Tödliches Texten? Smartphones als Unfallursache im Straßenverkehr


Studienarbeit, 2015

55 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Aufgabenstellung und Aufbau der Arbeit

2. Ausgangssituation
2.1 Stand der Technik
2.2 Smartphone Nutzung

3. Einfluss des Smartphones auf das Verkehrsgeschehen
3.1 Flexibilitäts-, Funktions- und Unabhängigkeitssteigerung
3.2 Verkehrsunfallentwicklung
3.2.1. Österreich
3.2.2. Schweiz
3.2.3. Deutschland
3.2.4. USA
3.3 Grenzen der Belastbarkeit
3.4 Problem des Schaulustigen
3.5 Rechtslage am Beispiel Deutschland

4. Maßnahmen zum Stopp des negativen Trends
4.1 Gegenmaßnahmen
4.1.1 Motivationshemmung
4.1.2 Verhinderung der Nutzung des Smartphones
4.2 Kompensationsmaßnahmen
4.2.1 Vermeidung der Fehler bei der Handlungsführung
4.2.2 (Adaptive-) Fahrassistenz - Warnsysteme
4.2.3 (Adaptive-) Fahrassistenz - Korrigierende Systeme
4.2.4 (Adaptive-) Fahrassistenz - Permanent regelnde Systeme
4.2.5 Simple to Drive - Technische Lösungen
4.2.6 Aufmerksamkeits-Steuerung
4.2.7 Car-to-Car und Car-to-X Communication
4.2.8 Autonomes Fahren
4.2.9 Eye-Tracking
4.3 Sonstige
4.3.1 Kompetenzen bündeln
4.3.2 Rahmenbedingungen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - Smartphone Nutzer in Deutschland

Abbildung 2 - Internationaler Vergleich der Smartphone-Verbreitung

Abbildung 3 - Unfallursachen auf Schweizer Straßen

Abbildung 4 - Unfälle nach Straßenkategorie

Abbildung 5 - Unfallgefahren in Deutschland

Abbildung 6 - Fehlverhalten der Fahrzeugführer in Deutschland

Abbildung 7 - Unfallursachen laut NHTSA, USA 2007-2011

Abbildung 8 - Gesamtblickabwendungsdauer

Abbildung 9 - Handyverstöße

Abbildung 10 - Übersicht für Maßnahmen zum Stopp des negativen Trends

Abbildung 11 - Warnschilder in den USA

Abbildung 12 - Strafen in Europa für Handynutzung am Steuer

Abbildung 13 - Full-Size-HUD

Abbildung 14 - Aufmerksamkeitssteuerung

Abbildung 15 - Autonomes Fahren

Abbildung 16 - Eye-Tracking

Abbildung 17 - Funktion Eye-Tracking

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Straßenverkehrsunfälle, Berichtsjahre 2012-2014

Tabelle 2: Unfälle mit Hauptursache "Ablenkung durch Bedienung des Telefons"

Tabelle 3: Schwere Unfälle, Auslöser Ablenkung und Smartphone Gebrauch, USA 2011

Tabelle 4: Anzahl von verletzten Personen bei Unfällen und Unfällen mit Ablenkung

Tabelle 5: Geschwindigkeit und Zeit der Ablenkung - Strecke Blindflug

Tabelle 6: Bußgeldtabelle „Gaffer"

1. Aufgabenstellung und Aufbau der Arbeit

"Unfallursache Smartphone - Tödliches Texten und Verunglücken durch gieriges Aufnehmen von Unfällen oder Pannen anderer Leute sind dramatisch zunehmende Unfallursachen."

Das Ziel der Studienarbeit ist es, länderspezifisch herauszufinden, wie das Smartphone das Verkehrsgeschehen positiv und negativ beeinflusst und welche Maßnahmen es gibt, den negativen Trend zu stoppen.

Zu Beginn soll mithilfe einer kurzen Darstellung des derzeitigen Stands der Technik sowie der aktuellen Entwicklung der „Smartphone Nutzung am Steuer“ in die Materie eingeführt wer- den.

Anschließend werden im Kapitel zwei die Verkehrsunfallentwicklungen und dazu entsprechende Unfallstatistiken anhand der europäischen Beispiele Österreich, der Schweiz und Deutschland, und vergleichsweise dazu die der Vereinigten Staaten von Amerika, ausgewertet, um im Verlauf dieser Arbeit die Vor- und Nachteile eines Mobiltelefongebrauchs im Straßenverkehr aufzeigen zu können.

