Die EU und ihre Pressemärkte


Hausarbeit, 2004

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Kurzüberblick

3. Westeuropa im Vergleich (zur Studie von Gustafsson und Weibull)
3.1. Drei Zeitungsregionen
3.2. Die Entwicklungstendenzen

4. Vier Zeitungsregionen heute

5. Die einzelnen Zeitungsregionen und ihre Entwicklungen
5.1 Zeitungsregion 1
5.2 Zeitungsregion 2
5.3 Zeitungsregion 3
5.4 Zeitungsregion 4

6. Ausblick

7. Anhang

8. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Ich beschäftige mich in der vorliegenden Hausarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten und ihren Pressemärkten.

Die EU steht im Moment vor einer großen Veränderung. Am 01. Mai 2004 treten 10 ost- und südeuropäische Staaten der Gemeinschaft bei. Nun ist zu überprüfen, was für Pressesysteme in diesen Ländern etabliert sind und auf welchem Niveau diese im europäischen Vergleich einzuordnen sind. Zuvor ist hierfür festzustellen, welche Entwicklungen die jetzigen EU-Mitglieder in den letzten Jahren durchlaufen haben, um eventuelle Entwicklungen der nächsten Jahre vorausahnen zu können. Am Ende werde ich eine Einordnung der neuen Beitrittskandidaten durchführen und für diese einen Ausblick in die Zukunft versuchen.

2. Geschichtlicher Kurzüberblick

Anfänglich bestand die EU aus sechs Ländern: Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden, die sich 1951 zur damaligen Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) zusammenschlossen. (Europäische Union, 2004)

Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich kamen 1973 zur nun umbenannten Europäischen Union hinzu, Griechenland 1981, Spanien und Portugal 1986, Österreich, Finnland und Schweden 1995. (ebd.)

Nun steht die EU vor der größten Erweiterung ihrer Geschichte. Am 01. Mai 2004 sollen 10 weitere Länder der Gemeinschaft beitreten: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. (ebd.)

3. Westeuropa im Vergleich (zur Studie von Gustafsson und Weibull)

Ich beziehe mich im folgenden vornehmlich auf die Untersuchung von Karl Erik Gustafsson und Lennart Weibull, die die Entwicklung der europäischen Pressesysteme exklusive der Osteuropas zwischen 1988 und 1994 untersucht haben (Gustafsson & Weibull, 1996).

Zwar kann diese Untersuchung inzwischen als etwas veraltet angesehen werden, jedoch werden die meisten Grundtendenzen immer noch in ähnlicher Form zu finden sein. Zudem ist damit ein Vergleich mit aktuellen Daten möglich, sodass die damals festgestellten Trends auf ihre Stabilität überprüft werden können.

Gustafsson und Weibull haben sich auf die allgemeinen Zeitungen beschränkt, die mindestens viermal wöchentlich erscheinen. Sonntagszeitungen wurden in dieser Untersuchung ausgenommen, da diese zwar in einigen Ländern wie z.B. England sehr stark vertreten sind, in anderen wie z.B. Norwegen oder Deutschland jedoch nur selten bzw. gar nicht vorkommen.

3.1. Drei Zeitungsregionen

1994 wurden in Westeuropa über 1300 Zeitungen herausgegeben (ebd.). Insgesamt sind die Auflagenzahlen und die Zahl der Zeitungstitel (Tabelle 1) in Westeuropa sehr stabil. Dennoch erkannten die Autoren einige interessante Tendenzen. Wenn man sich die Tabelle 2 anschaut, kann man drei Zeitungsregionen erkennen:

Die erste, die die Länder Norwegen, Schweden, Finnland, die Schweiz und Luxemburg beinhaltet, zeichnet sich durch eine sehr hohe Auflagenzahl und eine sehr hohe Lesehäufigkeit aus.

In der zweiten Zone befinden sich Österreich, Großbritannien, Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Belgien und Irland. Diese Länder haben eine durchschnittliche Lesehäufigkeit und eine mittelhohe Auflagenzahl.

Die letzte Zone schließt Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und Portugal ein. Diese Länder zeichnen sich durch eine geringe Lesehäufigkeit und eine ebenso kleine Auflage aus.

