliens Jugend erwacht
4.3 Nur schöne Fassade – Brasiliens verschleppte Kinder

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

7 Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Copacabana, Zuckerhut, Samba – und natürlich Fußball. Vielen fällt dies spontan zum Thema Brasilien ein. Doch neben den Bildern von stimmungsvollen Stadien und tanzenden Sambaschönheiten, gehören auch andere Eindrücke zum Alltag der bald 200-millionenköpfigen brasilianischen Bevölkerung1: Favelas, die Armenviertel, in denen allein in Rio de Janeiro rund ein Viertel der Menschen der brasilianischen Metropole leben.2 So ist „der schlafende Riese […] ein Land voller Widersprüche und Probleme“3, denn „zwischen dem Reichtum der Oberschicht und der Armut in den Favelas herrschen seit Jahrzehnten Korruption, politische Skandale und Reformstau.“4 Brasilien konnte in den letzten zwanzig Jahren einen rasanten Aufstieg hinlegen. 1990 nahezu bankrott, „gilt Lateinamerika größter Staat [heute] als energische Supermacht, die sich anschickt einen Platz im Olymp der Industrienationen zu erkämpfen.“5 Doch dabei bleiben die wirtschaftlichen Aspirationen des „Koloss im Süden“ weiterhin hinter den politischen zurück. Denn Brasilien gehört immer noch zu den Schlusslichtern in Bezug auf die Verteilung des Volkseinkommens. So lebten allein 2005 22 % unter der nationalen Armutsgrenze, 11 % waren Analphabeten und in etwa 600.000 Kinder im schulpflichtigen Alter besuchten keine Schule.6 Diese Zustände belasten insbesondere Kinder und Jugendliche. Gerade sie haben es nicht leicht in den, von Armut, Gewalt und Kriminalität geprägten Favelas. Doch viele Heranwachsende können nicht einmal die brasilianischen Slums ihr Zuhause nennen. So leben Millionen von Kindern ohne festen Wohnsitz und Unterstützung auf den Straßen Brasiliens.

Eben diese meninos de rua7 sollen im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Kinder, die sagen, dass sie mit gerade einmal 12 Jahren schon alles vom Leben wussten.8 Ein Leben geprägt von Gewalt und Aussichtslosigkeit. Zwar kann jeder sich etwas unter dem Begriff Straßenkind vorstellen, doch die Beschreibungen reichen von gefährlichen Kriminellen über hilflose Opfer hinzu heldenhaften Überlebenskünstlern. Um den Begriff des Straßenkindes zu klären, werde ich zunächst auf die sogenannten meninos de rua und ihre Herkunft eingehen. Dabei wird die Analyse nicht nur in schriftlicher Form stattfinden, sondern ebenfalls in Form von Bildern.

Eine besondere Rolle im Leben der Straßenkinder spielt der Fußball. Für Viele ist die Leidenschaft zum runden Leder die Chance auf ein besseres Leben. Daher beschäftigt sich der darauffolgende Punkt vornehmend mit der erst kürzlich stattgefundenen WM der Straßenkinder.

In rund 35 Tagen beginnt die WM 2014 in Brasilien – zum einen gilt sie als historische Chance der Welt zu beweisen, dass der Schritt vom Schwellenland hin zu einer Industrienation gelungen ist. Zum anderen sorgen die hohen Stadionkosten und mangelnde Investitionen in Bildung und Krankenhäuser für Unmut in der Bevölkerung. So soll die abschließende Betrachtung der Folgen der WM 2014 Aufschluss über die soziale Situation in Brasilien bringen und klären in wie fern der Fußball für Straßenkinder als Ankunft oder Endstation zu werten ist.

2 Straßenkinder in Brasilien

Viele sehen in ihnen vor allem organisierte Jugendbanden, die Urlauber und Touristen überfallen. Bei anderen überwiegt ein von Mitleid geprägtes Bild. „Keines der Extreme […] ist ganz falsch. Aber eben auch noch ganz richtig“.9 Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Dabei ist Straßenkind nicht gleich Straßenkind.

