Dichterische Schreibtechniken im Kreativen Schreiben und ihre Bedeutung für den Schreibprozess - Am Beispiel der Schreibtechniken von Georg Trakl


Trabajo Escrito, 1999

26 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. KREATIVES SCHREIBEN
2.1 Kreatives Schreiben
2.2 Analoges Schreiben

3. DER SCHREIBPROZESS IM KREATIVEN SCHREIBEN
3.1 Kreatives Schreiben und Schreibprozessforschung
3.2 Der Schreibprozess im Allgemeinen
3.3 Die Phasen des Schreibprozesses und die phasenbezogene Anwendung des kreativen Schreibens
3.3.1 Erste Phase des Schreibprozesses - Planen
3.3.2 Zweite Phase des Schreibprozesses - Formulieren
3.3.3 Dritte Phase des Schreibprozesses - Überarbeiten

4. TRAKLS SCHREIBTECHNIKEN IN BEZUG AUF DEN SCHREIBPROZESS.
4.1 Trakls Person und Leben
4.2 Trakls Schreibtechniken
4.2.1 Der Schreibprozess in Trakls Schreibtechniken
4.2.2 Vor Beginn der Niederschrift ablaufende Prozesse
4.2.2.1 Motivation
4.2.2.2 Schreibstimuli
4.2.3 Phase 1 - Die Niederschrift anregende Schreibtechniken
a) Anfangsformel
b) Assoziation
c) Imagination
d) Farbmeditation
4.2.4 Phase 2 - Die Niederschrift strukturierende Schreibtechniken
a) Verschmelzung von Motiven
b) Klangästhetik
c) Kreis- und Zielkomposition
d) Abschlussformel
4.2.5 Phase 3 - Den Text überarbeitende Schreibtechniken
a) Reduktion
b) Szenische Darstellung von Motiven
c) Entsubjektivierung

5. ABSCHLIESSENDE BETRACHTUNG

Literaturverzeichnis

1. EINLEITUNG

In den letzten Jahren hat das kreative Schreiben große Popularität erlangt. Es wird in verschiedenen Bereichen mit den verschiedensten Erwartungen angewendet. Da es jetzt schon eine große Rolle in so vielen Bereichen spielt und es voraussichtlich in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird, ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Im Rahmen dieser Arbeit wird es nicht möglich sein, einen vollständigen und ausführlichen Überblick über das kreative Schreiben und seine Anwendungs- möglichkeiten zu bieten. Vielmehr wird nach einer kurzen, allgemeinen Einführung ins kreative Schreiben versucht, über ein spezielles Gebiet des kreativen Schreibens Zugang zu seiner Methodik und seinen Möglichkeiten zu finden. Bei diesem Gebiet handelt es sich um das analoge Schreiben, also Schreiben, das sich am Beispiel von Schriftstellern und Dichtern orientiert. An Georg Trakls Vorgehensweise beim Schreiben soll auf- gezeigt werden, welche Rolle dichterischen Schreibtechniken im kreativen Schreiben zukommt. Insbesondere aber wird sich darüber hinaus bemüht, zu demonstrieren, inwieweit kreatives Schreiben und Schreibprozessforschung füreinander von Bedeutung sind und welche Rolle dichterische Schreibtechniken für den Austausch dieser beiden Konzepte spielen.

2. KREATIVES SCHREIBEN

2.1 KREATIVES SCHREIBEN

Der Terminus ‚ kreatives Schreiben ‘ setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: zum einen dem Begriff der Kreativität, zum anderen dem des Schreibens.

Die Schwierigkeiten, den Ausdruck ‚kreatives Schreiben‘ eindeutig zu verwenden gehen unter anderen darauf zurück, dass es bisher nicht gelungen ist, den Begriff der Kreativität klar zu definieren. So wird Kreativität z. B. oft synonym mit folgenden Bezeichnungen verwendet: „Spontanität, Originalität, Innovativität, Generativität, Produktivität, Fantasie, Inspiration, Intuition, Sensibilität.“ [Böttcher 1999, 10]. Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen bemühen sich immer wieder, den Kreativitätsbegriff so zu definieren, dass seine Bedeutung möglichst genau erfasst wird. Doch bisher konnten sich die Wissenschaften nur auf wenige Merkmale einigen, an denen man Kreativität festmachen kann - das wesentlichste Merkmal ist die Neuartigkeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Produkt, der Prozess der zu dem Produkt führt oder die im Vorfeld erfolgten Wahrnehmungen, Überlegungen und Gefühle neuartig sind [Böttcher 1999, 11]. Ferner muss das Neuartige nicht grund- sätzlich und allgemeingültig neu sein, entscheidend ist, dass es für das betreffende Individuum bzw. für die betreffende Gruppe von Individuen neuartig ist. [Werder 1993, 23]. Doch „Kreativität ist nur ein Element des kreativen Schreibens“ [Brenner 1990, 21] - auch wenn ihr darin eine sehr große Rolle zukommt.

