Das Psychodrama. Differenzierung zwischen Theater als Unterhaltungsform und als therapeutische Methode


Facharbeit (Schule), 2016

16 Seiten, Note: 13 Punkte

Jerome Meyer (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Relevanz des Themas

1. Differenzierung zwischen Theater als Unterhaltungsform und als therapeutische Methode
1.1 Die Geschichte des Psychodramas

2.Die drei Phasen des Psychodrama
2.1 Inhaltliche Zusammenfassung: „Einer flog über das Kuck-Kucks Nest“
2.2. Welche Wirkung hat der Roman auf die Psychiatrie und auf unserer Gesellschaft?

3.Kurzbiografie Freud
3.1.Was untersucht die Psychoanalyse?
3.1.1 Behandlungsmethode der Psychoanalyse

4. Vergleich zwischen der Psychoanalyse und das Psychodrama

5. Resumée

Literaturverzieichnis

Relevanz des Themas

Meine Faszination für das Theater ist unbeschreiblich, weil jeder für sich individuell erleben muss, wie es sich anfühlt auf der Bühne zu stehen, denn dann versteht man auch erst, wie das Theater einen bewegen kann. Das Theater spricht die Wahrheit aus, die in der Realität hinter geschlossenen Türen bleibt. Der Schauspieler kann die Problematik aufgreifen, ohne persönlichen Schaden davon zu tragen, weil den Zuschauern das Gespielte nur als „Gespieltes“ dargestellt wird und nicht als Realität, denn diese würde die Seifenblase in der der Zuschauer haust zerstören.

Wieso sollte man nicht die Rollen vertauschen und den Zuschauer, der sich vielleicht mit dem Protagonisten identifizieren kann, der die gleichen Probleme in seinen Herz trägt nicht dazu bewegen, auf der Bühne sein Leben Revue passieren lassen?

Ich selbst durfte die therapeutische Wirkung des Theaters in Ansätzen spüren.

Damit meine ich, dass ich mit anderen Menschen als Gruppe etwas auf der Bühne erschaffen durfte, dass uns allen in unseren Leben weiter helfen mag. Auf der Bühne durfte ich Rollen spielen, mit denen ich mich gar nicht identifizieren kann, aber ich lernte sie zu verstehen. Dadurch lernte ich Menschen aus einen anderen Blinkwinkel zu sehen und hinterfragte mich selbst, wieso die Person in einer Situation handelt, in der ich eigentlich ganz anders reagieren würde. Dieses Hinterfragen ist unter anderem eine „Formel zur Selbstoptimierung“, die das Psychodrama dem Klienten vermitteln möchte.

Meine Arbeit thematisiert die therapeutische Wirkung des Theaters bzw. die Therapieform: „Psychodrama“ im Vergleich zur alternativen, gängigen Methode der „Psychoanalyse“ nach Freud. Im Fokus des ersten Teils meiner Arbeit möchte ich darstellen, ob und wie das Psychodrama als Therapie funktionieren kann. Dazu werde ich den Prozess des Psychodramas aufteilen in seine Grundfunktion und die Art und Weise wie diese auf den Menschen wirkt. Im zweiten Teil meiner Arbeit werde ich die Geschichte der Psychoanalyse nach Freud und ihre therapeutische Konstruktion beschreiben. Der dritte Teil widmet sich dem Roman „Einer flog über das Kuck-Kucks Nest“ von Ken Kesey. Der Roman dient als Grundlage zur Gegenüberstellung des therapeutischen Theaters und der Psychiatrie. Darauf aufbauend wird im vierten Teil meiner Arbeit diskutiert, welche Vor- und Nachteile zwischen dem therapeutischen Theater und der Psychoanalyse sich ergeben.

Abschließend werde ich ein Fazit ziehen, inwiefern das Psychodrama nach Jacob L. Moreno den Menschen therapieren kann oder ob man auf kreative Formen verzichten und weiterhin auf die Psychoanalyse setzen sollte.

