Boethius "De institutione musica". Eine analytische Betrachtung ausgewählter Kapitel


Term Paper, 1999

17 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Kurze Biographie

2. Die Ethoslehre aus der Sicht des Boethius (Buch I, I)

3. Der Musikbegriff des Boethius (Buch I, II)

4. Die Definition des musicus (Buch I, XXXIV)

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Seminararbeit ist eine analytische Betrachtung einiger ausgewählter Kapitel aus Boethius’ De institutione musica. Diese Schrift stellt das griechische Musiksystem dar, wurde aber auch im Mittelalter vielfach benutzt und nachgeahmt.1 Es ist eine logische Schrift. Der mathematische Einschlag tritt stark hervor. Neben Platon und Aristoteles nutzte Boethius Nicomachos von Gerasa, Euklid und Ptolemaios als Quellen.2 Die politische und kulturelle Geschichte des Mittelalters sind nicht ohne den Einfluß des Christentums zu verstehen. Das Christentum wird im vierten Jahrhundert zur römischen Staatsreligion und damit zum Träger der politischen Herrschaft und der Kultur. Es entwickelte sich eine christliche Literatur, bildende Kunst und Musik. Boethius lebte in einer Zeit, in der sich christliche Kultur und antik-heidnisches Gedankengut überschnitten. Musik war im Mittelalter rituell. Der antik-griechische Musikbegriff „mousiké“ galt als Einheit von Klang, Bewegung und zugrunde-liegendem Text. Dichtung und Tanz gehörten eng zusammen. Nach Ansicht der Theoretiker war Musik ein Mittel zur „Vervollkommnung des Geistes“. Die griechischen Philosophen haben bereits einige Jahrhunderte vor Christus untersucht, daß Musik in einer Wechselbeziehung zu seelischen Vorgängen steht. Bestimmte Arten von Musik lösen bestimmte Gefühle aus. Umgekehrt lassen sich auch Gefühle durch Musik ausdrücken. Pythagoras entdeckte, daß Musik auf Zahlengesetzen beruhe. Daraus erklärte er sich die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen Musik und Mensch. Musik könne sowohl die körperliche, als auch die seelische Verfassung des Menschen beeinflussen.3 Die ethische Bewertung der Musik hat hier ihren Ursprung. Musik galt nicht nur als kathartisch, reinigend, sondern sie hatte auch erzieherische Werte und eine erheiternde, entspannende Wirkung. Es gibt keine einheitliche Ethoslehre. Die Grundlehre, daß der ganze Kosmos „Harmonie und Zahl“ sei, kann jedoch Pythagoras zugeschrieben werden.4 Die Lehren des Pythagoras sind eine der von Boethius angegebenen Quellen.5
De institutione musica ist ein Traktat in fünf Büchern. Ferdinand Sassen schreibt über den Autoren:

„Gleichwohl hat die Autorität des Boethius auf keinem Gebiet während des ganzen Mittelalters eine derartig unbestrittene Gültigkeit behalten wie auf dem der Musik“6