2.1 Historischer und sozio-ökonomischer Hintergrund

„Für sie [die Straßenkinder] ist die Straße weder ein Bereich des Spiels noch ein Ort fröhlicher Streiche oder Abenteuer, sondern die Stätte ihres Überlebenskampfes. […] Sie erschließen sich die Straße als einen fragwürdigen Lebensraum. Sonst überleben sie nicht.“10 Betteln gehört für sie zum Alltag. In Brasilien als meninos de rua bezeichnet, ist die Straßenkind-Problematik keinesfalls eine moderne Erscheinung, sondern liegt in der gesamten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes begründet.11 Eine präzise Angabe der brasilianischen Straßenkinder ist nicht einfach. In Schätzungen ist von etwa 10 Millionen meninos de rua die Rede.12 Der Grund für die schwankenden Zahlen beruht auf der Schwierigkeit der anwendbaren Definition des Begriffes Straßenkind.13 So existiert seit einigen Jahren eine Art Typisierung des Straßenkindes, welche sich in folgende Gruppen aufteilen lässt: Unter „Los niños trabajadores u. los niños en la calle“14 versteht man Kinder, die auf der Straße arbeiten, aber Zuhause bei der Familie übernachten. Während für die niños trabajadores ihr Zuhause noch den Lebensmittelpunkt darstellt, leben die „niños de la calle“15 vollständig auf der Straße und haben selten bis gar keinen Kontakt zu ihren Eltern. Die Entscheidung ihre Eltern zu verlassen, resultiert zu meist aus dem Mangel an Liebe und Geborgenheit und aus häuslicher Gewalt.16 „Los niños en conflicto armado u. los niños de la guerra“17 werden als billige Tötungsgehilfen oder als Drogenkuriere von Drogenbossen eingesetzt und fallen durch diese Tätigkeiten oft Gewaltverbrechen zum Opfer. Das besondere Interesse rührt vom brasilianischen Jugendschutzgesetz her, da unter 18-Jährige, wenn sie nicht auf frischer Tat ertappt werden, nicht verhaftet werden dürfen.18 Unter der letzten Gruppe der „niños institucionalizados“19 versteht man die Straßenkinder, die in staatlich geschlossene Heime oder Kindergefängnisse eingewiesen werden.20 Im Rahmen der Fußball-WM verschwinden mehr und mehr meninos de rua von den Straßen. Weggesperrt werden sie von Polizisten, die sie als Sicherheitsrisiko einstufen. Als „Schmutzflecken“21 gefährden sie die Selbstdarstellung Brasiliens zu großen Anlässen. So kam es bereits in der Vergangenheit zu schrecklichen Massakern, in denen Straßenkinder von den sogenannten Todesschwadronen22 regelrecht hingerichtet wurden.23

Oft ziehen sie in Banden umher, die für sie einen Familienersatz darstellen. Dabei dominieren Drogen, Gewalt, sexueller Missbrauch und Prostitution ihren Alltag.24 Doch während sich die Gesellschaft in der Vergangenheit immer weiter von den Straßenkindern entfremdete, scheinen Menschen der jüngeren Bevölkerung zunehmend Anteil an der sozialen Frage ihres Landes zu nehmen und die sozialpolitische Situation Brasiliens zu hinterfragen.25

2.2 Meninos de Rua

„Nicht der Schrift-, sondern der Photographieunkundige wird, so hat man gesagt, der Analphabet der Zukunft sein“26, sprach bereits einst Walter Benjamin über das Leitmedium unserer Gegenwart, das Bild. Und so darf es gewiss nicht fehlen in der Analyse der sozialen Situation der meninos de rua. Zwar können uns Armuts- und Leidens- Fotos momentan ergreifen, zum Begreifen bedarf es aber der Narration, die in Kombination mit der Fotoanalyse im Rahmen dieser Arbeit ebenfalls geben ist.

Müder Blick, Augenringe und resignierte Miene: Zu sehen sind 2 Jungen in einem spartanisch eingerichteten Raum (Abb. 1). Dabei handelt es sich um eine schwarz-weiß-Fotografie, welche die Tristesse in den Gesichtern der beiden Jungs noch einmal hervorhebt. Während der ältere der Beiden auf dem Sofa sitzt, ist von dem jüngeren lediglich der Kopf am Bildrand zu erkennen. Barfuß mit T-Shirt und Shorts bekleidet sitzt er inmitten des Bildes umgeben von zahlreichen Gegenständen, die sich auf dem Sofa angesammelt haben. Dabei handelt es sich um abgenutzte Kisten und Tüten, dessen Inhalt unbekannt ist. Hinter ihm befinden sich auf der Rückenlehne einige Kleidungstücke. Zerknautscht aufeinander geworfen, ist der Zustand der Kleidung nicht weiter ersichtlich. Auch über seinem Kopf hängend, sind Kleidungsstücke zu erkennen: Achtlos sind sie in einen Müllsack gepackt worden und in diesem an der Wand befestigt worden. Während der Boden voller Krümel ist, scheinen auch die Wände des Raumes in keinem guten Zustand zu sein. So ist die Wand im Hintergrund des Bildes übersät mit Kratzern – und mit Bildern und Zeitungsausschnitten. Sie zeigen den brasilianischen Fußballstar Romário. 1994 wurde er nicht nur mit Brasilien Weltmeister, sondern wurde im selben Jahr auch zum Weltfußballer gekürt. Die Fotos an der Wand zeigen ihn mit dem WM-Pokal und beim Torabschluss. Neben den zahlreichen Artikeln und Fotos von Romário, die nahezu die gesamte Wandbreite in Anspruch nehmen, befinden sich ebenfalls Fotos von Palmen und Urwald, die wohl Brasilien von seiner besten Seite zeigen.