1. Differenzierung zwischen Theater als Unterhaltungsform und als therapeutische Methode

In der Geschichte unseres Menschendaseins, hatte der eine und der andere Mensch einen schöpferischen Einfall. Manche entwickelten wissenschaftliche Beiträge, die für unsere heutige Gesellschaft unverzichtbar sind, wie die Glühbirne.[1] In ihr pulsiert unvermeidliche Energie. Zu vergleichen sind manche Menschen, die den Wunsch hegen auf der Bühne zu treten und ihre Emotionen freien lauf lassen. In der griechischen Antike fanden diese eine Plattform, in der der Wunsch befriedigt wurde zu spielen, zugleich wurde der Zuschauer von diesem Spiel unterhalten. Man sah das Theater als Unterhaltungsform an, in der der Schauspieler eine Rolle spielt.[2] Und so wie alles auf Erden ein Entwicklungsprozess vollzieht, so entfaltet sich auch das Theater in neue Sparten. In alle denkbaren Formen wie das Sprech-, Musik- oder das Tanztheater.[3] Aber erst im 20. Jahrhundert sollte sich das Theater neu revolutionieren.[4]

Jacob. L. Moreno sah im Theater nicht nur den Unterhaltungszweck, sondern auch die Therapie. Der Ursprung des Psychodramas ist natürlich die Existenz vom Theater, ohne diese wäre die Methode des Psychodramas nicht zu realisieren, jedoch hat sie mit dem Theater als Unterhaltung kaum Gemeinsamkeiten.[5] Einer der wenigen und zugleich wichtigsten Gemeinsamkeiten ist, dass der Klient bzw. der Schauspieler Motivation für das Projekt hat, indem von ihm oft verlangt wird, mit einer Gruppe zusammen zu arbeiten, denn sonst ist die Aufführung bzw. in unseren Fall die Therapie zum Scheitern verurteilt. Für den therapeutischen Ansatz ist es besonders wichtig in einer Gruppe zu fungieren, denn nur so kann der Klient soziale Strukturen aufbauen bzw. Sozialkompetenzen erlernen.[6]

Das Ziel des therapeutischen Theater und des unterhaltenden Theaters unterscheidet sich aber wie Feuer und Wasser. Das Unterhaltungstheater, soll wie der Name schon sagt, den Zuschauer unterhalten. Die schauspielerische Leistung des Schauspielers hat höchste Priorität. Der Schauspieler versucht eine Rolle authentisch nach zu spielen, mit der er in seinem eigenen Leben kaum Gemeinsamkeiten hat. Das Psychodrama stellt eine ganz andere Priorität auf. Man hat kein festgelegtes Drehbuch, dem Folge zu leisten ist. Jeder der Klienten bzw. Schauspieler hat sein eigenes Drehbuch, denn sie stellen ihr eigenes Leben, ihr Schicksal, auf der Bühne dar.

1.1 Die Geschichte des Psychodramas

Im folgenden Text möchte ich gern die gegenwärtige Situation des Psychodramas in unserer Gesellschaft beschreiben und dessen Ursprung kurz erläutern. Jacob L. Moreno, der als Verfechter der Psychoanalyse nach Freud gilt war der Begründer des Psychodramas.[7] Seine psychotherapeutischen Methoden machten sich in der Gesellschaft breit. Besonders in der USA, England und in der Niederlande nahm man das Psychodrama positiv auf.

Moreno führte die Gruppentherapie und Gruppenpsychotherapie im Jahr 1931 ein. 1942 gründete er die Gesellschaft für Psychodrama und Gruppenpsychotherapie, welche die Aufgabe haben, die Publikationen Morenos zu verbreiten und andere interessierte Psychologen auszubilden.[8]

Heutzutage ist das Psychodrama in das Gesundheitswesen der USA fest integriert. In Deutschland hat sich in den letzten zwanzig Jahren ebenfalls viel getan. Es werden Therapeuten ausgebildet, die sich auf das Psychodrama spezialisierten. Im Vergleich zu den USA wird das Psychodrama, innerhalb der deutschen Gesellschaft noch nicht gänzlich akzeptiert. Ein Grund sei, dass die Gesellschaft in Deutschland gegenüber einige Themen wie die psychologische Beihilfe eher verschlossen hält.[9]

2.Die drei Phasen des Psychodrama

Der Prozess des Psychodramas besteht aus drei Hauptphasen.[10] Der Klient bzw. Schauspieler verfolgt in diesem Prozess, die Wahrheit durch eigenen ständiges Agieren auf der Bühne herauszufinden.

Die erste Phase wird als „Warming Up“ bezeichnet, weil in dieser der Klient auf das eigentliche Theater spielen vorbereitet werden soll. Eines dieser Theaterspiele nennt sich „Status“.[11] Es stehen fünf Stühle im Raum, die wie in einem Wartezimmer aufgestellt sind. Jeweils fünf Schauspieler werden ausgewählt, um verschiedene Haltungen bzw. Positionen einzunehmen. Jeder einzelne hat die Aufgabe eine Person darzustellen, die entweder sehr schüchtern, schüchtern, „normal“ oder sehr selbstbewusst ist. Das Publikum bzw. die Klienten haben die Aufgabe zu sagen, wer welche Rolle spielt. Der Effekt dieses Spiels ist einerseits, dass der Patient sich auf die Hauptphase vorbereiten kann, in der er größere Aufgaben hat.

