Die Situation des Bildungswesens in Deutschland


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorwort

2. Das Bildungswesen in den Nachkriegsjahren
2.1. Die Situation nach dem Krieg
2.2. Die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West
2.3. Restauration oder Neuentwicklung des Bildungswesens?

3. Die fünfziger Jahre

4. Die Entwicklung der sechziger und siebziger Jahre

5. Das Bildungswesen in den achtziger und neunziger Jahren

6. Schlusswort

1. Vorwort

In einem Zeitalter von steigender Arbeitslosigkeit und sich anbahnendem Wirtschafts­chaos wird es immer wichtiger für jeden Einzelnen, sich Bildung zu verschaffen, auf der das Leben des Einzelnen aufgebaut werden kann. Sie scheint zu einer Art Lebensversicherung zu avancieren, um mit der Geschwindigkeit der Entwicklungen und den Anforderungen der Wirtschaftseinheiten Schritt halten zu können. Bundes­präsident Roman Herzog betonte in einem Kongress im März 1996: „Bildung und Wissen sind heute zu entscheidenden Standortfaktoren unseres Landes geworden...“, was die Wichtigkeit dieses Themas nochmals unterstreicht. Viele aktuelle Probleme des Bildungswesens sind bekannt, jedoch stehen diese auch in einem engen Zusam­menhang mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre bzw. Jahrzehnte.

Ziel der vorliegenden Arbeit soll es daher sein, den Hergang und die Entwicklungen des Bildungswesens in Deutschland in einem überschaubaren Rahmen darzustellen. Hierzu werde ich wie folgt vorgehen: Zunächst soll ein Einblick in die Nachkriegs­situation zur Eingliederung des Bildungswesen gegeben werden. Hierbei sollen sowohl die Entwicklungstendenzen in Ost- sowie Westdeutschland aufgezeigt, als auch die unterschiedlichen Ansichten zum Wiederaufbau des Bildungswesens darge­legt werden. Daran anschließend wird auf die vor dem herausgearbeiteten politischen Hintergrund stehenden Neuerungen im Schulbereich in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts eingegangen. In einem weiteren Schritt werden die verschiedenen Krisen des Bildungswesens der letzten vierzig Jahre, die mit den politischen und wirtschaftlichen Problemen einhergingen, beleuchtet und die daraus resultierenden Bildungsreformen dargestellt.

2. Das Bildungswesen in den Nachkriegsjahren

Wenn man in der einschlägigen Literatur über das westdeutsche Bildungswesen nachliest, findet man überall den Hinweis, dass man, um das heutige Bildungswesen verstehen zu können, auch dessen Geschichte kennen muss. Ein detailliertes Eingehen auf die Historie lässt die zugrunde liegende Arbeit aufgrund des begrenz­ten Raumes zwar nicht zu, jedoch sollen die wesentlichen Grundzüge im Zusammenhang mit der Entwicklung des Bildungswesens im Folgenden aufgezeigt werden.

2.1. Die Situation nach dem Krieg

Christoph Führ nennt die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung 1949 in seinem Buch „Deutsches Bildungswesen nach 1945 – Grundzüge und Probleme“„die größte Erfolgsgeschichte der Deutschen in diesem Jahrhundert“.[1] Er begründet es damit, dass diese Geschichte im Schatten nationaler Katastrophen stand. Symbolisch hierfür nennt Führ Jahreszahlen wie etwa 1918 – das Ende des ersten Weltkrieges und des Kaiserreiches, 1933 – die Ablösung der Weimarer Repu­blik durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und 1945 – das Ende des von Hitler 1939 begonnenen zweiten Weltkrieges. „Die Hitler-Diktatur war der Tiefpunkt der deutschen Geschichte. Deutschland lag in Trümmern und wurde durch die Besatzungsmächte in Zonen aufgeteilt. Im Zuge des Kalten Krieges geriet Deutsch­land in den Antagonismus der Weltmächte“[2].

Von dieser Zerstörung waren auch die Schulen und Hochschulen betroffen. Es herrschte Mangel an Räumen, Lehrern und Schulbüchern, was den Unterricht erheb­lich beeinträchtigte. Hinzu kam, dass viele Lehrer aufgrund ihrer nationalsozialisti­schen Betätigung zeitweilig oder für immer aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurden.

