Der personenzentrierte und der systemische Beratungsansatz. Welcher Ansatz eignet sich besser für die Behandlung von Angststörungen bei Kindern?


Hausarbeit, 2013

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Angststörungen bei Kindern
1.1 Die Kindheit
1.1.1 Allgemeine Charakterisierung der Lebensphase
1.1.2 Besonderheiten und Schwerpunkte der Kinderpädagogik
1.2 Angststörungen
1.2.1 Definition „Angststörung“
1.2.2 Entstehung kindestypischer Angststörungen

2. Die Beratungsansätze
2.1 Definition „Beratung“
2.2 Die Behandlung kindlicher Angststörungen – ein Gegenstand der Sozialen Arbeit?
2.3 Der personenzentrierte Ansatz
2.3.1 Entstehung und Entwicklung
2.3.2 Menschenbild und Konzept
2.3.3 Methodik und Praxisfelder
2.4 Der systemische Ansatz
2.4.1 Entstehung und Entwicklung
2.4.2 Menschenbild und Konzept
2.4.3 Methodik und Praxisfelder

3.Fazit des Vergleichs der beiden Beratungsansätze in Bezug auf die Fragestellung

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Einleitung

Herzrasen, Schwindel und Übelkeit - das sind bekannte Zeichen der Angst. Die Anzahl möglicher Angstsymptome ist allerdings noch wesentlich größer. Solche physischen, wie auch psychischen Reaktionen können in ihrer Intensität für die Betroffenen fast unerträglich stark werden. Für die meisten sind solche Impulse nur Warnsignale in bedrohlichen Situationen – für andere gehören sie jedoch zum Alltag.

Für Betroffene von Angststörungen bedeuten diese eine weitreichende Einschränkung in ihrer Lebensführung. Gerade für Kinder können solche Störungen eine nicht zu unterschätzende Behinderung für eine gesunde Entwicklung darstellen. Laut der Bundespsychotherapeutenkammer erkranken jährlich zehn Prozent der deutschen Kinder neu an einer Angststörung (vgl. www.bptk.de/presse/zahlen-fakten.de). Jedes Jahr, auch 2013, leidet demnach ein weiteres Zehntel unter einer pathologischen Angst z.B. vor der Schule, bestimmten Tieren oder der Dunkelheit. Das Problem schreitet fort.

Was kann dagegen unternommen werden? Wie muss vorgegangen werden? Welchen Einfluss kann die Soziale Arbeit nehmen?

Um diese Fragen zu beantworten werden im Folgenden zwei Beratungsansatz, der personenzentrierte und der systemische, daraufhin analysiert, welcher sich besser für die Behandlung kindlicher Angststörungen eignet.

Dazu findet zunächst eine detailierte Auseinandersetzung mit der Lebensphase Kindheit statt, in der dieser Abschnitt im menschlichen Lebenslauf, sowohl biologisch als auch rechtlich, verortet wird. Dabei wird ein Überblick über die historische Entwicklung der Bedeutung und der Länge dieser Phase gegeben. Zudem werden die kindheitsspezifischen Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann und Bründel aufgeführt, wodurch mögliche Komplikationen in der Entwicklung aufgezeigt werden. In diesem Zusammenhang erfolgt eine konzentrierte Darstellung des kindlichen Sozialraumes und der daraus resultierenden Sozialisationssituation. Des Weiteren werden die Besonderheiten und Schwerpunkte der Kinderpädagogik hervorgehoben. Dadurch soll die Grundlage für die folgende Diskussion über die Möglichkeiten der Behandlung angstgestörter Kinder hergestellt werden.

Ergänzend dazu werden anschließend die Ursachen und Auswirkungen von Ängsten erklärt. Vom Begriff der Angst wird die ‚Angststörung‘ daraufhin durch die Nennung verschiedener Abgrenzungskriterien eindeutig getrennt. Die Definition der Angststörung ist wichtig, da dieser Begriff, sowohl in der Alltagssprache als auch in unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen, häufig diffus verwendet wird. Welche Angststörungen bei Kindern typisch sind und wie genau sie entstehen können, wird darauffolgend analysiert.

Die Behandlung solcher Störungen ist Thema des nächsten Abschnitts. Als erstes wird ‚Beratung‘ ebenfalls definiert, um ein einheitliches Verständnis davon zu erzeugen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der sozialarbeiterischen Beratung. Denn anschließend wird diskutiert, ob und inwiefern die Behandlung kindlicher Angststörungen ein Gegenstand der Sozialen Arbeit ist oder zumindest sein könnte. Dies bildet die Basis für den Vergleich der zwei ausgewählten Beratungsansätze, des personenzentrierten und des systemischen. Beide werden zunächst im Wesentlichen vorgestellt und daraufhin auf ihre Eignung für die Behandlung kindlicher Angststörungen untersucht.

