Der Einfluss externer Akteure auf die Sezession Osttimors


Hausarbeit, 2012

19 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Kartenverzeichnis

1. Einleitung

2. Osttimors Weg in die Unabhängigkeit
2.1 Ende der portugiesischen Kolonialzeit
2.2 Beginn des Sezessionskonfliktes mit Indonesien
2.3 Externe Akteure und die Unabhängigkeit

3. Australien als neue Regionalmacht

4. Die Rolle Australiens im Unabhängigkeitsbestreben Osttimors

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Kartenverzeichnis

Karte I

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.weltkarte.com/asien/indonesien/karte-indonesien.htm

Karte II

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.weltkarte.com/asien/karten-osttimor/politische-karte-osttimor.htm

1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Konfliktgegenstand Osttimor. Dieser Staat, der am 20. Mai 2002 die Unabhängigkeit von Indonesien erlangte, war damit auch der erste Staat welcher im 21. Jahrhundert in die Liste der souveränen Staaten der UN aufgenommen wurde. Der Weg in die staatliche Selbstbestimmung war für Osttimor ein sehr langwieriger und wechselvoller Prozess. Nach einer fünf Jahrhunderte andauernden portugiesischen Kolonialherrschaft, folgte 1975 nach einer kurzen Unabhängigkeit die indonesische Invasion und die Eingliederung Osttimors in den Vielvölkerstaat Indonesien. Damit schien den Unabhängigkeitsbestrebungen Osttimors ein Ende gesetzt, doch es sollte sich zeigen, dass dieser Inselstaat nicht das selbe Schicksal wie zum Beispiel die Demokratische Arabische Republik Sahara (Westsahara) teilen sollte, welche de facto nur auf dem Papier existiert.

Doch warum kam es zu Separationsbestrebungen in Osttimor? Welche Rolle spielten hierbei externe Akteure in der Sezession von Osttimor und wie halfen sie bei der Loslösung von Indonesien? Mit der Beantwortung dieser Fragen beschäftigt sich diese Arbeit und ein eingehender Blick auf die Ereignisse in Osttimor wird Auskunft darüber geben. Dabei bleibt der Fokus auf Australien gerichtet und andere Akteure sollen nur am Rande beleuchtet werden. Denn ohne die Einmischung von australischer Seite, hätte diese Inselhälfte nicht den Weg in die Unabhängigkeit gefunden.

Die methodische Herangehensweise, um zu befriedigenden Antworten auf diese Fragen zu gelangen, leitet sich aus dem Inhaltsverzeichnis ab. Zuerst wird im Kapitel 2 der Weg Osttimors in die Unabhängigkeit skizziert und ein geschichtlicher Abriss der Entwicklungen dargestellt. Im Kapitel 3 wird dann Australiens Position im Südpazifik erläutert und auf ihre Interessen als Regionalmacht verwiesen. Im vorletzten Kapitel wird speziell die Rolle Australiens im Sezessionskonflikt aufgezeigt und gegebenenfalls werden auch die Interessen des Inselkontinents beleuchtet. Im Fazit werden schlussendlich die Resultate zusammengefasst und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen gegeben.

Zur Beantwortung werden Zeitschriften und Internetartikel herangezogen, aber auch eine Reihe an Sekundärliteratur. So unter anderem die Bücher von Janssen, Münch-Heubner und Meier.

2. Osttimors Weg in die Unabhängigkeit

2.1 Ende der portugiesischen Kolonialzeit

Osttimor befindet sich auf dem östlichen Teil der Insel Timor (siehe Karte II), welche sich grob zwischen den indonesischen Inseln Flores und Neuguinea befindet. Im Süden liegt Australien und nördlich, ist die ebenfalls zu Indonesien gehörende Insel Sulawesi zu verorten (siehe Karte I). Mit einer Fläche von 14.874 Quadratkilometern ist das Gebiet in etwa so groß wie das Bundesland Schleswig-Holstein. Auf dieser Fläche lebten nach letzten Schätzungen- der letzte Zensus wurde im Jahre 1950, die letzten Einwohnerzahlen stammen aus dem Jahre 1970- ca. 800.000 Menschen (Münch-Heubner 2000: 21).

