Nicht nur Helmut Kohl, auch viele andere Personen aus Politik und Wirtschaft hatten unterschätzt, wie tief die Teilung zwischen Bundesrepublik und DDR war, wie unterschiedlich sich die beiden Staaten entwickelt hatte n. Dies galt auch für die bauliche Entwicklung der Städte und Dörfer.
Verfallene Gebäude, hoher Leerstand, Straßenschäden, mangelhafte Infrastruktur, starke Luftverschmutzung und Verwahrlosung allenthalben prägten in den Städten der ehemaligen DDR das Bild. Es herrschte akuter Handlungsbedarf, doch ein schlüssiges Konzept fehlte zunächst. Aufgrund des abzusehenden Niedergangs der DDR-Industrie war ein Stadtauf- und umbau nach dem Vorbild der Bundesrepublik in den Fünfziger Jahren nicht möglich, da der damalige Wiederaufbau der Städte insbesondere im Ruhrgebiet unter dem Zeichen der Re-Industrialisierung stand. Aber auch der Städtebau der Sechziger und Siebziger Jahre (Bau von Großsiedlungen) hatte sich mittlerweile als der falsche Weg erwiesen. Die seit Beginn der Achtziger Jahre einsetzende Landflucht in der Bundesrepublik stellte die Städteplaner vor neue Probleme, zumal abzusehen war, dass diese auch in Großstädten Ostdeutschlands auftreten würden – höchstwahrscheinlich in einer weit drastischeren Form aufgrund des Verfalls der Innenstädte. Der traditionelle Städtebau der vorigen Jahrzehnte war also insbesondere aus ökologischer Sicht in eine Sackgasse geraten. Die infolge der Landflucht neu entstandenen Einfamilienhaussiedlungen an Stadträndern oder in Vororten bedeuteten eine erhöhte Umweltbelastung, da nicht nur durch den Bau neuer Häuser Grünflächen verschwanden, auch andere Faktoren (Bau neuer Einkaufszentren, Straßen, S-Bahnhöfe usw.) machten diese neue Entwicklung ökologisch höchst bedenklich. Die hiermit auch noch einhergehende Gefahr der Verwahrlosung der Stadtzentren bewog gerade die Stadtplaner in den Großstädten der ehemaligen DDR Anfang der Neunziger Jahre dazu, den einsetzenden Negativtrend durch Umbauprojekte, sowie Revitalisierung der Innenstädte abzuschwächen und sogar umzukehren.
Diese Arbeit befasst sich nun mit dem Stadtumbauplanungen und -umsetzungen in der größten Stadt der neuen Bundesländer – Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage in den Jahren 1991/92
- Das Modell-Projekt Leipzig-Ost
- Projektidee und Besonderheit
- Konzept
- Ziele
- Konzept der Schwerpunktprojekte
- Eilenburger Bahnhof
- Ökologische Quartiersentwicklung Reudnitz/Anger
- Das Stadtumbauprojekt STEP
- Zielsetzung
- Inhalt
- Teilpläne von STEP
- Teilplan Wohnungsbau
- Teilplan Stadterneuerung
- Teilplan Großsiedlungen
- Aufschwing durch Olympia?
- Bewertung und Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Stadtumbaupläne und -umsetzungen in Leipzig, der größten Stadt der neuen Bundesländer, im Zeitraum nach der Wende. Sie untersucht die Herausforderungen, die sich aus der Vernachlässigung der Infrastruktur, der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und dem verfallenden Stadtbild ergaben. Die Arbeit analysiert zwei maßgebliche Stadtumbauprojekte: das Modellprojekt „Leipzig-Ostraum“ und das Stadtentwicklungsprogramm STEP. Sie befasst sich mit den jeweiligen Konzepten, Zielen und der Bewertung der Umsetzung dieser Projekte, um die Herausforderungen und Chancen des Stadtumbaus in Leipzig zu beleuchten.
- Die Herausforderungen des Stadtumbaus in Leipzig nach der Wende
- Das Modellprojekt „Leipzig-Ostraum“ als Beispiel für ökologischen Stadtumbau
- Das Stadtentwicklungsprogramm STEP als stadtweites Umbauprojekt
- Bewertung der beiden Projekte und Darstellung der Ergebnisse
- Die Rolle der Bürgerinitiativen im Prozess des Stadtumbaus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel erläutert den Hintergrund des Stadtumbaus in Ostdeutschland nach der Wende, insbesondere in Leipzig. Es hebt die spezifischen Herausforderungen hervor, die sich aus dem Verfall der Infrastruktur, der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und dem schlechten Zustand der Stadt ergeben haben.
- Ausgangslage in den Jahren 1991/92: Dieses Kapitel schildert die konkrete Situation in Leipzig in den Jahren nach der Wende. Es beschreibt die städtebaulichen Probleme, den schlechten Zustand der Gebäude und die hohe Arbeitslosigkeit. Es werden jedoch auch positive Faktoren wie die geringe Zersiedelung des Umlandes und der gut erhaltene historische Stadtgrundriss beleuchtet.
- Das Modell-Projekt Leipzig-Ost: Dieses Kapitel stellt das europäische Modellprojekt „Leipzig-Ostraum“ vor, das 1992 verabschiedet wurde. Es erläutert das Konzept des ökologischen Stadtumbaus im Sinne der Lokalen Agenda 21 und beschreibt die Ziele und Besonderheiten des Projekts.
- Das Stadtumbauprojekt STEP: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das stadtweite Umbauprojekt STEP, das im Jahr 2001 gestartet wurde. Es beschreibt die Zielsetzung, den Inhalt und die Teilpläne des Programms, darunter der Teilplan Wohnungsbau, der Teilplan Stadterneuerung und der Teilplan Großsiedlungen.
Schlüsselwörter
Stadtumbau, Ostdeutschland, Leipzig, Wende, ökologischer Stadtumbau, Lokale Agenda 21, Modellprojekt, Stadtentwicklungsprogramm, STEP, Ostraum, Wohnungsbau, Stadterneuerung, Großsiedlungen, Bürgerinitiativen, Infrastruktur, wirtschaftliche Entwicklung, Stadtbild.
- Arbeit zitieren
- Dominique Sévin (Autor:in), 2003, Stadtumbau in Leipzig seit der Wende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33370