Man kann also eine relativ durchgängige Nord-Süd-Linie erkennen (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 40). Auch wenn es in Mitteleuropa nicht immer genau geografisch zu erklären ist (Dänemark schneidet im Vergleich zur südlich gelegeneren Schweiz um einiges schlechter ab), kommt man doch zu dem Schluss, dass die nordeuropäischen Länder sich durch eine hohe Zeitungsverbreitung auszeichnen, während diese Zahlen in Südeuropa ziemlich gering sind. Mitteleuropa liegt bei den Zahlen genau zwischen diesen beiden Extremen.

Gustafsson und Weibull haben nun weitere Erklärungsvariablen zur wirtschaftlichen Stärke der Tagespresse untersucht. Sie fanden heraus, dass Zeitungen sehr stark dem Einfluss wirtschaftlicher, politischer und soziokultureller Tendenzen unterliegen, diesen jedoch auch durch geeignete Maßnahmen entgegenwirken können (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 41-46). Ein Faktor, den die Autoren untersuchten, war der Einfluss des Bruttosozialproduktes pro Einwohner (BSP) auf die Zeitungsauflage pro 1000 Einwohner. Es zeigte sich, dass in Ländern mit einer starken Wirtschaft auch die Presse stark positioniert ist (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 41). Jedoch gibt es auch hier Abweichungen. Diese lassen sich zum Teil durch politische und soziokulturelle Faktoren erklären. Die Länder mit einem hohen Verbreitungsgrad an Zeitungen zeichnen sich oft durch sehr stabile politische Systeme aus. Ebenso besitzen diese Länder neben einer starken überregionalen Presse einen ähnlich starken lokalen Zeitungsmarkt (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 42). Die im mittleren Bereich angesiedelten Länder sind sehr unterschiedlich bzgl. ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer Größe und ihrer Pressegeschichte und -struktur. Hier gibt es meist entweder eine starke überregionale Presse (z.B. in England) oder eine starke Lokalpresse (z.B. Deutschland). In den Ländern mit der geringsten Leserdichte dominieren die überregionalen Zeitungen das System, auch wenn diese eher schwach sind. Sie ähneln sich hinsichtlich ihrer labilen politischen Geschichte und z.T. in ihrer schwächelnden Wirtschaft (Griechenland und Portugal) (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 42).

Auch die Stärke der in der Hauptstadt herausgegebenen Zeitungen bestätigt dieses Bild. Je schwächer das Pressesystem insgesamt ist, umso mehr wird es von der „Hauptstadtzeitung“ dominiert (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 44).

3.2. Die Entwicklungstendenzen

Gustafsson und Weibull kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Zahl der Zeitungsleser in keinem der untersuchten Länder zwischen 1988 und 1994 wesentlich verändert hat (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 46), sondern insgesamt ein erstaunlich stabil wirkender „Pressemarkt Europa“ zu erkennen ist (Tabelle 3). Jedoch gäbe es auch hier wieder drei Regionen, die hinsichtlich ihrer Entwicklungstendenzen unterschieden werden können (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 47).

1. Kleine Länder im Norden: starker Verbreitungsgrad und große Lesehäufigkeit, aber leichter Rückgang der Leserzahlen.
2. Länder in der Mitte: durchschnittlicher Verbreitungsgrad und relativ starke Lesehäufigkeit, rückläufige Lesezahlen.
3. Südliche Länder: schwacher Verbreitungsgrad und schwache Lesehäufigkeit, in einigen Fällen steigende, in anderen rückläufige Leserzahlen.

In diesem Fall möchte ich Gustafsson und Weibull widersprechen. Meiner Meinung nach sieht der „Pressemarkt Europa“ keineswegs sehr stabil aus, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Länder eine rückläufige Lesehäufigkeit zu verzeichnen hat. Ob sich dieser Trend fortgesetzt hat, oder Gustafsson und Weibull mit ihrer angenommenen Stabilität Recht hatten, wird im Folgenden noch geklärt werden, wenn die aktuellen Entwicklungstendenzen in die Analyse mit einbezogen werden. Ebenso werden die nun folgenden von den Forschern genannten Tendenzen auf ihre weitere Entwicklung überprüft.

In Spanien ist der Prozentsatz der Zeitungsleserinnen von 1985 bis 1994 stark angestiegen. So erklärt sich auch der insgesamt sehr große Anstieg der Lesehäufigkeit. Auch Österreich hat hier zugelegt (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 49). In nördlichen Ländern, in denen eine angestiegene Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist, weisen die Landesberichte diese Tatsache als Ursache für den leichten Rückgang der Leserzahlen aus. Als Folge der wirtschaftlichen Rezession scheinen zumindest in Schweden die Menschen mit niedrigem Bildungsstand deshalb weniger zu lesen als früher (Gustafsson & Weibull, 1996, S. 50).

