Musikmarketing in der Klassischen Musik


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2000

25 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Marketingbegriff und seine Anwendung auf die Musik
2.1 Marketing
2.2 Musikmarketing
2.3 Organisation von Musik in Deutschland
2.4 Trennung von U- und E-Musik
2.5 Marketingmechanismen im U-Musik Bereich

3. Marketing im Bereich der klassischen Musik
3.1 Der Interpret als Marketingobjekt
3.2 Marketinginstrumente in der „klassischen Musik“
3.2.1 Tonträgerproduktion
3.2.2 Hörfunk und Fernsehen
3.2.3 Konzertveranstaltungen und Festivals
3.2.4 Merchandising und andere Formen des Marketings
3.3 Musikmarketing und musikalischer Anspruch
3.4 Künstlerimage und Publikumswirkung

4. Schluss

5. Verwendete Literatur

1. Einleitung

Es liegt im Wesen der Musik, dass sie gehört wird. Viele Komponisten behaupten zwar, sie schrieben nicht für das Publikum, doch spätestens wenn Musik als vermittelndes Kulturgut etwas bewirken soll, tritt das Verhältnis von Künstler und Rezipient zum Vorschein. Nicht zuletzt für die Finanzierung der „Arbeit“ – den Lebensunterhalt des Komponisten, Künstlers oder Musikdirektors – ist der Musikhörer ein nicht zu vernachlässigender, ja wesentlicher Faktor. Betrachtet man Musik als Ware, die sich den Gesetzen einer Marktwirtschaft entsprechend verhalten muss, um sich auf dem Markt behaupten zu können, so muss sie, genau wie andere Produkte, „vermarktet“ werden. Ohne das entsprechende Marketing hat auch Musik keine Chance, verkauft und gehört zu werden – weder populäre noch „klassische“ Musik.

In dieser Arbeit möchte ich die Bedeutung des Musikmarketings aufzeigen, indem ich ihr Instrumentarium und ihre Auswirkungen beleuchte. Der Schwerpunkt meiner Untersuchung liegt in der Vermarktung der sogenannten „klassischen“ Musik und der Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten bezüglich der Vermarktung von populärer Musik.

Nach einer allgemeinen Definition des Marketing-Begriffs wird die Notwendigkeit des Musikmarketings erörtert und in einen Zusammenhang mit der Musiklandschaft und -organisation in Deutschland gestellt. Die Unterscheidung von „E-Musik“ und „U-Musik“ wirft nicht nur bezüglich der Begrifflichkeit Probleme auf. Auch in Hinsicht auf ihre Vermarktung sind diese beiden „Musikarten“ oft schwer voneinander abzugrenzen. Nach einer kurzen Darstellung der Marketingkriterien im „U-Musik“-Bereich wird anhand einiger Aspekte die Vermarktung der „E-Musik“ veranschaulicht. Dabei steht das „Marketingobjekt“ sowie das Marketinginstrumentarium im Vordergrund. Es folgen zusätzliche Überlegungen zu dem Thema.

In dem Teil meiner Arbeit, in dem es um die Vermarktung der „klassischen“ Musik geht, habe ich mich vor allem auf das Buch „Geldscheinsonate – Das Millionenspiel mit der Klassik“ von Klaus Umbach berufen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit vermerke ich Zitate aus seinem Werk nur mit einer Seitenzahl. Die genaue Literaturangabe findet sich im Literaturverzeichnis am Ende.

2. Der Marketingbegriff und seine Anwendung auf die Musik

2.1 Marketing

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Begriff „Marketing“ in der Wirtschaft stark an Bedeutung gewonnen. Mit der aufkommenden Massenproduktion änderte sich das Kaufverhalten der Bevölkerung. Im Gegensatz zum Verkäufermarkt, einem Markt, in dem ein Nachfrageüberhang besteht, gibt es seitdem einen Käufermarkt. Es werden mehr Güter produziert, als es dafür Käufer gibt, d.h. die Produkte bzw. Anbieter müssen um den Käufer, der eine vergleichsweise starke Stellung hat, konkurrieren. Um sich optimal auf die Bedürfnisse des Marktes einzustellen und das Produkt möglichst gewinnbringend auf dem Markt zu verkaufen, muss der Anbieter die richtigen Marketing-Instrumente einsetzen. Die Mittel des Marketings sind die sogenannten vier Marketing Mix- Faktoren:

