Abstract
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Fragestellung, ob das universitäre Studium an deutschen Hochschulen geschlechtsspezifisch ausgerichtet ist. Inwieweit wird innerhalb der akademischen Ausbildung die Unterschiedlichkeit von männlichen und weiblichen Studierenden berücksichtigt. Theoretischer Hintergrund bilden die Ergebnisse der Geschlechter- und Sozialisationsforschung zum Bestehen gegenwärtiger sozialer Geschlechterrollen, sowie die Annahme, dass die Hochschulausbildung an das Werte-, Kompetenz- und Lebensmodell der sozialen männlichen Rolle angepasst ist. Gleichzeitig wird die soziale weibliche Rolle im universitären Kontext nicht berücksichtigt. Dieses Ungleichgewicht widerspricht dem Konzept der Chancengleichheit, welches sich auf das gleichzeitige Berücksichtigen von Interessen und Bedürfnissen beider Geschlechter bezieht, so dass die Studienbedingungen für beide Geschlechter im gleichem Maße förderlich sind.
Zur Beantwortung der Fragestellung werden sechs Dimensionen der Studienbedingungen auf deren geschlechtsspezifische Ausrichtung hin untersucht. Dabei handelt es sich um „zeitliche Studienplanung“, „Kommunikationsverhalten“, „Lehrverhalten“, „Lernverhalten“, „Beziehungsverhalten“ und um „Sozialkompetenz der Lehrkräfte“, die mittels einem eigens für dieses Thema konzipierten Fragebogen einer Bewertung durch die Studierenden unterzogen wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung verlaufen hypothesengemäß und zeigen, dass fünf von sechs Studiendimensionen von den männlichen Studierenden im Vergleich zu den weiblichen Studierenden tendenziell als angenehmer erlebt wurden. Dies deutet darauf hin, dass es eine optimalere Übereinstimmung von Studienbedingungen und Werte-, Kompetenz- und Lebensmodell der männlichen Studierenden gibt. Gleichzeitig deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Bedürfnisse, Interessen und Kompetenzen der weiblichen Studierenden innerhalb der universitären Ausbildung weniger Berücksichtigung finden. Die Ergebnisse verlaufen konform zur Annahme, Geschlechterrollen bestünden noch und das Bildungssystem Hochschule sei angepasst an soziale männliche Denk-, Lern- und Lebensmodellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Sozialisationsforschung
- 2.2 Geschlechterforschung
- 2.3 Emotionsforschung
- 3 Entwicklungen in der Praxis
- 3.1 Gender Mainstreaming Konzept der Gleichstellung
- 4 Fragestellung und Hypothesen der Untersuchung
- 4.1 Fragestellung der Untersuchung
- 4.2 Dimensionen der Studienbedingungen
- 4.2.1 Zeitliche Studienplanung
- 4.2.2 Beziehungsverhalten
- 4.2.3 Kommunikationsverhalten
- 4.2.4 Lehrverhalten
- 4.2.5 Lernverhalten
- 4.2.6 Sozialkompetenz der Lehrkräfte
- 4.3 Formulierung der Hypothesen
- 5 Methoden
- 5.1 Konstruktion des Fragebogens
- 5.1.1 Operationalisierung der Konstrukte
- 5.1.2 Selbstbeschreibungen auf der Gefühlsebene
- 5.1.3 Skalenkonstruktion
- 5.1.4 Formale Gestaltung des Fragebogens
- 5.2 Untersuchungsverlauf
- 5.3 Gewinnung und Beschreibung der Stichprobe
- 5.3.1 Gewinnung der Stichprobe
- 5.3.2 Beschreibung der Stichprobe
- 5.4 Verwendete Verfahren der Datenanalyse
- 6 Darstellung der Ergebnisse
- 6.1 Ergebnisse zur Güte
- 6.2 Ergebnisse zur Wahrnehmung der Studienbedingungen in Abhängigkeit vom Geschlecht
- 6.2.1 Zeitliche Studienplanung
- 6.2.2 Kommunikationsverhalten
- 6.2.3 Lehrverhalten
- 6.2.4 Lernverhalten
