Jüngere Studien zur Chronologie der Hallstattzeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2011

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsgeschichte

3. Jüngere Studien zur Chronologie der Hallstattzeit
3.1. Untersuchungen durch Hermann Parzinger 1989
3.1.1. Relative Chronologie
3.1.2. Absolute Chronologie
3.2. Untersuchungen durch Martin Trachsel 2004
3.2.1. Relative Chronologie
3.2.2. Absolute Chronologie
3.2.3. Probleme

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die prähistorische Forschung Mitteleuropas bezeichnet die Epoche von 800 v. Chr. bis ca. 30 v. Chr. nach dem wichtigsten Werkstoff dieser Zeit als Eisenzeit. Schon 1866 wurde dieser Zeitraum von Karl Adolf Morlot in einen älteren und einen jüngeren Abschnitt unterteilt, welche 1874 nach zwei für diese Stufen charakteristischen Fundorten benannt wurden: Hallstatt und La Tène. Im vergangenen Seminar, in dessen Rahmen auch diese Arbeit verfasst wurde, stand die Hallstattzeit im Vordergrund. Wichtig für solche Abgrenzungen ist selbstverständlich eine durch die Forschung erarbeitete Chronologie, wodurch man nicht nur die beiden genannten Zeiträume unterscheiden kann, sondern zum Beispiel auch die Übergangsphase zwischen dem Ende der Bronzezeit und dem Beginn der Eisenzeit genauer einzugrenzen und zu untersuchen ist. Das Problem besteht darin, dass es eben die Forschung ist, die versucht solche zeitlichen Abfolgen aufgrund der Anwendung verschiedenster Methoden zu rekonstruieren. Funde und Befunde werden von den Forschern unterschiedlich untersucht, bewertet und vor allem interpretiert. Das Ergebnis sind unzählige chronologische Streitfälle, die seit nunmehr 100 Jahren ein Teil der Hallstattforschung sind und bei denen auch heute noch kein wirklicher Konsens herrscht. Welcher Forscher welche Zugehörigkeit verwendet, hängt nicht zuletzt von der Schule ab, denen man angehört und immer wieder werden neue Erweiterungen oder neue Ansätze entwickelt. Solange allerdings keine Einigung in der Chronologie herrscht, ist es ebenfalls sehr schwer über weiterführende Fragen wie zum Beispiel identische „Kulturen“ nachzudenken. Es ist generell, und vor allem in diesem hier vorliegenden Rahmen, wohl kaum möglich alle diese Theorien aufzuzählen und zu vergleichen. Trachsel, der eine der neusten Monographien zu diesem Thema verfasst hat, formuliert sehr treffend, dass „die verwirrenden Debatten in der Hallstatt-Chronologie (…) selbst für Fachleute kaum mehr zu durchschauen“[1] sind. In dieser Arbeit sollen deshalb, nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Grundlagen und Entwicklungen in der Forschungsgeschichte, nur die jüngeren Studien zur Chronologie der Hallstattzeit vorgestellt werden. Dafür wurden in erster Linie die Monographien von Parzinger[2] (1989) und, wie gerade zuvor erwähnt, Trachsel (2004) von mir zu Rate gezogen. Ihre entscheidendsten Ergänzungen zu älteren Systemen sollen im Folgenden aufgezeigt und ihre Vorgehensweise beleuchtet werden.