- Produkt/Qualität: Das Produkt erhält durch seine Qualität einen bestimmten Nutzen für den Verbraucher. Durch bestimmte (z.B. ästhetische) Produkteigenschaften grenzt sich das Produkt von anderen ab und hat seine individuelle Produktpositionierung.
- Distribution: Die Organisation von Verkauf und Vertrieb des Produktes umfasst sowohl die Distributionskanäle (Fachhandel, Großhandel, Streckenhandel, Versand...) als auch die Logistik des Transports.
- Preis: Die Festlegung des Preises wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. So spielen z.B. die Qualität des Produktes, Preisschwellen, das Preis-Leistungs-Verhältnis oder die relative Preishöhe eine Rolle. Andererseits spiegelt die Höhe des Preises auch die Stärke des Produktimages wider.
- Kommunikation: Das Produkt wird durch verschiedene Informationswege wie Werbemaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Promotion publik gemacht.

Nur die Kombination dieser einzelnen Instrumente ist das Marketing-Mix, sie stehen im wechselseitigen Verhältnis zueinander und müssen im Zusammenhang eingesetzt werden, um eine spezielle, auf das Produkt ausgerichtete Marketing-Strategie zu bewirken. In der folgenden Graphik werden die verschiedenen Marketing-Instrumente noch einmal im Zusammenhang veranschaulicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Der Ablauf der Marketingplanung[1]

Von zentraler Bedeutung ist das Bedürfnis des Verbrauchers. „Bedürfnis ist das Empfinden eines Mangels, verbunden mit dem Bestreben, ihn zu beseitigen.“[2] Ist dieses Bedürfnis bei dem Verbraucher vorhanden, wird es erst dann zum Bedarf, wenn es zu einer tatsächlichen Nachfrage kommt. Bedürfnisse bzw. Bedarf können jedoch auch durch das Marketing eines Produktes erzeugt werden. Der Verbraucher wird also – im günstigsten Fall ohne seine Kenntnis – in seinem Kaufverhalten beeinflusst. „Mögliche Beeinflussungsabsichten sind dabei z.B. das Interesse der Nachfrager zu wecken, deren Einstellungen zu ändern, bisherige Kenntnisse zu verfestigen oder Impulskäufe auszulösen.“[3]

Auch wenn sich der Begriff „Marketing“ nicht eindeutig definieren lässt, steht fest, dass er im weiten Sinne das markt- bzw. kundenorientierten Verhalten eines Anbieters beinhaltet:

" Marketing ist die bewusste marktorientierte Führung des gesamten Unternehmens oder marktorientiertes Entscheidungsverhalten in der Unternehmung."[4]

2. 2 Musikmarketing

Musik und Wirtschaft scheinen auf den ersten Blick zwei unvereinbare Begriffe zu sein. Viele Menschen vertreten die Ansicht, dass Musik als eine Form der Kunst sich gerade von wirtschaftlichen Überlegungen absetzen sollte, da sie als ästhetischer Wert ein abstraktes Konzept darstellt und nicht mit rationalen oder gar ökonomischen Maßstäben betrachtet werden darf. Auch die Einzigartigkeit und Individualität der Musik lässt ihre Einordnung in einen materiellen, kommerziellen Bereich fragwürdig erscheinen.

Allerdings wirft dieser Absolutheitsanspruch von Musik bzw. Kunst oder Kultur allgemein in der Realität Probleme auf. Denn sobald es beispielsweise darum geht, Musik mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen, müssen diese nicht nur gerechtfertigt werden sondern stehen immer im Wettbewerb mit anderen Ausgaben. Offensichtlich ist Musik also ein Gut, das mit anderen Investitionen konkurrieren kann/muss und durchaus, wenn auch nur bedingt, mit diesen vergleichbar ist.

Dass Musik eine Ware ist und den gleichen Marktgesetzen unterliegt wie andere Produkte, wird oft abgestritten. Die Umsatzzahlen zeigen allerdings, dass die Musikindustrie in Deutschland „einen Wirtschaftsfaktor mit Milliardenumsätzen darstellt, der an zweiter Stelle hinter der Chemie – also noch vor der Schwerindustrie – rangiert“[5]. Dass die Musikindustrie zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig herangewachsen ist, beschreibt der Journalist Wolfgang Schreiber mit folgenden Worten:

