Diese Seminararbeit ist eine analytische Betrachtung einiger ausgewählter Kapitel aus Boethius’ De institutione musica. Diese Schrift stellt das griechische Musiksystem dar, wurde aber auch im Mittelalter vielfach benutzt und nachgeahmt.1 Es ist eine logische Schrift. Der mathematische Einschlag tritt stark hervor. Neben Platon und Aristoteles nutzte Boethius Nicomachos von Gerasa, Euklid und Ptolemaios als Quellen.2 Die politische und kulturelle Geschichte des Mittelalters sind nicht ohne den Einfluß des Christentums zu verstehen. Das Christentum wird im vierten Jahrhundert zur römischen Staatsreligion und damit zum Träger der politischen Herrschaft und der Kultur. Es entwickelte sich eine christliche Literatur, bildende Kunst und Musik. Boethius lebte in einer Zeit, in der sich christliche Kultur und antik-heidnisches Gedankengut überschnitten. Musik war im Mittelalter rituell. Der antik-griechische Musikbegriff „mousiké“ galt als Einheit von Klang, Bewegung und zugrunde-liegendem Text. Dichtung und Tanz gehörten eng zusammen. Nach Ansicht der Theoretiker war Musik ein Mittel zur „Vervollkommnung des Geistes“. Die griechischen Philosophen haben bereits einige Jahrhunderte vor Christus untersucht, daß Musik in einer Wechselbeziehung zu seelischen Vorgängen steht. Bestimmte Arten von Musik lösen bestimmte Gefühle aus. Umgekehrt lassen sich auch Gefühle durch Musik ausdrücken. Pythagoras entdeckte, daß Musik auf Zahlengesetzen beruhe. Daraus erklärte er sich die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen Musik und Mensch. Musik könne sowohl die körperliche, als auch die seelische Verfassung des Menschen beeinflussen.3 Die ethische Bewertung der Musik hat hier ihren Ursprung. Musik galt nicht nur als kathartisch, reinigend, sondern sie hatte auch erzieherische Werte und eine erheiternde, entspannende Wirkung. Es gibt keine einheitliche Ethoslehre. Die Grundlehre, daß der ganze Kosmos „Harmonie und Zahl“ sei, kann jedoch Pythagoras zugeschrieben werden.4 Die Lehren des Pythagoras sind eine der von Boethius angegebenen Quellen.5 De institutione musica ist ein Traktat in fünf Büchern. Ferdinand Sassen schreibt über den Autoren: „Gleichwohl hat die Autorität des Boethius auf keinem Gebiet während des ganzen Mittelalters eine derartig unbestrittene Gültigkeit behalten wie auf dem der Musik“6
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kurze Biographie
- 2. Die Ethoslehre aus der Sicht des Boethius (Buch I, I)
- 3. Der Musikbegriff des Boethius (Buch I, II)
- 4. Die Definition des musicus (Buch I, XXXIV)
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit einer analytischen Betrachtung ausgewählter Kapitel aus Boethius' De institutione musica. Ziel ist es, den Musikbegriff des Boethius und seine Ethoslehre zu beleuchten und die Bedeutung dieser Schrift für die mittelalterliche Musiktheorie zu verdeutlichen.
- Die Ethoslehre des Boethius und ihre Bedeutung für die Musik
- Der Musikbegriff des Boethius im Kontext der antiken Musiktheorie
- Die Rolle der Mathematik und Philosophie in der Musiktheorie des Boethius
- Die Bedeutung des Boethius für die mittelalterliche Musiktheorie und -praxis
- Die Verbindung zwischen Musik und Gesellschaft im Denken des Boethius
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung gibt einen Überblick über die Bedeutung von Boethius' De institutione musica für die mittelalterliche Musiktheorie und stellt den Rahmen für die Analyse der ausgewählten Kapitel dar.
- 1. Kurze Biographie: Dieses Kapitel skizziert die Lebensgeschichte von Boethius, beleuchtet seinen Aufstieg zum römischen Konsul und seine Verhaftung und Hinrichtung. Es beschreibt Boethius' literarisches Schaffen und seinen Einfluss auf die mittelalterliche Scholastik.
- 2. Die Ethoslehre aus der Sicht des Boethius (Buch I, I): Dieses Kapitel befasst sich mit der ethischen Wirkung von Musik, insbesondere mit der Verbindung zwischen Harmonie, Weltseele und der psychologischen Wirkung von Musik auf den Menschen. Die antike Weltanschauung in Bezug auf Musik wird hier erläutert.
Schlüsselwörter
Boethius, De institutione musica, Musiktheorie, Ethoslehre, Musikbegriff, Mathematik, Philosophie, Mittelalter, Antike, Weltseele, Harmonie, Musik und Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Yvonne Stingel (Autor:in), 1999, Boethius "De institutione musica". Eine analytische Betrachtung ausgewählter Kapitel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32800