2. Forschungsgeschichte

Nachdem Hildebrandt und Tischler gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund von Untersuchungen am Material aus Hallstatt eine Belegung des Gräberfeldes in einen älteren und einen jüngeren Zeithorizont unterscheiden konnten, leistete Reinecke 1911 wohl den bis dato wichtigsten Beitrag zur Chronologie der Eisenzeit.[3] Auf ihn geht eine sehr einflussreiche und bedeutende Einteilung der Bronze - und Hallstattzeit zurück. Er gliederte letztere in vier Stufen (Ha A bis Ha D) und wagte ebenfalls eine absolute Datierung. Die beiden ersten Zeitabschnitte werden in der heutigen Forschung der Urnenfelder- und damit der ausgehenden Bronzezeit zugeschrieben, während die eigentliche Hallstattzeit durch Ha C und Ha D gebildet wird. Reinecke setzte für die erste Stufe eine Zeitspanne von ca. 800-700/650 v. Chr. an und definierte das Schwert vom Typ Mindelheim, Brillen- Harfen- und Bogenfibeln und ganz besonders auch Pferdegeschirr als Leitformen dieser Zeit. Ha D erstreckte sich folgend von ca. 700/650-500/475 v. Chr. und wies Dolche, Kahn- Pauken- und Schlangenfibeln, sowie Importe aus Italien und Griechenland auf. Eine Dreiteilung der letzten Stufe, die bei vielen Forschern bis heute Gültigkeit hat, geht ebenfalls bereits auf Reinecke zurück, der hier eine sich rasch verändernde Fibelmode erkannte. Diese Chronologie wurde in ihren Grundzügen übernommen, allerdings gibt es bis heute immer wieder Ansätze für weitere Unterteilungen und Verfeinerungen. So gliederte der Prähistoriker Zürn 1942 durch Kombinationstabellen der Fibelformen auch Ha C in zwei Abschnitte[4] und zehn Jahre später, nach einer weiteren Untersuchung der Fibeln, sogar in drei.[5] Kossack konnte 1959 ebenfalls zeigen, dass die Einteilung dieser Stufe in zwei Untergruppen möglich war.[6] Nachdem sich diese Verfeinerung grundsätzlich in der Forschung durchgesetzt hatte, begann man auch die zweite Stufe noch einmal zu unterteilen. Dem entsprechend gliederte zum Beispiel Parzinger 1989 Ha D sogar in fünf Phasen. Trachsel berief sich 2004 zwar wieder auf das alte Schema Ha C1-C2 und Ha D1-D3, unterteilt allerdings jede einzelne Untergruppe noch einmal in eine frühe, mittlere und späte Phase.

Für die Hallstattzeit sind die Möglichkeiten absolute Daten zu erreichen nicht sehr günstig. Durch die verhältnismäßig kurze Periode bietet sich die 14C-Methode mit einer Genauigkeit von 100 Jahren nicht unbedingt an. In den letzten Jahren konnten einige Dendrodaten in den spätesten Schweizer Seeufersiedlungen der Bronzezeit gewonnen werden. Diese bieten zusammen mit wenigen Ergebnissen durch Crossdating der Importware ein paar Eckdaten. Bei dem nur groben Raster dieser absoluten Zeiten bleibt die relative Chronologie, die sich auf ein Gliederungssystem anhand des Fundmaterials stützt, besonders wichtig.

3. Jüngere Studien zur Chronologie der Hallstattzeit

3.1. Untersuchungen durch Hermann Parzinger 1989

3.1.1. Relative Chronologie

Aufgrund großer Materialpublikationen in den 1970er Jahren, die das Fundbild verbesserten, entschloss sich Parzinger auf Grundlage dieser erweiterten Basis erneut eine Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit aufzustellen. Schwerpunkte bilden die Gebiete im Nordwesten und Südosten der Alpen, da hier die Überlieferung sehr reichhaltig und beinahe lückenlos ist.[7] Nach der Erarbeitung von lokal begrenzten, relativen Feinchronologien, aufgrund der Aufeinanderfolge von Formengruppen, werden innerhalb der Kreise gleichzeitige Horizonte gebildet und Leittypen erfasst.[8] Im Anschluss werden beide Gebiete synchronisiert. Die Untersuchungen enden mit dem Anschluss der „Fürstengräber“, die zwar in ihrer Ausstattung oft von den einfacheren Bestattungen abweichen, aber durch Importware aus dem Mittelmeerraum absolute Daten liefern können.[9]

Im Rahmen dieser Arbeit soll nicht auf alle Einzelgruppen gesondert, sondern direkt auf die Ergebnisse für die Zeithorizonte der beiden Kreise eingegangen werden.

