Am 1. Mai 2004 wurden die zehn, im Vertrag von Nizza ausgewählten, Beitrittskandidaten Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Malta, Zypern, Polen und auch die Republik Ungarn in die Europäische Union aufgenommen. Bis es dazu kam, mussten diese Länder in den Jahren zuvor, wie jedes andere Beitrittsland auch, bestimmte Auswahlkriterien erfüllen, um eine gewisse politische, rechtliche und wirtschaftliche Grundlage für eine Aufnahme in die Europäische Union vorweisen zu können. Ein besonderes Augenmerk hatte die EU-Kommission, insbesondere Günter Verheugen als EU-Beitrittskommissar, auf die Stabilität der politischen Systeme gerichtet, denn instabile politische Konstruktionen haben nach einem EU-Beitritt nicht nur Auswirkungen auf das betroffene Land, sondern dann auch auf die gesamte Europäische Union. Als Beispiel möchte ich hierzu die Ausgrenzungspolitik einiger europäischer Staaten gegenüber der Bundesrepublik Österreich, einer gefestigten Demokratie, nach dem Wahlerfolg des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haiders und seiner Partei der FPÖ im Jahre 2000 nennen. Als die FPÖ in die Regierungsverantwortung kam, brachen viele europäische Staaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, kurzfristig ihre diplomatischen Beziehungen zu Österreich ab. Daraus wird deutlich, wie sensibel politische Veränderungen in der Europäischen Union wahrgenommen werden, und welche Auswirkungen diese haben könnten. Ich möchte deshalb in dieser Arbeit auf das politische System in der Republik Ungarn eingehen, wie sich dieses im Transformationsprozess nach dem Systemwechsel von sozialistischer Ein-Parteien-Herrschaft zur kapitalistischen Gesellschaft mit Mehr-Parteien-System entwickelt hat, um daraus Schlüsse für die politische Stabilität dieser jungen Demokratie zu ziehen. Können das heute bestehende ungarische Regierungssystem, das differenzierte Parteiensystem und auch das politische Umfeld, wie zum Beispiel intermediäre Gruppen, durch ihr eigenes politisches Handeln die politische und gesellschaftliche Stabilität Ungarns, als vollwertiges Mitglied der Europäischen Union, sicherstellen? Ist Ungarn ein gefestigter politischer Partner für die Gemeinschaft?
Inhaltsverzeichnis
- Ungarn in der EU – ein gefestigter politischer Partner für die Gemeinschaft?
- Ungarn – Eine „frühe“ aber meist fremdbestimmte Nation
- Die Geschichte bis 1949
- Kádárs „Gulaschkommunismus“ der Wegbereiter für Demokratie und Marktwirtschaft in Ungarn?
- Der ausgehandelte“ Übergang unter Ausschluss der Öffentlichkeit
- Das Regierungssystem Ungarns
- Das ungarische Parteiensystem
- Wirtschaftliche Lage bestimmt Politik
- Der geringe Einfluss intermediärer Gruppen in Ungarn
- Die Lage der ungarischen Gewerkschaften
- Der geringe Einfluss der ungarischen Kirchen und die Macht der Medien
- Ungarn – eine relativ starke Demokratie in einem verlässlichen politischen System
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem politischen System Ungarns im Kontext der Europäischen Union. Sie untersucht, ob Ungarn als politischer Partner der EU angesehen werden kann und welche Herausforderungen sich aus der Vergangenheit und den aktuellen politischen Entwicklungen ergeben.
- Die historische Entwicklung des ungarischen politischen Systems
- Die Transformation vom sozialistischen Ein-Parteien-System zur kapitalistischen Mehr-Parteien-Demokratie
- Die Rolle des ungarischen Regierungssystems und des Parteiensystems
- Der Einfluss intermediärer Gruppen wie Gewerkschaften und Medien
- Die Frage der politischen und gesellschaftlichen Stabilität Ungarns als EU-Mitglied
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Das Kapitel stellt die Einbindung Ungarns in die EU und die dazugehörigen Kriterien vor. Es diskutiert die Bedeutung eines stabilen politischen Systems für die EU-Mitgliedschaft und die Sensibilität gegenüber politischen Veränderungen in der EU.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte Ungarns bis 1949 und die verschiedenen Einflüsse, die das Land in seiner Entwicklung erlebte. Dabei werden die Rolle der Habsburgermonarchie, die ungarische Revolution von 1848/49, der Erste Weltkrieg, die Räteregierung und die Etablierung der kommunistischen Herrschaft besprochen.
- Kapitel 2.2: Hier wird der „Gulaschkommunismus“ unter János Kádár analysiert, der als eine Form des „weichen Kommunismus“ betrachtet wurde. Die Frage, inwiefern dieser die Weichen für eine spätere demokratische und marktwirtschaftliche Entwicklung Ungarns stellte, wird untersucht.
- Kapitel 2.3: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Übergangsprozess von der kommunistischen Herrschaft zur Demokratie in Ungarn. Es analysiert den „ausgehandelten“ Übergang und die Rolle der internationalen Akteure.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem ungarischen politischen System, der EU-Integration, der historischen Entwicklung Ungarns, der kommunistischen Herrschaft, dem Übergangsprozess zur Demokratie, dem ungarischen Regierungssystem, dem Parteiensystem, der Rolle intermediärer Gruppen, sowie der Frage der politischen und gesellschaftlichen Stabilität Ungarns im europäischen Kontext.
- Quote paper
- Thomas Heldberg (Author), 2004, Das politische System Ungarns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32101