Ökonomische und ethische Aspekte von Währungskrisen: Die Krise in Argentinien


Trabajo de Seminario, 2004

22 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Wirtschaftliche Entwicklung in Argentinien
2.1. Die neunziger Jahre – Vom Aufschwung bis zur Rezession
2.2. Von der Krise bis zur Zahlungsunfähigkeit

3. Ursachen der Krise in Argentinien
3.1. Allgemeine Bewertung möglicher Ursachen
3.2. Stetiges Haushaltsdefizit
3.3. Unvollkommene Strukturreformen

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Reales Wirtschaftswachstum

Abbildung 2: Arbeitslosenquote

Abbildung 3: Staatsverschuldung

Abbildung 4: Auslandsschuldendienst

Abbildung 5: Haushaltsdefizit

Abbildung 6: Schuldenquote und Zinslast

Tabelle 1: Außenhandel

Tabelle 2: Haushaltsbilanz

1. Einleitung

Argentinien erlitt in den vergangenen Jahren die vermutlich schwerste Krise in der Geschichte des Landes. Konsequenz daraus war der bisher größte Staatsbankrott der Weltwirtschaftsgeschichte.[1] Für viele Kapitalanleger und auch Analysten kam dieses Ereignis überraschend, zumal Argentiniens Wirtschaftsmodell noch bis Mitte der neunziger Jahre als Vorzeigebeispiel für andere Emerging Markets galt und der IWF das Land bis zuletzt unterstützt hatte.[2] Ziel dieser Arbeit ist es darzustellen, dass sich die Krise schon lange vorher abzeichnete und es deshalb nur eine Frage der Zeit war, wann das politische und wirtschaftliche System zusammenbricht. Zunächst soll die wirtschaftliche Entwicklung Argentiniens und dabei insbesondere der Ausbruch der Krise dargestellt werden. Im folgenden Kapitel wird dann nach möglichen Ursachen für den tiefen Fall des lateinamerikanischen Landes gesucht. Das Fazit bildet schließlich eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse dieser Arbeit.

2. Wirtschaftliche Entwicklung in Argentinien

2.1. Die neunziger Jahre - Vom Aufschwung bis zur Rezession

Wirtschaftliche Instabilität und Hyperinflationsraten von über 5000% prägten Argentinien in den achtziger Jahren.[3] Um dem entgegenzuwirken, wurde 1991 das so genannte Konvertibilitätsgesetz umgesetzt, welches die jederzeitige Konvertierbarkeit des argentinischen Pesos in US-Dollar zum fixen Wechselkurs von 1:1 ermöglichte.[4] Die Zentralbank musste sich auf die Funktionen eines Currency Boards beschränken und eine hundertprozentige Deckung der monetären Basis durch Devisen, Gold und auf Dollar lautende Schuldtitel gewährleisten.[5] Haushaltsdefizite konnten folglich nicht mehr über die Notenpresse finanziert werden, wodurch die Inflation in den folgenden Jahren merklich zurückging.[6] Das Stabilitätsprogramm trug auch zu einem deutlichen Wirtschaftswachstum bei (siehe Abb. 1). In den ersten beiden Jahren stieg das BIP sogar um bemerkenswerte 10,5% (1991) bzw. 10,3% (1992). Der Aufschwung, der sich

Abbildung 1: Reales Wirtschaftswachstum (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Daten von Krueger (2002)

Abbildung 2: Arbeitslosenquote (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Daten von IWF (2004)

seit Einführung des Konvertibilitätsplans eingestellt hat, ließ vergangene Krisen schnell vergessen und lockte zahlreiche Investoren aus dem Ausland an.[7]

Durch die Ende des Jahres 1994 ausgebrochene Mexiko-Krise verschlechterte sich die Situation wieder – allerdings nur vorübergehend. Ausländische und inländische Investoren befürchteten anfangs, dass sich die Krise nach Argentinien überträgt, wodurch es zu heftigen Kapitalabflüssen kam und damit enorme Liquiditätsprobleme bei den argentinischen Banken verursacht wurden. Mit Hilfe von Unterstützungs­krediten des IWF konnte die Krise aber relativ schnell überwunden werden. Nachdem das BIP 1995 um 4,4% im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, stieg es in den Folgejahren schon wieder an: +5,5% in 1996 und +8,1% in 1997.[8]

1998 brach schließlich eine Währungskrise im Nachbarland Brasilien aus. Der wichtigste Handelspartner Argentiniens musste die Landeswährung auf den Devisenmärkten freigeben, was zur heftigen Abwertung des brasilianischen Reals führte. Dadurch stieg der relative Preis argentinischer Güter im Ausland an, so dass sich die Wettbewerbs­fähigkeit argentinischer Exportprodukte verschlechterte.[9] Hinzu kam die starke Aufwertung des US-Dollar seit Ende der neunziger Jahre, die diese Entwicklung noch weiter verstärkte[10]. Eine Rezession war nicht mehr aufzuhalten und auch das Vertrauen der Anleger nahm rasant ab.[11] Anders als bei der Mexiko-Krise handelte es sich diesmal nicht nur um einen temporären Zustand, sondern um den Beginn einer Wirtschafts- und Finanzkrise in Argentinien.

2.2. Von der Krise bis zur Zahlungsunfähigkeit

Argentinien wurde von der im Jahr 1998 einsetzenden Rezession hart getroffen. Die Arbeitslosenquote stieg seit 1998 stetig an und erreichte bis zum Jahr 2001 Höchstwerte von über 18% (siehe Abb. 2). Dazu gesellten sich bis zu 15% an Unterbeschäftigten.[12] Diese Entwicklung war verheerend für eine Volkswirtschaft, in der der Konsum mehr als 80% des BIPs ausmachte.[13] Folglich schrumpfte das reale BIP 1999 um 3,4% und im Jahr darauf um weitere 0,5%.