Innerhalb des südostalpinen Kreises synchronisiert Horizont 1 die frühesten eisenzeitlichen Zeitabschnitte und ist in allen regionalen Gruppen nachzuweisen. Die Brandbestattungssitte in Flachgräbern wird lediglich durch angelegte Hügel in Weißkrain unterbrochen. Leitformen sind früheste Mehrkopfnadeln ohne Faltenwehr, ein- und zweischleifige Bogenfibeln, eiserne Hals- und Armringe und späturnenfelderzeitliche Keramik (Tafel 1, Abb. 1).[10] In Horizont 2 gelten frühe Halbmondfibeln und Mehrkopfnadeln mit Faltenwehr (Tafel 1, Abb. 2), sowie bronzene zweischleifige Bogenfibeln mit einer Spirale aus zwei Windungen am Fibelkopf als Leitformen. Ringschmuck ist in diesem Abschnitt bereits selten zu finden, während in der Keramik erste Kegelhalsgefäße erscheinen (Tafel 1, Abb. 3). Soweit die Fundumstände überliefert sind, handelt es sich noch immer, mit Ausnahme von Weißkrain, um flache Brandgräber.[11] Horizont 3 kann am deutlichsten am Fundgut von Sveta Lucija beschrieben werden (Tafel 2, Abb. 4). Knotenhalsringe mit glatten Zwischenstücken setzen ebenso ein wie tordierte Halsringe. Bei der Keramik treten unbemalte Tonsitulen, Hohlfußgefäße mit kurzem Zylinderhals und Schöpftassen auf. Als Leitformen gelten große Kahnfibeln mit ritzverziertem oder geripptem Bügel und leicht profiliertem Schlussknopf. Hinzu kommen Halbmondfibeln mit gebuckeltem Bügel und Gehänge und vereinzelte frühe Schlangenfibeln. Zur Zeit dieses Horizontes beginnt der Bau von Hügelgräbern mit Körperbestattung im westlichen und östlichen Unterkrain, während man in den westslowenischen Gruppen bis zum Ende der Hallstattzeit der Brandgräbersitte treu bleibt.[12] Die Horizonte 4 und 5 des südostalpinen Kreises werden von Parzinger zusammengezogen, da in manchen Einzelregionen der entsprechende Zeitabschnitt zweigeteilt werden konnte und in anderen nicht und er sich deshalb für einen zeitlichen Zwischenhorizont entschied. Charakteristisch ist die Entwicklung von vielen verschiedenen Fibeltypen (Tafel 2, Abb. 5), wie zum Beispiel große Kahnfibeln mit profiliertem Fuß, so genannte Protocertosefibeln, Fibeln mit gedrücktem Bügel, früheste Schlangenfibeln, Knotenfibeln oder Dreiknopffibeln. Dazu kommen Knotenhalsringe und gebändert bemalte Situlen. Als Leitformen für Horizont 6 (Tafel 3, Abb. 6) gelten vielmehr entwickelte Schlangenfibeln ohne Bügelzier und Fibeln mit rundstabigem Bügel und Bügelschleife, aber auch Fünfknopffibeln. In der Keramik sind Hohlfußgefäße mit gerundetem Körper und einbiegendem, quer gerieften Oberteil oder ausgestelltem Rand und horizontaler Streifenbemalung typisch.[13] Ein siebter Horizont konnte nicht in allen Nekropolen nachgewiesen werden, am deutlichsten allerdings erneut in Sveta Lucija, wo sogar noch eine Unterteilung in 7a (Tafel 3, Abb. 7) und 7b (Tafel 4, Abb. 8) möglich war. Leittypen sind Bandfibeln, Schlangenfibeln mit beweglicher Bügelzier oder hoher Faltenwehr und langfüßige Fibeln mit Tonkern im Bügel. In Sveta Lucija erweitern außerdem Santa-Lucia-Fibeln mit Gehänge, Certosafibeln und frühe Fußzierfibeln das Formenspektrum. Auch Armringe mit Schlangenkopfenden und Hohlfußgefäße mit konkavem Oberteil und Streifenbemalung sind zu ergänzen. Da vor allem in Horizont 7b erste Fremdformen aus der „Hallstattkultur“ nordwärts der Alpen zu finden sind, hat er große Bedeutung für die spätere Synchronisation südost- und nordwestalpiner Zeitstufen.[14] Charakteristisch für Horizont 8 sind entwickelte Certosafibeln, Fibeln mit zurückblickendem Pferdekopf, späte Schlangenfibeln mit schwerem Fuß vom Tessiner Typus und nordwestalpine Typen wie Fußzier-, Doppelfußzier-, Spitzpauken- oder Tierkopffibeln (Tafel 4, Abb. 9). Als weitere typische Formen dieses Horizonts sind spitzbodige Körbchenanhänger oder rechteckige Bronzegürtelbleche zu nennen, die teilweise auch noch in Horizont 9 erscheinen.[15] Hier gelten aber vor allem späte Certosafibeln XIII, ostalpine Tierkopffibeln, Certosafibeln VI, VIIa, XI und erste Vertreter des Typs X als Leittypen (Tafel 5, Abb. 10). An weiteren Formen treten, wie zuvor erwähnt, noch immer schmale rechteckige Gürtelbleche auf. Eine Fibel mit antithetisch gruppierten Tierköpfen lässt Beziehungen zum nordalpinen Frühlatènebereich erkennen. Nördlich der Alpen ist der Übergang in diese Zeitstufe bereits vollzogen, während zum Beispiel in Slowenien noch die jüngste Hallstattzeit andauert.[16] Horizont 10 charakterisiert das Ende der südostalpinen „Hallstattkultur“ und schafft eine endgültige Verbindung mit dem fortgeschrittenen Frühlatène nordwärts der Alpen. Als Leitformen gelten vor allem Certosafibeln des Typs X, als auch profilierte Bleiarmringe, eiserne Gürtelplatten, Gürtelringe mit rundem Beschlag und späten durchbrochenen Gürtelhaken, sowie ferner eiserne Lochäxte, Lappenbeile und Griffplattenmesser (Tafel 5, Abb. 11).

