Kooperative Strategien im Strategischen Management

in Theorie und Praxis


Dossier / Travail, 2004

25 Pages, Note: 1,3


Extrait


I. INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Strategische Kooperationen in der wissenschaftlichen Forschung
2.1. Der Begriff der Strategischen Kooperation
2.2. Ausgewählte Formen kooperativen Arrangements
2.2.1. Joint Venture
2.2.2. Strategische Allianz
2.3. Wettbewerbsvorteile als Ziele Strategischer Kooperationen
2.4. Ausgewählte theoretische Erklärungsansätze zur Entstehung und zum Erfolg von Strategischen Kooperationen
2.4.1. Transaktionskostenansatz
2.4.2. Ressourcenbasierter Ansatz
2.4.3. Kontingenztheoretischer Ansatz

3. Strategische Kooperationen in der Praxis
3.1. Internationale Strategische Kooperationen
3.2. Nationale Strategische Kooperationen

4. Fazit

II. LITERATURVERZEICHNIS

III. ABBILDUNGSBERZEICHNIS

1. Einleitung

Schon seit einigen Jahren haben kooperative Strategien von Unternehmen große Aufmerksamkeit in den Wirtschaftswissenschaften erfahren. Hintergrund der zunehmenden Bedeutung von Unternehmenskooperationen ist vor allen Dingen der intensiver werdende Wettbewerb, der sich durch eine zunehmende Globalisierung und damit verbundenen internationalen Wettbewerb, eine beschleunigte Technologieentwicklung, kürzere Produktlebenszyklen, erhöhte Fixkosten sowie steigenden Markteintrittsbarrieren kennzeichnet. Unternehmen stehen daher vor neuen komplexen Herausforderungen, die sie mit traditionellen, allein auf den Potentialen des einzelnen Unternehmens beruhenden Konzepten nicht mehr bewältigen können. Viele Unternehmen wirtschaften deshalb nicht mehr alleine. Großunternehmen wie auch kleine und mittlere Unternehmen gehen zunehmend eine zwischenbetriebliche Zusammenarbeit ein und machen diese Maßnahme zum zentralen Wettbewerbsfaktor in sich schnell ändernden Märkten. Mehr und mehr Unternehmen erkennen, dass die für den Erfolg und die zukünftige Entwicklung strategisch wichtigen Ressourcen außerhalb der eigenen Firmengrenze liegen.

Im Fokus dieser Arbeit steht die Analyse, weshalb Unternehmen aus aktueller theoretischer Sicht Strategische Kooperationen eingehen. Welche Vorteile haben Strategische Kooperationen, um unter den beschriebenen Veränderungen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen. Anschließend wird vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse ein Blick auf Strategische Kooperationen in der Praxis geworfen.

Zunächst wird für die Analyse eine genaue Begriffsdefinition der Strategischen Allianz erarbeitet (2.1). Anschließend werden einige Formen von Strategischen Kooperationen vorgestellt (2.2), bevor die Ziele der Kooperation genauer definiert werden (2.3). Hiernach werden einige ausgewählte Ansätze erläutert, die das Zustandekommen und den Erfolg Strategischer Allianzen erklären (2.4), wonach letztlich Strategische Kooperationen in der Praxis beleuchtet werden.

2. Strategische Kooperationen in der wissenschaftlichen Forschung

2.1 Der Begriff der Strategischen Kooperation

In der Literatur ist der Begriff der Strategischen Kooperation bzw. Unternehmenskooperation[1] nicht einheitlich definiert und es gibt eine Fülle verschiedener Begriffsauffassungen und Termini, wie z.B. Strategische Allianz, Joint Venture, Cooperative Agreement, Coopetition etc.[2]

Eine im deutschsprachigen Raum häufiger zitierte Definition einer Kooperation geht auf Blohm zurück. Hiernach handelt es sich bei Unternehmenskooperationen um „ eine auf stillschweigen oder vertraglichen Vereinbarungen beruhende Zusammenarbeit zwischen rechtlich selbständigen und in den nicht von der Kooperation betroffenen Bereichen auch wirtschaftlich nicht voneinander abhängigen Unternehmen.“ (Blohm 1980, Sp. 1112)