Die „Bilder im Bild“ an der Wand nehmen einen entscheidenden Teil des Fotos ein. Als sollten sie den Kindern von Tag zu Tag neue Hoffnungen geben, dass die Favela nicht unbedingt Endstation, sondern der Beginn eines neuen Lebens sein kann. Denn über ihren Köpfen prangt Romário – nicht nur einer der besten Stürmer Brasiliens, sondern ein Vorbild für tausende brasilianische Jungen. Er selbst stammt aus der Favela Jacarezinho in Rio de Janeiro.27 Er steht für die Hoffnung der meninos de rua, eines Tages selbst den Weg aus dem Elend hinaus in die Fußballstadien dieser Welt zu schaffen. Ich nehme auch bei den beiden Jungen auf dem Foto an, dass sie sich in einer Favela befinden. Spartanische Ausstattung, dreckiger Boden und Wände und ein allgemein rumpliges Inneres sprechen dafür. Das Bild der Kinder, vermutlich Brüder, entstand im Rahmen der Arbeit zu dem Werk Meninos de Rua – Straßenkinder in Brasilien von Axel Stelzner und Fernando Vargas. Es existieren bereits viele Fotobänder über Straßenkinder, doch die Intention dieses Fotos bzw. des gesamten Werkes liegt nicht darin Mitleid zu erregen, sondern vielmehr im Beleuchten der Hintergründe und Zusammenhänge zum Thema Straßenkind.28 Wobei nach Susan Sontag die ethische Relevanz der Fotografiekunde sowieso beschränkt ist, da ihre Pflicht lediglich darauf beschränkt ist, darüber nachzudenken, was es heißt solche Armutsbilder zu betrachten und wie es um die eigene Fähigkeit bestellt ist, sich das, was sie zeigen wirklich anzueignen. „Damit ist die Kunde, die der Fotografiekundige nach Sontag erhält, in erster Linie eine Kunde über sich selbst, über die eigene Fähigkeit zum Mitleiden beim Betrachten des Leidens anderer.“29

Will heißen, dass das von mir ausgewählte Foto bzw. das Werk Meninos de Rua – Straßenkinder in Brasilien kein Mitleid, sondern Aufklärung herbeiführen möchte. Dieses Bild entstand vor etwa 20 Jahren. Vor dem großen Boom der einigen Familien den Sprung in die Mittelschicht ermöglichte. Doch blickt man heute in die Favelas, bietet sich einem ein nicht viel anders Bild.

Noch immer kämpfen Tag für Tag Millionen Kinder um das Überleben auf Brasiliens Straßen. Was ihnen bleibt sind Fotos von Idolen und paradiesischen Stränden, die ihnen Hoffnung geben auf ein besseres Leben.

3 Fußball – Chance auf ein besseres Leben?

„Seleção heißt so viel wie „Selektion“ oder „Auswahl“ und […] steht als Synonym für den besten und erfolgreichsten internationalen Fußball aller Zeiten. Bis heute.“30 Besonders in Brasilien sind die Menschen bewegt von der Spielkunst mit dem runden Leder. So möchte jeder Junge Profi-Fußballer werden, „denn Star-Fußballer, das ist Glanz und Geld, das Ende aller Sorgen.“31 Für Viele ist es die riesen Chance den Sprung von der Straße zu schaffen. Auch bei Entwicklungspolitikern rückt Sport immer mehr in den Mittelpunkt. Denn die beim Fußball erlernten Fähigkeiten wie Toleranz, Fairness, friedlicher Wettkampf und gegenseitiger Respekt sind wichtig für das spielerische Erlernen von Regeln für die Straßenkinder.