Den anderen entscheidenden Beitrag steuert das Schreiben bei, besonders das Schreiben im Sinne von Textproduktion, die einen bewußten Zugang zum Schreiben - das Planen, Formulieren und Überarbeiten von Texten - in den Vordergrund stellt. Aufgrund dieses Schwerpunkts führt das Schreiben zur Ausbildung von Fähigkeiten wie Planen einer komplexen Handlung, Anzipationsfähigkeit bezüglich der Wirkungsintention, selektive Bereitstellung und Strukturierung von Wissen ..., Kritikfähigkeit bei der Revision des Geschriebenen und schließlich Identitätsbildung. [Böttcher 1999, 7 nach Antos 1988]

Das Schreiben kann auch als „Problemlösestrategie“ [Molitor 1989, 281] angesehen werden. Dadurch dass es im Schreiben möglich ist, Gedanken zu speichern, zu wieder- holen und zu korrigieren ermöglicht es den „sukzessiven Aufbau von Denk- bzw. Wissenstrukturen [Molitor 1989, 281]. Die schriftliche Ausarbeitung von Gedanken hat zudem zur Folge, dass die gedanklichen Inhalte besser erkannt und behalten werden, da sie bei der schriftlichen Fixierung zwangsläufig einer logischen Strukturierung unter- zogen werden. Dies ist bei der mündlichen Ausformulierung von Gedanken nicht der Fall [Werder 1993, 39 nach Aebli 1983].

Das kreative Schreiben soll sowohl die Kreativität fördern als auch einen leichteren Zugang zum Schreiben ermöglichen, indem es z. B. Schreibblockaden abbauen hilft. Um diese Ziele zu erreichen, werden verschiedene Methoden angewandt: Zum einen setzt das kreative Schreiben auf einen „intuitiv gesteuerten Schreibfluß“ [Spinner 1998], der durch assoziative Verfahren ausgelöst werden soll, zum anderen arbeitet das kreative Schreiben mit einer „Vielzahl von arrangierten Zugängen zum Schreiben“, die sich oft durch „feste[ ] Spielregeln“ [Spinner 1996, 82-83] auszeichnen. Wichtig fest- zuhalten ist, dass das kreative Schreiben nicht nur „ programmatisches Spontanschreiben “ [Ortner 1998] ist, wie es Ortner in seinem Aufsatz „Das kreative Schreiben - halbierte Kreativität und halbierte Schriftlichkeit“ behauptet. Auch dort, wo der kreative Schreibfluss durch assoziative Verfahren in Gang gesetzt wird, folgt eine Über- bzw. Bearbeitung des Textes, die den Text strukturiert und die nach Gesichtspunkten, die in der Schreib- oder Schreibprozessforschung erarbeitet worden sind, geordnet ist. [Spinner 1998].

Die Tatsache, dass immer ein geordneter Zugang zum Schreiben erfolgt - unabhängig davon in welcher Phase des Schreibens dies geschieht - unterscheidet das kreative Schreiben auch wesentlich vom freien Schreiben. Das freie Schreiben lässt im Gegen- satz zum kreativen Schreiben dem Schreiber bei der Auswahl seiner Themen, bei der Wahl der Textform und des Zeitpunktes des Schreibens freie Wahl [Spinner 1996, 82- 83].

Das kreative Schreiben wird in vielen verschiedenen Bereichen angewendet und dementsprechend breit gestreut sind auch die Erwartungen die mit ihm verbunden sind. So arbeitet man beispielsweise in der Poesie- und Schreibtherapie mit dem kreativen Schreiben [Böttcher 1999, 12], auch wird dem kreativen Schreiben eine „gesellschaftsbezogene, politische Funktion zugesprochen“ [Spinner 1993, 18]. Die Schreibprozessforschung erhofft sich weitere Erkenntnisse vom kreativen Schreiben und die Anwender des kreativen Schreibens vertrauen selbstverständlich auf eine qualitative Verbesserung ihrer schriftlichen Produkte [Böttcher 1999, 12].