Eine ähnliche Definition ist bei Friese (1999) zu finden, der zusätzlich ein Motiv analysiert, was generell für eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit steht und in das auch die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der kooperierenden Unternehmen interpretiert werden darf. Hiernach ist eine Kooperation „ die freiwillige Zusammenarbeit von rechtlich selbständigen Unternehmen, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit partiell zugunsten eines koordinierten Handelns aufgeben, um angestrebte Unternehmensziele im Vergleich zu individuellem Vorgehen besser erreichen zu können.“ (Friese 1999, S. 64)

Über das Kriterium der Selbständigkeit grenzt sich die Kooperation von anderen Formen des Unternehmenszusammenschlusses ab. Hierbei ist die rechtliche als notwendige, die wirtschaftliche Selbständigkeit hingegen als hinreichende Bedingung für eine Kooperation zu sehen. Wird letztere von mindestens einem Unternehmen aufgegeben, so liegt eine Unternehmensvereinigung wie z.B. ein

Konzern vor. Wird daneben auch noch die rechtliche Selbständigkeit aufgegeben, so bezeichnet man dies als Fusion.[3]

Eine weitere Art der Abgrenzung bietet die Institutionelle Ökonomie, welche Kooperationen als eine zwischen Markt und Hierarchie angesiedelte hybride Organisationsform ansieht. Der Markt gilt als Organisationsform weitgehend autonomer, kompetitiver ökonomischer Aktivitäten die über den Preis koordiniert werden, die Hierarchie als Koordination mittels Anweisung bzw. einheitlicher Leitung unter eher stabileren Bedingungen. Je weiter die Zusammenarbeit von Unternehmen ausgehend von einer reinen Markttransaktion intensiviert und somit quasi-internalisiert wird, desto mehr schwindet das konstitutive Merkmal der Autonomie und gewinnt das konstitutive Merkmal der Interdependenz.

Insgesamt müssen also für das Vorliegen einer Strategischen Kooperation als konstitutive Merkmale sowohl Aspekte der Autonomie, wie auch der Interdependenz in einem Mindestmaß erfüllt sein. Alle anderen Merkmale haben nur differenzierenden Charakter.

Zusammenfassend soll unter einer Strategischen Kooperation im Folgenden die „bewusste, explizit vereinbarte, jederzeit einseitig kündbare Zusammenarbeit zwischen Unternehmen zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen“ verstanden werden (Mellewight 2004, S.9 ff.). Das sich hieraus ergebende breite Feld kooperativer Arrangements weist dabei Formen auf, die entweder eher marktlich oder eher hierarchisch geprägt sind.

Während Kooperationen in früheren Dekaden eher aus taktischen Gründen eingegangen wurden, so steht angesichts der zunehmenden nationalen wie internationalen Verflechtungen heute der strategische und damit langfristige Aspekt der Zielerreichung von Wettbewerbsvorteilen im Vordergrund.[4] Deshalb wird hier klar auf den Begriff einer Strategischen Kooperation abgestellt, die „integrativer Bestandteil eines langfristigen Strategiekonzepts“ ist. (Henke 2003, S.11 ff.)

2.2. Ausgewählte Formen kooperativen Arrangements

In der Literatur besteht eine Vielzahl an Möglichkeiten, Kooperationen zu klassifizieren und zu beschreiben. Dies ergibt sich aus der Schar an Kooperationsbegriffen, Kooperationszielen und theoretischen Erklärungsversuchen. Zu den gebräuchlichsten Dimensionen, die eine nähere Klassifikation und Beschreibung ermöglichen, gehören die Zeitdauer (befristet/ unbefristet), Intensität (formlos/ vertraglich mit oder ohne Kapitalverflechtung), Anzahl der Bindungen (bilateral, trilateral, Netzwerke), geographischer Geltungsbereich (regional, national, international), Richtung (horizontal – gleiche Wirtschaftsbranche, vertikal – aufeinander folgende Wirtschaftsstufen, lateral – kein unmittelbarer Zusammenhang) und Unternehmensfunktionen (Friese 1999, S. 151). Zu den am häufigsten gewählten gehören folgende, innerhalb eines Transaktionsformen-Typenbandes im Internalisierungsgrad ansteigend aufgeführte Kooperationsformen: Lizenzvertrag, Franchising, Managementvertrag, Strategische Allianz, Joint Venture.[5]

Joint Ventures und Strategische Allianzen sind dabei die aktuell hauptsächlich diskutierten und in der Unternehmenspraxis häufig gewählten Kooperationsformen. Sie sollen deshalb im Anschluss kurz vorgestellt werden.