Thematisiert werden hierbei auch die Grenzen der Belastbarkeit eines Menschen und das Problem des Schaulustigen. Abschließend beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Rechtslage am Beispiel Deutschland, wobei besonders die schlechte Nachweisbarkeit durch staatliche Kontrollen des Deliktes "Smartphone am Steuer" beleuchtet wird.

Das Kapitel drei zielt darauf ab, weltweite Maßnahmen zum Stopp des negativen Trends darzustellen und deren Nutzen zu untersuchen. Untergliedert wird dabei in mögliche Gegen-, Kompensations- sowie sonstige Maßnahmen.

Zum Ende bildet ein Fazit zur Problemstellung der Studienarbeit den zusammenfassenden Abschluss der Arbeit.

2. Ausgangssituation

Heutzutage hört man immer häufiger davon, dass insbesondere junge Menschen durch den Gebrauch des eigenen Smartphones am Steuer ihres Automobils abgelenkt und infolgedessen in Unfälle verwickelt werden.

„ blenkung ist jenes Risiko, das im Straßenverkehr am häufigsten unterschätzt wird, aber trotzdem nahezu alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen betrifft. Wer am Straßenverkehr aktiv teilnimmt,1 Verantwortlich für den Kontrollverlust über das Verkehrsgeschehen ist nicht nur allein das Tippen von Kurzmitteilungen, das sogenannte Texten, sondern auch das Telefonieren, die Nutzung multifunktionaler Applikationen oder auch der flexible Zugriff auf E-Mails, Webin- halte und soziale Netzwerke. Laut internationaler Studien werden diese breitgefächerten und teils komplexen Anwendungsbereiche von Jugendlichen erheblich häufiger genutzt als von Erwachsenen. Über 75 Prozent der 12- bis 17-Jährigen verwendeten dabei täglich das Smartphone. Unter den Erwachsenen unter 65 Jahren befänden sich bis zu 85 Prozent, die das Smartphone nutzten, während es spezifisch in der Altersgruppe der 50- bis 65- Jährigen lediglich 30 Prozent seien.2

Ebenso häufig werden Unfälle und Pannen anderer Verkehrsteilnehmer von Schaulustigen, sogenannten „Gaffern", per Videofunktion aufgenommen und anschließend im Internet ver- breitet.

Da mittlerweile fast jeder Kraftfahrzeugfahrer ein Smartphone besitzt, werden das tödliche Texten sowie das Verunglücken durch gieriges Aufnehmen von Unfällen oder Pannen anderer Leute zu dramatisch zunehmenden Unfallursachen. Diese stellen nicht nur auf deutschen Straßen, sondern weltweit, ein großes Gefahrenpotential dar, welches immer mehr in den Fokus der Medien rückt. Diverse Psychologen, Unfallforscher und Polizisten, so beispielsweise Peter Schlanstein oder Jörg Kubitzki, haben sich bereits in der Vergangenheit mit dieser Thematik befasst und intensiver auseinandergesetzt.

2. Ausgangssituation

2.1 Stand der Technik

In den vergangenen Jahren nahm das Smartphone in unserer Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert ein. Die Funktionen entwickelten sich dabei in alle denkbaren Richtungen weiter. Das Smartphone lässt sich wie folgt definieren:

Es ist ein mit hoher Intelligenz ausgestattetes mobiles Telefon mit größerem Display, wel- ches eine Symbiose aus Handy, Media-Player, MP3-Player, Personal Information Manager (PIM), Digitalkamera, Smartphone-Browser, E-Mail-System, GPS-System und anderen Funk- tionseinheiten bildet.

