Im christlichen Mittelalter legitimierte sich die Macht durch den Gott - „traditionelle Herrschaft“1. Die weltliche Macht erhielt durch die Kirche und deren Ideologie ihre sakrale Weihe. Kraft Glaubens an die Heiligkeit wurde die herrschende Ordnung legitimiert.
Seit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und der Deklaration der Menschenrechte von 1789 legitimierte sich die Macht durch neue Ideen und Prinzipien – Rechtsstaatlichkeit, Volkssouveränität, Gewaltenteilung etc. Das entspricht der Weberischen Definition der „legalen Herrschaft“2. In der politischen Praxis der Führerstaaten des 20. Jahrhunderts entstand die Legitimation der Macht durch Masseninszenierung, Terror, Ideologie, Recht der Stärkeren. Max Weber charakterisierte diese Herrschaft als „charismatische Herrschaft“3. Die Faschisten und die Nationalsozialisten betrieben eine Wiederbelebung archaischer Glaubensinhalte in moderner Fassung, um ihre Macht zu legitimieren und zu festigen - zum Beispiel die Archetypen von Blut und Boden, die Symbole des drachentötenden Übermenschen und der Gottheiten von Walhall oder die Zeichen der teuflischen Mächte des Judentums, so wie auch eine biologische, pseudodarwinistische Rassenideologie4. Die SED-Herrschaft entsprach keiner diesen legitimen Definitionen der Herrschaft, ergo kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass die kommunistische Diktatur des DDR-Staates illegitim war.
Inhaltsverzeichnis
- Legitimation der Macht
- Historische Formen staatlicher Legitimität (Max Weber)
- Die Ideologie als Opium der DDR-Herrschaft und der SED-Herrschenden. Funktionalisierung der realen Welt.
- Legitimation der SED-Herrschaft durch die Geschichte
- Realer Sozialismus zur begrifflichen Einordnung der DDR
- Die Diktatur der Liebe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Legitimationsstrategien der SED-Herrschaft in der DDR. Sie analysiert verschiedene Mechanismen, mit denen die SED versuchte, ihre Macht zu rechtfertigen und Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden. Die Analyse bezieht historische Formen staatlicher Legitimität nach Max Weber mit ein und beleuchtet die Rolle von Ideologie und Propaganda.
- Historische Formen der Herrschaftslegitimation im Vergleich zur DDR
- Die Rolle der Ideologie und Propaganda in der SED-Herrschaft
- Die Instrumentalisierung der Geschichte zur Legitimation
- Begriffliche Einordnung der DDR: "Realer Sozialismus"
- Das Konzept der "Diktatur der Liebe" im Kontext der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Legitimation der Macht: Dieses Kapitel beginnt mit einer Diskussion der historischen Formen staatlicher Legitimität nach Max Weber – traditionale, legale und charismatische Herrschaft. Es wird gezeigt, wie die SED-Herrschaft in keine dieser Kategorien passt und somit als illegitim betrachtet werden kann. Der Vergleich mit den Legitimationsstrategien des Faschismus und Nationalsozialismus verdeutlicht die Unterschiede und die spezifischen Herausforderungen der SED.
Die Ideologie als Opium der DDR-Herrschaft und der SED-Herrschenden. Funktionalisierung der realen Welt.: Dieses Kapitel beleuchtet die umfassende Indoktrination der Bevölkerung durch die marxistisch-leninistische Ideologie. Die SED nutzte die Funktionalisierung der Realität, um einen Bruch zwischen Herrschenden und Beherrschten zu verschleiern und eine künstliche Wirklichkeit zu schaffen. Die Ideologie wird als "Opium der Herrschenden" beschrieben, ähnlich Marx' Analyse der Religion als "Opium des Volkes". Die Manipulation der Realität diente der Machtstabilisierung.
Legitimation der SED-Herrschaft durch die Geschichte: Dieses Kapitel untersucht, wie die SED versuchte, ihre Herrschaft durch die Geschichte zu legitimieren. Die marxistisch-leninistische Lehre wurde als Heilslehre und Geschichtsinterpretation instrumentalisiert. Die SED suchte nach Beispielen in der deutschen Geschichte, um die Gründung, Existenz und den vermeintlichen Triumph der DDR zu rechtfertigen. Beispiele wie die "Preußenwelle" und die Luther-Kampagne werden analysiert, um die manipulativen Praktiken der SED-Propaganda aufzuzeigen.