Besorgniserregend war auch die jährlich steigende Neuverschuldung des argentinischen Staates, die hauptsächlich zur Deckung des Haushaltsdefizits erfolgte (siehe Abb. 3).[14] Die Tragbarkeit der hohen Verschuldung wurde zunehmend kritischer. Im Jahr 2000 mussten 73,4% der Exporterlöse für den Auslandsschuldendienst verwendet werden, im Jahr 2001 waren es sogar über 100% (siehe Abb. 4). Argentinien war in einer verzwickten Situation: die steigenden Zins- und Tilgungszahlungen vergrößerten die Haushaltslöcher; um diese auszufüllen, mussten noch mehr Schulden aufgenommen werden, wodurch die Zahlungsverpflichtungen weiter anstiegen und das Budgetdefizit noch höher wurde. Ohnehin konnten ausländische Kapitalgeber immer schwieriger gefunden werden, was sich in steigenden Risikoprämien manifestierte.[15]

Um eine drohende Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, stellte der IWF zusammen mit weiteren Kreditgebern im Dezember 2000 ein finanzielles Hilfspaket über 39,7 Milliarden US-Dollar in Aussicht. Im Gegenzug musste sich die argentinische Regierung verpflichten das Haushaltsdefizit im nächsten Jahr auf maximal 6,5 Milliarden US-Dollar zu begrenzen.[16]

Um den Export anzukurbeln und gleichzeitig die Importe zurückzuschrauben, wurde im Juni 2001 das Currency Board System modifiziert und für den Außenhandel ein dualer Wechselkurs eingeführt. Demnach konnten die Exporte zu einem abgewerteten Pesokurs abgewickelt werden, während bei den Importen noch ein Aufschlag verlangt wurde. Der Kurs bei diesen Handelsgeschäften orientierte sich nicht mehr nur alleine am US-Dollar, sondern an einem Währungskorb, der je zur Hälfte aus US-Dollar und Euro bestand.[17] Der Markt sah in dieser Änderung des Konvertibilitätsgesetzes einen Verlust an Glaubwürdigkeit. Die Befürchtung, dass bald noch weitere Änderungen erfolgen und auch der Wechselkurs für Finanztransaktionen geändert wird, verstärkte in massiver Weise die bereits begonnene Kapitalflucht.[18]

Abbildung 3: Staatsverschuldung (in Mrd. US-Dollar)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Daten von Krueger (2002)

Abbildung 4: Auslandsschuldendienst (in % der Exporte)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Daten von Dresdner Bank Lateinamerika (2004)

Mitte 2001 wurde außerdem eine Neuregelung der Schuldenlast beschlossen. Dabei erfolgte ein Umtausch kurzfristig fälliger Schuldtitel in längerfristige Anleihen, sowie eine Reduzierung der Maximalzinssätze. Der Großteil der angesprochenen, größtenteils inländischen Gläubiger nahm das Angebot der Regierung an, weil sie vermutlich mit der baldigen Zahlungsunfähigkeit des argentinischen Staates rechneten. Allerdings konnte trotz der beträchtlichen Einsparungen aus diesen Maßnahmen keine nachhaltige Verbesserung des Staatshaushaltes erreicht werden.[19]

[...]


[1] Vgl. Jost (2003), S. 29.

[2] Vgl. Fritz/Llanos (2002), S. 26.

[3] Vgl. D’Alessio (2002), S. 48.

[4] Vgl. Jost (2003), S. 31.

[5] Vgl. Aschinger (2002), S 242.

[6] Entwicklung der Inflationsraten: 84% (1991); 17,5% (1992); 7,4% (1993); 3,9% (1994); 0,1% (1995); Quelle: Dresdner Bank Lateinamerika (2004).

[7] Zwischen 1992 und 1994 flossen dem Land 32,2 Milliarden US-Dollar an ausländischen Geldern zu, vgl. Jonas (2002), S. 9.

[8] Vgl. Jonas (2002), S. 9ff.

[9] Vgl. Kronberger (2001), S. 3.

[10] Vgl. Perry/Servén (2003), S. 23.

[11] Vgl. Aschinger (2002), S. 244; Jonas (2002), S. 12.

[12] Vgl. Kern/Nolte (2001), S. 27.

[13] Vgl. D’Alessio (2002), S. 51.

[14] Eine detaillierte Beschreibung hierzu findet sich in Kapitel 3.2.

[15] Die Risikoprämien einer Musteranleihe stiegen von 773 Basispunkten (2000) auf 4404 Basispunkten (2001) und später 6220 Basispunkten (2002); Quelle: Dresdner Bank Lateinamerika (2004).

[16] Vgl. Kern/Nolte (2001), S. 33; Aschinger (2002), S. 245.

[17] Vgl. Jonas (2002), S. 15f.

[18] Vgl. Powell (2002), S. 14.

[19] Vgl. Aschinger (2002), S. 247.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Ökonomische und ethische Aspekte von Währungskrisen: Die Krise in Argentinien
Universidad
University of Bayreuth
Curso
Ökonomische und ethische Aspekte von Währungskrisen
Calificación
1,3
Autor
Año
2004
Páginas
22
No. de catálogo
V32416
ISBN (Ebook)
9783638331425
ISBN (Libro)
9783640862047
Tamaño de fichero
604 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Krise, Argentinien, Aspekte, Währungskrisen
Citar trabajo
Stefan Strahwald (Autor), 2004, Ökonomische und ethische Aspekte von Währungskrisen: Die Krise in Argentinien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32416

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