Smartphones bieten einen direkten Zugang zum mobilen Internet, sie unterstützen Audio und Video, besitzen Such-, Mail- und Organizer-Funktionen und können als persönliche In- formationssysteme mit Adressverwaltung, Kalenderfunktionen und einfacher Textverarbei- tung fungieren. Zusätzlich sind sie mit WLAN und Bluetooth ausgestattet und können darü- ber hinaus mit Servern, anderen Computern und Handys kommunizieren. Neben den Stan- dardfunktionen stehen jedem Besitzer eines Smartphones mehr als hunderttausend Applikationen, im allgemeinen Sprachgebrauch „ pps“ genannt, teils kostenlos, teils gegen ein kleines Entgelt, als Zusatzprogramme für daheim und unterwegs zum Download zur Ver- fügung.3 Den Innovationen und Weiterentwickelungen sind in den nächsten Jahren dabei keine Grenzen gesetzt. Meilensteine der Telekommunikation stellen der Auf- und Ausbau des Internets sowie des Mobilfunks dar. Die Übertragungskapazitäten ermöglichen es, hohe Datenmengen zu verarbeiten. Festnetzgestützte Übertragungsstandards wie DSL, VDSL und TV-Kabel sowie mobilfunkgestützte Übertragungsstandards wie UMTS und LTE, gestatten dem Anwender, das Internet zu jeder Zeit und nahezu jedem Ort zu nutzen. Die Anbieter im technologischen Sektor arbeiten an einer stetigen Optimierung der Speicherchips und Pro- zessoren, um die Leistungsfähigkeiten zu erhöhen. Weiterentwickelt werden auch digitale Mess-, Steuer- und Regeltechniken, IT-Geräte und Software, die Maschinen und deren Pro- zessabläufe steuern und überwachen. Der Mediensektor ermöglicht es, Medienprodukte wie Musik, Filme, Fotos, Online-Zeitungen und E-Books zu speichern, anzuwenden und zu ver- vielfältigen. Das Smartphone profitiert so, neben der Möglichkeit der Telefonie, von weite- ren, zusätzlichen Anwendungen (Navigation, Internetnutzung, Fotografie, Radio etc.), die dem Technologie- und Mediensektor zugerechnet werden können. Durch das Wachstumspotenzial dieser Branche wird dem Nutzer eines Smartphones eine Vielzahl an mobilen Applikationen bereitgestellt, die im Alltag auf eine unterstützende Wirkung abzielen.

2.2 Smartphone Nutzung

Umfragen zufolge, die von dem Beratungsinstitut McKinsey & Company, Inc. München durchgeführt und veröffentlicht wurden, benutzte bereits 2012 nahezu ein Drittel aller Auto- fahrer in Deutschland während der Fahrt ein Smartphone zur mobilen Kommunikation. Unter die Anwendungen fielen demnach aber nicht nur Telefonate, sondern mit bis zu 70 Prozent das Schreiben von Nachrichten sowie das Nutzen mobiler Webdienste und Applika- tionen. Es handelt sich hier um Funktionen, die die visuelle Aufmerksamkeit in besonderem Maße beanspruchen.

Da sich eine breite Masse dieser genannten Autofahrer und gleichzeitigen Smartphone Nut- zer dem erhöhten Risiko bereits bewusst sei, habe demzufolge eine 65-prozentige Mehrheit unter den Befragten der 18- 39-Jährigen ausdrücklich erwähnt, dass der Sicherheitsaspekt ein zentrales Bedürfnis während der Fahrt darstelle. Denn auch zukünftig, hier auf eine Zeit- spanne der nächsten zehn Jahre begrenzt, hätten zweidrittel aller Befragten großes Interesse daran, noch mehr Zeit während der Fahrt mit zusätzlichen Serviceleistungen, wie dem Inter- net, zu verbringen.4

Wie folgendes Diagramm zeigt, ist die Smartphone Nutzung eines Deutschen in den vergangenen Jahren extrem angestiegen und wird laut Umfragen auch in den kommenden Jahren weiterhin zunehmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 - Smartphone Nutzer in Deutschland5

Verkehrsunfälle stellen für die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen die häufigste Todesursa- che dar. Diese ließen sich besonders leicht von ihrem Smartphone während der Fahrt ablen- ken, wodurch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall im Straßenverkehr zu sterben, im Vergleich zu dem Durchschnitt aller Autofahrer, fast auf das Doppelte ansteigt. Durch das vermeintliche Gefühl, das Fahrzeug ausnahmslos kontrollieren zu können, wende- ten die jungen Betroffenen die Aufmerksamkeit von der Straße ab und beschäftigten sich mit dem mobilen Gerät. Zudem stelle das ohnehin nur geringe polizeiliche Entdeckungsrisiko keine Motivation dar, die Hände am Lenkrad zu lassen und die gesamte Aufmerksamkeit den Fahraufgaben zu widmen.6

