Der Theaterbetrieb der öffentlich betriebenen Theater in Deutschland und das Privattheaterunternehmen Schmidts Tivoli GmbH in Hamburg


Hausarbeit, 2016

43 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die aktuelle Situation der Theater in Deutschland
2.1 Die öffentlich betriebenen Theater
2.2 Die Privattheater
2.3 Warum Subventionierung?

3 3 Der interne Betrieb der öffentlich betriebenen Theater

4 Die Schmidts Tivoli GmbH in Hamburg
4.1 Die aktuelle Lage
4.2 Historie, Betriebsstruktur und Image
4.3 Die Stars
4.4 Das Programm

5 Fazit

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Umsatz der Theater und Konzertveranstalter in Deutschland von 2002 bis 2013 (in Millionen Euro). (Quelle: Statista)

Abb. 2: Umsatz der Opern-, Schauspielhäuser und Konzerthallen in Deutschland von 2002 bis 2013 (in Millionen Euro). (Quelle: Statista)

Abb. 3: Durchschnittlicher Erlös von deutschen Theatern in den Jahren 2005 bis 2014 (in Euro). (Quelle: Statista)

Abb. 4: Höhe der Betriebszuschüsse pro Besucher von deutschen öffentlichen Theatern in der Spielzeit 2013/2014 nach Bundesland (in Euro). (Quelle: Statista)

Abb. 5: Anzahl der Besucher von öffentlich betriebenen Theatern in Deutschland von 2005 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 6: Anzahl der Unternehmen in Markt für darstellende Künste in Deutschland von 2003 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 7: Anzahl der Erwerbstätigen im Markt für darstellende Künste in Deutschland von 2003 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 8: Anzahl der Inszenierungen von öffentlich betriebenen Theatern in Deutschland von 2005 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 9: Anzahl der Besucher von Musicals in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 10: Anzahl der Besucher von privat betriebenen Theatern in den Jahren von 2005 bis 2014 (in 1 000). (Quelle: Statista)

Abb. 11: Ausgaben des Bundes im Jahr 2016 nach Funktionen (in Millionen Euro). (Quelle Statista)

Abb. 12: Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten von Theatern in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2014. (Quelle: Statista)

Abb. 13: Privattheater in der Spielzeit 2013/2014. (Quelle: Statista)

Abb. 14: Öffentliche Theaterunternehmen, Spielstätten, Zahl der Plätze, Rechtsträger und Rechtsform in der Spielzeit 2013/2014. (Quelle: Statista)

1 Einleitung

Die öffentlichen Theater werden in Deutschland mit über 2 Mrd. Euro jährlich subventioniert. Das bedeutet: Ca. 83 % der Kosten der Theater werden von der öffentlichen Hand getragen, zu etwa 17 % finanzieren die Theater sich selbst. Dadurch sind die Theater von Staat und Politik abhängig, die Politik spart an den Theatern, wo es nur geht, und manch ein Steuerzahler fragt sich, wozu sie die Theater unterstützen soll, wenn er diese doch selbst nicht besucht. Die Theater stehen in einer allgemein schlechten Position da und mit ihnen Schauspieler, Sänger und Tänzer: Sie werden immer schlechter bezahlt, sind oft das am schlechtesten bezahlte Personal an den Theatern. Hier wird an dem Kernbereich dieser Kulturinstitutionen gespart.

Privattheater dagegen müssen sich zum größten Teil selbst finanzieren, obwohl sie auch immer mehr Subventionen vom Staat erhalten. Trotzdem bleibt das der geringste Teil ihrer Etats.

Wo liegen die Ursachen der schwierigen Finanzlage der öffentlich betriebenen Theater? Und wie schaffen es das Privattheater Schmidts Tivoli, sich selbst zu finanzieren?

Um diesen Fragen näher auf den Grund zu gehen, werden in dieser Arbeit mit dem Kapitel 2 zunächst die finanzielle Situation der öffentlichen und privaten Theater untersucht. Anschließend werden im Kapitel 3 die innerbetrieblichen Abläufe der öffentlich betriebenen Theater untersucht und nach Ansatzpunkten gesucht, die die Ursache für die finanziellen Probleme dieser Theater sein können. Kapitel 4 untersucht dagegen das Privattheater Schmidts Tivoli in Hamburg, schaut sich dessen Programm und Betriebsstruktur an.