- 6.2.5 Beziehungsverhalten
- 6.2.6 Sozialkompetenz der Lehrkräfte
- 6.3 Ergebnisse zur Wahrnehmung der Studienbedingungen in der weiblichen Stichprobe in Abhängigkeit von der Anzahl der Fachsemester
- 6.3.1 Zeitliche Studienplanung
- 6.3.2 Kommunikationsverhalten
- 6.3.3 Lehrverhalten
- 6.3.4 Lernverhalten
- 6.3.5 Beziehungsverhalten
- 6.3.6 Sozialkompetenz der Lehrkräfte
- 6.4 Zusammenfassende und vergleichende Darstellung der Ergebnisse
- 7 Diskussion der Ergebnisse
- 7.1 Wahrnehmung der Studienbedingungen in Abhängigkeit vom Geschlecht
- 7.1.1 Zeitliche Studienplanung
- 7.1.2 Kommunikationsverhalten
- 7.1.3 Lehrverhalten
- 7.1.4 Lernverhalten
- 7.1.5 Beziehungsverhalten
- 7.1.6 Sozialkompetenz der Lehrkräfte
- 7.1.7 Übergreifende Diskussion
- 7.2 Wahrnehmung der Studienbedingungen in der weiblichen Stichprobe in Abhängigkeit von der Anzahl der Fachsemester
- 8 Verwertungszusammenhang und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwieweit die individuellen Bedürfnisse und Interessen von Frauen und Männern in der Studienplanung und -organisation gleichermaßen berücksichtigt werden. Sie geht von der Annahme aus, dass die universitäre Ausbildungsstruktur und -organisation primär auf die Bedürfnisse der männlichen Geschlechterrolle ausgerichtet ist und die der weiblichen Rolle ignoriert.
- Untersuchung der Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen und Interessen von Frauen und Männern in der Studienplanung und -organisation.
- Analyse der Auswirkungen dieser Diskrepanz auf die Studienerfahrungen von Frauen und Männern.
- Entwicklung eines Fragebogens zur subjektiven Bewertung der Studienbedingungen durch Studierende.
- Identifizierung von Faktoren, die die Wahrnehmung der Studienbedingungen beeinflussen.
- Beurteilung der Chancengleichheit im universitären Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung der Untersuchung und den theoretischen Hintergrund erläutert. Im zweiten Kapitel werden relevante Forschungsergebnisse aus der Sozialisations-, Geschlechter- und Emotionsforschung vorgestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit aktuellen Entwicklungen in der Praxis, insbesondere mit dem Konzept des Gender Mainstreaming. Kapitel vier stellt die Fragestellung der Untersuchung und die Forschungsannahmen dar. Es definiert sechs Kategorien von Studienbedingungen, die im Rahmen der Untersuchung betrachtet werden.
Kapitel fünf beschreibt die Methoden der Untersuchung, einschließlich der Konstruktion des Fragebogens und der Auswahl der Stichprobe. Kapitel sechs präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, wobei die Ergebnisse zur Wahrnehmung der Studienbedingungen in Abhängigkeit vom Geschlecht und in der weiblichen Stichprobe in Abhängigkeit von der Anzahl der Fachsemester im Detail betrachtet werden. Im siebten Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung diskutiert.
Das achte Kapitel behandelt den Verwertungszusammenhang der Untersuchung und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsarbeiten.
Schlüsselwörter
Chancengleichheit, Gender Mainstreaming, Geschlechterrollen, Studienbedingungen, universitärer Kontext, subjektive Wahrnehmung, Fragebogen, empirische Forschung.
- Citation du texte
- Sabine Cürten (Auteur), 2003, Entwicklung eines Fragebogens zur Evaluation von Chancengleichheit im universitären Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32827