Welche drei Kernthemen besetzten die einzelnen Fraktionen im Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004?


Seminararbeit, 2004

17 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Agenda Setting

3. Der Issue-Begriff

4. Die Analyse
4.1 Die Wahlkampfberichterstattung in der „Presse“
4.1.1 Benita Ferrero-Waldner
4.1.2 Heinz Fischer
4.2 Die Wahlkampfberichterstattung im „Kurier“
4.2.1 Benita Ferrero-Waldner
4.2.2 Heinz Fischer

5. Analyse der Ergebnisse
5.1 Berichterstattung in der Presse
5.2 Berichterstattung im „Kurier“

6. Allgemeines

7. Zusätzliche Literatur

1. Einleitung

In der modernen Gesellschaft fällt die Aufgabe der Konstruktion von Weltbildern immer häufiger den Massenmedien zu. Klassische Institutionen wie die Kirche oder die politischen Parteien haben nur noch in verminderter Weise Einfluss auf den Meinungs- und Willenbildungsprozess in der Bevölkerung.[1]

„Die Medien müssen wegen der ständigen Zunahme an Informationen eine Orientierungsfunktion für den Rezipienten übernehmen. Der Rezipient fühlt sich bei der Gewichtung aller Informationen überfordert und überläßt diese seiner Zeitung oder seinem bevorzugten Fernsehsender. Selektion und Reduktion von politischer Komplexität ist [sic] zu einer zentralen Funktion der Medien geworden. Auf der einen Seite nimmt die Komplexität der Politik zu, auf der anderen Seite simplifizieren die Medien den politischen Komplex immer stärker.“[2]

2. Agenda Setting

„An einem Nachmittag des Jahres 1966 saß Maxwell McCombs, frisch promovierter Assistant Professor für Journalismus an der University of California, im Café des Century Plaza Hotels von Los Angeles und wunderte sich. In der Regierung von Lyndon B. Johnson hatte es gerade einen kleineren Skandal gegeben, aber die Bevölkerung schien dies kaum zu berühren. Sein Blick fiel auf die Titelseite der Los Angeles Times desselben Tages, auf der drei Themen abgehandelt wurden, die seiner Ansicht nach den Aufmacher hätten stellen können. Ein Bericht über das lokale Programm gegen die Armut erhielt die größte Beachtung, gefolgt von den Ergebnissen der Wahl in Großbritannien. Der Johnson-Skandal wurde dagegen nur beiläufig abgehandelt, unter einer kleinen Überschrift und mit nur einem einspaltigen Bild. Dies veranlaßte McCombs zur Vermutung, daß die Bedeutung, die die Medien einem Thema beimessen, möglicherweise einen direkten Einfluß auf die Bedeutung nimmt, die das Publikum diesem Thema beimißt. Unter dem Etikett „Agenda-Setting-Funktion der Massenmedien“ sollte diese Hypothese einige Jahre später einen Wendepunkt in der neueren Kommunikationsforschung markieren.“[3]

Der Mittelpunkt des Konzeptes des Agenda Settings findet sich in der These, dass Medien nicht so sehr darüber entscheiden, was wir an sich denken, sondern die Rezipienten eher dahingehend beeinflussen, worüber diese nachzudenken haben. Sie würden festlegen, welche Themen die Menschen auf ihre Tagesordnung setzen. „Mit dieser Tagesordnungs- und Thematisierungsfunktion werden den Medien vor allem kognitive Effekte unterstellt und nicht, wie in der klassischen Stimulus-Response orientierten Perspektive [sic], Wirkungen auf Einstellungen oder Verhaltensweisen.“[4]

Je höher der Grad der Personalisierung, je stärker Wahlanzeigen im Mediensystem platziert werden, je höher der Grad der Professionalität der Parteiarbeit auf allen Ebenen usw. sind, desto aussichtsreicher seien auch die Erfolgschancen der Parteien beim Versuch der Einflussnahme auf die Wahlkampfagenda. Aus Sicht der Massenmedien werde ein starker Einfluss auf die Formation der Wahlkampfagenda dann vermutet, je stärker der Wettbewerb der Massenmedien untereinander um die Publikumsgunst ist, je weniger parteipolitisch-ideologische Affinitäten zwischen Politikern und Journalisten vorhanden sind usw.[5]