2 Die aktuelle Situation der Theater in Deutschland

2.1 Die öffentlich betriebenen Theater

Kunst und Kultur sind in den letzten Jahren zu einem starken Wirtschaftsfaktor Deutschlands geworden. Doch bedeutet das nicht, dass die öffentlichen Theater finanziell gut dastehen. Im Gegenteil: Sie müssen um ihre Existenz und um Subventionen kämpfen und diese immer wieder legitimieren. Im Schnitt werden die Theater zu ca. 85 % von der öffentlichen Hand finanziert, ca. 15 % ihrer Kosten zahlen sie aus Eigeneinnahmen. Die Gründe liegen im deutschen Theatersystem selbst.[1]

Die Politik ist stets darum bemüht, beim Theater einzusparen. Sie hat zwar einen Kulturauftrag, aber die Subventionen sind nur freiwillig. Daher sind diese freiwilligen Ausgaben ein guter Ansatzpunkt, um eine beim Steuerzahler und Wähler gut angesehene Sparpolitik zu betreiben. Zusätzlich zu den Einsparungen werden Forderungen an die Theater gestellt, besser zu wirtschaften, also weniger auszugeben und mehr einzunehmen und sich dementsprechend umzustrukturieren. Der finanzielle Boden wird den Theatern entzogen, der Legitimationsdruck auf sie steigt. Ein Alarmsignal war die Schließung des Berliner Schillertheaters im Jahre 1993.

Die Löhne des Theaterpersonals steigen, die Besucherzahlen aber gehen zurück. Entsprechend muss mehr subventioniert werden. Besucher gewinnen und das Theater besser zu managen, das sind nun die Anforderungen, denen sich die Theater stellen und die sie bewältigen müssen, wollen sie nicht dem Schillertheater nachfolgen. Das Schwierige dabei ist der kleine finanzielle Spielraum, der den Theatern bleibt: 80 – 90 % ihrer Etats geben sie für Fixkosten aus.[2] Die Gewerkschaft Verdi setzt sich aktuell dafür ein, dass die Theater „ausreichend Personal, faire Arbeitsbedingungen und Tarifrechte“ erhalten und dass Tarifsteigerungen wieder voll durch die Subventionen ausgeglichen werden. Viele Mitarbeiter werden deutlich unter Tarif bezahlt, auch dadurch, dass sie unbezahlte Überstunden leisten. Zahlen die Theater ihren Mitarbeitern angemessen Löhne, müssen sie meist an anderer Stelle sparen. Verdi sieht den Mindestlohn als einen ersten guten Schritt, auf den aber weitere folgen müssen. Die Gewerkschaft spricht von einem Kaputtsparen der Theater, dem ein Ende bereitet werden müsse. Am 19. Juni 2015 verabschiedete sie eine Resolution. Darin heißt es:

Mit dem Kaputtsparen unserer Kultureinrichtungen muss endlich Schluss sein. Kunst und Kultur müssen durch die Öffentliche Hand und die Länder viel mehr als bislang gefördert und in ihrem Bestand durch Investitionen, Neu- und Umbauten unterstützt werden. Wir sehen es als eine vordringliche politische Aufgabe, den Fortbestand von lebendigem Theater sowohl in den Städten und Metropolen, aber auch im ländlichen Raum zu sichern. Dazu bedarf es auch größerer öffentlicher Zuwendungen für Freie Theater.

Wir fordern ausreichend Personal, faire Arbeitsbedingungen und Tarifrechte. Tarifsteigerungen müssen endlich wieder voll von den Trägern ausgeglichen werden.