3.1 WM der Straßenkinder

Die Schere zwischen reich und arm klafft weit auseinander. Noch immer ist Brasilien das Land mit der größten sozialen Ungleichheit Südamerikas.32 Doch eines der wenigen Dinge, was den Straßenkindern Hoffnung gibt, ist der Fußball. Beim Spielen erlernen sie nicht nur Regeln zu befolgen, sondern lernen auch mehr über sich selbst. Zusammen feiern sie Erfolge als auch Misserfolge und nehmen sich in einem Kontext wahr, der modellhaft für die Zivilgemeinschaft ist. Somit sind diese Lernziele des Sports gleichzeitig Maxime für das Zusammenleben im privaten, beruflichen und politischen Bereich.33 Ein Grund wieso immer mehr Straßenkinder-Organisationen Fußball-Übungen in ihre Projekte aufnehmen.

Das dachte sich auch die in London ansässige Organisation Street Child World Cup und rief die WM der Straßenkinder ins Leben. Vom 28. März kickten insgesamt 19 Nationen 10 Tage lang unter dem Motto This is more than a game im weltberühmten Stadion Maracaña.34 Mit dem populärsten Sport der Welt soll auf die aussichtslose Situation der Straßenkinder aufmerksam gemacht werden. „Die Straßenkinderweltmeisterschaft […] ist eine Möglichkeit den Politikern in Brasilien und in der Welt zu zeigen, dass Kinder nicht auf die Straße gehören“35, so Bernd Rosemeyer, deutscher Teambetreuer der brasilianischen Straßenkindermannschaft und ebenfalls Begründer des sozialen Hilfswerkes O pequeno Nazareno. Die Organisation ist in 3 Kinderdörfern tätig und versucht, die Kinder von der Straße zu holen und ihnen einen geregelten Tagesablauf zu bieten.

Für Rosemeyer ist die WM der Straßenkinder viel mehr als ein kleiner Sportevent am Rande der zwanzigsten WM der Fußball-Stars: „Ich glaube der Fußball macht für diese Kinder einen Traum wahr, denn bisher haben sie nur erfahren, dass sie keine Talente und keine Fähigkeiten haben und vielleicht auch nicht wertvoll sind. Und ich glaube, dieses Fußballspielen besagt genau das Gegenteil.“36 Der Fußball gibt ihnen Halt, Hoffnung und ein Leben in geregelten Bahnen. Somit ist das Turnier eine weitere Tür der Hoffnung für diese Kinder.37

3.2 „This is more than a game“

„Alles okay“, scheint der lachende Junge mit seinen nach oben zeigenden Daumen sagen zu wollen (Abb. 2). Fröhlich streckt er seine Hände gen Kamera und lächelt in Richtung Fotograf. Der junge Teenager steht am Rande eines Fußballplatzes, hinter ihm die grüne Fläche des Rasens. Nicht selbstverständlich für Brasilien, wo viele Kinder auf der Straße kicken. Auch seine Sportbekleidung trägt er bereits: moosgrünes Shirt mit limettenfarbenen Ausschnitten an Seite, Schulter und Kragen. Auf seiner linken Brust prangt das Emblem der brasilianischen Hilfsorganisation für Straßenkinder in Brasilien: O pequeno Nazareno, der kleine Nazareno. Auch 3 seiner Teamkameraden befinden sich im Hintergrund des Bildes. Während einer auf dem Boden sitzend die Waden lockert, sind die anderen Beiden im Gespräch mit Erwachsenen, womöglich den Teambetreuern. Die Grünfläche des Spielfeldes ist in sehr gutem Zustand. Umrahmt ist dieses nicht nur von einem hohen Zaun, sondern in einiger Entfernung auch noch von einer weißen Mauer. Dahinter erstrecken sich zahlreiche Bäume. Derweil schwört sich an der Torauslinie die in Blau aufspielende gegnerische Mannschaft ein. Der Spielbeginn scheint kurz bevor zu stehen.

