Als ich in meinem Studium so weit voran gekommen war, dass es Zeit wurde sich Gedanken zu einem thematischen Feld zu machen, welches in Hinblick auf die Abschlussprüfungen fruchtbar gemacht werden kann, gab es an der Ruhr-Universität Bochum ein Seminar zum Pornografischen Film. Wenn ich festlegen müsste, zu welchem Zeitpunkt sich die ersten Grundideen zu dieser Arbeit in meinem Kopf verankert haben, muss ich dies auf besagtes Seminar zurückführen. Durch die Beschäftigung mit schwuler Pornografie hat sich für mich ein Blickwinkel auf die Repräsentation schwuler Figuren in den Medien eröffnet, welchen ich mit regem Interesse weiter ausbauen wollte.
In der direkten Vorbereitung dieser Arbeit hatte ich jedoch zunächst mit
etwas anderen thematischen Zusammenhängen geliebäugelt. Es interessierte mich, warum es in bestimmten Filmgenres, vornehmlich des Hollywood-Mainstreams, keine Einbindung von schwulen und lesbischen Figuren gibt. Exemplarisch hierfür ist das Science-Fiction-Genre. Eines, welches gerade durch seine eigene zeitliche Verortung zumeist ein Auge auf die Zukunft der Menschheit wirft und dementsprechend prädestiniert dafür wäre, einen weiterentwickelten neutralen Blick auf homosexuelles Leben zu werfen. Stattdessen blendet Science-Fiction gleichgeschlechtliche Lebensformen gänzlich aus.1
Darstellungen von schwulen Figuren fallen hingegen in so genannten weibliche Genres besonders auf, beispielsweise in der Soap-Opera und der Sit-Com (im Fernsehen) oder der Komödie und dem Melodram (im Film). Durch diese ausgeprägte Vernetzung von Homosexualität und den weiblichen Genres lässt sich eine erste Annahme dahingehend machen, dass schwule Figuren in der Verbindung mit diesen Genres
weiblich kontextuiert werden.
[...]
1 Ich möchte nicht behaupten, dass es nicht irgendwann in der Geschichte des Films schwule oder lesbische Figuren innerhalb der Science-Fiction gegeben haben mag. Dennoch fällt es äußerst schwer, ein Beispiel hierfür zu finden, so dass die Tendenz einer fehlenden Einbindung homosexueller Bezüge innerhalb dieses Genres festgehalten werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort - Zum Ursprung der thematischen Idee
- Einleitung
- Die Problematisierung des Begriffs, Männlichkeit
- Schwule Figuren in Film und Fernsehen
- Passive Feminisierung
- Aktive Feminisierung & Abgrenzung von Männlichkeit
- Feminisierungs- & Abgrenzungstaktiken im Fernsehen
- Männlichkeit ausgeblendet? - Freundschaft zwischen schwulen und heterosexuellen Männern
- Die Problematisierung von Männlichkeit im Kontext von männlicher Homosexualität
- Genre einer unproblematischen Männlichkeitsinszenierung: Schwuler Pornofilm
- Zu den Wechselwirkungen medialer Männlichkeitskonstrukte & sozialer Männlichkeitsbilder
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion von Männlichkeit in Film und Fernsehen, wobei der Fokus auf der Darstellung von schwulen Figuren im Mainstream liegt. Die zentrale These ist, dass diese Darstellungen dazu dienen, die Vormachtstellung des heterosexuellen Mannes zu rechtfertigen und zu stabilisieren.
- Definition und Problematisierung des Begriffs Männlichkeit
- Darstellung von schwulen Figuren in Film und Fernsehen
- Analyse von Mechanismen zur Feminisierung schwuler Figuren
- Bedeutung von Freundschaftsbeziehungen zwischen schwulen und heterosexuellen Männern
- Die Rolle der Pornografie in der Konstruktion von Männlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort beleuchtet die Entstehung der thematischen Idee und verweist auf die Auseinandersetzung mit schwuler Pornografie als Ausgangspunkt der Arbeit.
- Die Einleitung führt in das Thema der Konstruktion von Männlichkeit in Film und Fernsehen ein und stellt die zentrale These dar, dass die Darstellung von schwulen Figuren dazu dient, die Vormachtstellung des heterosexuellen Mannes zu stabilisieren.
- Im dritten Kapitel werden verschiedene Begriffsdefinitionen von Männlichkeit beleuchtet und problematisiert.
- Kapitel 4 untersucht die Darstellung von schwulen Figuren in Film und Fernsehen und analysiert Mechanismen der Feminisierung, die diese Figuren stereotypisieren.
- Kapitel 5 behandelt das Thema der Freundschaft zwischen schwulen und heterosexuellen Männern und hinterfragt die Darstellung von Männlichkeit in diesem Kontext.
- In Kapitel 6 wird die Problematisierung von Männlichkeit im Kontext der männlichen Homosexualität vertieft.
- Kapitel 7 beleuchtet das Genre des schwulen Pornofilms als eine Form der Männlichkeitsinszenierung.
- Kapitel 8 widmet sich den Wechselwirkungen zwischen medialen Männlichkeitskonstrukten und sozialen Männlichkeitsbildern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Männlichkeit, Homosexualität, Film, Fernsehen, Medien, Stereotypen, Feminisierung und die Konstruktion von Geschlechterrollen. Die Untersuchung bezieht sich auf verschiedene Forschungsgebiete wie Medienwissenschaft, Gender Studies, Filmtheorie und Soziologie.
- Quote paper
- Stefan Rein (Author), 2004, Being Male - Straight or Queer: Zur Konstruktion von Männlichkeit in Film und Fernsehen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32644