In keiner südostalpinen Nekropole konnte der Übergang von der „Hallstatt- zur Latènekultur“ eindeutig erfasst werden. Neben vereinzelten Gegenständen aus dem mitteleuropäischen Frühlatène scheinen auf Horizont 10 direkt Funde aus Lt B zu folgen.[17] Vor allem für die relative Feinchronologie dieser Übergangsphase betrachtet Parzinger vergleichend auch die Zeithorizonte des nordwestalpinen Kreises.

Die Zählung der Horizonte wird übernommen, allerdings bleiben die ersten vierunberücksichtigt, da sie der spätesten Urnenfelder- und der älteren Hallstattzeit angehören. Die Horizonte 5 bis 10 gliedern die jüngere Hallstatt- und die frühe Latènezeit, wobei allerdings ersterer sich auch lediglich im südlichen Baden-Württemberg definieren lässt; besonders auf der Heuneburg und im Gräberfeld Magdalenenberg. Alb-Hegau-Keramik trifft mit Bogen- und Schlangenfibeln vom Typ S4 aus Eisen zusammen. Weiterhin treten Bronzegürtelhaken mit eingerollten Schmalenden und Hörnchenfibeln vom Typus Vace-Uffing auf.[18] Es scheint, dass sich der Übergang zur „Späthallstattkultur“ innerhalb des nordwestalpinen Kreises zunächst im südlichen Baden-Württemberg vollzog und sich erst später weiter nach Norden ausbreitete. Südalpine Schlangenfibeln als Einflüsse aus Oberitalien könnten unter anderem den Wandel von der älteren zur jüngeren „Hallstattkultur“ ausgelöst haben.[19] In Horizont 6 sind Totenbehandlung, Beigabensitte und Sachbesitz auch bis hin zum südlichen Mittelrheingebiet späthallstättisch. Körperbestattungen und anstatt von Geschirrsätzen eine Vielfalt von Trachtzubehör und Schmuck sind die Norm (Tafel 5, Abb. 12). Deshalb bieten sich als Leitformen vor allem Halbmondmesser, Tonnen-, Gagat- und Lignitarmbänder an. Außerdem bandförmige Ohrringe, Hohlfußringe mit ineinander gesteckten Enden und tremolierstichverzierte Gürtelbleche. Entscheidend sind erneut auch die Fibeln, weil ihre Grundformen aus Oberitalien stammen, während zum Beispiel ein langer Fuß mit profiliertem Schlussknopf sie von den Stammformen unterscheidet.[20] Horizont 7 kann im nordwestalpinen Kreis in drei Untergruppen gegliedert werden. Die erste Stufe 7a definiert vorwiegend im Süden drei Fibelformen als Leittypen: späteste Schlangenfibeln S5, getriebene Blechpaukenfibeln mit Faltenwehr und ohne Spirale, sowie die „Hagenauer“ Bogenfibeln (Tafel 6, Abb. 13). Gegen Norden nimmt die Bedeutung der Fibeln ab, weshalb der Horizont dort durch Ringschmuckgarnituren definiert wird.[21] Die Horizonte 7b und 7c konnten mit Hilfe etlicher Fibelvarianten gebildet werden. Am Mittelrhein deutet sich diese Zweiteilung nur noch an und weiter nördlich, in Gebieten nahezu ohne Fibeln, ist eine solche Trennung gar nicht mehr möglich. Als charakteristisch für 7b gelten gegossene Paukenfibeln mit beidseitig kurzer Spirale und innerer Sehne (Tafel 6, Abb. 14), während in 7c (Tafel 6, Abb. 15) frühe Doppelpauken- und Fußzierfibeln, sowie vereinzelt stilisierte Vogelkopffibeln mit Armbrustkonstruktion typisch sind.