Den letzten von der portugiesischen Kolonialmacht in den 1970er Jahren veröffentlichen Zahlen zufolge waren damals noch 98,4% der Einwohner „Timoresen“. Seit 1976 wanderten nach Angaben Indonesiens (der neuen Besatzungsmacht) ca. 150.000 Indonesier zu. Die meisten von ihnen stammen von der Insel Java, d.h. dass der Anteil der nicht-timoresischen Bevölkerung von 1,6% (1970) auf ca. 19% (1999) angestiegen ist. Doch diese häufig angeführten Zahlen führen noch nicht zum Kern des Problems. Denn der von der Unabhängigkeitsbewegung geführte Kampf um die Erhaltung der kulturellen Identität Osttimors und die in den letzten zwei Jahrzehnten von Jakarta (Hauptstadt Indonesiens, auf Java gelegen) unternommenen Versuche, diese Kultur durch Zuwanderung zu schwächen, könnten auf den ersten Blick auf einen rein ethnischen Konflikt hindeuten. Doch es gibt keine „Indonesier“ und keine „Timoresen“ in dem Sinne, wie es in Europa Deutsche, Italiener oder Polen gibt. Beide werden unter dem Sammelbegriff „Austonesier“ zusammengefasst, welcher unter anderem polynesische und melanesische Sprachgruppen beinhaltet und somit etwa eintausend Sprachen vereinigt (Münch-Heubner 2000: 22).

Eine andere statistische Zahl und ein Blick auf die Geschichte jedoch scheinen wesentlich mehr über das osttimoresische Identitätsbewusstsein auszusagen als die ethnischen Klassifizierungen. Die Mehrheit der Bevölkerung, also 98% der Bewohner, bekennen sich zum katholischen Glauben (Molnar 2010: 7). Auch die politische Rolle, die die Kirche seit 1976 im Widerstand gespielt hat, deutet auf die Religion als denjenigen Faktor hin, der das nationale Selbstbewusstsein geprägt hat. Somit kann die gemeinsame Religion der Osttimoresen als identitätsstiftendes Kriterium gesehen werden, zumal Indonesien mit 200 Millionen Muslimen (88% der Bevölkerung), eine ganz andere religiöse Verteilung aufweist (Münch-Heubner 2000: 22).

Die Wirtschaft ist sehr unterentwickelt und das Land ist extrem arm. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt gerade einmal 373$. Im Human Development Index der Vereinten Nationen liegt das Land momentan auf dem 147 Rang und zählt damit zu den Ländern mit niederem Entwicklungsstand. Es gibt Öl und Gasvorkommen, die aufgrund des immer stärker ansteigenden Weltmarktpreises, eine zunehmend größere Rolle in den Einnahmen des Staates spielen. Des Weiteren wird Kaffe und Sandelholz angebaut und auch der stetig zunehmende Tourismus ist ein wichtiger ökonomischer Baustein Osttimors (Molnar 2010: 7).

Die europäische Aufmerksamkeit erlangte die Insel als im 16. Jahrhundert portugiesische Seefahrer auf der Suche nach den Gewürzinseln Timor erreichten und eine Handelstation errichteten. Bald schon wurde aber den Portugiesen der Besitz der Insel durch die niederländische ostindische Handelkompanie streitig gemacht. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde der Westteil Timors durch die Niederländer eingenommen. Erst der Vertag von Lissabon (1859) konnte den Streit der beiden damaligen Seefahrernationen beilegen. In ihm wurde eine Teilung der Insel in Ost- und Westtimor festgelegt. Aber erst am 17. August 1916, einigten sich Portugal und die Niederlande auf eine endgültige Grenze. Osttimor sowie die Enklave Oecussi (siehe Karte II) fielen an Portugal, Westtimor wurde Teil von Niederländisch Ostindien (Indonesien).

Als im Dezember 1949 Indonesien die Unabhängigkeit von den Niederlanden erreichte, wurde Westtimor ein Teil dieses neuen Staates, während Osttimor zunächst eine portugiesische Kolonie blieb. Erst als sich am 25. April 1974, in der so genannten Nelkenrevolution, die Portugiesen des Diktators Marcello Caetano entledigten, veranlasste die neue demokratische Regierung umgehend die Dekolonialisierung der portugiesischen Überseeterritorien (Guinea-Bissau, Mazambique, Cap Verde und Angola), wobei der Status Osttimors aber ungelöst blieb. (Janssen 2008: 246).

Als Reaktion auf diese Entwicklung wurden in Osttimor mehrere politische Parteien gegründet, die unterschiedliche Visionen für die postkoloniale Zukunft des Landes hegten. Während die Uniao Democratica Timorense (UDT) Unabhängigkeit in Föderation mit Portugal anstrebte, forderte die Associacao Popular Democratica de Timorense (Apodeti) den Beitritt zu Indonesien. Nur die Frente Revolutionaria do Timor-Leste Independente (Fretilin) wollte einen eigenständigen und unabhängigen Staat Osttimor. Diese Forderung machte sie sodann auch schnell zur populärsten Partei im Land (Janssen 2008: 247).

