„Kapitalismus heißt nicht nur Rendite einfahren, sondern vor allem mit Risiko umgehen können. Die Finanzkrise zeigt: Gerade daran haben es zu viele Akteure in den Bankhäusern der Welt missen lassen. Risiken wurden unterschätzt.“
2008 tadelte Horst Köhler in einer Rede die Praktiken der Banker. Die jüngste Finanzkrise ab 2007 verursachte bedeutende Verunsicherungen auf den Finanzmärkten und in der Wirtschaft. Eine Vielzahl von Finanzinstituten waren gezwungen auf staatliche Unterstützung zurückzugreifen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Ausgehend von der Immobilienkrise in den USA, entwickelte sie sich zu einer weltweiten Finanzmarktkrise.
Das Vertrauen in die Finanzinstitute war durch die Krise verloren gegangen. Die Menschen scheuten sich Geld zu investieren, denn sie hatten Angst Verluste zu erleiden. Insgesamt summierte sich die Höhe der staatlichen Beihilfen zwischen Oktober 2008 und Dezember 2011 in Europa auf rund 1,6 Billionen Euro. Die Konsequenzen der Entwicklung trugen Europas Steuerzahler.
Doch was genau kann man tun, um die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Finanzinstitute zurückzugewinnen? Die Finanzkrise offenbarte, dass die in den Banken praktizierten Stresstests keine ausreichende Information für bevorstehende Krisen lieferten.
90 Banken aus 21 Ländern, die gemessen an der Bilanzsumme mindestens 50 Prozent des jeweiligen nationalen Bankensektors abdeckten bzw. 65 Prozent des gesamten europäischen Bankensektors nahmen am Stresstest teil. Acht Institute sind nach Angaben der EBA durchgefallen. Die Banken konnten die geforderte Quote für hartes Kernkapital von 5 Prozent nicht erfüllen. 16 weitere Banken bestanden den Test mit einer Quote zwischen 5 und 6 Prozent.
Der EBA-Stresstest 2011 beinhaltete eine noch nie dagewesene Transparenz der Banken. Die durch den EBA-Stresstest ermittelten Verfassungen der Banken ermöglichten der Öffentlichkeit eine informative Aufstellung über die Widerstandsfähigkeit der Banken bei Krisenzeiten. Aus diesem Grund liegt das Augenmerk dieser Bachelorarbeit auf dem EBA-Stresstest von 2011. Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Vorgangsweise des entwickelten Tests. Im Anschluss daran werden ausgewählte verwendete Ansätze der EBA zur Kontrolle der Banken kritisch hinterfragt.
Inhaltsverzeichnis
- Finanzkrise 2007 als Auslöser für zunehmende Bedeutung von Stresstests
- Konzeptionelle Darstellung des EBA–Stresstests von 2011
- Definierte Szenarien der EBA
- Kredit– und Marktrisiko als Schwerpunkt des Tests
- Auswirkungen der Stresstestszenarien auf das Handels– und Anlagebuch unter Berücksichtung von Kredit– und Marktrisiko
- Kritische Diskussion der EBA-Ansätze
- Definition von CT1 durch die EBA
- Nichtberücksichtigung des Liquiditätsrisiko
- Haircuts bei Staatsanleihen
- Zeitraum und Ausmaß des Tests
- Zusammenfassende Beurteilung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem EU-weiten Stresstest, den die Europäische Bankenaufsicht (EBA) im Jahr 2011 durchgeführt hat. Ziel ist es, den Aufbau und die Vorgangsweise des Tests zu erläutern und die Ergebnisse aus kritischer Sicht zu betrachten.
- Der Aufbau des EBA-Stresstests und die verwendeten Szenarien (Baseline- und Adverse-Scenario)
- Die Bedeutung von Kredit- und Marktrisiko im Stresstest und deren Auswirkungen auf die Bankenbilanzen
- Kritik an den EBA-Ansätzen, insbesondere die Definition des harten Kernkapitals, die Nichtberücksichtigung des Liquiditätsrisikos und die Behandlung von Haircuts bei Staatsanleihen
- Zusammenfassende Beurteilung der Ergebnisse und deren Aussagekraft für die Finanzmarktstabilität
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beschreibt die Finanzkrise 2007 als Auslöser für die verstärkte Bedeutung von Stresstests und stellt die EBA als zentrale Instanz für die Durchführung von EU-weiten Stresstests vor.
- Kapitel 2 erläutert die Konzeption des EBA-Stresstests 2011, einschließlich der beiden zugrunde liegenden Szenarien (Baseline- und Adverse-Scenario). Es wird die Bedeutung von Kredit- und Marktrisiko im Stresstest hervorgehoben und deren Auswirkungen auf die Handels- und Anlagebücher der Banken analysiert.
- Kapitel 3 widmet sich einer kritischen Diskussion der EBA-Ansätze. Es werden die Definition des harten Kernkapitals, die Nichtberücksichtigung des Liquiditätsrisikos und die Behandlung von Haircuts bei Staatsanleihen näher beleuchtet und kritisch hinterfragt.
Schlüsselwörter
Stresstest, EBA, Finanzkrise, Bankenaufsicht, Eigenkapital, Liquiditätsrisiko, Kreditrisiko, Marktrisiko, Staatsanleihen, Haircuts, Baseline-Scenario, Adverse-Scenario, Core Tier 1 Kapital, Basel III
- Quote paper
- Julian Bauer (Author), 2014, Der EBA-Stresstest von 2011. Eine kritische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322051