„Europa muss lernen, schnell, wirksam und mit einer Stimme auf den Krisen der Welt zu antworten, die sich in dem Vakuum entfalten, der der Kalte Krieg hinterlassen hat.“ Im Sinne dieser von Lord Brittan schon 1994 ausgesprochenen Worte wandten sich die EU-Staaten ab 1998 der Gestaltung einer Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu. Wie wohl kaum eine anderer Politikbereich davor entwickelte sich die ESVP mit rasanter Geschwindigkeit und öffnete somit eine weltweite Perspektive für das Handeln der EU. Je weiter die Kooperation aber voranschreitet werden inhaltliche Lücken im europäischen sicherheitspolitischen Diskurs sichtbar. Der Mangel an einer politischen Gesamtvision, an einem handlungsmotivierenden „europäischen Interesse“ der Mitgliedstaaten lässt Fragen über die Zukunft der ESVP, bezüglich der Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, aufkommen. Die vorliegende Hausarbeit versucht zu zeigen, dass angesichts der verschiedenen politischen Kulturen, Traditionen und Rollenverständnisse der drei größten und bedeutsamsten Mitgliedstaaten – Frankreich, Großbritannien und Deutschland – und den daraus resultierenden unterschiedlichen sicherheitspolitischen Interessen eine handlungsfähige ESVP in naher Zukunft nicht zu erreichen sein wird. Dementsprechend werden im ersten Teil der Arbeit die Gründe für den Aufbau der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und der aktuelle Tatbestand aufgezeigt. Danach wird auf die noch bestehenden Probleme hingewiesen sowie auf deren Gründe, nämlich den verschiedenen sicherheitspolitischen Kulturen und Konzeptionen Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands. Die sich daraus ergebenden Folgen und Perspektiven für die ESVP werden anschließend kurz zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Warum eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik?
- Die ESVP- was erreicht wurde
- Die ESVP bestehende Probleme
- Frankreich und die ESVP: die grande nation und die Europe-puissance.
- Großbritannien und die ESVP: „fog over the Atlantic, Europe isolated“.
- Deutschland und die ESVP: transatlantischer Balanceakt bei unvollendeter Reform
- Die ESVP- Resümee und Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Handlungsfähigkeit der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) im Kontext der unterschiedlichen nationalen Interessen der EU-Mitgliedstaaten. Die Arbeit untersucht, ob angesichts der verschiedenen politischen Kulturen, Traditionen und Rollenverständnisse der drei größten EU-Mitgliedstaaten – Frankreich, Großbritannien und Deutschland – eine handlungsfähige ESVP in naher Zukunft realistisch ist.
- Gründe für den Aufbau der ESVP
- Bestehende Probleme der ESVP
- Sicherheitspolitische Kulturen und Konzeptionen von Frankreich, Großbritannien und Deutschland
- Folgen der unterschiedlichen Interessen für die ESVP
- Perspektiven für die ESVP
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und beleuchtet die Entstehung der ESVP vor dem Hintergrund der Veränderungen nach dem Kalten Krieg. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Sicherheitspolitik und stellt die Kernfrage nach der Handlungsfähigkeit der ESVP angesichts divergierender nationaler Interessen.
Warum eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik?
Dieses Kapitel beleuchtet die Gründe für den Aufbau der ESVP. Es werden die Ziele der Mitgliedstaaten im Hinblick auf die Stärkung der internationalen Rolle der EU und die Entwicklung von Fähigkeiten zur Konfliktprävention und -bewältigung im europäischen Raum beleuchtet.
Die ESVP - was erreicht wurde
Dieses Kapitel befasst sich mit den Errungenschaften der ESVP. Es wird die Entwicklung des institutionellen Rahmens und der gemeinsamen Fähigkeitsziele der ESVP im Kontext des Artikels 17 des EU-Vertrages von Amsterdam beleuchtet. Die Bedeutung der WEU und die Übernahme ihrer Aufgaben durch die ESVP werden hervorgehoben.
Die ESVP bestehende Probleme
Dieses Kapitel analysiert die Herausforderungen und Probleme, die der ESVP im Hinblick auf ihre Handlungsfähigkeit im Wege stehen. Der Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen sicherheitspolitischen Kulturen und Konzeptionen von Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen nationalen Interessen und deren Einfluss auf die Entscheidungsfindung und Umsetzung der ESVP.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP), die Handlungsfähigkeit, nationale Interessen, politische Kulturen, sicherheitspolitische Traditionen, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, EU-Mitgliedstaaten, Konfliktprävention, Interventionspolitik, militärische Fähigkeiten, gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP).
- Citar trabajo
- Mara Roman (Autor), 2003, Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik? Zur Handlungsfähigkeit der ESVP angesichts der verschiedenen nationalen Interessen der EU-Mitgliedstaaten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33201