Es ist kein Zufall, dass der Titel der vorliegenden Arbeit etwas sperrig und überlang anmutet. Aus ihm sprechen eine Reihe von Fragen, die auf den folgenden Seiten thematisiert werden. Der Titel lautet nicht „Lockes Moraltheorie im Kontrast zu modernen Moraltheorie“. Dies würde erstens unterstellen, dass Locke eine explizite, das heißt konsistente und schlüssige Theorie der Moral verfasst habe, und zweitens würde damit unterstellt, dass Lockes wie auch immer gefasste Theorie keine moderne Moraltheorie sei. Keine dieser Aussagen ist verlässlich. Beides müssen erörtert werden.
Die vorliegende Arbeit widmet sich zudem der Frage nach der Begründung von Moral und moralisch richtigem Handeln. Dabei steht die Moraltheorie von John Locke als Referenz zu den gegenwärtigen moralphilosophischen Konzeptionen von Peter Stemmer und Ernst Tugendhat. Locke, der zur Begründung von moralischem Handeln die allgegenwärtige Sanktionsmacht Gottes anführt, vertritt die Position, dass moralische Verfehlungen im Jenseits bestraft werden und dass es vor allem die Aussicht auf diese negative Sanktion ist, die den Menschen als vernunftbegabtem Wesen zum moralkonformen Handeln motiviert. Wie genau Locke seine Begründungen sichert, welche Prämissen er setzt und was er eventuell unbegründet offen lässt, wird im Folgenden in Kapitel 2 ausgeleuchtet. Auch Stemmer und Tugendhat plädieren für die Regulierung des Handelns durch moralische Normen, doch basieren ihre Begründungen für die Notwendigkeit moralischen Handelns nicht auf der Existenz Gottes und der negativen göttlichen Sanktion. Ihre Positionen werden in Kapitel 3 verdeutlicht und kritisch untersucht.
Die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit, auf die die folgenden Seiten sowie das abschließende Fazit Antwort geben, lauten also: (1.) Wie ist moralisch richtiges Handeln bei Locke begründet und wo liegen Berührungspunkte mit gegenwärtigen Konzeptionen von Moral; wo liegen die Grenzen? (2.) Kann Locke als moderner Denker bezeichnet werden? (3.) Wie begründen gegenwärtige Theorien die Notwendigkeit moralischen Handelns?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lockes Moralphilosophie
- John Locke
- Gegenwartsphilosophische Moraltheorien
- Peter Stemmer
- Ernst Tugendhat
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Begründung von Moral und moralisch richtigem Handeln. Sie analysiert die Moralphilosophie von John Locke im Kontext gegenwärtiger moralphilosophischer Konzeptionen von Peter Stemmer und Ernst Tugendhat. Ziel ist es, die verschiedenen Ansätze und deren Begründung zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen.
- Die Begründung von Moral bei John Locke
- Der Vergleich von Lockes Moralphilosophie mit zeitgenössischen Ansätzen
- Die Regulierung des Handelns durch moralische Normen
- Die Bedeutung der Sanktionsmacht Gottes in Lockes Theorie
- Die Rolle der Vernunft und des Naturgesetzes in der Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert den Forschungsgegenstand sowie die Fragestellungen. Die Arbeit analysiert, wie moralisch richtiges Handeln bei John Locke begründet wird und wie sich seine Ansätze zu gegenwärtigen Konzeptionen von Moral verhalten.
Lockes Moralphilosophie
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Moralphilosophie von John Locke. Es wird untersucht, wie Locke Moral begründet und welche Rolle die göttliche Macht und die Sanktionsinstanz in seiner Theorie spielen.
Gegenwartsphilosophische Moraltheorien
In diesem Kapitel werden zwei gegenwärtige moralphilosophische Konzeptionen, die von Peter Stemmer und Ernst Tugendhat, vorgestellt. Es werden deren Ansätze zur Begründung von Moral analysiert und im Kontext von Lockes Theorie diskutiert.
Schlüsselwörter
John Locke, Moralphilosophie, Moraltheorie, Sanktionsmacht Gottes, Vernunft, Naturgesetz, Peter Stemmer, Ernst Tugendhat, Gegenwartsphilosophie, Moralbegründung, Moralregeln, moralisch richtiges Handeln
- Arbeit zitieren
- Thomas Schröder (Autor:in), 2004, Die Begründung der Moral bei John Locke im Kontrast zur gegenwärtigen Moralphilosophie in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33293