[22] Außerdem beginnen Ohr- und Haarringsätze. Leitformen für den Horizont 8a sind späteste Fußzierfibeln mit beidseitig langer Spirale und schälchen- oder vasenförmiger Fußzier (Tafel 7, Abb. 16). Auch Stangengliederketten sind ein typischer Trachtbestandteil. Den ältesten frühlatènezeitlichen Zeitabschnitt bildet Horizont 8b, in dem dünne Bronzedrahtarm- und Fußringe, erste Koppelringe, frühe durchbrochene Gürtelhaken, Tutulus- und eiserne Fußzierfibeln, sowie Kegelhalsgefäße mit Tannenzweigmusterung charakteristisch sind (Tafel 7, Abb. 17).[23] Dieses Fundgut prägt allerdings zunächst die nördlicheren Gebiete und erreicht den Süden erst in Horizont 9, weshalb man erst dort von einer „Frühlatènekultur“ mit Masken- und Vogelkopffibeln, Dreiknotenarmringen und Ringen mit Stempelenden (Tafel 7, Abb. 18) sprechen kann.[24] Horizont 10 kennzeichnet die entwickelte Frühlatènezeit. Leittypen sind drahtförmige Marzabotto-Fibeln und spätere Varianten der Stempelhals- und Dreiknotenringe.[25]

Nach einer Synchronisation der beiden Kreise lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Horizonte 1 bis 4 der spätesten Urnenfelder- und der älteren Hallstattzeit angehören. Der älteste späthallstattzeitliche Horizont 5 lässt sich in allen Gruppen des südostalpinen Bereiches, sowie im südlichen Baden-Württemberg nachweisen. Horizont 6 lässt sich schließlich in allen untersuchten Gebieten verfolgen.[26] Ein siebter Horizont kann in beiden Kreisen noch einmal unterteilt werden. Nordwestlich der Alpen ist sogar eine sehr feine Differenzierung in 7a und 7b/c möglich, die allerdings durch das Gräberfeld von Sveta Lucija zum Teil auch auf den südostalpinen Raum übertragen werden kann, wodurch diesem die entscheidende Rolle dieser Synchronisierung zufällt.[27] Obwohl zwischen Mosel und Oberer Donau eine Teilung möglich ist, die allerdings nach Südosten immer weniger nachweisbar wird, kann auch der Horizont 8 im Allgemeinen für alle untersuchten Gebiete synchronisiert werden.[28] Horizont 9 beschreibt im Nordwesten der Alpen bereits die „Frühlatènekultur“, während im Südosten noch hallstattzeitliche Traditionen fortleben. Von großer Bedeutung ist in dieser Zeitstufe deshalb die Belegungsabfolge am Dürrnberg, wo sich sowohl nordwest- als auch südostalpine Leitformen (frühe Vogelkopffibeln, durchbrochene Gürtelhaken, ostalpine Tierkopffibeln) in ein und derselben Phase fanden.[29] Schlussendlich lässt sich auch Horizont 10 überall belegen und synchronisiert das fortgeschrittene Frühlatène im Nordwesten mit der Endstufe der jüngsten Hallstattzeit im Südosten, wobei erneut der Dürrnberg für die Korrelation und Parallelstellung der Gruppen von Bedeutung ist.[30]