Dass Musik mit Geld zu tun hat, ist vielen bekannt; dass dabei jedoch Umsätze in einer Gesamthöhe getätigt werden, die denen in bedeutenden Industriezweigen nicht nachstehen, wissen wenige. Denn viele gehen davon aus, im „Reich der Töne“ herrsche vor allem Zweckferne und Schönheitssinn, nur wenige machen sich einen zureichenden Begriff davon, in welchem Maß Musik durch finanzielle und wirtschaftliche Faktoren gesteuert wird.[6]

Besonders unter Berücksichtigung der Massenproduktion von Musik wird deutlich, dass sie nicht nur kulturelles Angebot ist. Neben dem persönlichen Gewinn, den man aus dem Musikangebot, das es auf dem Markt gibt, ziehen kann, sind sehr viele Arbeitsplätze und Absichten international organisierter Unternehmen mit ihr verbunden. Betrachtet man nun Musik als wirtschaftliches Produkt, so ist ihre Vermarktung unerlässlich, um sie auf dem Markt – dem Musikmarkt – durchzusetzen. Ohne ein entsprechendes Marketing-Konzept kann auch Musik nicht den Verbraucher erreichen und so ihren Zweck erfüllen.

2.3 Organisation von Musik in Deutschland

Bisher wurde immer von „der Musik“ geredet. Musik als Marketingobjekt ist jedoch ein viel komplexeres Feld als z.B. Brot oder Fahrräder. Es gibt nicht „die Musik“, die vermarktet wird, sondern viele Bereiche, die im engeren oder weiteren Sinne mit Musik zu tun haben. Um die einzelnen Einflussfaktoren des Musikmarketings zu veranschaulichen, wird im folgenden auf die Struktur und Organisation der Musiklandschaft in Deutschland eingegangen.

Deutschland als „Land der Musik“ (Richard Jakoby) weist nicht nur eine große Musiktradition, sondern auch eine riesige Musiklandschaft auf. Richard Jakoby hat in seiner Broschüre „Musikszene Deutschland“ (1997) die Organisation der Musik in Deutschland zusammengestellt. Er weist auf den großen Teil der Bevölkerung hin, der in der Freizeit oder beruflich mit Musik zu tun hat sowie auf die vielfältigen Erscheinungsformen der Musik: „von der Volks- und Unterhaltungsmusik, der Kirchenmusik, der Jazz-, Rock- und Popszene bis hin zur sinfonischen Musik und zum Musiktheater – für fast jeden Menschen etwas“[7] Diese Musikrichtungen werden in verschiedenen Organisationen, Gesellschaften und Stiftungen gefördert. Er bezieht sich vor allem auf die vom Bund, von den Ländern und den Kommunen bereitgestellten Mittel, also die öffentlichen Förderungen:

Wie hoch die von der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Kommunen) aufgebrachten Subventionen für die öffentliche Musikpflege und für die Musikausgaben in Bildung und Ausbildung [...] sind, kann folgender Vergleich deutlich machen: Die Mittel entsprechen den Investitionen im Krankenhausbereich oder im Verkehrswegebau.[8]

[...]


[1] Quelle: Materialen zum Seminar „Populäre Musik, Musikmarkt, Rundfunk“, SS 00; Prof. Dr. Kemmelmeyer

[2] Mühlbradt, Frank W. Wirtschaftslexikon: Daten, Fakten und Zusammenhänge. Berlin: Cornelsen Scriptor, 1996. 48

[3] Steffenhagen, Hartwig. Marketing, Eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer, 1991. 123

[4] Prof. Dr. Meffert, Universität Münster, 1986

[5] Borris, Siegfried. Kulturgut als Massenware. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1978. 25

[6] Abel-Struth, Sigrid; Baum, Richard; Dibelius, Ulrich; Jakoby, Richard (Hg.): In Sachen Musik. Kassel: Bärenreiter (1977)

[7] Jakoby, S. 6/7

[8] Jakoby, S. 8

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Musikmarketing in der Klassischen Musik
Université
Academy of Music and Arts Hanover  (Musikpädagogik)
Cours
Seminar Populäre Musik, Musikmarkt, Rundfunk - Gegenstand und Einflussfaktoren im Musikunterricht
Note
sehr gut
Auteur
Année
2000
Pages
25
N° de catalogue
V3245
ISBN (ebook)
9783638119689
Taille d'un fichier
1386 KB
Langue
allemand
Mots clés
Musikmarketing, Klassischen, Musik, Seminar, Populäre, Musik, Musikmarkt, Rundfunk, Gegenstand, Einflussfaktoren, Musikunterricht
Citation du texte
Regina Schober (Auteur), 2000, Musikmarketing in der Klassischen Musik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3245

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