Zusammenfassend kann man sagen, dass das kreative Schreiben als „Methode der Kommunikation als Technik der Selbststeuerung und Selbstevaluation als Spiel, Spaß, Unterhaltung als Psychotherapie als Forschungsmethode“ und als „Weg des kritischen Denkens“ [Werder 1993, 14] angesehen werden kann.

Dieser Abschnitt hat nur einen kurzen, einführenden Überblick über das kreative Schreiben geboten. Im Folgenden soll das analoge Schreiben - ein spezieller Bereich des kreativen Schreibens - vorgestellt werden.

2.2 ANALOGES SCHREIBEN

Das kreative Schreiben greift bei der Erarbeitung neuer Schreibspiele und besonders neuer Schreibtechniken auf das literarische Schreiben zurück. Denn bekanntlich ver- fügte „Jeder Dichter und jede Dichtungsepoche“ über ein „eigenes Arsenal von Schreib- techniken“ [Werder 1992, 13], die sich grob in „spontane und gelenkte Schreibtech- niken“ [Werder 1993, 80] gliedern. So stellt Werder in seinem Buch „Kreative Literaturgeschichte“ die Schreibtechniken von Goethe, Novalis, Zola, Benn und Breton vor [vgl. Werder 1992, 15]. Seiner Ansicht zufolge helfen Schreibtechniken unter anderem, das „Chaos der Imagination in festgesetzten Worten“ [ebd., 16] zu bannen. Auch kann man die Anwendung der Schreibtechniken von professionellen Schriftstellern als „Kenntnisnahme literarischer Tradition“ [Mosler 1991, 18], die jeder Schreibende auf sich nehmen sollte, ansehen.

Die Vorteile, die mit der Anwendung imitativen Schreibens verbunden sind, liegen auf der Hand. Hier sind nur einige davon: Es ermöglicht den Schreibenden, neue Aus- drucksmöglichkeiten für sich zu entdecken [Spinner 1998]; es bietet die Möglichkeit, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, was das Fremdverstehen erleichtert [ebd.]; es verhilft zu einem „sicheren Gefühl für den ganzheitlichen Charakter eines Textes“ [Rico 1984, 44]; es lenkt die „Aufmerksamkeit auf den Sprachrhythmus und die räumliche Anordnung der Worte“ [ebd., 45], was das Schreiben erleichtert; es dient der „Stützung des Ausdrucksbedürfnisses von Jugendlichen“ [Brenner 1990, 9]; es macht möglich, „persönliche Botschaften eigenständig, authentisch und unverwechselbar zu formulieren und deren Ausstrahlung zu erfahren“ [ebd., 11] und es erleichtert, das „dichterische Spielen mit Gedanken, Formulierungen“ [ebd., 12] zu lernen.

Doch so viele Vorteile das imitative Schreiben auch bietet, birgt es auch Nachteile in sich. So kann es vorkommen, dass das Nachahmen dichterischer Texte als zu erlernende Technik den kreativ Schreibenden nahegebracht wird. Wenn dies geschieht, ist die Gefahr groß, dass die Kreativität gehemmt wird [Spinner 1993, 22]. Ferner kann es dazu kommen, dass die Schreibenden ein festes Bild davon entwickeln, was als Literatur angesehen werden könne und wie hochwertig diese sein müsse. Kommt es dazu, können Schreibblockaden entstehen, da die eigenen Texte nun als nicht hochwertig genug, als ‚Ramsch‘ bewertet werden [Werder 1993, 47].

3. DER SCHREIBPROZESS IM KREATIVEN SCHREIBEN

3.1 KREATIVES SCHREIBEN UND SCHREIBPROZESSFORSCHUNG

Zwischen den Konzepten des kreativen Schreibens und der Schreibprozessforschung bestehen einige Gemeinsamkeiten, aber es finden sich auch Unterschiede.