In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse dieser vergleichenden Analyse zusammengefasst und übersichtlich dargestellt.

Alle folgenden Ausarbeitungen beziehen sich auf unterschiedliche, möglichst aktuelle Fachliteratur, die aus dem Literaturverzeichnis zu entnehmen ist.

1. Angststörungen bei Kindern

Der Inhalt des folgenden, ersten Kapitels bezieht sich auf typische Angststörungen im Kindesalter. Im ersten Teil liegt der Fokus auf der Lebensphase Kindheit mit einer anschließenden Darstellung der Besonderheiten und Schwerpunkte der Pädagogik mit Kindern. Auf dieser Grundlage konzentriert sich der zweite inhaltliche Abschnitt auf die Angststörungen, welche zunächst definiert werden. Anschließend wird erklärt, wie Angststörungen bei Kindern entstehen.

1.1 Die Kindheit

1.1.1 Allgemeine Charakterisierung der Lebensphase

Die Kindheit bildet bei allen Menschen die erste Phase ihres Lebenslaufs, welcher bis Anfang des letzten Jahrhunderts nur aus den Abschnitten ‚Kind‘ und ‚Erwachsener‘ bestand. Ab diesem Zeitpunkt setzten jedoch umfassende ökonomische, soziale und kulturelle Entwicklungen ein, aus denen sich deutliche strukturelle Veränderungen der menschlichen Lebensgeschichte ergaben. Eine intensivere Unterteilung in einzelne biografische Abschnitte folgte u.a. aus der Verdoppelung der Lebenserwartung im Durchschnitt, welche vor allem durch die verbesserten Leistungen staatlicher Systeme, wie z.B. des Gesundheits- und Sicherungssystems, bedingt wurde (vgl. Andresen/Hurrelmann 2010, S. 45f.).

Trotz der Verlängerung der menschlichen Lebensdauer im Gesamten hat sich die Phase der Kindheit durch die höhere Anzahl neuentstandener Abschnitte, wie z.B. das Jugend- und Seniorenalter, auf etwa elf bis zwölf Jahre verkürzt. Sie nimmt dadurch nur circa ein Achtel der durchschnittlichen Lebenszeit ein. Zeitlich kann die Phase der Kindheit mit der Geburt und dem Eintreten der Pubertät, früher mit der Gründung einer eigenen Familie, eingegrenzt werden (vgl. Andresen/Hurrelmann 2010, S. 45f.). Neben dieser biologischen Begrenzung rahmt der Sozialstaat die Kindheit durch Altersbegrenzungen im Rechts- und Schulsystem ebenfalls ein (vgl. Nauck zit. n. Honig in Abels u.a. 2008, S. 41f.). Menschen in dieser Phase werden hauptsächlich charakterisiert durch „die Abhängigkeit von den Eltern, ökonomische und sexuelle Inaktivität, Leben im Elternhaus und rechtliche Minderjährigkeit“ (Honig in Abels u.a. 2008, S. 44). Kinder zeichnen sich demnach durch ein hohes Maß an Unselbstständigkeit aus. Trotzdem sind in diesem verhältnismäßig kurzen Lebensabschnitt „sämtliche elementare Entwicklungen der Persönlichkeit verankert, mit insgesamt sehr hohen Anforderungen an die psychische und soziale Orientierung und die Bewältigung von Lebenssituationen“ (Andresen/Hurrelmann 2010, S. 46).

Das erfolgreiche Lösen von altersspezifischen Entwicklungsaufgaben und die Bewältigung zentraler Konflikte stellen nach Hurrelmann und Bründel die Grundlage für einen problemlosen Übergang von einer Lebensstufe auf die nächsthöhere dar (vgl. Hurrelmann/Bründel, 2003, S. 71). In der frühen Kindheit, zwischen der Geburt und dem fünften Lebensjahr, müssen z.B. ein emotionales Urvertrauen und damit ein soziales Beziehungsverhalten aufgebaut, sowie sensorische, motorische und sprachliche Fähigkeiten entwickelt werden. Darauffolgend müssen zwischen dem sechsten und dem elften Lebensjahr, in der späten Kindheit, sowohl Freundschaften zu Gleichaltrigen hergestellt und das geschlechterspezifische Rollenverhalten eingeübt werden, als auch weitere kognitive Kompetenzen, wie Lesen und Schreiben, erlangt werden (vgl. Hurrelmann/Bründel 2003, S. 72ff.).

