Religion ist ein äußerst vielschichtiges und heterogenes Phänomen. Dieser Umstand lässt sich nicht nur dadurch feststellen, dass die Zahl der angebotenen Definitionsversuche von ‚Religion’ in die Hunderte gehen, sondern auch wenn man die Entwicklung der Religion selbst betrachtet 1 . Ein Blick auf die wissenschaftlichen Arbeiten, die in den letzten Jahrzehnten über Religion geschrieben wurden, zeigt, welche Fülle von divergierenden Meinungen existiert. Am einen Ende stehen dabei jene Thesen, die vom Verschwinden der Religion in modernen Gesellschaften sprechen und am anderen Ende jene, die eine Zeit der glanzvollen Wiederkehr des Religiösen propagieren. Es stellt sich also die Frage, welche Bedeutung der Religion in der modernen Gesellschaft zukommt. Leben wir in einer Zeit, diewie einige Forscher behaupten - durch einen Prozess der Säkularisierung gekennzeichnet ist, oder erlebt die Religion in einer Zeit wachsender Unsicherheiten und der Auflösung vertrauter Strukturen eine neue Renaissance - ja kann man gar von einer Widerverzauberung, einer Respiritualiserung oder einer Zunahme des Phantasiedenkens 2 sprechen? Diese Arbeit hat das Ziel, über die Klassiker der Religionssoziologie - und die Darstellung ihrer Fragestellungen, ihrer Begrifflichkeiten und ihrer Themenbereiche, welche die Religionssoziologie nachhaltig beeinflusst haben - auf eine Umschreibung von Religion überzuleiten. Denn „nur wenn Religion mit Sicherheit identifiziert und von anderen Gegenstandsbereichen abgegrenzt werden kann, ist zu garantieren, dass sie eine eigenständige Wirklichkeit, unabhängig von anderen Objektsphären, besitzt.“
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Ausgewählte soziologische Klassiker und ihre Beiträge zur Religionskritik des 20. Jahrhunderts
- 1. Max Webers Religionssoziologie
- a. Über die Abhängigkeit des ökonomischen Rationalismus von praktisch-rationaler Arten der Lebensführung
- b. Exkurs: Norbert Elias und eine Kritik an Max Weber
- c. Von der Magie zur Religion und das Problem der Theodizee
- 2. Emile Durkheim und die ‘heilige Gesellschaft’
- a. Totemismus und die Unterscheidung zwischen Profanem und Sakralem
- b. Durkheims Wirkung auf die Moderne
- 3. Simmels Beitrag zur Religionssoziologie
- 4. Talcott Parsons strukturfunktionalistisches Religionskonzept
- III. Was ist Religion? Funktionaler und substanzieller Religionsbegriff eine Gegenüberstellung
- 1. Der funktionale Religionsbegriff
- 2. Substanzieller Religionsbegriff
- 3. Funktionale und substanzielle Kategorien – Fehlkonstruktionen oder Lösungen des Definitionsproblems?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, über die klassischen religionssoziologischen Werke und die Darstellung ihrer Fragestellungen, Begrifflichkeiten und Themenbereiche, die die Religionssoziologie nachhaltig beeinflusst haben, auf eine Umschreibung von Religion überzuleiten. Ziel ist es, zu verstehen, welche Bedeutung Religion in der modernen Gesellschaft zukommt und ob wir in einer Zeit der Säkularisierung leben oder ob Religion in Zeiten wachsender Unsicherheiten eine neue Renaissance erlebt.
- Entwicklung und Wandel des Religionsbegriffs
- Kritische Auseinandersetzung mit klassischen religionssoziologischen Ansätzen
- Funktionale und substanzielle Aspekte von Religion
- Die Rolle von Religion in modernen Gesellschaften
- Das Verhältnis von Religion und Rationalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Religion ein und zeigt die Vielschichtigkeit und Heterogenität des Phänomens auf. Sie skizziert die Debatte über die Bedeutung von Religion in modernen Gesellschaften und stellt die zentrale Frage nach dem Einfluss der Religion auf die moderne Welt.
II. Ausgewählte soziologische Klassiker und ihre Beiträge zur Religionskritik des 20. Jahrhunderts
Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Thesen und Konzepte ausgewählter soziologischer Klassiker vor, die sich mit Religion auseinandergesetzt haben. Dabei wird insbesondere auf Max Webers Religionssoziologie und seine Analyse des Zusammenhanges zwischen protestantischer Ethik und Kapitalismus eingegangen. Des Weiteren werden die Ansätze von Emile Durkheim und Georg Simmel beleuchtet.
1. Max Webers Religionssoziologie
Dieser Abschnitt befasst sich mit Max Webers zentralen Thesen zur Religionssoziologie. Dabei wird insbesondere auf seine Analyse des Zusammenhangs zwischen ökonomischem Rationalismus und praktisch-rationaler Lebensführung sowie auf seine Kritik am ökonomischen Determinismus eingegangen. Des Weiteren wird Webers Analyse der protestantischen Ethik und deren Einfluss auf die Entstehung des Kapitalismus beleuchtet.
2. Emile Durkheim und die ‘heilige Gesellschaft’
Dieser Abschnitt stellt Durkheims Theorie der ‘heiligen Gesellschaft’ vor. Dabei wird auf seine Analyse des Totemismus und der Unterscheidung zwischen Profanem und Sakralem eingegangen. Des Weiteren wird die Bedeutung von Durkheims Werk für das Verständnis der modernen Gesellschaft beleuchtet.
III. Was ist Religion? Funktionaler und substanzieller Religionsbegriff – eine Gegenüberstellung
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Problem der Definition von Religion. Dabei werden die beiden wichtigsten Ansätze, der funktionale und der substanzielle Religionsbegriff, gegenübergestellt. Es wird diskutiert, ob diese Kategorien Lösungen für das Definitionsproblem bieten oder ob sie zu Fehlkonstruktionen führen.
Schlüsselwörter
Religion, Religionssoziologie, Säkularisierung, Rationalisierung, Max Weber, Emile Durkheim, Georg Simmel, protestantische Ethik, Kapitalismus, funktionale und substanzielle Religionsbegriffe, Theodizee, Totemismus.
- Arbeit zitieren
- Thomas Tripold (Autor:in), 2004, Religiöse Formen im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32238