[...]


[1] M. Trachsel, Untersuchungen zur relativen und absoluten Chronologie der Hallstattzeit. Universitätsforsch. Prähist. Arch 104, Band 1 (Bonn 2004) 3.

[2] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989).

[3] P. Reinecke, Mainzer Aufsätze zur Chronologie der Bronze - und Eisenzeit (Main 1965).

[4] H. Zürn, Zur Chronologie der späten Hallstattzeit, Germania 26, 1942, 116-124.

[5] H. Zürn, Zum Übergang von Späthallstatt nach Latène A im südwestdeutschen Raum, Germania 30, 1952, 38-45.

[6] G. Kossack, Südbayern während der Hallstattzeit, Römisch-Germanische Forschungen 24 (Berlin 1959).

[7] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989) 4f. Zum südostalpinen Kreis zählt Parzinger die westslowenischen Gruppen mit Isonzo, Innerkrain und Oberkrain, sowie die ostslowenischen Gruppen mit westlichem und östlichem Unterkrain und Weißkrain. Zum nordwestalpinen Kreis gehören südwestdeutsch-ostfranzösische Gruppen mit Nordwürttemberg, dem südlichen Baden-Württemberg, Hagenau, Mittelrhein, Saar und Pfalz. Für den Übergang zur Frühlatènezeit hat weiterhin die Hunsrück-Eifel-Kultur eine außerordentliche Bedeutung.

[8] Ebenda, 5.

[9] Ebenda, 6.

[10] Ebenda, 45f.

[11] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989) 46.

[12] Ebenda, 46f.

[13] Ebenda, 47.

[14] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989) 47f.

[15] Ebenda, 48.

[16] Ebenda, 48f.

[17] Ebenda, 49.

[18] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989) 83.

[19] Ebenda, 84.

[20] Ebenda, 84.

[21] Ebenda, 84f. Eine Auflistung der wichtigsten Leitformen und charakteristischsten Typen würde an dieser Stelle ein zu großes Ausmaß annehmen. Nachzulesen ist die detaillierte Einordnung der lokalen Einzelgruppen in den Horizont 7a bei Parzinger 1989, 85.

[22] Ebenda, 85.

[23] H. Parzinger, Chronologie der Späthallstatt- und Frühlatènezeit. Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save. Quellen und Forschungen zur prähistorischen und provinzialrömischen Archäologie 4 (Weinheim 1989) 86.

[24] Ebenda, 86f.

[25] Ebenda, 87.

[26] Ebenda, 109.

[27] Ebenda, 110.

[28] Ebenda, 110f.

[29] Ebenda, 111.

[30] Ebenda, 112.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Jüngere Studien zur Chronologie der Hallstattzeit
Hochschule
Universität Leipzig  (Professur für Ur- und Frühgeschichte)
Veranstaltung
Archäologische Kulturen der Eisenzeit: Die Hallstattkultur
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
32
Katalognummer
V322957
ISBN (eBook)
9783668221109
ISBN (Buch)
9783668221116
Dateigröße
2296 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jüngere, studien, chronologie, hallstattzeit
Arbeit zitieren
B.A. / M.A. Katrin Skibbe (Autor:in), 2011, Jüngere Studien zur Chronologie der Hallstattzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322957

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