4. Vier Zeitungsregionen heute

Ab dem 1. April 2004 wird es in der Europäischen Union vier Zeitungsregionen geben. Die „alten“ drei Regionen stellen sich heutzutage durch Entwicklungen der letzten Jahre und durch die Berücksichtigung der neuen Mitgliedsstaaten zum Teil erheblich verändert dar. Zudem ist eine vierte Region hinzugekommen, die jedoch im Moment eher aus der Not geboren ist. In dieser befinden sich die osteuropäischen Länder, in denen leider noch keine vergleichbaren Daten zur Verfügung stehen. Die neue Aufteilung stellt sich wie folgt dar (Tabelle 4):

Die erste Region umfasst die skandinavischen Länder Norwegen, Finnland und Schweden. Sie zeichnen sich durch eine sehr hohe Reichweite und eine sehr hohe Auflagenzahl aus. 1994 befanden sich zusätzlich die Schweiz und Luxemburg in dieser Region, diese sind jedoch durch Auflagen- (Luxemburg) bzw. Reichweitenverluste (Schweiz) nicht mehr in diese Kategorie zu zählen.

Die zweite Zeitungsregion beinhaltet die Länder Schweiz, Großbritannien, Österreich, die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Luxemburg, Irland, Belgien und jetzt neu auch Estland. Diese Länder zeichnen sich durch eine mittlere bis hohe Reichweite und Auflagenzahl aus.

In der dritten Region sind die Länder versammelt, die nur eine geringe Reichweite und Auflagenzahl verzeichnen können. Im Speziellen sind dies, wie schon 1994, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Neu hinzugekommen sind Polen, Ungarn und Zypern.

Und die vierte Zeitungsregion umfasst, wie schon gesagt, die Länder, über die keine näheren Erkenntnisse über Auflagenzahlen oder Reichweiten zu gewinnen waren. Dies sind Lettland, die Slowakei, Tschechien, Litauen und Slowenien.

5. Die einzelnen Zeitungsregionen und ihre Entwicklungen

Im Folgenden werde ich auf die einzelnen Zeitungsregionen und ihre Entwicklung seit 1994 eingehen. Ich werde deutlich machen, welche Veränderungen die Zonen aufgrund welcher Tatsachen durchgemacht haben.

5.1 Zeitungsregion

Diese Region ist traditionell die stärkste Zeitungsregion der Welt. Nur Japan erreicht ähnliche Auflagenzahlen wie die skandinavischen Länder (Hans-Bredow-Institut, 2002, S. 295). 2002 war Norwegen die stärkste Zeitungsnation (720 Tageszeitungen je 1000 Einwohner), gefolgt von Japan (669). An dritter Stelle folgt schon Finnland (545), und an vierter Schweden mit 541 Zeitungsexemplaren (Hans-Bredow-Institut, 2002, S. 296). Die World Association of Newspapers (WAN) liegt mit den Zahlen traditionell tiefer als andere Quellen, die Reihenfolge bleibt jedoch dieselbe. 1999 war Norwegen ebenfalls auf Platz eins mit 583 Exemplaren, Schweden war vierter mit 420, und Norwegen zweiter oder dritter mit 452 Exemplaren ( Kilman, 2000).

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die EU und ihre Pressemärkte
Hochschule
Hochschule für Musik und Theater Hannover  (Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung Hannover)
Veranstaltung
Medien und Medienpolitik in Europa
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
22
Katalognummer
V32446
ISBN (eBook)
9783638331647
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die EU hat sich durch den Beitritt von 10 ost- und südeuropäischen Staaten sehr verändert. In dieser Arbeit wurde untersucht, wie die in diesen Ländern etablierten Pressesysteme aufgebaut sind und auf welchem Niveau diese im europäischen Vergleich einzuordnen sind. Zusätzlich wird beschrieben, welche Entwicklungen die jetzigen EU-Mitglieder in den letzten Jahren durchlaufen haben, um zukünftige Entwicklungen vorausahnen zu können. Es zeigt sich, dass es in Europa 4 Zeitungsregionen gibt.
Schlagworte
Pressemärkte, Medien, Medienpolitik, Europa
Arbeit zitieren
Christoph Mischke (Autor:in), 2004, Die EU und ihre Pressemärkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32446

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