Der gesetzliche Mindestlohn hat eine spürbare Anhebung der Bezahlung bei zahlreichen Theaterbeschäftigten vor allem in den Vorderhäusern, ermöglicht. Nun gilt es, weitere soziale Mindeststandards für Beschäftigtengruppen wie künstlerisch Tätige oder Beschäftigte, die nicht durch Tarifverträge geschützt sind, durchzusetzen.[3]

Unterzeichnet wurde diese Resolution von den Betriebs- und Personalräten von 19 Theatern in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern: Deutsches Schauspielhaus, Thalia Theater, Hamburgische Staatsoper, Kampnagel Kulturfabrik, Stage Operettenhaus, Stage Theater Neue Flora, Stage Theater im Hafen, Stage Theater an der Elbe, Theater Kiel, Theater Lübeck, Schleswig-Holsteinisches Landestheater, Flensburg, Schleswig, Rendsburg, Ernst Deutsch Theater, Stäitsch Theaterbetriebs GmbH, Ohnsorg Theater, Volkstheater Rostock und Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin.

Der Deutsche Bühnenverein gibt eine Übersicht über die aktuelle Theater- und Orchesterlandschaft: Es gibt in Deutschland aktuell 142 öffentliche Theater, 225 Privattheater, ca. 130 Orchester, etwa 76 Festspiele. Etwa 35 Mio. Zuschauer besuchen jährlich 126 000 Theateraufführungen und 9 000 Konzerte. 39 000 Beschäftigte arbeiten an den deutschen Theatern.[4] Insgesamt vermerken sie bei den öffentlich getragenen Theatern einen Zuwachs an Zuschauern von 2,3 Prozent von der Spielzeit 2012/2013 auf die Spielzeit 2013/2014. Bei den Privattheatern waren es sogar 4,3 Prozent. Auch die Anzahl der Veranstaltungen der öffentlichen Theater und Orchester hat sich um 2,8 Prozent erhöht. Dazu erhöhten sich die Eigeneinnahmen der Theater und Orchester um 5,8 Prozent, in Summe sind 530 Millionen Euro und kamen in ihrem Einspielergebnis auf 18,4 Prozent. Darüber hinaus stiegen die Subventionen um 2,7 Prozent auf ca. 2,37 Milliarden Euro.[5]

Insgesamt sind zurzeit Erfolge zu verbuchen, die aber nur für Momenterfolge sind. Die Probleme sind damit keineswegs beseitigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Umsatz der Theater- und Konzertveranstalter in Deutschland von 2002 bis 2013 (in Milliarden Euro).

Abb. 1 zeigt einen starken Anstieg der Umsätze der Theater- und Konzertveranstalter in Deutschland. 2002 wurden noch 930 Millionen umgesetzt, 2011 erreichte der Umsatz mit 1,64 Milliarden seinen Höhepunkt, ging dann leicht bis auf 1,6 Milliarden im Jahr 2013 zurück. Insgesamt aber hat dieser Markt einen stetigen Anstieg zu verbuchen.

Abb. 2 zeigt, dass der Umsatz der Opern- und Schauspielhäuser und Konzerthallen in Deutschland auch insgesamt einem Wachstum, aber auch vielen Bewegungen nach oben und unten unterworfen war. Im Jahr 2002 wurden 388 Millionen Euro umgesetzt, 2004 erreichte der Umsatz mit 303 Millionen seinen Tiefpunkt, um sich mit etlichen Schwankungen nach oben zu bewegen, bis er im Jahr 2012 mit 453 Millionen Euro seinen Höhepunkt erreicht. 2013 ging er ein wenig zurück, auf 447 Millionen Euro.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Umsatz der Opern-, Schauspielhäuser und Konzerthallen in Deutschland von 2002 bis 2013 (in Millionen Euro).

Interessant dabei ist, dass die Theater- und Konzertveranstalter etwa das Drei- bis Vierfache umsetzen wie die Opern-, Schauspielhäuser und Konzerthallen.

Abb. 3 und 4 zeigen den durchschnittlichen Erlös von deutschen Theatern von 2005 – 2014 und die Höhe der Betriebszuschüsse pro Besucher von deutschen öffentlichen Theatern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Durchschnittlicher Erlös pro Besucher von deutschen Theatern in den Jahren 2005 bis 2014 (in Euro).