1. Kurze Biographie

Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius wurde zwischen 470 und 482 nach Christus in Rom geboren. Ein genaues Datum seiner Geburt ist nicht bekannt.7 Er stammte aus einer angesehenen römischen Familie. Er wurde früh zum Waisenkind und von seinem zukünftigen Schwiegervater Quintus Aurelius Symmachus aufgenommen. Bereits in seiner Jugend beschäftigte er sich mit philosophischen, mathematischen und musiktheoretischen Schriften.8 Die heutige Wissenschaft ist sich nicht einig, ob er in Athen studiert hat.9 Boethius war verheiratet und hatte zwei Kinder. Im Jahr 510 nach Christus wurde er zum römischen Konsul ernannt. Er war Mitglied des Senats. Seit 493 n. Chr. war Theoderich der Große10 König von Italien. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich Italien, damals das Ostgotenreich, zu hoher Blüte.11 Wahrscheinlich durch Verleumdung wurde Boethius des Hochverrats beschuldigt. Um 524 n. Chr. wurde er verhaftet. Der Senat in Rom veranlaßte, daß Boethius in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.12 Im Jahr 524 oder 526 nach Christus wurde er hingerichtet. Nach seinem Tod erhielt Boethius den Status eines Märthyrers. Er wurde heilig gesprochen. Seit 1923 ruhen seine Gebeine in der Kirche San Pietro in Ciel d’Oro in Pavia. Unter dem Namen des Boethius wurde ein reicher literarischer Nachlaß verfaßt. Eine Schrift ist das Trostbuch der Philosophie De consolatione philosophiae. Es besteht, wie De institutione musica aus fünf Büchern. Außerdem sind Übersetzungen, Bearbeitungen und Erläuterungen älterer Werke erhalten. Die griechische Sprache reichte nicht mehr aus und Boethius übersetzte deshalb einige Schriften ins Lateinische.13 So machte er sie den christlichen Völkern zugänglich. Er bearbeitete vorwiegend Schriften mit mathematischem oder philosophischem Inhalt. Dazu zählen zum Beispiel die Geometrie von Euklid14, die Arithmetik von Nicomachos aus Gerasa15, die Categoriae, Analytica und andere logische Schriften des Aristoteles16. Dadurch übte er einen großen Einfluß auf die Mittelalterliche Scholastik aus. Dazu schreibt Ferdinand Sassen:

[...]


1 Vgl. Lepel, Felix von, Die antike Musiktheorie im Lichte des Boethius, Berlin, 1958.

2 Vgl. Sassen, Ferdinand, „Boethius - Lehrmeister des Mittelalters“, in: Fuhrmann, Manfred und Gruber, Joachim, Boethius, Darmstadt, 1984, S.93/94.

3 Vgl. Neubecker, Annemarie Jeanette, Altgriechische Musik, Darmstadt, 1977, S.129.

4 Vgl. Neubecker, Annemarie, a.a.O., S.129-135.

5 Vgl. Sassen, Ferdinand, a.a.O., S.93/94.

6 Sassen, Ferdinand, a.a.O., S.94.

7 Vgl. Blume, Friedrich, Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Band 2, Kassel und Basel, 1952, S.49.

Lepel, Felix von, a.a.O., S.7f.

8 zum Beispiel: Platon, Aristoteles, Pythagoras.

9 Vgl. Blume, Friedrich, a.a.O., Lepel, Felix von, a.a.O., Neitzke, Ernst, Boethius, Trost der Philosophie, Stuttgart, 1959.

10 In den deutschen Heldensaagen ist dieser bekannt als Dietrich von Bern.

11 Schwachulla, Wolfgang, Wolf, Dr. Karl Henning, Der Brockhaus in einem Band, Leipzig, 1993, S.885.

12 „ohne, daß ihm Gelegenheit gegeben wurde, seine Unschuld, von welcher die spätere Geschichtsforschung überzeugt war, zu beweisen.“ Lepel, Felix von, a.a.O., S.5.

13 Vgl. Sassen, Ferdinand, a.a.O., S.83.

14 ca. 300 vor Christus

15 ca. 150 nach Christus

16 384-322 vor Christus

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Boethius "De institutione musica". Eine analytische Betrachtung ausgewählter Kapitel
College
Humboldt-University of Berlin
Course
Einführung in die mittelalterliche Musiktheorie
Grade
2
Author
Year
1999
Pages
17
Catalog Number
V32800
ISBN (eBook)
9783638334242
ISBN (Book)
9783638761383
File size
486 KB
Language
German
Keywords
Boethius, Eine, Betrachtung, Kapitel, Einführung, Musiktheorie
Quote paper
Yvonne Stingel (Author), 1999, Boethius "De institutione musica". Eine analytische Betrachtung ausgewählter Kapitel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32800

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Boethius "De institutione musica". Eine analytische Betrachtung ausgewählter Kapitel



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free