Als die deutschen Filmemacher in der ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts schwarzafrikanische Statisten brauchten um den Hunger des Publikums nach Exotik zu stillen, mussten sie keine geschminkten Weißen beschäftigen, sondern hatten die Möglichkeit, die in Deutschland lebenden Afrikaner und Afro-Deutschen als Komparsen und als Darsteller zu buchen. Die sogenannte Exoten-Börse diente als Vermittler von Komparsen aller „exotischen“ Hautfarben. Die ersten Spielfilm-Beispiele in denen schwarze Komparsen auftauchen, sind die früheren Lubitsch Filme „Die Austernprinzessin“ (1919) und „Sumurum“ (1920). Katharina Oguntoye, die als eine der Ersten die Geschichte der Schwarzen in Deutschland erforscht hat, sieht in den Filmen mehr: sie beweisen die Präsenz der Schwarzen in Berlin und in Deutschland während der Weimarer Republik. Es gilt immer noch als ein kurioser Gedanke, dass in Deutschland vor 1945 eine starke und zusammenhaltende, sogar sich politisch engagierende schwarz-afrikanische Minderheit existierte. Die wissenschaftlichen Forschungen der afro-deutschen Geschichte haben mit der Arbeit von Katharina Oguntoye erst vor kurzem angefangen. Eine konkrete Untersuchung zur schwarzen Präsenz im deutschen Film vor 1945 hat Tobias Nagl unter folgendem Titel veröffentlicht: Im falschen Film: Kolonien des Blicks. In der Einführung beschreibt er die Grundthese, auf der die schwarze Präsenz im deutschen Film von Anfang an, teilweise bis heute beruht. Sie besteht aus einem Gegensatz: „So »unsichtbar« Schwarze in Deutschland lange Zeit zwangsweise blieben, so deutlich sichtbar waren sie auf der Leinwand. Doch gerade diese Sichtbarkeit trug dazu bei, ihnen jegliche Individualität abzusprechen. Waren schwarze Schauspieler im Kino zu sehen, dann hatten sie immer für ein Bild einzustehen, das schon lange vor ihnen existierte.“
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung in das Thema
- B. Wer waren die schwarzen Darsteller in den NS-Filmen?
- B.1. Schwarze Darsteller im NS-Film: Afro-Deutsche
- B.1.a. Geschichte der Afro-Deutschen: Mittelalter
- B.1.b. Geschichte der Afro-Deutschen: Deutsches Reich als Kolonialherr
- B.1.c. Geschichte der Afro-Deutschen: Schwarze-Schmach
- B.1.d. Geschichte der Afro-Deutschen: „Neger haben im nationalsozialistischen Deutschland keinen Grund zu grinsen.“
- B.2 Schwarze Darsteller im NS-Film: Farbige Kriegsgefangene
- C. Schwarz-Weiß“: Film im Dritten Reich
- C.1. Entstehungsbedingungen der Spielfilme mit schwarzen Darstellern im \"Dritten Reich\"
- C.1.a. Zentralisierung und Überwachung der Filmproduktion
- C.1.b. Nationalsozialistische Echtheitsansprüche bei Hipple
- C.1.c. NS-Kolonialpolitik
- C.1.d. Ein Feindbild entsteht
- C.1.e. Exkurs: Die Deutsche Wochenschau Nr. 513 vom 3. 7. 1940
- C.2. Afro-Deutsche `Karriere': Von der Völkerschau zum Film
- C.2.a. Vorschule für schwarzen Filmdarsteller: die Völkerschau
- C.2.b. Filme mit Schwarzen ab 1912
- C.2.c. Afro-Deutsche in dem Deutschen Film während des NS-Regimes
- C.2.c.1. Die Dreharbeiten aus der Sicht der schwarzen Darsteller
- C.2.c.2. Exkurs: Alltäglicher Rassismus beim Film
- C.3. Filmanalysen
- C.3.a. Kolonial-Filme
- C.3.a.1. Die Reiter von Deutsch-Ostafrika (1934, Deutschland, Regie: Herbert Selpin)
- C.3.a.2. Carl Peters (1940/1941, Deutschland, Regie: Herbert Selpin)
- C.3.a.3. Germanin - Die Geschichte einer kolonialen Tat (1942/43 Deutschland; Regie: Max W. Kimmich)
- C.3.b. Afrika mit abwesenden Schwarzen
- C.3.b.1. Ohm Krüger (1940/1941, Deutschland, Regie: Hans Steinhoff)
- C.3.b.2. Kongo Express (1939, Deutschland, Regie: Eduard von Borsody)
- C.3.b.3. Quax in Afrika (1944, Deutschland, Regie: Hellmut Weiß)
- C.3.c. Afrikaner im Kostüm
- C.3.c.1. Münchhausen (1942/1943 Deutschland, Regie: Josef von Báky)
- C.3.c.2. Jud Süß (1940, Deutschland, Regie: Veit Harlan)
- C.3.d. Teilweise die Ausnahme: „Zentrale Rio“ (1939, Deutschland, Regie: Erich Engels)
- D. Zusammenfassung
- E. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Repräsentation Schwarzer im nationalsozialistischen Spielfilm zwischen 1934 und 1944. Ziel ist es, die Darstellung Schwarzer im Kontext der NS-Geschichte zu analysieren und die soziokulturellen Bedingungen ihrer Präsenz im Film zu beleuchten. Dabei wird auch die persönliche Situation der afrodeutschen Darsteller im Dritten Reich berücksichtigt.