Auch beim Erlös pro Besucher (s. Abb. 3) ist ein stetiger Zuwachs zu erkennen, der nur einmal in der Saison 2008/2009 einbrach. Demnach hat jeder Besucher in der Spielzeit 2013/2014 etwa 5 Euro mehr als 2005/2006 gezahlt. Diese Erlöse sind aber nur möglich durch hohe Zuschüsse von Bund, Ländern und Kommunen (s. Abb. 4). Nach diesem Diagramm leistet das Saarland mit 160 Euro pro Besucher die höchsten Zuschüsse, am wenigsten Mecklenburg-Vorpommern mit 100 Euro. Insgesamt zahlt die öffentliche Hand und damit auch der Steuerzahler mindestens viermal bis ca. sechsmal so viel wie der Theaterbesucher selbst für seine Karte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Höhe der Betriebszuschüsse pro Besucher von deutschen öffentlichen Theatern in der Spielzeit 2013/2014 nach Bundesland (in Euro).

Die Besucherzahlen an den deutschen Theatern sind in den letzten zehn Jahren leicht angestiegen, von ca. 20,74 Millionen in der Saison 2005/2006 auf ca. 20,97 Millionen in der Saison 2013/2014. Dieser Zuwachs ist mit ca. 230 000 Besuchern gering, insgesamt sind die Theater damit geringfügigen Schwankungen ausgesetzt (s. Abb. 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Anzahl der Besucher von öffentlich betriebenen Theatern in Deutschland von 2005 bis 2014.

Überraschenderweise erreichte die Besucherzahl in der Saison 2008/2009, der Zeit der Weltwirtschaftskrise, ihren Höhepunkt. Zu diesem Zeitpunkt nahmen dagegen die Anzahl an Unternehmen im Markt für darstellende Künste und die Anzahl der Erwerbstätigen für darstellende Künste stark ab (s. Abb. 6 und 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Anzahl der Unternehmen im Markt für darstellende Künste in Deutschland von 2003 bis 2014.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Anzahl der Erwerbstätigen im Markt für darstellende Künste in Deutschland von 2003 bis 2014.

[...]


[1] Abfalter, Dagmar (2010): Das Unmessbare messen? Die Konstruktion von Erfolg im Musiktheater. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden (SpringerLink : Bücher). S. 22.

[2]

[3] ver.di (2015): Stärkere finanzielle und politische Unterstützung für Theater, Orchester und Ensembles. Hg. v. ver.di. ver.di. Online verfügbar unter https://darstellende-kunst.verdi.de/++file++55843905aa698e5a59002a5a/download/ver.di%20Theater-Resolution%20HH-Nord%2006.2015.pdf, zuletzt geprüft am 07.03.2016.

[4] Deutscher Bühnenverein: Theater- und Orchesterlandschaft. Online verfügbar unter http://www.buehnenverein.de/de/theater-und-orchester/19.html, zuletzt geprüft am 05.03.2016.

[5] Deutscher Bühnenverein: 35,5 Millionen Besucher und Steigerung der Eigeneinnahmen. Online verfügbar unter http://www.buehnenverein.de/de/presse/pressemeldungen.html?det=426, zuletzt geprüft am 05.03.2016.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Der Theaterbetrieb der öffentlich betriebenen Theater in Deutschland und das Privattheaterunternehmen Schmidts Tivoli GmbH in Hamburg
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Theaterwissenschaftliches Institut (TWM))
Veranstaltung
Theater im Zeitalter des Neoliberalismus (Theater und kulturelle Distribution)
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
43
Katalognummer
V324311
ISBN (eBook)
9783668236745
ISBN (Buch)
9783668236752
Dateigröße
1908 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
theaterbetrieb, theater, deutschland, privattheaterunternehmen, schmidts, tivoli, gmbh, hamburg
Arbeit zitieren
Manuel Kröger (Autor:in), 2016, Der Theaterbetrieb der öffentlich betriebenen Theater in Deutschland und das Privattheaterunternehmen Schmidts Tivoli GmbH in Hamburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324311

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