2.5.2. Joint Venture

Ein Joint Venture (JV) ist eine Kooperationsform, in der die Kooperationspartner in einem gemeinsamen Vorhaben gemeinschaftlich ein neues (drittes) Unternehmen gründen, in dem sie sich Führung, Kontrolle sowie finanzielles Risiko teilen (Friese 1999, S. 159 ff.). Daher kann der Begriff des Joint Venture auch als „Gemeinschaftsunternehmen“ übersetzt werden und ist lediglich eine institutionelle Ausprägung der Strategischen Kooperation. Diese Art des Joint Venture bezeichnet man aufgrund der beidseitigen Kapitalbeteiligung am neu gegründeten Unternehmen auch als „Equity Joint Venture“. Dabei sind sowohl Mehrheits-, als auch Minderheitsbeteiligungen möglich.[6] Eine zweite Art des Joint Venture wird als „Contractual Joint Venture“ oder auch kurz als Kooperationsvertrag bezeichnet, da diese Form lediglich auf einer vertraglichen Vereinbarung über eine gemeinsame Kosten-, Risiko- und Gewinnteilung basiert. Bezüglich der Beziehung der Partner zueinander unterscheidet man horizontale, vertikale und laterale/diagonale Joint Ventures (Straatmann 2004, S. 75 ff.) Im Vergleich zu einem nationalen JV mit Partnern derselben Nationalität und Gründung im selben Land, zeichnet sich ein internationales JV durch Beteiligung mindestens eines Partners unterschiedlicher Nationalität als der des Standorts des JV aus.

2.5.3. Strategische Allianz

In der Literatur wird der Begriff der Strategischen Allianz nicht einheitlich verwendet. Häufig wird er synonym zu dem Kooperationsbegriff genutzt, ohne dass dabei die Beziehung der Partner zueinander besondere Berücksichtigung findet (Straatmann 2004, S.89).

Hammes (1994) kommt nach einer Systematisierung der unterschiedlichen Definitionsvorschläge in der Literatur zu einer Arbeitsdefinition, wonach „eine Strategische Allianz eine horizontale Kooperation zwischen zwei oder mehreren Unternehmen zum Erreichen gemeinsamer strategischer Ziele“ bezeichnet. „Dabei bleibt die rechtliche Selbständigkeit der beteiligten Unternehmen unberührt. Die kooperierenden Unternehmen gehören der gleichen Branche an. Es handelt sich somit bei den kooperierenden Unternehmen um direkte oder zumindest indirekte Wettbewerber“ (Hammes 1994, S. 16 ff.). Der Begriff grenzt sich durch seine Beschränkung auf eine horizontale Kooperation von dem der Strategischen Kooperation ab.

Im Vordergrund der Strategischen Allianz steht die Vernetzung der Unternehmen im Vergleich zu einer Neugründung beim Joint Venture. Daher auch der niedrigere Institutionalisierungsgrad. Strategische Allianzen bewegen sich zumeist in einer relativ stabilen Umwelt und sind zudem langfristig, aber dennoch zeitlich begrenzt konzipiert. Sie werden häufig als Vorstufe und Testphase für spätere Akquisitionen, Fusionen oder eben Joint Ventures gesehen. Es ist dies eine sicherlich in Zukunft häufiger auftretende Kooperationsform unter dem Aspekt der Generierung und/oder dem Ausbau von Wettbewerbsvorteilen. (Jansen 2000, S.113 ff.)

Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, welche Motive bzw. Beweggründe Unternehmen haben Strategische Kooperationen einzugehen.

2.3. Wettbewerbsvorteile als Ziele Strategischer Kooperationen

Wie bereits in der Einleitung beschrieben ergibt sich aus der komplexer gewordenen Umweltsituation eine Vielfalt an Motiven wie auch Risiken bei der Bildung Strategischer Kooperationen.

„Als übergeordnetes Ziel einer jeden strategisch angelegten Kooperation fungiert die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen“ (Friese 1999, S. 120 f.). Dies wird in der Literatur als Kernziel von Kooperationen bezeichnet, wobei sich weitere Ziele nach Qualitäts-, Kosten-, Zeit-, Know-how-Vorteilen sowie als der Zugang zu neuen Märkten systematisieren lassen, die gewissermaßen als Unterziele zur Verwirklichung des Oberziels beitragen.[7] Man könnte sie folglich auch als Wettbewerbsfaktoren bezeichnen über die Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Eher allgemeinen Charakter haben Ziele wie die Verminderung des Wettbewerbsdrucks, die Reduzierung des Risikos oder das Ausnutzen von Synergiepotentialen, die grundsätzlich Vorteile einer Kooperation sind.

