Die Entwicklung des christlichen Sündenverständnisses. Von seiner Entstehung bis zur Gegenwart


Hausarbeit, 2011

15 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung

2.0 Das Sündenverständnis im Alten Testament

3.0 Die Sünde im Johannesevangelium
3.1 Paulus Sündenlehre

4.0 Augustinus von Hippos Erbsündenlehre
4.1 Thomas von Aquin
4.2 Die katholische Todsünde

5.0 Eine Reformation des Sündenverständnisses bei Martin Luther
5.1 Heutige Ansätze zum Umgang mit der Begrifflichkeit der Sünde

6.0 Fazit

7.0 Literaturverzeichnis

1.0 Einleitung

In einer Verkündigungsbulle von Papst Johannes Paul II. heißt es: “Man muss den Sinn für die Sünde wieder entdecken!“ [1] Doch was ist damit gemeint? Sind wir Christen denn nicht durch die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi, über die Sünde hinweg?

Diese Hausarbeit soll sich mit der Thematik der Sünde beschäftigen. In genauerer Eingrenzung, soll sie das christliche Sündenverständnis in verschiedenen Epochen und Ansätzen aufzeigen. So soll zu Beginn das Sündenverständnis in den Schriften des Alten Testaments aufgezeigt werden um den Grundstein für das christliche Sündenverständnis zu legen. Anschließend werden neutestamentliche Schriften untersucht. Darüber hinaus werden frühkirchliche, mittelalterliche und reformatorische Ansätze bei Luther aufgezeigt und schließlich neuere Ansätze der Forschung. Abschließend werden die Ergebnisse festgehalten und ausgewertet.

Der Begriff der Sünde ist in allen drei abrahamitischen Religionen wieder zu finden. Wird im christlichen Kontext von Sünde gesprochen, so ist die Abkehr des Menschen von Gott gemeint. Der Begriff Sünde beschreibt eine verwerfliche Tat, welche als Fehlverhalten und als Gegenteil moralischer Verantwortung angesehen wird. Diese kann bewusst wie auch unbewusst passieren.[2] Die Entstehung der Sünde ist zurückzuführen auf den Sündenfall in Genesis 3, welcher durch Adam und Eva begangen wurde und die Trennung von Gott initiiert hat, durch welche der Mensch von Gottes Heilsplan verworfen wurde. Dieses Ereignis wird auch als Ursünde oder Erbsünde bezeichnet. [3] “Siehe ich bin Schuld geboren und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen“ [4]

In den folgenden Schritten soll das Sündenverständnis nun in den genannten Zeitepochen untersucht werden.

2.0 Das Sündenverständnis im Alten Testament

Der Sündenbegriff im alten Testament ist ein vielseitiger da er sich nicht auf einen Begriff wie die Sünde beschränkt. Es findet sich kein abstrakter Begriff wie Sünde im Zusammenhang einer rein gedanklich-begrifflichen Moral. Das Sündenverständnis im alten Testament ist geprägt von dem Bund Israels mit Gott und bezeichnet daher eher handgreifliche Zustände.[5] Die Sündentheologie des alten Testaments zeichnet sich dadurch aus das der Bund mit Gott den er mit dem Volk Israel geschlossen hat durch die Sünde gelöst wird.[6] Allein der Bund jedoch hält soziale Ordnung und die Gerechtigkeit aufrecht. Wer sich also gegen Gott versündigt, der versündigt sich auch an den Menschen. In der alttestamentlichen Sündentheologie gibt es drei Wörter die den Bundesbruch der Menschen zu Gott bezeichnen: Pesha, het und awon.[7] Pesha ist ein Sammelbegriff für Personendelikte wie Mord. Die Grundbedeutung des Wortes ist das Wegbrechen einer Sache oder Person von seinem Besitzer, das sich selbst Wegbrechen aus einer Gemeinschaft welches absichtlich geschieht. Daraus resultiert im theologischen Sinne dieses Wortes, das Brechen mit Gott, sich seiner Vollkommenheit zu entziehen.[8]Pesha ist der älteste und stärkste Ausdruck für den vielseitigen Sündenbegriff im alten Testament.“ [9]

Der Begriff het meint, übersetzt man ihn aus dem hebräischen, soviel wie „Verfehlen“ und bezeichnet die meisten Taten die landläufig als Sünde verstanden werden. Charakteristisch für diesen Begriff ist, dass der Mensch durch seine Verfehlungen das Gemeinschaftsverhältnis zu seinen Mitmenschen verletzt welches durch den Bund mit Gott besteht und sich deshalb auch gegen Gott richtet.[10] Diese Art der Sünde kann bewusst wie auch unbewusst geschehen[11]

Awon hingegen fasst den ganzen Ablauf von der Tat über die Schuld, bis hin zur Strafe.[12] Die Tat die einen Prozess auslöst ist entscheidend für das awon. Auf theologischer Ebene bezeichnet es ein Verfehlen gegen Jahwe „[…] im Rahmen eines mit ihm bestehenden Gemeinschaftsverhältnis.[13] Es besteht aber keine Schwere der Tat wie sie beim pesha gegeben ist.