- Darstellung Schwarzer im NS-Film
- Die Rolle der NS-Propaganda
- Geschichte der Afro-Deutschen im Dritten Reich
- Koloniale Stereotype im Film
- Ausnahmen und Ambivalenzen in der filmischen Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einführung in das Thema: Die Einleitung legt den Fokus auf die paradoxe Sichtbarkeit Schwarzer im deutschen Film vor 1945. Obwohl ihre physische Präsenz im Alltag oft verborgen blieb, waren sie auf der Leinwand präsent, jedoch meist in stereotypen Rollen, die von weißen Projektionen geprägt waren und ihre Individualität auslöschten. Die Arbeit untersucht diese Darstellung im Kontext der NS-Propaganda und der Lebensbedingungen der afrodeutschen Darsteller, die gleichzeitig als "Echtheiten" benötigt und als "minderwertig" verfolgt wurden.
B. Wer waren die schwarzen Darsteller in den NS-Filmen?: Dieses Kapitel erörtert die Schwierigkeiten, die schwarzen Darsteller im NS-Film zu identifizieren, da ihre Namen oft nicht im Abspann genannt wurden. Es beschreibt die Herausforderungen der Forschung, die auf Aussagen von Zeitzeugen angewiesen ist, und hebt die einzigartige Situation der Schwarzen im Dritten Reich hervor: Sie waren Opfer rassistischer Verfolgung, gleichzeitig aber oftmals für die Filmproduktion als "authentische" Darsteller vonnöten.
Schlüsselwörter
Schwarze im NS-Film, Afro-Deutsche, NS-Propaganda, Kolonialismus, Rassismus, Filmanalyse, Stereotype, Zeitzeugen, Filmproduktion, Darstellung, Echtheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Repräsentation Schwarzer im nationalsozialistischen Spielfilm
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung Schwarzer im nationalsozialistischen Spielfilm zwischen 1934 und 1944. Sie untersucht die soziokulturellen Bedingungen ihrer Präsenz im Film und berücksichtigt die persönliche Situation afrodeutscher Darsteller im Dritten Reich.
Welche Aspekte werden untersucht?
Die Arbeit beleuchtet die Darstellung Schwarzer im NS-Film, die Rolle der NS-Propaganda, die Geschichte der Afro-Deutschen im Dritten Reich, koloniale Stereotype im Film und Ausnahmen bzw. Ambivalenzen in der filmischen Darstellung.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Filmanalysen, aber auch auf die Herausforderungen der Forschung, die auf Aussagen von Zeitzeugen angewiesen ist, da Informationen über die schwarzen Darsteller oft fehlen.
Wer waren die schwarzen Darsteller in den NS-Filmen?
Das Kapitel B. befasst sich mit der Identifizierung der schwarzen Darsteller, den Schwierigkeiten aufgrund fehlender Namensnennungen im Abspann und den Herausforderungen der Forschung, die auf Aussagen von Zeitzeugen angewiesen ist. Es hebt die einzigartige Situation der Schwarzen im Dritten Reich hervor: Sie waren Opfer rassistischer Verfolgung, aber gleichzeitig oft für die Filmproduktion als "authentische" Darsteller benötigt.
Welche Arten von Filmen werden analysiert?
Die Filmanalysen (Kapitel C.3) umfassen Kolonialfilme (z.B. "Die Reiter von Deutsch-Ostafrika", "Carl Peters", "Germanin"), Filme mit abwesenden Schwarzen in Afrika (z.B. "Ohm Krüger", "Kongo Express", "Quax in Afrika"), Filme mit Afrikanern in Kostümen (z.B. "Münchhausen", "Jud Süß") und Ausnahmen wie "Zentrale Rio".
Wie wird die NS-Propaganda im Kontext der Filmdarstellung betrachtet?
Die Arbeit untersucht, wie die Darstellung Schwarzer im Kontext der NS-Propaganda und der Lebensbedingungen der afrodeutschen Darsteller zu verstehen ist. Diese wurden gleichzeitig als "Echtheiten" benötigt und als "minderwertig" verfolgt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Schwarze im NS-Film, Afro-Deutsche, NS-Propaganda, Kolonialismus, Rassismus, Filmanalyse, Stereotype, Zeitzeugen, Filmproduktion, Darstellung, Echtheit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung (A), ein Kapitel über die schwarzen Darsteller (B), ein Kapitel über den Film im Dritten Reich mit Filmanalysen (C), eine Zusammenfassung (D) und ein Quellenverzeichnis (E).
Welche paradoxen Aspekte der Sichtbarkeit Schwarzer werden hervorgehoben?
Die Einleitung betont die paradoxe Sichtbarkeit Schwarzer im deutschen Film vor 1945: Trotz oft verborgener physischer Präsenz im Alltag waren sie auf der Leinwand präsent, meist in stereotypen Rollen, die ihre Individualität auslöschten.
- Quote paper
- Gertrud Czinki (Author), 2004, Repräsentation der Schwarzen im NS-Spielfilm 1934-1944 im Kontext der Geschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32763