Im internationalen Vergleich lag Deutschland allerdings laut der Mobile Planet Studie, bei welcher Google für das erste Quartal im Jahr 2013 in 48 Ländern Umfragen durchgeführt und ausgewertet hat, nur auf dem 27. Platz. Den stärksten Einfluss habe das Smartphone demnach in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 73,8 Prozent, in Südkorea mit einer Rate von 73,0 Prozent und in Saudi Arabien mit 72,8 Prozent. Die USA liegen auf Rang 13, während die Verbreitungsrate 56,4 Prozent betrage.

Aus der folgenden Grafik gehen die genauen Verbreitungsraten des Smartphones in den zehn Ländern mit der höchsten Smartphone-Penetration hervor.7

Abbildung 2 - Internationaler Vergleich der Smartphone-Verbreitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Einfluss des Smartphones auf das Verkehrsgeschehen

Diverse Studien haben sich mit den Auswirkungen eines Smartphones auf die Aktivitätsleis- tung eines Menschen beschäftigt. Dabei sind die Forscher zu dem Ergebnis gekommen, dass gerade der Gebrauch eines Smartphones während einer Autofahrt die mentale Verfassung beeinträchtige und leicht zu einer Konzentrationsabnahme führe. Das Sichtfeld und die da- mit verbundene Wahrnehmung der Umgebung würden um bis zu zehn Prozent verringert. Durch das Hinabblicken auf das Display blieben kontrollierende Maßnahmen, wie der Blick in den Rückspiegel, aus. Auch das reine Telefonieren stelle ein erhöhtes Unfallrisiko dar; insbe- sondere für Handy-Lenker ohne Freisprechanlage. Hier sei die Wahrscheinlichkeit, einen Un- fall zu verursachen, fünfmal höher als für Nicht-Telefonierende. Zudem begingen Verkehrs- teilnehmer, die während der Fahrt telefonierten, rund 40 Prozent mehr Fahrfehler.8 Die durch das Smartphone verschuldete reduzierte Aufmerksamkeit bringe meist eine verzöger- te Reaktion auf die Verkehrssituation mit sich. Ein Kraftfahrzeugfahrer, welcher sich am Steuer mit dem Lesen oder Verfassen einer Nachricht beschäftige, benötige bis zu fünf Se- kunden, um auf Gefahren reagieren zu können. Nicht selten verringere der Fahrer, infolge der Ablenkung, die Fahrgeschwindigkeit, um die Beeinträchtigung und einen möglichen Schaden zu kompensieren.9

3.1 Flexibilitäts-, Funktions- und Unabhängigkeitssteigerung

Das Smartphone kann dem Kraftfahrzeugfahrer in vielen Situationen erleichternd zur Seite stehen. Navigationsgeräte, wie Google Maps, können beispielweise ersetzt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, aktuelle Benzinpreise der sich in der Umgebung befindenden Tank- stellen abzurufen, um günstig zu tanken. Über die Bluetooth-Funktion kann sämtliche Musik über das Autoradio abgespielt werden und so eventuell aufkommende Müdigkeit vertreiben. Weitere Vorteile bilden Funktionen wie die allgemeinen Staumelder oder die Parkplatzsuche in Städten. Nach dem Parken besteht darüber hinaus mittlerweile immer häufiger die Mög- lichkeit, Parkplatzgebühren direkt über entsprechende Apps zu bezahlen.10

Es ermöglicht dem Fahrer, über die gesamte Zeit online oder direkt erreichbar zu sein, sodass er keine Informationen verpasst. Dem Fahrer ist es somit möglich, beispielsweise Telefonate über die Freisprechanlage zu tätigen, um u.a. Verspätungen mitzuteilen (weil er z.B. in einem Stau steht und zu spät zu einem Meeting erscheint).