Alle Entwicklungsaufgaben beziehen sich auf die Anforderungen des kindlichen Sozialraumes. Dieser besteht vor allem aus der Familie, da die Eltern in der Regel die wichtigsten Bezugspersonen für ihr Kind darstellen. Später wird der Sozialraum um den Kindergarten ergänzt, der circa ab dem sechsten Lebensjahr des Kindes durch die Schule ersetzt wird (vgl. Honig in Abels u.a. 2008, S. 57). Daraus ergeben sich sowohl ein privater, als auch ein öffentlicher Erfahrungsraum, was zu „einer dualen Sozialisationssituation für Kinder“ führt (Dencik zit. n. Honig in Abels u.a. 2008, S. 57).

1.1.2 Besonderheiten und Schwerpunkte der Kinderpädagogik

Im zuvor beschriebenen Sozialraum finden auch die Erziehung und die Bildung des Kindes hauptsächlich statt (vgl. Giebeler in Sünker/Swiderek 2008, S. 79). In der Pädagogik lässt sich in Deutschland seit den 1950er-Jahren eine generell steigende Hinwendung zum Kind und eine damit verbundene Zentrierung dessen erkennen. Damit ging ein Wertewandel einher, der zu mehr Nachgiebigkeit und einem Rückgang körperlicher Disziplinierung in der Erziehung geführt hat. Daher wird unter der Selbstständigkeit des Kindes heute die Orientierung an seinen eigenen Vorstellungen verstanden und nicht mehr das gehorsame Befolgen elterlicher Regeln (vgl. Bühler-Niederberger 2011, S. 27). Diese Eigenverantwortlichkeit soll neben weiteren sozial-emotionalen Kompetenzen, wie Konfliktfähigkeit, Kommunikationsvermögen und Verantwortungsbewusstsein, gefördert werden (vgl. Hurrelmann/Bründel 2003, S. 113). Darüber hinaus soll das Kind beim Erlernen „disziplinierter Verhaltensweisen und Orientierungen“ unterstützt werden (Oelerich in Sünker/Swiderek 2008, S. 106).

1.2 Angststörungen

1.2.1 Definition „Angststörung“

Angst zeigt dem Menschen Bedrohung und Gefahr an. Sie ist demnach ein essentielles Gefahrensignal, welches durch bestimmte körperliche Symptome, wie z.B. Schwitzen oder eine Pulserhöhung, vor riskanten Situationen warnen soll (vgl. Flöttmann 2005, S.17). Dabei ist es irrelevant, ob die Bedrohungen real sind (dann wird die Angst auch Furcht genannt) „oder sich lediglich [bewusst oder unbewusst] in unserer Phantasiewelt befinden“ (Flöttmann 2005, S. 17, Zusatz von Eva Ganz). Was wiederum als Gefahr empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch divergent. Mögliche Ängste reichen von der Angst vor Kränkung über Schuldangst bis hin zur Angst vor Gewichtszunahme (vgl. Hopf 2011, S. 15f.). Die Erklärungsansätze für die Hintergründe und Ursachen der jeweiligen Ängste sind abhängig von ihrer Theorierichtung. In der Psychoanalyse werden andere Analysemodelle verwendet als z.B. im Behaviorismus (vgl. Balzereit 2010, S. 84ff. und S. 118ff.)

Im Angstbereich unterscheidet man zwei fundamentale Formen: die Ängstlichkeit und die Zustandsangst. Unter Zustandsangst wird die aktuelle Gefühlslage „des Organismus verstanden, der durch spezifische Ausprägungen auf physiologischen (z.B. Herzrate), verhaltensmäßig-expressiven (u.a. Gesichtsausausdruck oder Stimme) und subjektiven Parametern (Selbstbericht) gekennzeichnet ist“ (Krohne 1975 zit. n. Krohne/Hock 1994, S. 11). Als ein solches Gefühl mit einer daraus resultierenden Verhaltensweise kann sich die Angst in der menschlichen Psyche manifestieren (vgl. Hopf 2011, S. 15). Die Ängstlichkeit meint hingegen ein Merkmal der Persönlichkeit. Zum einen wird damit beschrieben, wie stark ein Individuum auf eine mögliche Stressquelle, z.B. eine Prüfung, mit Angstemotionen reagiert. Zum anderen werden mit der explikativen Verwendung des Begriffs die Ursachen für diese unterschiedlichen Reaktionen erklärt (vgl. Krohne/Hock 1994, S. 11f.).