Die grundlegende Gemeinsamkeit ist, dass das kreative Schreiben genauso wie die Schreibprozessforschung, betont, dass der Prozess des Schreibens wichtiger ist als das Produkt, das durch Schreiben entsteht [Spinner 1996, 82 - 83 und 1998]. In der Schreibprozessforschung wird allerdings viel Gewicht auf die Prozesse der Planung und der Überarbeitung von Texten, auf ein „bewußtes Verhältnis“ [Spinner 1996, 82 -83] zum Schreiben, gelegt. Dahingegen versucht das kreatives Schreiben die „unbewußt ablaufenden Prozesse“ [ebd.] zu fördern bzw. die Phasen des Schreibprozes- ses unbewusst einzuüben [vgl. Böttcher 1999, 22]. Im kreativen Schreiben wird befürchtet, dass übermäßige Textplanung zu Schreibblockaden führen kann [Spinner 1998]. Auch zu viel Textüberarbeitung lehnt das kreative Schreiben ab, da diese nach- weislich schnell zu Widerständen gegen das Schreiben führt [ebd.]. Um Schreibblok- kaden und Schreibwiderstände zu vermeiden, zielt das kreative Schreiben darauf ab, den Schreibfluss durch assoziative, intuitive Verfahren in Gang zu setzen [vgl. ebd.]. Es ist vor allem eine „Methodik des Auslösens, Anregens von Schreibprozessen“ [ebd.], das den Schreibenden die Phasen des Schreibprozesses spielerisch durch „aufeinander auf- bauende Schreibanregungen in einer durchdachten methodischen Folge“ [Spinner 1996, 82 -83] vermitteln will. Insofern stellt es ein Gegengewicht zur Schreibprozessforschung, die eher kognitiv ausgerichtet ist, dar [ebd.].

Nach wie vor besteht leider nur ein geringer „Austausch zwischen der Didaktik des kreativen Schreibens und der Schreibforschung“ [Spinner 1998]. Das ist von daher sehr bedauerlich, als dass durch einen engeren Austausch dieser beiden Konzepte die „Theorie des kreativen Schreibens einen eigenen Beitrag zur Erhellung des Schreibprozesses“ [Spinner 1993, 18] in einem solchen Maße erbringen könnte, wie es ihr bisher noch nicht möglich gewesen ist.

3.2 DER SCHREIBPROZESS IM ALLGEMEINEN

Als Schreibprozess können alle „mentalen Prozesse und alle zugeordneten materiellen Handlungen“ [Krings 1992, 47] bezeichnet werden, die ein „Schreibprodukt, also einen wie auch immer gearteten Text, überhaupt erst entstehen lassen“ [ebd.]. Die Schreib- prozessforschung ist zu der Erkenntnis gelangt, dass der Schreibprozess sich in mehrere Phasen gliedert. Die grobe Aufteilung weist folgende drei Phasen auf: das Planen, Formulieren und Überarbeiten eines Textes [vgl. Becker-Mrotzek 1993]. Eine etwas differenziertere Gliederung umfasst fünf Phasen: „Ideenfindung, Erstellung eines Schreibplanes, Bildung von Prätexten, Niederschrift, Überarbeitung“ [Spinner 1998].

Trotz dieser relativ klaren Gliederung darf man sich nicht vorstellen, der Schreibvorgang sei ein „linearer Prozeß“ [Becker-Mrotzek 1993]. Diese Annahme hat sich als unzutreffend erwiesen [vgl. ebd.]. Vielmehr ist es so, dass die Teilprozesse des Schreibvorgangs rekursiv verlaufen, d. h., während des Schreibens kommt es zu „einem ständigen Wechsel zwischen diesen Phasen“ [ebd.; ferner vgl. Böttcher 1999, 17]. Wie diese Wechsel zwischen den Phasen sowie wie der Schreibprozess an sich verläuft, ist individuell unterschiedlich und hängt zudem von der Aufgabenstellung ab [vgl. BeckerMrotzek 1993]. Es wirken „situative, motivationale und [...] emotionale und kreative Komponenten“ [Böttcher 1999, 17] auf den Schreibprozess ein.

In der folgenden Erläuterung der Phasen des Schreibprozesses wird auf die Aufteilung des Schreibprozesses in drei Phasen, wie sie sich bei Krings in seinem Aufsatz „Schwarze Spuren auf weißem Grund - Fragen, Methoden und Ergebnisse der Schreibprozeßforschung im Überblick“ finden, zurückgegriffen. Dabei wird so vorgegangen, dass nach einer kurzen Vorstellung der Schreibphase dargelegt wird, wie sie mit Hilfe des kreativen Schreibens bewältigt werden kann.