Für die Bewertung von Sicherheitsaspekten, wie neuartiger Brems- und Rekuperationskonzepte für Elektrofahrzeuge, ist die Kenntnis der Längs- und Querbeschleu- nigungsverteilung im Realverkehr erforderlich. Weiterhin können solche Messdaten auch zur Definition von Fahrmustern und zur Validierung aktueller Emissionsmodelle des Gesamtver- kehrs herangezogen werden. Für die Auslegung von Notbremssystemen und darüber hin- ausgehenden, zukünftigen Systemen der aktiven Sicherheit, wären die Fahrdynamikdaten bei kritischen Fahrsituationen von starkem Interesse. Aktuell werden diese Beschleuni- gungsdaten mit aufwendig instrumentierten Messfahrzeugen gewonnen. Ziel des Projektes ist die Prüfung, inwieweit Smartphones als Werkzeug zur Gewinnung von Fahrdynamikdaten genutzt werden können. Es ist zusätzlich ein Konzept zu erstellen, wie es gelingen kann, eine App zum Loggen von Smartphone Sensorikdaten zu nutzen, die von einem großen Nutzer- kreis angenommen würde. Auch die Speicherung, Verarbeitung und Weiterleitung der Daten soll exemplarisch dargestellt und die Möglichkeiten zum Schutz der persönlichen Daten der Nutzer aufgezeigt werden. Weitere denkbare Anwendungsfälle für die in diesem Projekt zu entwickelnden Methoden wären beispielsweise einfache elektronische Fahrtüberwa- chungsmöglichkeiten für Eltern und dergleichen.11

3.2 Verkehrsunfallentwicklung

3.2.1. Österreich

In Österreich haben sich im vergangenen Jahr 2014 37.957 Unfälle ereignet, darunter knapp 13.000 Unfälle mit Personenschaden, bei denen der Hauptgrund in der Ablenkung lag.

430 Personen haben dabei ihr Leben verloren. Als Hauptunfallursachen gelten eine nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (31 %), Vorfahrtsverletzungen (15 %) und Unachtsamkeit oder Ablenkung (14 %). Im Vergleich zum Vorjahr 2013 gab es zwar weniger Unfälle durch Vorfahrtsverletzungen und riskante Überholmanöver, die Zahl tödlicher Unfälle durch Ablenkung stieg aber um 27 Prozent an.12

Österreichs Autofahrer verschickten, laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit in Österreich, täglich rund 200.000 SMS aus dem Automobil. Obwohl sich mehr als 80 Prozent aller befragten österreichischen Autofahrer des erhöhten Gefahrenpotentials des Telefonierens sowie Schreibens von SMS bewusst seien, würden dennoch täglich 900.000 Telefonate, ohne, dass eine Freisprecheinrichtung im Auto vorhanden sei, geführt werden.13 Eine uswertung zur Thematik „Widerrechtliches Telefonieren am Steuer“ unter der Rubrik „Sonstige Beeinträchtigungen von Fahrzeuglenkern“, die im Rahmen der jährlichen Berichterstattung der Statistik Austria zu der Gesamtheit der Straßenverkehrsunfälle erfolgte, ergab in den letzten Jahren folgende Daten:

Tabelle 1: Straßenverkehrsunfälle, Berichtsjahre 2012-2014

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Widerrechtliches Telefonieren am Steuer 20 14 18

Im Fall des „widerrechtlichen Telefonierens am Steuer“ ist allerdings von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer auszugehen, da sich die Fahrzeuglenker bei einer polizeilichen Einvernahme nach einem Unfall nicht selbst belasten werden.14

3.2.2. Schweiz

Auf Schweizer Straßen wurden im Jahr 2014 243 Personen im Straßenverkehr getötet und 4.043 schwer verletzt. Betrachtet man die vergangene Dekade, reduzierte sich die Anzahl Getöteter jährlich um rund 20, diejenige der Schwerverletzten um etwa 140. Unfallursachen, die hinsichtlich des Risikos hier von besonderer Bedeutung sind, seien in einem hohen Maße die Vorfahrtsmissachtungen, die Unaufmerksamkeit und Ablenkung am Steuer sowie das Nichteinhalten der Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die drei genannten Merkmale waren im Jahr 2014 laut der Unfallforschung die am häufigsten aufgetretenen bei Unfällen mit Schwerverletzten oder Getöteten. So waren Vorfahrtsmissachtungen für mehr als ein Viertel der Unfälle mit Schwerverletzten, Verstöße gegen die Maximalgeschwindigkeit auf den Straßen für rund ein Viertel der tödlichen Unfälle verantwortlich. Vergleicht man die heutigen Zahlen mit denen vor zehn Jahren, lässt sich feststellen, dass die Anzahl der schwe- ren Personenschäden seitdem stetig zurückgegangen ist; mittlerweile liegt sie bei rund 30 Prozent weniger als im Jahr 2004. Dementsprechend nahmen auch die Unfallursachen, ins- besondere die Geschwindigkeitsverletzung (-44%), die Unaufmerksamkeit oder Ablenkung (-35%) sowie der Alkoholmissbrauch (-40%) deutlich ab. Die nachfolgende Grafik ergänzt die zuvor beschriebenen Unfallursachen um die Dokumentation der Daten aus dem Verkehrs- jahr 2014.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 - Unfallursachen auf Schweizer Straßen

