Ethnische Säuberungen auf dem Balkan, Genozide und Hungersnöte in Afrika und alles dominierend der 11.September 2001 mit seinen weit reichenden Folgen: Dies sind nur einige Ereignisse der letzten Jahre, die zeigen, dass das Ende des Kalten Krieges nicht die weltweite politische Entspannung brachte, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Anfang der 1990er Jahre prognostiziert wurde. Aus dem bipolaren Wettrüsten zweier Weltideologien sind die USA als einzige Supermacht übrig geblieben, die das Zeitalter der Globalisierung dominieren. Der Konflikt um die neue Weltordnung hat an Schärfe gewonnen. Auf verschiedenen Seiten werden sowohl gewalttätige als auch produktive Kräfte frei gesetzt. Dabei steigt die Unsicherheit der Gesellschaft im Hinblick auf Bewertung, Folgen und Ursachen der globalen Entwicklungen. Zur Klärung empfiehlt sich ein Blick auf die Theorie, um die Umwälzungen verstehen und einordnen zu können. Die jüngste Gegenwartsliteratur sowie aktuelle wissenschaftliche Arbeiten bieten wertvolle Beiträge und Chancen, Distanz und Überblick zu gewinnen.
Thomas Meinecke, bekannter Vertreter der deutschen Gegenwartsliteratur, setzt sich in seinen Werken mit der zeitgenössischen Politik und Gesellschaftssituation auseinander. Anhand seiner drei Romane The Church of John F. Kennedy, Tomboy und Hellblau lässt sich eine gesellschaftspolitische und –kulturelle Entwicklung beobachten, die sich an den realen globalen Veränderungen des Fin de Siècle bzw. zu Beginn des 21. Jahrhunderts orientiert. Das Bild der Gesellschaft, das Thomas Meinecke entwirft, ist Zeugnis einer Entwicklung, die den Übergang vom Zeitalter der Moderne zur Ära der Postmoderne bedeutet.
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Die vorliegende Arbeit möchte das Bild der Gesellschaft untersuchen, das Meinecke in seinen drei Romanen entwirft. Aufgrund der eminenten Bedeutung, die die Drittautoren für die einzelnen Romandiskurse spielen, wird man die Lektüre jener nicht aussparen können. Wie der Meineckesche Roman ein ständiger Wechsel zwischen Theorie und Praxis ist, wird auch diese Arbeit sich in verstärktem Maße zwischen Meineckes Belletristik und der begleitenden wissenschaftlichen Theorie bewegen, die in seinen Werken verhandelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. THE CHURCH OF JOHN F. KENNEDY
- 1.1. Eine Reise durch die Vergangenheit
- 1.2. Nation und Rasse - Konstruierte Identitäten
- 1.3. Tradierte rassistische Codes
- 1.4. Protest und antinationalistische Potenziale
- 1.5. Transatlantische Gleichklänge und Denationalisierung
- 2. TOMBOY
- 2.1. Protagonisten erzählen Theorie
- 2.2. Unbehagliche Geschlechterrollen
- 2.3. Experimentierfelder Körper und Geschlecht
- 2.4. Tomboyismus
- 2.5. Exzentrische Verkleidung und Parodie
- 2.6. Die neuen Barbaren
- 3. HELLBLAU
- 3.1. Plurale Existenzformen
- 3.2. Identity Crossing
- 3.3. Das Jüdische und die Feminisierung
- 3.4. Postmoderne Farbenlehre
- 3.5. Black Atlantic - Politische Agenda
- 3.6. Musik als Geheimsprache im globalen Netzwerk
- 3.7. Anthropologischer Exodus durch Techno: Underground Resistance und Drexciya
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit widmet sich der Analyse der Romane "The Church of John F. Kennedy", "Tomboy" und "Hellblau" von Thomas Meinecke, um die Dekonstruktion traditioneller Identitätskategorien und den Übergang zu einer postmodernen Gesellschaft darzustellen.
- Die Dekonstruktion von Identitätskategorien wie Geschlecht, Rasse und Nationalität
- Die Darstellung der Pluralität und Multiidentität in den Romanen
- Die Kritik an binären Konstruktionsschemata und hierarchischen Strukturen
- Der Einfluss der Globalisierung auf die Gesellschaft und Identität
- Die Entwicklung der postmodernen Gesellschaft im Kontext der Werke Thomas Meineckes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Roman "The Church of John F. Kennedy" und untersucht, wie er die Vergangenheit verarbeitet und die Konstruktion von Nation und Rasse analysiert. Es beleuchtet rassistische Codes und deren Dekonstruktion durch die Protagonisten.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf "Tomboy" und beleuchtet die Frage nach Geschlechterrollen. Es analysiert die Experimentierfelder Körper und Geschlecht sowie den Tomboyismus als Ausdruck der Dekonstruktion traditioneller Geschlechterbilder.
Das dritte Kapitel widmet sich "Hellblau" und untersucht die pluralen Existenzformen, Identity Crossing und die Feminisierung des Jüdischen. Es beleuchtet die postmoderne Farbenlehre und die Bedeutung von Musik und Techno im globalen Netzwerk.
Schlüsselwörter
Identität, Postmoderne, Dekonstruktion, Globalisierung, Gender, Rasse, Nation, Kultur, Musik, Techno, Meinecke, Literatur, Identitätstheorie.
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- Magister Artium Haiko Prengel (Autor), 2004, Das Bild der postmodernen Gesellschaft bei Thomas Meinecke, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33193