Demgegenüber stehen die strategischen Risiken, die ursächlich für ein Scheitern einer Kooperation sein können.[8] Sie bestehen aus den Risiken der strategischen Umorientierung, dem opportunistischen Verhalten der Kooperationsmitglieder, dem fehlenden strategischen und operativen „Fit“ sowie dem Versagen des Managements. Daneben stehen kooperationstypische Kosten, welche sich beispielsweise in Koordinationskosten oder der Absorption von Managementkapazität ausdrücken. (Balling 1997, S. 54).

Nach Darstellung der Wettbewerbsfaktoren, über die sich Wettbewerbsvorteile innerhalb einer strategischen Zusammenarbeit ergeben können sollen im Folgenden ausgewählte theoretische Erklärungsansätze diskutiert werden, welche das Zustandekommen und den Erfolg von Strategischen Kooperationen erklären.

[...]


[1] Für diese Arbeit werden die Begriffe Strategische Kooperation, Unternehmenskooperation bzw. Kooperation synonym verwendet.

[2] Zusammenstellungen verschiedener Definitionen von Unternehmenskooperationen im deutsch- wie angloamerikanischen Raum finden sich u.a. bei Friese (1999), S.59 und S. 63; Rothering (1990), S.38ff.; Rupprecht-Däullary (1994), S.11ff., Henke (2003), S.11

[3] Auf die Sonderform der Kartelle soll hier nicht näher eingegangen werden. Diese lassen sich über das Kriterium der Wettbewerbswirkung abgrenzen und sind nach § 1 GWB bis auf Ausnahmen die Einzelvorschriften gewähren grundsätzlich verboten (Friese 1999, S. 66)

[4] Zu diesen typischen Kennzeichen einer strategischen Partnerschaft gehört nach Henke (2003) die deutliche Beschneidung der eigenständigen Handlungsfreiheit der Unternehmen im Bereich der Kooperation. Zusätzlich ist es entscheidend, dass dieser Kooperationsbereich auf klare strategische Kernfragen wie die Wahl attraktiver Märkte, die Verteidigungsfähigkeit von Wettbewerbspositionen oder die Kernkompetenzen abzielt und somit eine Abgrenzung zum Unternehmensnetzwerk hergestellt wird. (vgl. Henke 2003, S. 13).

[5] Für ein Studium der Charakteristika der einzelnen Kooperationsformen vgl. Melleweight (2004), S. 12 ff.; Friese (1999), S.151 ff.; Straatmann (2001), S.42 ff.; Jansen (2000), S.39ff. und 98 ff.

[6] Im Folgenden wird, wenn von einem JV gesprochen wird, stets auf ein Equity JV abgestellt.

[7] Bresser sieht als übergeordnetes Motiv die „Schaffung eines gemeinsamen Wertes (...), der höher ist als der Wert, der sich erzielen ließe, wenn die Kooperationspartner ihre Ressourcen im Alleingang zur Verfolgung strategischer Ziele einsetzen würden“ (Bresser 1998, S. 471).

[8] Mellewight sieht die zunehmende Komplexität der Unternehmensbündnisse, die zudem von hoher Unsicherheit hinsichtlich der technischen Weiterentwicklungen begleitet sind als Grund für die hohe Anzahl der Beendeten Kooperationen. (Mellewight 2000, S. 21)

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Kooperative Strategien im Strategischen Management
Sous-titre
in Theorie und Praxis
Université
Free University of Berlin  (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Cours
Strategisches Management zwischen Theorie und Praxis
Note
1,3
Auteur
Année
2004
Pages
25
N° de catalogue
V33053
ISBN (ebook)
9783638336277
ISBN (Livre)
9783656526759
Taille d'un fichier
682 KB
Langue
allemand
Mots clés
Strategische, Kooperationen, Strategisches, Management, Theorie, Praxis
Citation du texte
Andreas Lentzsch (Auteur), 2004, Kooperative Strategien im Strategischen Management, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33053

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