Realer Sozialismus – zur begrifflichen Einordnung der DDR: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der begrifflichen Einordnung der DDR als "Realer Sozialismus". Der Unterabschnitt "Die Diktatur der Liebe" analysiert das Konzept der liebenden Obrigkeit, die den Bürgern die Last der Freiheit abnimmt, im Vergleich zu Dostojewskis "Großinquisitor". Der Begriff der "Sicherheit", der von der SED betont wurde, wird im Kontext von sozialer Sicherheit und Staatssicherheit diskutiert und mit dem Kapitalismus kontrastiert.
Schlüsselwörter
SED-Herrschaft, DDR, Legitimation, Ideologie, Propaganda, Realer Sozialismus, Max Weber, Herrschaftsformen, Geschichtsinterpretation, Indoktrination, Funktionalisierung der Realität, Diktatur der Liebe, Sicherheit, Staatssicherheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Legitimationsstrategien der SED-Herrschaft in der DDR
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Legitimationsstrategien der SED-Herrschaft in der DDR. Sie analysiert, wie die SED versuchte, ihre Macht zu rechtfertigen und Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden. Die Analyse bezieht historische Formen staatlicher Legitimität nach Max Weber ein und beleuchtet die Rolle von Ideologie und Propaganda.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Historische Formen der Herrschaftslegitimation im Vergleich zur DDR, die Rolle der Ideologie und Propaganda in der SED-Herrschaft, die Instrumentalisierung der Geschichte zur Legitimation, die begriffliche Einordnung der DDR als "Realer Sozialismus", und das Konzept der "Diktatur der Liebe" im Kontext der DDR.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es darin?
Die Arbeit besteht aus folgenden Kapiteln: Legitimation der Macht: Vergleich der SED-Herrschaft mit Webers Herrschaftstypen und anderen Diktaturen. Die Ideologie als Opium der DDR-Herrschaft: Analyse der marxistisch-leninistischen Indoktrination und der Funktionalisierung der Realität. Legitimation der SED-Herrschaft durch die Geschichte: Untersuchung der Instrumentalisierung der deutschen Geschichte zur Legitimation. Realer Sozialismus – zur begrifflichen Einordnung der DDR: Begriffliche Einordnung der DDR und Analyse des Konzepts der "Diktatur der Liebe".
Welche Rolle spielt Max Weber in dieser Arbeit?
Die Arbeit nutzt Max Webers Typologie der Herrschaftslegitimation (traditionale, legale, charismatische Herrschaft) als Vergleichsrahmen, um die Legitimationsstrategien der SED zu analysieren und deren Legitimität zu hinterfragen.
Welche Rolle spielt die Ideologie in der SED-Herrschaft?
Die Arbeit betont die zentrale Rolle der marxistisch-leninistischen Ideologie und Propaganda bei der Legitimation der SED-Herrschaft. Die Ideologie wird als Instrument der Indoktrination und Manipulation der Realität beschrieben, um die Macht der SED zu stabilisieren.
Wie wurde die Geschichte von der SED instrumentalisiert?
Die SED instrumentalisierte die deutsche Geschichte, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen. Die Arbeit analysiert, wie die marxistisch-leninistische Lehre als Geschichtsinterpretation genutzt wurde und wie historische Ereignisse manipulativ dargestellt wurden.
Was bedeutet "Realer Sozialismus" im Kontext der DDR?
Die Arbeit beleuchtet den Begriff "Realer Sozialismus" als begriffliche Einordnung der DDR und analysiert seine Bedeutung im Kontext der SED-Herrschaft.
Was ist die "Diktatur der Liebe"?
Der Begriff "Diktatur der Liebe" beschreibt das Konzept einer liebenden Obrigkeit, die den Bürgern die Last der Freiheit abnimmt. Die Arbeit vergleicht dieses Konzept mit Dostojewskis "Großinquisitor".
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: SED-Herrschaft, DDR, Legitimation, Ideologie, Propaganda, Realer Sozialismus, Max Weber, Herrschaftsformen, Geschichtsinterpretation, Indoktrination, Funktionalisierung der Realität, Diktatur der Liebe, Sicherheit, Staatssicherheit.
- Citation du texte
- Vassil Loukarsky (Auteur), 2002, Herrschaftslegitimation und -akzeptanz im Realsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32565