Beschränkt man sich anschließend auf die Unfallursache „Unaufmerksamkeit und blen- kung“, waren im vergangenen Jahr 1.055 Schwerverletzte und 52 Getötete auf Schweizer Straßen die Folge. Im Gegensatz zu den anderen genannten Ursachen haben Unfälle infolge Unaufmerksamkeit und Ablenkung in der Regel weniger schwerwiegende Konsequenzen, da nur selten Ablenkungsquellen, wie die Nutzung eines Telefons, die Bedienung eines Geräts, aber beispielsweise auch Momente der Ablenkung, hervorgerufen durch Mitfahrer oder Tie- re, herausgestellt und damit protokolliert werden konnten. Auch hier besteht vermutlich das Problem für die Polizisten am Unfallort, trotz der vielfältigen Erhebungsmöglichkeiten, die genauen Ablenkungsquellen zu erkennen. Ergänzend zu der Abnahme der Gesamtzahl aller schweren Unfälle mit Personenschäden, ist auch die Rate der schweren Unaufmerksamkeits- und Ablenkungsunfälle in den letzten zehn Jahren um 35 Prozent zurückgegangen.15

Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) der Schweizerischen Eidgenossenschaft hat in der un- tenstehenden Tabelle Daten bei Unfällen aus dem Zeitraum 2011 bis 2014 erheben können, bei denen als Hauptursache die Ablenkung durch die Bedienung eines Telefons eindeutig identifiziert wurde. Verglichen mit der Gesamtanzahl aller Unfälle, stellt diese Ursache nur einen Bruchteil dar. Allerdings muss auch an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass eine nicht unbedenkliche Dunkelziffer, bedingt durch die bereits oben erwähnte Schwierig- keit der Ermittlung eindeutiger Ablenkungsquellen am Unfallort, die hier ausgewiesenen Daten erheblich verringern.16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Unfälle mit Hauptursache "Ablenkung durch Bedienung des Telefons"

3.2.3. Deutschland

Das Statistische Bundesamt des Bundesministeriums des Innern stellt monatlich einen Be- richt zum Unfallgeschehen auf deutschen Straßen bereit. Der Jahresbericht für 2014 beinhal- tet alle ermittelbaren Daten im Bereich der Verkehrsunfälle. Erfasst wurden durch die Polizei im Zeitraum von Januar bis Dezember 2014 2,4 Millionen Unfälle, von denen es sich bei 2,1 Millionen um Sachschadensunfälle handelt. Unter die Kategorie der sonstigen Unfälle, die mit einer Zahl von 14.947 noch einen erheblichen Anteil ausmacht, fallen beispielsweise Un- fallursachen wie der Einfluss berauschender Mittel. Die Zahl der Unfälle mit Personenscha- den ist im Vergleich zum Vorjahr 2013 um 3,9 Prozent gestiegen.17 Während ein Alkohol- missbrauch unmittelbar durch eine Blutprobe feststellbar ist, stellt der Nachweis einer Nut- zung des Smartphones am Steuer eine besondere Herausforderung für die Behörden dar. Solche Unfallursachen werden derzeit unter der Rubrik „Verkehrsunfälle mit ungeklärter Ursache“ gelistet. Das Kraftfahrtbundesamt habe mittlerweile 420.000 Verstöße gegen das Handyverbot registrieren können. Zwischen 2008 und 2013 ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit ungeklärter Ursache um 56 Prozent gestiegen. Der Verdacht liegt nahe, dass ein erhebli- cher Anteil auf die verbotene Nutzung von Smartphones zurückzuführen ist. Aktuelle Stich- proben des ACE Auto Club Europa e.V., die anlässlich einer dreimonatigen Verkehrsaktion in Baden-Württemberg durchgeführt wurden, haben insgesamt 13.878 Verstöße gegen das Smartphone-Verbot am Steuer feststellen können. „Das ist jedoch sicher nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer liegt wesentlich höher“, so Bruno Merz, Organisator der Aktion „Park dein Handy, wenn du fährst!“. Laut der Beobachtungen der ACE-Tester verstoße alle 2,9 Minuten ein Verkehrsteilnehmer gegen das Handyverbot. Besonders auffällig seien Großstädte wie Hamburg und Berlin, in denen durchschnittlich 90 (Hamburg) beziehungs- weise 61 (Berlin) Smartphone-Verstöße pro Stunde registriert wurden.18