3.3 DIE PHASEN DES SCHREIBPROZESSES UND DIE PHASENBEZOGENE ANWENDUNG DES KREATIVEN SCHREIBENS

3.3.1 ERSTE PHASE DES SCHREIBPROZESSES - PLANEN

In der ersten Phase des Schreibprozesses erfolgt die Planung des Textes, zeitlich ange- ordnet ist sie zwischen der „Bekanntgabe der Schreibaufgabe bis zur Niederschrift des ersten Satzes“ [Krings 1992, 67]. Eine genaue Planung des zu schreibenden Textes ist wichtig, da sie dazu verhilft, die Qualität eines Textes zu steigern [vgl. ebd., 68]. Ferner überarbeiten und verändern viele Schreibende ihre Texte nur ungern; eine gute Planung kann verhindern, dass allzu weitreichende Veränderung nötig werden. [Becker-Mrotzek 1993].

Allerdings besteht in der ersten Schreibphase oft ein „Übergewicht an Schreibplanung und ein Defizit an Schreibpraxis“ [Werder 1993, 268], was dazu führt, dass beim Über- gang zum Formulieren Schreibblockaden entstehen [vgl. Krings 1992, 68]. Den Schreibblockaden kann man auf verschiedene Weise begegnen. Eine Möglichkeit ist es, sie durch „bewußte Anstrengung“ [ebd.] zu überwinden. Zwei andere, weniger ‚anstren- gende‘ Möglichkeiten, Schreibblockaden abzubauen, bietet das kreative Schreiben. Zum einen arbeitet das kreative Schreiben mit Schreibarrangements in denen dem Schreiben- den genaue Anweisungen fürs Schreiben gegeben werden. So rückt an die „Stelle des leeren Blattes der Impuls [...], auf den der Schreiber reagiert.“ [Spinner 1998]. Den anderen Zugang zum Schreiben eröffnet das kreative Schreiben über assoziative Ver- fahren. Assoziative Verfahren sind geeignet, die Schreibpraxis anzuregen, da sie Ideen „spenden und vernetzen“ [Böttcher 1999, 22] und „ein Thema oder einen Leitfaden“ [ebd.] bieten. Sind assoziative Verfahren zudem meditativ ausgerichtet, ermöglichen sie das „Anknüpfen an unbewusste Wahrnehmungen und Assoziationen“ [Böttcher 1999, 23]. Solche assoziativen Verfahren sind z. B. Clustern, Schreiben zu Reizwörtern, Akrostichon, Metaphern-Meditation und Wahrnehmungsübungen [vgl. ebd.].

3.3.2 ZWEITE PHASE DES SCHREIBPROZESSES - FORMULIEREN

In der zweiten Phase findet das eigentliche Formulieren und Niederschreiben des Textes statt. Sie beinhaltet „alle Schreibhandlungen vom Beginn der schriftlichen Fixierung bis zum Abschlußder ersten Manuskriptfassung“ [Krings 1992, 68]. Kennzeichnend für diese Phase ist, dass hier verstärkt rekursiv gearbeitet wird: ein ständiger Wechsel zwischen „inhaltlicher Planung und deren sprachlicher Realisierung“ [ebd.] sowie zwischen „Selbstvergewisserung des bereits Geschriebenen und der prospektiven Weiterplanung“ [ebd., 69] findet statt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese komplexe Schreibphase eine „starke kognitive Belastung“ [ebd., 74] für die Schreibenden darstellt.

Um nicht überfordert zu werden, kann der Schreibende die einfachen Textstellen zuerst verfassen und erst später die schwierigeren Textstellen ergänzen. Nachweislich lassen sich Ergänzungen zu einem schon vorhandenen Text leichter verfassen als Neuformulierungen, so könnte der Schreibende durch vorläufiges Formulieren das Problem der Überforderung umgehen [vgl. Becker-Mrotzek 1993].

[...]

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Dichterische Schreibtechniken im Kreativen Schreiben und ihre Bedeutung für den Schreibprozess - Am Beispiel der Schreibtechniken von Georg Trakl
Universidad
RWTH Aachen University
Calificación
1,3
Autor
Año
1999
Páginas
26
No. de catálogo
V32996
ISBN (Ebook)
9783638335775
Tamaño de fichero
445 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Dichterische, Schreibtechniken, Kreativen, Schreiben, Bedeutung, Schreibprozess, Beispiel, Schreibtechniken, Georg, Trakl
Citar trabajo
M.A. Marga Marczyk (Autor), 1999, Dichterische Schreibtechniken im Kreativen Schreiben und ihre Bedeutung für den Schreibprozess - Am Beispiel der Schreibtechniken von Georg Trakl, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32996

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