Neben der Verwendung positiv bewerteter Referenzformen gibt es noch andere Mittel, welche wahlwerbende Parteien einsetzen, um potenziellen Wählern ein positives Image von sich selbst zu vermitteln. „Indem sie sich mehr oder weniger explizit positiv bewertete Eigenschaften, Merkmale und Aktivitäten zuschreiben, können sie sich […] positiv präsentieren. Bei der Prädikation dieser Eigenschaften bedienen sich die betreffenden Parteien unterschiedlicher diskursiver Strategien“, wie der der Moralisierung (welche eine Partei und ihre Mitglieder aus moralischer Perspektive beschreibt, also moralische Integrität unterstellt), der Singularisierung (welche positive Einzigartigkeit zuschreibt und betont), der Profilierung (welche einer Partei oder Person Merkmale wie Professionalität, Kompetenz, Engagement und Erfolg zuschreibt), der Glorifizierung (welche mit Erfolg verbundene Ereignisse in der Vergangenheit und/oder bestimmte Persönlichkeiten hochhebt), sowie unter anderem der Solidarisierung (z. B. mit dem „kleinen Mann“) sowie der Viktimisierung (welche ein positives Image einer Partei oder Person konstruiert, indem sie jene als Opfer der Politik anderer Parteien portraitiert).[6]

3. Der Issue-Begriff

„Issues“ können zum einen verschiedene, wie sachliche, pragmatische, politische, moralische, Dimensionen beinhalten, zum anderen wird dieser Begriff aber auch synonym beispielsweise zu „Sachthemen“, „Probleme“, „Argumente“, „Wahlthemen“, „politische Fragen“ verwendet. Auch im englischsprachigen Raum hat „Issue“ keine einheitliche Bedeutung. „Sprechen die einen von ‚themes’ oder ‚subjects’, verwenden die anderen Ausdrücke wie ‚topics’ oder ‚political questions’. Dazu kommt noch, daß ‚Sachthemen’ im Verlauf von Wahlkämpfen, wie er von den Medien dargestellt wird, nur eine untergeordnete Rolle spielen.“ Diese Schwierigkeiten hätten sich vor allem bei der Aufarbeitung von Studien aus dem englisch- und deutschsprachigen Raum gezeigt.[7]

4. Die Analyse

Die Wahl zur Bundespräsidentin bzw. zum Bundespräsidenten fand am 25. April 2004 statt – die nachfolgende Analyse bezieht sich auf die Wahlkampfberichterstattung in den zwei Monaten davor, beginnt also am 25. Februar und endet am Vortag der Wahl.

Zur Analyse herangezogen wurden nun in der Presse etwa 80, im Kurier etwa 60 Artikel, die sich direkt mit dem Thema „Ferrero“ oder „Fischer“ (bereits im Titel) auseinandersetzten.

4.1 Die Wahlkampfberichterstattung in der „Presse“

Im Folgenden wird zunächst dargestellt, in welchen erschienenen Artikeln zu welchen Sujets bezüglich der Wahlkämpferin bzw. des Wahlkämpfers Stellung genommen wurde.

[...]


[1] Vgl. König, Patrik Michael, 2001, „Amerikanisierung“ des Wahlkampfes: Berlusconi – Haider ein Vergleich“, Wien, Seite 29.

[2] Wallisch, Stefan, 1998, Silvio Berlusconi und Romano Prodi – These und Antithese der „mediatisierten Politik“?, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 1998/2, Wien, Seite 44.

[3] Rössler, Patrick, 1997, Agenda-Setting, Opladen, Seite 9.

[4] Bernhard, Martin, 2003, Parteienagende versus Medienagenda, Wien, Seite 52.

[5] Vgl. Bernhard, Martin, 2003, Parteienagende versus Medienagenda, Wien, Seite 54.

[6] Vgl. Arduc, Maria, Linguistische Strategien in österreichischen Wahlkämpfen am Beispiel des Nationalratswahlkampfes 1999, in: Kriechbaumer, Robert / Panagl, Oswald, 2002, Wahlkämpfe, Wien, Seite 191f.

[7] Vgl. Waldbrunner, Andrea, 1995, Die Entstehung der Medienagenda im Wahlkampf, Wien, Seite 46.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Welche drei Kernthemen besetzten die einzelnen Fraktionen im Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004?
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Wahlkampf - Strategie, Mittel und Wirkung
Note
Gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V32352
ISBN (eBook)
9783638330978
ISBN (Buch)
9783638772181
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Welche drei Kernthemen besetzten die einzelnen Fraktionen im österreichischen Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004: Das Issue Management von ÖVP und SPÖ. Untersuchung des Agenda-Setting der Parteien im Wahlkampf in Presse und Kurier.
Schlagworte
Welche, Kernthemen, Fraktionen, Bundespräsidentschaftswahlkampf, Wahlkampf, Strategie, Mittel, Wirkung
Arbeit zitieren
Mag. Hannes S. Auer (Autor:in), 2004, Welche drei Kernthemen besetzten die einzelnen Fraktionen im Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32352

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