Die Rolle des Vertrauens in Institutionalismus und Institutionenökonomik


Seminararbeit, 2003

20 Seiten, Note: gut - befriedigend


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Vorgehen

Der Institutionalismus
Überblick
Geistesgeschichtlicher Hintergrund
Thorstein Veblen
John Commons
Kritik

Die neue Institutionenökonomik
Überblick
Property Rights
Transaktionskosten
Vertragstheorie

Die Rolle des Vertrauens

Abschliessende Bemerkungen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Medien, Ökonomie und Vertrauen“ von Prof. Dr. Gabriele Siegert wird diese Arbeit einen Beitrag zur theoretischen Annäherung an den Begriff Vertrauen leisten. Sie wird innerhalb des Themenblocks I (Theoretische Annäherungen an Vertrauen) im Speziellen die Rolle von Vertrauen im Institutionalismus und in der Institutionenökonomik herausarbeiten.

Vorgehen

In einem ersten Schritt werden die grundlegenden Ansatzpunkte erläutert, die zu der Entwicklung des Institutionalismus geführt haben. Darauf folgt eine Darstellung der Annahmen der Vertreter des Institutionalismus. Das Kapitel wird anschliessend mit von der scientific community vorgebrachten Kritikpunkten abgeschlossen.

In einem zweiten Schritt wird wiederum mit dem obigen Schema - Entstehungsgeschichte, theoretische Annahmen und Modelle - die Institutionenökonomik erläutert.

In einem dritten Schritt werden beide Ansätze nochmals genauer auf diejenigen Konzepte untersucht, bei denen Vertrauen einen wichtigen Faktor darstellt. Was für Erklärungen werden zum Thema Vertrauen angeboten? Damit schliesst sich der Kreis und die Verbindung zum Seminarthema ist wieder hergestellt.

Der Institutionalismus

Überblick

Der Institutionalismus wurde um 1900 in der amerikanischen Wirtschaftswissenschaft und Soziologie entwickelt. Er stellt eine zu den klassischen Wirtschaftswissenschaften alternative Herangehensweise an wirtschaftliche Probleme dar. Denkgewohnheiten, Einstellungen und Verhaltensstile des Menschen werden, im Gegensatz zur klassischen Theorie, neben der psychischen Triebausstattung auch von den ihn umgebenden, wandelbaren Institutionen bestimmt. Der Ansatz des Institutionalismus wurde von der deutschen historischen Schule, von den philosophischen Evolutions- und Anpassungskonzeptionen des Darwinismus und vom Pragmatismus mitgeformt. Er richtet sich in erster Linie gegen die Rationalitäts-Prämissen der klassischen Wirtschaftstheorie und hebt die traditionelle, an geschichtlich gewachsenen Normen- und Verhaltensmustern ausgerichtete Lebensorientierung des Menschen hervor. Institutionen werden in sozialdarwinistisch- pragmatischer Sicht als Lösungsansätze für menschliche Daseinsprobleme interpretiert, wobei der jeweilige Stand geschichtlichen Kulturentwicklung berücksichtigt wird. Kennzeichnend für den Institutionalismus ist die Betonung der Dynamik des Wirtschaftsablaufs gegenüber der Statik des klassischen Gleichgewichts, die Darstellung soziologischer, psychologischer und rechtlicher Phänomene und deren Einfluss auf die Wirtschaftsordnung und das wirtschaftliche Verhalten der Akteure, sowie die Annahme, dass der Wirtschaftsablauf nicht nur durch das nutzenmaximierende Handeln von Individuen bestimmt ist, sondern auch und vor allem durch die das Handeln der Individuen bestimmenden Institutionen. (Quelle: verschiedene Lexika und Wörterbücher)

Die herausragenden Persönlichkeiten, welche zum Institutionalismus gezählt werden, sind Thorstein Veblen und John Commons. (Reuter 1996: S. 24)

Geistesgeschichtlicher Hintergrund

Die Klassiker der Wirtschaftswissenschafter bekannten sich geschlossen zum methodologischen Individualismus, womit die Überzeugung gemeint ist, alle gesellschaftlichen Phänomene seien bloss Ausfluss des Zusammenspiels individueller Handlungen. Diese Handlungen werden durch gewisse „in der Natur“ des Menschen liegende Mechanismen wie beispielsweise der Nutzenmaximierung geregelt. In Adaption zu den Naturwissenschaften wurde versucht, das wirtschaftliche Handeln der Menschen nomologisch zu erklären, also mittels ahistorischer Gesetzmässigkeiten. So wurden die Handlungsentscheidungen der Individuen primär von äusseren Umständen, wie beispielsweise der Institution des Rechts, unabhängig gesehen. Diese exogene Rolle der Institutionen, sprich die Vernachlässigung der institutionellen Einflüsse zur Erklärung wirtschaftlicher Vorgänge, stiess bei einigen Wissenschaftern auf Unbehagen (Feldmann 1995: S. 18 ff.). Zwar setzten sich auch die Klassiker in ihren Analysen mit Institutionen auseinander. Nur wurden Institutionen wie eine freiheitliche Wirtschaftsordnung, Eigentum, Recht, Staat oder selbst die der Unternehmung, bloss ansatzweise von Theoretikern wie Hume und Smith analysiert. „Als folgenschwer erwies sich, dass die Klassiker Institutionen nicht in ihre zunehmend abstrakteren Modelle der Preisbildung, der Allokation und der Distribution integrierten. Statt dessen wurden institutionelle Aspekte immer stärker aus der Analyse ausgeblendet.“ (Feldmann 1995: S. 22)

Verschiedene Denkrichtungen beeinflussten die Entwicklung des Institutionalismus. Diese werden folgend in Anlehnung an Norbert Reuter (Reuter 1996) und Horst Feldmann (Feldmann 1995) kurz vorgestellt.