Wenn Ängste jedoch pathologische Formen annehmen, das heißt z.B. zu oft und zu lange auftreten, spricht man von ‚Angststörungen‘ (vgl. Morschitzky 2009, S. 21). Bei Angststörungen dominiert demnach eine manifeste Angst (vgl. Hopf 2011, S. 16). Der Begriff ‚Störung‘ stellt „auf der phänomenologischen Ebene nur das jeweilige Syndrom in einer für alle Experten akzeptablen Weise“ dar und wird daher gegenüber dem Begriff ‚Krankheit‘, welcher ein „rein biologisches Erklärungsmodell impliziert“, favorisiert (Morschitzky 2009, S. 21). Beim Begriff der Störung besteht auch die Gefahr der Etikettierung von Betroffenen, die sich jedoch nie komplett ausschließen lässt (vgl. Balzereit 20010, S. 129f.) Weitere entscheidende Abgrenzungskriterien für eine Angststörung als Lebensbeeinträchtigung sind nach Morschitzky zudem das Auftreten einer Angst ohne eine reale Gefahr, sowie nach der Aufhebung einer solchen. Zudem zeigen stark belastende, physische Symptome als Folge der Angst und ein Kontrollverlust darüber, eine Störung an, die behandelt werden sollte. Die Behandlungsbedürftigkeit einer Angststörung hängt von ihrem Ausmaß der Einschränkung auf das Leben des Betroffenen ab (vgl. Morschitzky 2009, S. 21).

Angststörungen bilden „bei jeder psychischen Störung […] den psychodynamischen Kern“, bleiben dabei jedoch im Unbewussten (Hopf 2011, S. 16, Auslassung von Eva Ganz). Allerdings können sie auch ohne eine weitere Beeinträchtigung auftreten (vgl. Morschitzy 2009, S.21).

1.2.2 Entstehung kindestypischer Angststörungen

Zu den typischen Angststörungen bei Kindern „gehören die Trennungsangst, die Phobie und die Angstneurose“ (Hopf 2011, S. 16).

Die Trennungsangst meint die Besorgnis darum, „von geliebten Personen getrennt, verlassen oder nicht mehr geliebt zu werden“ (Heiliger 1972, S. 14). Sie entsteht als Ablösung der Urangst im etwa sechsten bis achten Lebensmonat des Kindes und wird daher auch Achtmonatsangst genannt (vgl. Heiliger 1972, S. 14). Ab diesem Zeitpunkt unterscheidet der Säugling deutlich zwischen ihm vertrauten und unbekannten Menschen. Auf fremde Personen reagiert er mit Angst, selbst wenn seine Bezugsperson anwesend ist. In dieser Fremdenangst äußert sich die Angst vor Trennung, da das Gesicht eines Unbekannten nicht den gewohnten entspricht und daher mit einer enttäuschenden Abwesenheit der Bezugsperson assoziiert wird (vgl. Zlotowicz 1983, S. 33ff.). Da der Säugling „noch keine Objekt-, aber auch keine Selbstrepräsentanz“ besitz, kann er während der gefühlten Trennung von der Bezugsperson „noch kein inneres Bild“ von ihr evozieren, um ihre Abwesenheit ohne Angst zu überstehen (Hopf 2011, S. 37).

Diese für die kindliche Entwicklung notwendige Angst kann durch eine Bezugsperson, die übermäßig „unzuverlässig, gleichgültig oder verwöhnend und festhaltend“ agiert, jedoch pathologische Formen annehmen (vgl. Riemann zit. n. Hopf 2011, S. 29). Aus der Angst vor Trennung entwickelt sich ein unsicher-ambivalentes Bindungsverhalten des Kindes (vgl. Hopf 2011, S. 37). Daraus kann des Weiteren eine Angst vor der Dunkelheit entstehen, da die Trennungsangst eng mit Vernichtungsvorstellungen verbunden ist und sich das Kind vor dem Schlafengehen nicht problemlos von seinen Eltern trennen kann (vgl. Zlotowicz 1983, S. 102). Auch ist eine spätere Schulangst eine mögliche Folge, da der Schulbesuch ebenfalls eine temporäre Trennung vom familiären Umfeld bedeutet (vgl. Heiliger 1972, S. 27).

