Ausgangspunkt der Textlinguistik ist die Frage, was einen Text zu einem Text macht, d. h. sie beschäftigt sich mit der Definition von "Textualität", mit Abgrenzung und Klassifizierung von Texten und ihrer Struktur. Innerhalb der Textlinguistik wird einerseits an einem einheitlichen Textbegriff geforscht, andererseits an der Bestimmung von Textsorten und, soweit sie pragmatisch orientiert ist, an der Bestimmung von Textfunktionen. Dafür stehen verschiedene linguistische Zugänge bereit, die je nach Perspektive andere Aspekte von Textualität hervorheben. Grob zur unterscheiden sind dabei: ein syntaktisch-systemlinguistischer Ansatz, der auf "Oberflächenphänomene" Bezug nimmt, wie z. B. syntaktische Verknüpfungen etc.; ein semantisch-inhaltlicher Ansatz, der auf "Tiefenphänomene" Bezug nimmt, wie z. B. Inhalt, Thema und Bedeutungszusammenhang; schließlich ein pragmatischer Ansatz , der sich auf Sprachverwendung und die kommunikativen und funktionalen Aspekte von Sprache konzentriert. Dementsprechend gibt es unter-schiedliche Möglichkeiten zur Bestimmung von Textualität (syntaktisch, semantisch oder funktional) und zur Textklassifizierung, z. B. nach Textgegenstand/Textinhalt oder Textfunktion. Schließlich ergeben sich aus den Definitionen von Textualität unterschiedliche Arten von Text- und Textsortenanalyse, nämlich eine kohäsions- und kohärenzorientierte. Kohäsion bezeichnet die Texthaftigkeit einer "Oberflächenstruktur", d. h. die Verknüpfung durch Syntax, Kohäsionsmittel (Rekurrenz und Substitution, Pronomina, Artikel, Konjunk-tionen) und durch die Abfolge von Textbausteinen. Diese Form von Texthaftigkeit ist un-mittelbar an das Sprachmaterial gebunden und damit direkt auf der Textoberfläche sichtbar. Demgegenüber bezeichnet Kohärenz Verknüpfung innerhalb der "Tiefenstruktur" eines Textes, d. h. eine semantische oder inhaltlich-konzeptuelle Beziehung. Kohäsion wie Kohärenz können als textinterne Kriterien betrachtet werden, da sie sich am Text selbst ablesen lassen, während sich die pragmatische Texttheorie an textexternen Kriterien orientiert, z. B. der Verwendung oder Intention von Texten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Isotopie und Textualität
- Einführung in die Komponentialsemantik
- Isotopie: Ansatz und Textkonzept
- Beispieltexte für Isotopie
- Kritik: Probleme und Grenzen einer an Isotopie orientierten Texttheorie
- Isotopie und Textsorte
- Texttheorie und Textsorte
- Anwendung der Isotopie auf Textsorten
- Kritik: Die Unzulänglichkeit der Isotopie als Textsortentheorie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem linguistischen Konzept der Isotopie und seiner Bedeutung für die Texttheorie und Textsortenanalyse. Die Arbeit analysiert, inwiefern Isotopie zur Erklärung von Textualität und zur Klassifizierung von Textsorten beiträgt. Dabei werden die Grenzen und Probleme dieses Ansatzes untersucht und alternative Konzepte zur Textklassifizierung betrachtet.
- Isotopie als Kennzeichen von Textualität
- Die Rolle der Komponentialsemantik für das Verständnis von Isotopie
- Anwendung der Isotopie auf verschiedene Textsorten
- Kritik an der Isotopie als Textsortentheorie
- Alternative Konzepte zur Textklassifizierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Textualität und die verschiedenen Ansätze zur Texttheorie, insbesondere den semantisch-inhaltlichen Ansatz, der die Tiefenstruktur von Texten untersucht. Sie stellt den Begriff der Isotopie als ein wichtiges Element der Textanalyse vor.
- Isotopie und Textualität: Dieses Kapitel behandelt die Grundlagen der Komponentialsemantik, die Wortbedeutung in semantische Merkmale zerlegt. Der Begriff der Isotopie wird erklärt und anhand von Beispieltexten veranschaulicht. Die Arbeit diskutiert die Kritik an Isotopie als Texttheorie und weist auf deren Grenzen hin.
- Isotopie und Textsorte: Dieses Kapitel analysiert die Relevanz von Isotopie für die Textsortenanalyse. Es untersucht, ob Isotopie eine geeignete Methode zur Klassifizierung von Textsorten ist, und diskutiert die kritischen Punkte dieses Ansatzes.
Schlüsselwörter
Isotopie, Textualität, Textsortenanalyse, Komponentialsemantik, Semantik, Sem-System, Kohäsion, Kohärenz, Texttheorie, Kulturspezifik, Strukturale Semantik, Textsorte, Textbegriff, Textfunktion.
- Arbeit zitieren
- Jochen Müller (Autor:in), 1998, Isotopie, Text und Textsorte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33223