Die Philosophie des Pragmatismus entstand im 19. Jahrhundert durch eine grundlegende Infragestellung der vorherrschenden handlungswissenschaftlichen Theoriegebäuden, welche von der Existenz von Zeit und Raum unabhängigen, ewig gültigen (nomologischen) Gesetzen ausgingen. Kritiker dieser Vorstellung beanstandeten, dass theoretische Aussagen immer gesellschaftlich konstruiert sind, das heisst nie den Kontext vernachlässigende, allgemeingültige Aussagen darstellen können. Einer der Begründer des Pragmatismus ist Charles Peirce. „Peirce wies darauf hin, dass es von zentraler Bedeutung sei zu untersuchen, welche praktischen Konsequenzen einzelne Begriffe, Wörter und Lehrsätze haben, d.h. es gelte ihre Bedeutung und Gültigkeit in der „konkreten Lebenspraxis“ zu ergründen.“ (Reuter 1996: S. 75) Es sind also nur vorübergehend gültige theoretische Sätze möglich, welche laufend empirisch auf Gültigkeit geprüft werden müssen. Aus einer solchen Ablehnung fester Gesetzmässigkeiten folgt auch, dass der Lauf der Geschichte keinerlei Determination unterstellt ist. Die Menschen haben also die Möglichkeit „pragmatisch“ zu Entscheiden, nach welchen Kriterien Wirtschaft und Gesellschaft gestaltet werden soll, und sind nicht getrieben durch eherne Gesetze. Die „Wahrheit“ wissenschaftlicher Theorien wird im Pragmatismus an ihrem praktischen Beitrag zur Lösung realer Probleme gemessen. Die Aufgabe der Wissenschaft ist nicht die reine Deskription, sondern muss zur Lösung sozialer Probleme beitragen.

Auch die Darwin’sche Evolutionstheorie fand ihre Rezipienten in den Sozialwissenschaften. So setzte sich unter den Institutionalisten die Überzeugung durch, dass sich die Institutionen der Gesellschaft in einem ständigen evolutionären Wandlungsprozess befinden. Dieser Prozessgedanke war es, welcher die Suche der Klassiker nach den „Naturgesetzen“ der Gesellschaft (wie z.B. der Hedonismus) als vergebene Mühe erscheinen liess, da ein fortwährender Evolutionsprozess kein absolutes Ziel, wie beispielsweise ein Marktgleichgewicht, erkennen lässt. Welche Institutionen sich im Stadium der Variation bilden und schliesslich im Selektionsprozess durchsetzen, ist nicht vorhersehbar.

Weiter beeinflusste auch die historische Schule, welche in Deutschland vorherrschend war, den Institutionalismus. Sie betonte die wichtige Rolle der historischen Gegebenheiten, die in den vielen bestehenden Kulturen unterschiedlich seien. Die Vertreter der historischen Schule waren überzeugt, dass zur ökonomischen Theorienbildung vorerst empirische und historische Untersuchungen nötig sind. „Anstatt, wie der Klassik vorgeworfen wurde, abstrakte wissenschaftliche Gesetze aufzustellen, ohne die unterschiedlichen Gegebenheiten in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten zu berücksichtigen, sollten zunächst historische Einzelfälle mit all ihren orts- und zeitgebundenen, auch institutionellen Besonderheiten untersucht werden.“ (Feldmann 1995: S. 23) Aus diesen Untersuchungen sollten Erkenntnisse abgeleitet werden, aus denen schlussendlich die Theorie entstehen sollte. Eine Versteifung der Wirtschaftswissenschaften auf das neoklassische Modell könne zu keinen befriedigenden Ergebnisse führen, denn „..im Ergebnis [der empirischen und historischen Untersuchungen] müsste sich dann nicht allein das Streben nach individueller Nutzenmaximierung in der Theorie widerspiegeln, sonder auch empirisch beobachtbare altruistische und andere Handlungsantriebe, wie z.B. Pflichtgefühl und Gewohnheit.“ (Reuter 1996: S. 62 f.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Rolle des Vertrauens in Institutionalismus und Institutionenökonomik
Hochschule
Universität Zürich  (Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung)
Veranstaltung
Seminar Medien, Ökonomie und Vertrauen
Note
gut - befriedigend
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V32244
ISBN (eBook)
9783638330145
ISBN (Buch)
9783638778565
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rolle, vertrauens, institutionalismus, institutionenökonomik
Arbeit zitieren
Marcus Habermann (Autor:in), 2003, Die Rolle des Vertrauens in Institutionalismus und Institutionenökonomik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32244

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