UDT und Apodeti verbündeten sich gegen die Fretilin und versuchten, durch einen Putsch an die Macht zu kommen. Die Anhänger der Fretilin flohen in das schwer zugängliche, gebirgige Hinterland und bekämpften von dort aus die Putschisten. Nach dem Ausbruch dieser militärischen Auseinandersetzung mit den beiden Parteien, setzte die Fretilin im September 1975 zu einer Offensive an und eroberte fast den gesamten Teil des Staates. Die Führer der UDT und mit ihnen viele Priester, flohen daraufhin in den Westteil der Insel (Münch-Heubner 2000: 28).

2.2 Beginn des Sezessionskonfliktes mit Indonesien

In Jakarta wurden diese Ereignisse mit großer Besorgnis betrachtet. Die indonesische Regierung befürchtete, dass die Fretilin sich den kommunistischen Staaten zuwenden könnte. Erst ein Jahrzehnt zuvor hatte der indonesische Regierungschef Suharto (von 1967 bis 1998) die kommunistische Partei Indonesiens zerschlagen und viele Anhänger verfolgen bzw. töten lassen. Nun hätten diejenigen Kommunisten, denen es gelungen war unterzutauchen, Osttimor als Basis für die Wiederaufnahme des Kampfes gegen das Suhartoregime nutzen können. Auch in Washington und von Seiten der Regionalmacht Australien hegte man ähnliche Befürchtungen, waren doch bereits Laos, Kambodscha und Vietnam an die Kommunisten gefallen. Im Dezember 1975 besuchten der damalige amerikanische Präsident Gerald Ford und sein Außenminister Henry Kissinger Jakarta und gaben der dortigen Regierung grünes Licht für den Einmarsch indonesischer Truppen in Osttimor. Auch Australien signalisierte, dass sie einer Invasion nicht im Wege stehen würden (Janssen 2008: 247).

Als am 07.12.1975 die Streitkräfte Indonesiens auf die osttimoresische Hauptstadt Dili (siehe Karte II) vorrückten, so taten sie dies nach eigenen Verlautbarungen auf Wunsch der Osttimoresen selbst (Lawless 1976: 951). Denn ebenso wie die UDT und die proindonesische Partei Apodeti, welche zusammen nun das Movimento Anti Cummunista (MAC) bildeten, sprachen sich auch die Repräsentanten der katholischen Kirche für ein militärisches Eingreifen des nördlichen Nachbarn aus (Münch-Heubner 2000: 29).

Als Reaktion auf die Invasion formte die Führung der Fretilin einen bewaffneten Arm der Partei- die Falintil. Nahezu ohne Widerstand stieß die indonesische Armee vor und nahm die größeren Ortschaften ein, woraufhin sich die Falintil -Kämpfer in den Urwald zurückzogen und von dort aus einen Guerillakrieg gegen die indonesischen Streitkräfte starteten. Am 17. Juli 1976 wurde im Grenzort Balibo ein Dokument unterzeichnet, dass offiziell den Beitritt Osttimors zu Indonesien bestätigte. Die Vereinten Nationen verurteilten den Einmarsch Indonesiens in Osttimor, sahen sich aber in einer zwiespältigen Position. Da Osttimor noch nicht die formelle Unabhängigkeit von Portugal erlangt hatte, handelte es sich streng genommen weiterhin um ein kolonial verwaltetes Territorium und nicht um einen souveränen Staat. Dieser uneindeutige Status ließ sich als ein Vorwand für den Verzicht einzugreifen gebrauchen. Die UN blieb auch aus Rücksicht auf die weltpolitische Lage und unter erheblichen Druck der westlichen Mächte bis zum Jahr 1999 untätig (Janssen 2008: 248). Doch schon bald nach der Invasion fühlte sich die UDT von Jakarta betrogen, denn die von ihr angestrebte Eingliederung Osttimors in die Nachbarrepublik als autonome Region fand nicht statt. Es verlor stattdessen als Provinz ohne eigene Hoheitsrechte jegliche Selbstbestimmung. Die indonesische Volksversammlung erklärte die vormalige Kolonie Lissabons zu einem vollständigen Bestandteil der Republik Indonesien und die Funktionäre der UDT mussten nun in indonesischen Gefängnissen ihr Vertrauen in Präsident Suharto bereuen (Münch-Heubner 2000: 31).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss externer Akteure auf die Sezession Osttimors
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Note
2,0
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V321713
ISBN (eBook)
9783668210677
ISBN (Buch)
9783668210684
Dateigröße
789 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Osttimor, Indonesien, Australien, Unabhängigkeit, UN, Sezzesion, Peace Keeping
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Der Einfluss externer Akteure auf die Sezession Osttimors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321713

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