Die Folgen der Sünde sind im alten Testament nicht getrennt von dem begehen einer Sünde. Die sittliche Sünde ist zwangsläufig an die physische Strafe gebunden und nicht getrennt voneinander möglich. Dieses ist kennzeichnend für die hebräische Denkweise. So ist es nicht verwunderlich, dass für Sünde und Strafe ein und dasselbe Wort verwendet wird.[14] Diese Denkweise ist Teil eines System, in dem Böses vergolten wird und Gutes belohnt . „Jede schlechte Tat schlägt unheilvoll auf den Täter zurück, die gute aber heilvoll.“[15] Durch diese Enge und unlösbare Verstrickung, dessen Ursache nicht ohne Wirkung existieren kann, muss eine Not oder ein Leid in welcher Form auch immer, aus alttestamentlicher Sicht eine Sünde als Ursprung haben.[16] Dadurch sah das Volk Israel in seiner Geschichte in Notsituationen, wie Hunger oder Krieg, immer einen Hinweis dafür das es eine Schuld als Ursprung geben musste. Diese Schuld kann eine Individuelle oder eine Kollektivschuld sein, genau wie die Strafe Individuell oder Kollektiv erfolgen kann.[17]

Dieses Bewusstsein der Sündhaftigkeit Israels hat zur Folge, dass es immer auch zur Vergebung der Sünde und der Bitte um Vergebung führt. Auch hier finden sich eine Reihe von Begriffen, die die verschiedenen Arten der Vergebung kategorisieren:

1. Mahah bezeichnet ein auslöschen oder reinigen der Sünden.
2. Kabas, welches das Bild des Wäsche waschens erzeugt, meint Vergebung im Sinne von rein waschen, also eine moralische Reinigung.
3. Taher bezeichnet hingegen die physische und die rituelle Reinigung.
4. Hitte knüpft an einen Ritus an, der rituelle Reinheit verursacht.
5. Rapha bedeutet im weiteren Sinne heilen und meint das tatsächliche Heilen von Krankheiten, die als Strafe Gottes über die Menschen gekommen sind.[18]

Die Erlösung Gottes, die dank seiner Gnade möglich ist, muss jedoch ein Sündenbekenntnis vorausgehen sowie eine Wiedergutmachung.[19] Durch dieses Schuldeingeständnis wird gleichzeitig Gottes Gerechtigkeit anerkannt. Es kann in kultischen Zusammenkünften in Synagogen vorgetragen werden, in gemeinschaftlichen Zusammenkünften oder in persönlichen Bekenntnissen.[20] In diesem Zusammenhang ist die Sühne zu nennen. Das Wort kipper, welches so viel bedeutet wie „abwischen“, bezeichnet diese Sühne, welche als Zeichen dient seine Tat einzugestehen und Gott gnädig zu stimmen.[21] Eine solche Sühne kann beispielsweise in Form eines Opfers geschehen. Sogenannte Fürbitten an Gott können die Sündenvergebung unterstützen, sind jedoch nicht als magisches Instrument zu verstehen, um Gottes Barmherzigkeit zu erzwingen. Die Lossprechung der Sünde in Form eines Ritus erfolgte durch einen Hohepriester, welcher durch seine Segensworte die Vergebung der Sünden bewirkt. Er ist dabei Vertreter Gottes. Die Sühneriten beseitigen dabei die Sünden, Unreinheiten und alles was den Menschen von Gott trennt und machen ihn somit wieder Gottgefällig.[22] „Sie erneuern das Band der Einheit und Liebe mit dem Bundesherrn.“[23] Die Vergebung der Sünden ist jedoch letztlich abhängig von der Gnade Gottes. Sie ist Zeichen seiner Liebe zu seinem Volk Israel.

Das Theologische Sündenverständnis im alten Testament ist geprägt und geht von dem Bund Gottes mit dem Volk Israel aus. Durch Sünde gefährden sie diesen Bund, von dem die Geschicke des Volkes Israel letztlich abhängig sind.

3.0 Die Sünde im Johannesevangelium

Das Sündenverständnis im neuen Testament ist geprägt von der Umkehr. Der Mensch, welcher durch sein sündiges Verhalten geprägt ist und sich dadurch von Gott distanziert und sich dem wahren Leben verschließt, bedarf der Erlösung durch Jesus Christus.[24] Jesus Christus ist am Kreuz für die Sünden der Menschen gestorben und wieder auferstanden. Sündig ist der, der durch sein Verhalten im Leben durch „[…]Versagen oder Verfehlung schuldig geworden[…]“[25] ist.

[...]


[1] Vgl. Sünde, Schuld und Versöhnung. S 11

[2] Vgl. Die Ursünde, Imre Koncsik. S. 2

[3] Vgl. Erbsünde, was ist das? S.10

[4] Psalm 51,7

[5] Vgl. Die Sünde im alten Testament, S. 26

[6] Vgl. Ebd, S. 55-56

[7] Vgl. Ebd, S. 27

[8] Vgl. Ebd, S. 43

[9] Ebd. S. 31

[10] Vgl. Ebd. S.45

[11] Vgl. Ebd. S. 48

[12] Vgl. Ebd. S. 50

[13] Ebd. S. 52

[14] Vgl. Ebd. S. 129

[15] Ebd. S. 134

[16] Vgl. Ebd. S. 135

[17] Vgl. Ebd. S. 135

[18] Vgl. Ebd. S. 138-140

[19] Vgl. Ebd. S. 147

[20] Vgl. Ebd. S. 151

[21] Vgl. Ebd. S. 152-154

[22] Vgl. Ebd.s155

[23] Ebd. S. 154

[24] Vgl. Sünde und Erlösung im neuen Testament, S. 96

[25] Sünde und Vergebung, S. 72

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung des christlichen Sündenverständnisses. Von seiner Entstehung bis zur Gegenwart
Hochschule
Universität Bielefeld  (Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie)
Veranstaltung
Grundkurs Systematische Theologie
Note
1,7
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V323083
ISBN (eBook)
9783668219953
ISBN (Buch)
9783668219960
Dateigröße
620 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sünde, Sündenverständnis, Sünde im Mittelalter, Todsünde, christliche Sünde, Sünde im Christentum
Arbeit zitieren
Anonym, 2011, Die Entwicklung des christlichen Sündenverständnisses. Von seiner Entstehung bis zur Gegenwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323083

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