Sir Karl Raimund Popper und die Geschichtswissenschaft


Hausarbeit, 1999

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Forschungsstand
1.3 Abgrenzung

2. Hauptteil
2.1 Popper und die Geschichte als Geisteswissenschaft
2.2 Popper und der Historizismus
2.3 Kritik an der Sichtweise Poppers

3. Schluß
3.1 Zusammenfassung
3.2 Literaturangaben

1. Einleitung

1.1 Fragestellung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage der Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften aus Sicht Sir Karl Raimund Poppers. Hier wird die spezielle Sicht Poppers zur Geschichtswissenschaft untersucht und dargestellt. Es wird die Frage zu stellen sein, wie Popper für sich „Wissenschaftlichkeit“ definiert und wie er in diesem Rahmen die Geschichtswissenschaft einordnet, welchen Stellenwert er Geschichte als Wissenschaft einräumt. Darüber hinaus wird zu klären sein, ob für ihn die Aufarbeitung und Beschäftigung mit Geschichte überhaupt wissenschaftlich sein kein.

1.2 Forschungsstand

Dieser Arbeit liegen hauptsächlich Werke Poppers zugrunde.[1] Wobei in „Alles Leben ist Problemlösung“ Aufsätze und Reden Poppers von ihm selbst herausgegeben sind, die durchaus älter sind.[2] Demgegenüber schreibt er in „Objektive Erkenntnis“ unabhängig von seinen älteren Werken, bezieht sich aber durchaus auf diese. Diese beiden Werke benutzt die Hausarbeit im Schwerpunkt des ersten Kapitels im Hauptteil. Der zweite Teil des Hauptteiles stützt sich weitestgehend auf sein Werk „Das Elend des Historizismus“. Der letzte Punkt des Hauptteils, die Kritik an Poppers Aussagen also, bezieht sich in erster Linie auf einen Aufsatz neueren Datums.[3] Zudem liegt hier ein Beitrag zu den Basisüberlegungen der Geschichtswissenschaften zugrunde.[4]

1.3 Abgrenzung

Es ist nicht die Absicht dieser Hausarbeit, die grundlegenden Theorien und Überlegungen Poppers in Bezug auf Wissenschaft darzulegen, noch sein Gedankengebäude nachzuzeichnen. An dieser Stelle soll in kurzer Weise auf Poppers Verhältnis zur Geschichte eingegangen werden. Die Hausarbeit zeigt Poppers Ansichten über das, was Geschichtswissenschaft sein kann und sein soll. Im speziellen geht sie auf Poppers Kritik an einer Gesetzmäßigkeiten suchenden Geschichtswissenschaft ein und auf die kritische Antwort eines Geisteswissenschaftlers auf eben jene Vorstellungen Poppers.

2. Hauptteil

2.1 Popper und die Geschichte als Geisteswissenschaft

Sir Karl Raimund Popper vergleicht die Methoden der Geschichtswissenschaft mit jenen der Naturwissenschaften. Er vergleicht beide ständig miteinander und legt sowohl für die Geisteswissenschaften als auch für die Naturwissenschaften die selben Maßstäbe an.[5]

Für Popper ist die Wissenschaftlichkeit einer Theorie durch die Möglichkeit ihrer Widerlegung, ihrer Falsifizierbarkeit oder die Möglichkeit der Überprüfung gegeben. Somit ist die Tatsache, daß alle Prüfungen der Widerlegung einer Theorie dienen, und somit gleichzeitig ihrer Voraussage, ist dies der Schlüssel zur wissenschaftlichen Methode.[6] Zu dieser Frage der historischen Gesetzmäßigkeiten nimmt diese Hausarbeit weiter unten nochmals Stellung.

Für ihn ist es in erster Linie „nicht möglich, Geschichte zu schreiben, ohne Stellung zu nehmen zu den Grundproblemen der Gesellschaft, der Politik und der Sitten. Eine solche Stellungnahme wird immer ein stark persönliches Element enthalten.“[7] Dies widerspricht seiner Ansicht nach der Tatsache, daß ein Historiker vor allem wahr und objektiv schreiben soll. Tut er eben dies nicht, weil er persönliche Ansichten über Moral oder Politik mit in die Arbeit einfließen läßt, muß er sich darüber bewußt werden. Dieses Bewußtwerden bedeutet aber auch, daß seine Arbeit nicht den selben Charakter haben kann, wie Aussagen über geschichtliche Tatsachen an sich.[8]