Mit den Städten, Schulen und Hochschulen lag auch die traditionelle deutsche Bil­dungswelt in Trümmern. Laut dem Historiker Friedrich Heer war Deutschland nicht zuletzt „durch die Ausscheidung seiner Juden unersetzlich verarmt“[3]. Er weist darauf hin, dass das deutsche Geistesleben – vom 18. bis zum 20. Jahrhundert – undenk­bar ohne die Explosion jüdischer Elemente sei. „Zwischen Moses Mendelsohn, Heinrich Heine, Karl Marx, Siegmund Freud und Albert Einstein haben deutsch-jüdische Denker und Philosophen (aus einer großen Schar nur zwei Namen: Simmel und Husserl, der Lehrer Heideggers), Politologen, Ärzte, Psychologen, Tiefen­psychologen, Biologen, Chemiker, Physiker, Bakteriologen, dazu Rechtsdenker, Schriftsteller und Kritiker den Großraum eines deutschen Geisteslebens geschaf­fen“[4]. Von all den Emigranten zur Zeit des Nationalsozialismus kehrten nach 1945 jedoch nur wenige namenhafte nach Deutschland zurück.

2.2. Die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost und West

In dem Bewusstsein einer belastenden Vergangenheit sollte nun in einem sowohl materiell und kulturell als auch geistig zerstörten Deutschland nach Ende des Krieges ein neues Bildungswesen entstehen. Diese Entwicklung zeigte sich in Ost und West in einem diametralen Gegensatz: Im Westen wurde die Aufarbeitung der Vergangen­heit zur vorrangigen Aufgabe von Schulen, Hochschulen und Forschung erklärt - (dass die Umsetzung dieser Pläne wohl auf einem anderen Blatt gestanden hat, möchte ich hier nicht weiter ausführen). Im Osten hingegen verstand sich die SED als Verkörperung des antifaschistischen Widerstands.

Das Wissen um die deutsche Vergangenheit führte zu einem „kollektiven Sinnver­lust“, wie Führ es nennt; eine Identifikation mit dem Vaterland war nicht mehr mög­lich. Die Vision eines vereinten Europas wurde im Westen zum „Ersatzvaterland“. Das Ende des Krieges warf nun die Frage auf, an welche Bildungstradition man anknüpfen konnte bzw. sollte. Obgleich äußere Beschränkungen, Hunger und Wohnungsnot das Land beherrschten, wurde über die diese Frage in den ersten Nachkriegsjahren – teilweise noch unter gesamtdeutscher Zielsetzung – viel disku­tiert. Sowohl der Osten als auch der Westen Deutschlands knüpfte zunächst an neu­humanistische und reformpädagogische Traditionen der Zeit der Weimarer Republik an. Jedoch vertraten beide Seiten gegensätzliche Positionen: Im Westen standen die Kontinuität der geisteswissenschaftlichen Pädagogik und des philosophischen Idealismus von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre im Vordergrund.[5] Im Osten hingegen wurde im Zuge der „Sowjetisierung“ der Pädagogik die Erziehung zum „Hass auf den Klassenfeind“ maßgebend. Die bildungspolitischen Entwicklungen im Osten führten zu einem radikalen Traditions­bruch nach 1945. Im Zuge der Einheitsschulreform wurden die Realschulen und Gymnasien beseitigt, Privatschulen verboten und der Religionsunterricht zur Verwirk­lichung der „Weltlichkeit der Schule“ abgeschafft.[6] Schnell hatten sich also zwei verschiedene Grundzüge in West und Ost entwickelt, die nicht zuletzt durch die jeweiligen Besatzungsmächte geprägt wurden:

Die westlichen Besatzungsmächte waren in den ersten Nachkriegsjahren in ihren Zonen bemüht, ihre bildungspolitischen Vorstellungen in Schulen und Hochschulen zur Geltung zu bringen. Sie förderten unter anderem den internationalen Erfahrungs­austausch, der seit 1933 weitgehend abgebrochen war und ermöglichten z.B. Studienreisen. Außerdem waren sie maßgebend an Universitätsgründungen, wie beispielsweise in Mainz, Saarbrücken oder Berlin (FU), beteiligt.[7]

[...]


[1] Christoph Führ, Deutsches Bildungswesen seit 1945 – Grundzüge und Probleme, Neuwied/Kriftel/Berlin 1997, S. 1

[2] Führ (1997), S. 1

[3] Friedrich Heer, Warum gibt es kein Geistesleben in Deutschland?, München 1978, S. 73

[4] Heer (1978), S. 73f., S. 68f.

[5] Vgl. Führ (1997), S. 8; vgl. auch Arbeitsgruppe Bildungsbericht am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland – Ein Überblick für Eltern, Lehrer und Schüler, Hamburg 1990, S. 15f.

[6] Vgl. Führ (1997), S. 12

[7] Vgl. Führ (1997), S. 10

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Situation des Bildungswesens in Deutschland
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Arbeits- und Sozialstrukturen
Note
1,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V32133
ISBN (eBook)
9783638329309
ISBN (Buch)
9783638761086
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Situation, Bildungswesens, Deutschland, Arbeits-, Sozialstrukturen
Arbeit zitieren
Tanja Schwabe (Autor:in), 2003, Die Situation des Bildungswesens in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32133

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