Der Großteil der Unfälle mit Personenschaden ereignet sich innerhalb von Ortschaften. Auf den Land- sowie Schnellstraßen wurden vergleichsweise weniger Personenschadensunfälle dokumentiert, der Prozentsatz der Verkehrsopfer liegt dagegen bei knapp 60 Prozent. Weni- ger als 7 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden wurden auf Autobahnen registriert. Aus der unterschiedlichen Verteilung von Unfällen und dem hohen Prozentsatz an getöteten Verkehrsteilnehmern auf Land- und Schnellstraßen wird ersichtlich, dass sich wegen höherer Fahrgeschwindigkeiten schlimmere Unfallfolgen ergeben. Während innerorts fünf Getötete auf 1.000 Unfälle mit Personenschaden kamen, lag der entsprechende Wert für Autobahnen bei 20 und für Landstraßen sogar bei 27 Todesopfern. Die häufigste, sich innerhalb von Ort- schaften ereignende Unfallart, war die des „Zusammenstoßes mit einem anderen Fahrzeug, das einbiegt oder kreuzt“. Betrachtet man die Gefahren, die sich außerhalb von Ortschaften bemerkbar machen, spricht man in erster Linie von dem „Abkommen von der Fahrbahn".

[...]


1 Vgl. VVO Versicherungsverband Österreich 2015.

2 Vgl. Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds, 2013. 2

3 Vgl. IT-Wissen.

4 Mobility of the future, Opportunities for automotive OEMs, McKinsey & Company, 2012. 4

5 Vgl. Easy-Web-Solution (2014).

6 Vgl. Deutscher Verkehrsgerichtstag 2015.

7 Statista.com, Statistiken und Studien zum Thema Smartphones (2013). 6

8 Vgl. VVO Versicherungsverband Österreich 2015.

9 Vgl. Smartphone use while driving - a simulator study, 2011.

10 Vgl. die Welt (2014).

11 Vgl. Bundesanstalt für Straßenwesen (2015).

12 Vgl. Bundesministerium für Inneres (BMI), 430 Verkehrstote im abgelaufenen Jahr (2014).

13 Vgl. VVO Versicherungsverband Österreich, Unfallursache Ablenkung: Herausforderung der Zukunft (2015).

14 Vgl. Statistik Austria, Statistik der Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden, Berichtshefte 2012-2014. 9

15 Vgl. SINUS-Report 2015 - Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Straßenverkehr 2014. 11

16 Vgl. Unfalldaten und -erfassung des Bundesamts für Straßen ASTRA, 2015.

17 Vgl. DESTATIS Statistisches Bundesamt, Verkehrsunfälle, Fachserie 8 Reihe 7 (2014).

18 Vgl. CE uto Club Europa, „Tippen bis zum Tod” (2015).

Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Tödliches Texten? Smartphones als Unfallursache im Straßenverkehr
Hochschule
Duale Hochschule Baden Württemberg Mosbach
Note
1,0
Jahr
2015
Seiten
55
Katalognummer
V323374
ISBN (eBook)
9783668224957
ISBN (Buch)
9783668224964
Dateigröße
1880 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Smartphone, Unfall, Tödlich, Handy, Maßnahmen, Schaulustige, Polizei, Unfallursache, Einfluss, Verkehr, Verkehrsgeschehen, Auto, Schreiben, Texten, Entwicklung, Straße, Telefon, Ursache
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Tödliches Texten? Smartphones als Unfallursache im Straßenverkehr, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323374

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