Aber selbst dann, wenn der Historiker der Ansicht ist, objektiv und wahr zu schreiben, kann er dies nicht. Denn immer wird er seine Themen nach ihm eigenen Mustern oder Theorien aussuchen und nach bestimmten Gesichtspunkten erforschen und beschreiben. Dies geschieht zwar auch in der Naturwissenschaft, aber in einem bedeutend geringerem Ausmaß und Folgen.[9] Und selbst dieses Auswählen nach Theorien ist zu einem Großteil abhängig von unserem Standpunkt und unseren Interessen. Verliert man diese Einsicht, daß die eigene Untersuchung durchaus vom eigenen Blickwinkel und von vorgefaßten Theorien abhängt, führt dies zur Selbsttäuschung und zu einem Mangel an kritischer Sorgfalt.[10]

Der Historiker gehört für Popper zu den Wissenschaftlern, die ein Interesse an spezifischen Ereignisssen und deren Erklärung haben. Popper führt hier den Unterschied zwischen generalisierenden und eben spezifischen Wissenschaften auf. Letztere haben kein Interesse an universellen Gesetzen, sondern nehmen diese als gegeben hin.[11] Eben dieser Unterschied erklärt für Popper, weshalb die Geschichtswissenschaft kein Interesse an historischen Gesetzmäßigkeiten hat. Denn es kann nach dieser Auffassung einfach keine geben.[12] „Gesetze oder Generalisationen gehören einfach einem anderen Interessensgebiet an, das deutlich verschieden ist von jenem Interesse an spezifischen Ereignissen und an ihren kausalen Erklärung, das die Geschichte charakterisiert.“[13]

Darüberhinaus ist es wichtig, sich über weitere Unterschiede zwischen Geistes- und Naturwissenschaften klar zu werden. Für Popper sind historische Theorien Quasitheorien, die „sich von wissenschaftlichen Theorien beträchtlich unterscheiden.“[14] Somit sind für Popper die Geschichtswissenschaften keine Wissenschaften im Sinne einer Naturwissenschaft. „Denn in der Geschichte [...] sind die Tatsachen, die uns zur Verfügung stehen, oft streng begrenzt und lassen sich nicht willkürlich wiederholen oder herbeiführen. Und sie sind nach einem vorgefaßten Gesichtspunkt gesammelt worden: Die sogenannten Geschichts’quellen‘ zeichnen nur jene Tatsachen auf, deren Aufzeichnung genügend interessant war, so daß sie oft nur Tatsachen enthalten, die zu einer vorgefaßten Theorie passen. Und da keine weiteren Tatsachen zur Verfügung stehen, so ist es dann oft nicht mehr möglich, diese oder irgendeine nachfolgende Theorie zu überprüfen.“[15]

[...]


[1] Hier vor allem: Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik. 6. Auflage. München und Zürich, 1995. Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. 3. Auflage. Hamburg, 1995. Das Elend des Historizismus. 3., verbesserte Auflage. Tübingen, 1971. (=Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften. Studien in den Grenzbereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften; Band 3).

[2] So ist sein Aufsatz „Über die Geschichtsschreibung und über den Sinn der Geschichte“ im zweiten Kapitel von 1962.

[3] Rozov, Nikolai: An apologia for theoretical history, in memory of Sir Karl Reimund Popper. In: History and Theory. Bd. 36 (1997), H. 3, S. 336 bis 352.

[4] Hübner, Kurt: Grundlagen einer Theorie der Geschichtswissenschaften. In: Schaefer, Roland Simon und Zimmerli Walther Ch. (Hrsg.): Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften. Konzeptionen, Vorschläge, Entwürfe. Hamburg, 1975. S. 101 bis 131. (=Hoffmann und Campe. Kritische Wissenschaft).

[5] Hier vor allem in „Alles Leben ist Problemlösen“. S. 173 bis 205.

[6] Popper, Karl Raimund: (Problemlösen). S. 174 f.

[7] Ebd.: S. 173.

[8] Ebd.: S. 173.

[9] Ebd.: S. 173.

[10] Popper, Karl Raimund: (Problemlösen). S. 176 f.

[11] Ebd.: S. 180.

[12] Ebd.: S. 180.

[13] Ebd.: S. 180 f.

[14] Ebd.: S. 183.

[15] Ebd.: S. 183.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Sir Karl Raimund Popper und die Geschichtswissenschaft
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Fachbereich Pädagogik)
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V3256
ISBN (eBook)
9783638119764
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Karl, Raimund, Popper, Geschichtswissenschaft
Arbeit zitieren
Axel Möhring (Autor:in), 1999, Sir Karl Raimund Popper und die Geschichtswissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3256

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