Unter ‚Phobie‘ werden Ängste zusammengefasst, „die sich auf einen bestimmten Gegenstand oder ein Tier oder eine ganz bestimmte Situation richten“ (Flöttmann 2005, S. 22). Bekannte Beispiele dafür sind u.a. enge Räume bei der Klaustrophobie, Prüfungen oder Tiere wie Spinnen oder Schlangen bei der Zoophobie (vgl. Flöttmann 2005, S. 22f.). Eine Phobie entsteht dadurch, dass das Kind „eine Gefahr, die ihm von innen her droht – von seinen Erfahrungen, Erinnerungen und Antrieben -, auf ein äußeres Objekt“ transferiert (Heiliger 1972, S. 34). Diese Objektivierung ursprünglicher Angstemotionen mit einer daraus folgenden Vermeidung der Auslöser ist demnach ein beachtenswerter Abwehrmechanismus des Kindes (vgl. Zulliger 1971, S. 54). Bekämpft werden soll die häufig unbewusste und irrationale Angst vor Strafe, die mit Ablehnung und einem Verlust der elterlichen Liebe verbunden ist. Ursache dafür sind unerwünschte Impulse wie z.B. Aggressionen (vgl. Heiliger 1972, S. 85f.). Eine Phobie, eine typisch kindliche Form der Angstbekämpfung, kann allerdings in den folgenden Lebensphasen weiterbestehen, wenn die Eltern des Kindes grundsätzlich ängstlich sind (vgl. Zulliger 1971, S. 54f.).

Eine Angst, die „aus bedrohlichen Vorstellungen heraus oder ohne erkennbaren Grund plötzlich“ auftritt, wird als Angstneurose oder generalisierte Angst bezeichnet (Flöttmann 2005, S. 22). Sie ist im Gegensatz zu einer Phobie nicht auf eine bestimmte Situation oder einen spezifischen Gegenstand bezogen. Außerdem umfasst die generalisierte Angst eine weitaus größere Anzahl von Sorgen als die Trennungsangst. Betroffene der Angstneurose verspüren eine chronische Nervosität und Unzufriedenheit, die sich in weiteren physischen Beschwerden somatisieren kann. Ursache einer Angstneurose ist das inkonsistente Strafverhalten der Erziehungsperson. Ein Kind irrational jähzorniger Eltern weiß nie, „wann solche Ausbrüche wieder erfolgen und wann sein Verhalten geduldet oder bestraft wird“ (Heiliger 1972, S. 52). Daraus resultiert eine zwanghafte Abhängigkeit zu einer anderen Bezugsperson, die eine beständig beruhigende Wirkung auf das Kind ausübt (vgl. Hopf 2011, S. 74f.).

Alle genannten Formen einer Angststörung schränken ein betroffenes Kind in seinem alltäglichen Leben, sowie in seiner gesunden Entwicklung, massiv ein.

2. Die Beratungsansätze

In diesem Teil der Arbeit liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Beratung. Nach deren Definition wird diskutiert, inwiefern die Behandlung von Angststörungen bei Kindern ein Gegenstand der Sozialen Arbeit ist. Darauf folgt die Gegenüberstellung des personenzentrierten und des systemischen Ansatzes unter den Gesichtspunkten ihrer Entstehung und Entwicklung, ihres Konzepts und Menschenbilds, sowie ihrer Methodik und ihren Praxisfeldern. Bei dieser Darstellung soll außerdem schon ein Bezug zur Fragestellung hergestellt werden.

2.1 Definition „Beratung“

Ihrem ursprünglichen Verständnis nach, bedeutet Beratung „konkrete Ratschläge und Hilfestellungen, etwa in Erziehungsfragen und Lebensentscheidungen“ (Belardi u.a. 2007, S. 39). Zunächst suchen Betroffene von Problemsituationen Rat bei ihren Bezugspersonen (vgl. Nußbeck 2006, S. 18). Wenn jedoch diese Form der Problemlösung keine ausreichende Hilfe darstellt, ist professionelle Unterstützung notwendig (vgl. Belardi u.a. 2007, S.39). Sozialarbeiterische und sozialpädagogische Formen der Beratung differenzieren sich daher in einigen Punkten von der Alltagsberatung.

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Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Der personenzentrierte und der systemische Beratungsansatz. Welcher Ansatz eignet sich besser für die Behandlung von Angststörungen bei Kindern?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
26
Katalognummer
V322801
ISBN (eBook)
9783668219168
ISBN (Buch)
9783668219175
Dateigröße
558 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angststörung, Psychotherapie
Arbeit zitieren
Eva Ganz (Autor:in), 2013, Der personenzentrierte und der systemische Beratungsansatz. Welcher Ansatz eignet sich besser für die Behandlung von Angststörungen bei Kindern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322801

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