Der lachende Junge auf dem Foto ist Rodrigo Kelton. Zusammen mit den anderen Straßenkindern gehörte er zu dem brasilianischen Team für die Straßenkinder-WM, welches von Bernd Rosemeyer betreut wurde. Er ist ebenfalls Leiter und Gründer der Hilfsorganisation O pequeno Nazareno. Nur aufgrund seiner Teilnahme an dem Turnier konnte Rodrigo auf einem top gepflegten Rasen in einem „richtigen“ Sportoutfit inklusive Fußballschuhen spielen. Die Realität der Straßenkinder sieht sonst ganz anders aus: abgewetzter Ball statt Adidas & Co. und barfuß auf irgendeinem Hinterhof statt Fußballfeld mit richtigen Toren. Auch für Rodrigo war die WM der Straßenkinder nicht nur eine Möglichkeit, eine große Reise anzutreten, sondern ihm sollten vielmehr positive Erfahrungen übermittelt werden, die ihm in seinem weiteren Leben helfen und zugute kommen sollten. Als bester Spieler und Kapitän des brasilianischen Teams stand ihm vielleicht sogar eine professionelle Fußballkarriere bevor, doch soweit kam es nicht.38 An seinem 14. Geburtstag, dem 13.02.2014, wurde er mit 4 Schüssen nur wenige Meter vor dem Haus seiner Mutter regelrecht hingerichtet.39 „Rodrigo hatte es sehr schwer in seinem Leben und die Straßenkinderweltmeisterschaft wäre vielleicht für ihn seine letzte Chance gewesen“40, so Rosemeyer nach seinem Tod. Am gleichen Tag wurden in dem Bundesstaat Caerá 11 weitere Menschen getötet- 6 von ihnen unter 20 Jahre alt.41 Symbolisch für die Situation der brasilianischen Straßenkinder. Das Bild wurde im Rahmen des Trainings für die Straßenkinder-WM geschossen in einem der Kinderdörfer des O pequeno Nazareno. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war noch niemandem bewusst, welch trauriges Ende das Leben von Rodrigo haben würde. Somit hat sich die Intention des Bildes gewandelt. Anfangs lediglich als eine Art Dokumentation gedacht zwecks der Straßenkinder-WM, zeigt es nun wie schnell das Leben eines Straßenkindes enden kann. Bei genauerem Hinschauen, wird deutlich, dass besonders die Farbe Grün, die Farbe der Hoffnung das Foto dominiert: grüner Rasen, grüne Sportbekleidung und das Grün der Bäume. Innerhalb kürzester Zeit wurden Rodrigos Hoffnungen allesamt begraben.

[...]


1 Vgl. Statista (Hrsg.) (2014).

2 Vgl. Hell (2013).

3 Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.) (2013).

4 Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.) (2013).

5 Prutsch/Rodrigues-Moura (2013:9).

6 Vgl. Müller-Hohenstein/Wulffen (2013:184).

7 von Dücker (1992:9).

8 Vgl. Stelzner/Vargas (1994:42).

9 Schwinger (2007:5).

10 Henrique Dias (1996:7).

11 Vgl. Henrique Dias (1996:11).

12 Vgl. Jugend Eine Welt (Hrsg.).

13 Vgl. Henrique Dias (1996:29).

14 von Dücker (1992:51).

15 von Dücker (1992:52).

16 Vgl. Henrique Dias (1996:33).

17 von Dücker (1992:52).

18 Vgl. Jugend Eine Welt (Hrsg.).

19 von Dücker (1992:52).

20 Vgl. von Dücker (1992:51).

21 Von Dücker (1992:59).

22 Vgl. Henrique Dias (1996:53). „Die Todesschwadronen in Brasilien entstanden in der Zeit der Militärdiktatur […]. Diese hatten zur Aufgabe, staatlichen Terror gegen die gesamte Opposition auszuüben, indem sie Folter und Mord, Angst und Schrecken bei den Gegnern der Diktatur verbreiten sollten. In den Jahren 1987-1991 töteten sie landesweit ca. 7000 Kinder.“

23 Vgl. Fatheheuer (1993:1).

24 Vgl. Henrique Dias (1996:47).

25 Vgl. von Dücker (1992:19).

26 Hesse (2011:36).

27 Vgl. Gilbert (2011).

28 Vgl. Stelzner/Vargas (1994:8).

29 Hesse (2011:36).

30 Müller-Hohenstein/Wulffen (2013:121).

31 Jugend Eine Welt (Hrsg.).

32 Vgl. Schreiner (2012).

33 Vgl. Jugend Eine Welt (Hrsg.).

34 Vgl. Latina Press (Hrsg.) (2014).

35 Latina Press (Hrsg.) (2014).

36 DFB (Hrsg.) (2014).

37 Vgl. DFB (Hrsg.) (2014).

38 Vgl. DFB (Hrsg.) (2014).

39 Vgl. Der Kleine Nazareno (Hrsg.).

40 Latina Press (Hrsg.) (2014).

41 Vgl. Der Kleine Nazareno (Hrsg.).

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Details

Title
Ankunft oder Endstation? Brasiliens Straßenkinder und der Fußball
Subtitle
Eine Analyse in Schrift und Bild
College
University of Trier
Course
Fotografie und Soziale Frage
Grade
1,3
Author
Year
2014
Pages
17
Catalog Number
V320895
ISBN (eBook)
9783668200722
ISBN (Book)
9783668200739
File size
970 KB
Language
German
Keywords
Brasilien, Straßenkind, Fußball, WM 2014, Rousseff
Quote paper
Sabrina Junge (Author), 2014, Ankunft oder Endstation? Brasiliens Straßenkinder und der Fußball, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320895

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