Andererseits hat diese Übung einen therapeutischen Effekt, denn der Patient wird dazu verleitet andere Haltungen einzunehmen, die er in der Realität gar nicht widerspiegelt. Damit möchte ich sagen, dass ein introvertierter Mensch eine neue Rolle einnimmt, die von ihm Selbstbewusstsein abverlangt. Dadurch kann der Charakter des Patientens bzw. seine Persönlichkeit eventuell schon gestärkt werden.

Die Hauptaufgabe die alle Klienten in der ersten Phase haben ist, innerhalb der Gruppe ein gemeinsames Problem zu finden.[12] Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel, dass die Frauen, die sexuellen Missbraucht erlebt haben, keine Beziehung zu Männern aufbauen können. Und schließlich soll ein*e Protagonist*in ausgewählt werden, um an ihn*r explizit das Problem darzustellen bzw. herauszukristallisieren.

In der zweiten Phase beginnen die Klienten den Protagonist, also sich selbst zu spielen. Das heißt, dass er in dieser Phase keine fremde Person wie aus einem Roman darstellen soll, sondern sich selbst. Dabei stellt er die Geschehnisse, die in seinem Leben Probleme schaffen, dar.[13]

In der abschließenden dritten Phase versammeln sich die Klienten, um über ihre Gefühle, Eindrücke und Erfahrungen zu berichten. Nicht der Protagonist steht im Vordergrund, sondern jede einzelne Person, damit gewährleistet wird, dass jeder sich als vollwertiges und gleichberechtigtes Mitglied der Gruppe fühlt. Jedem wird mit voller Hingabe zugehört. Jeder Klient sollte seine Gefühle und seine Eindrücke, die er am Tag erlebt hat, innerhalb der Gruppe schildern. Damit die anderen Gruppenmitglieder und besonders der Gruppenleiter ihm sagen bzw. zeigen kann, wie er die Erfahrung im Alltagsleben anwenden kann.

2.1 Inhaltliche Zusammenfassung: „Einer flog über das Kuck-Kucks Nest“

Randle Patrick McMurphy befindet sich in einer psychiatrischen Anstalt, um seine Zeit im Knast zu überbrücken, weil er die Ansicht vertritt, dass es in der Psychiatrie angenehmer sei, als im Knast. Auf der Station befinden sich insgesamt 18 Patienten, 9 davon sind nicht mehr therapierbar, deshalb werden sie mit Medikamenten „still gelegt“. Die Leitung der Anstalt ist eine Stationsschwester, die den Anschein wahren will, dass sie eine gütige und verständnisvolle Person sei. Jedoch müssen sich alle Klienten ihr fügen und ihre unbarmherzige Willkür ertragen. Einer der „nicht“ therapierbaren wird „Chief Bromden“ genannt. Der Indianer hat alle Insassen einschließlich die Stationsschwester davon überzeugt, dass er taubstumm sei. Kommen wir zurück zum „Raufbold“, Freudemann, und Spieler McMurphy. McMurphy zeigt von Anfang an deutlich, dass er die Regeln, die die Stationsschwester für gut heißt, nicht befolgen will. Deshalb provoziert er sie, bei jeder ergiebigen Möglichkeit. Durch ihn verändert sich der strikte Ablauf der Klienten enorm. Sie spielen Karten oder schauen sich ein Footballspiel an, obwohl dies nicht geduldet wird.

Die Stationsschwester, Miss Ratched, führt sorgfältig, die immer nach dem gleichen Muster geführten Gruppensitzungen durch, die dem Klienten helfen soll, seine Leiden zu mindern. Dabei herrscht eine angespannte Atmosphäre, die dadurch zustande kommt, weil Miss Ratched sich extrem autoritär verhält und die Klienten ihr hörig sein müssen. McMurphy fordert die anderen auf, dass sie sich selbstbewusst darstellen sollen. Sie sollen nicht in sich gekehrt sein, sondern frei reden, wann und wie sie wollen. Am Abend durchschaut McMurphy die simulierte Krankheit des Indianers. McMurphy ist begeistert von seiner List, und freundet sich mit dem Indianer an. McMurphy schafft es, den Chief aus seiner Rolle holen, indem er sich mit Mcmurphy unterhält und die sonst düstere Miene durch ein Lachen ersetzt. Der Streit zwischen Miss Ratched und McMurphy eskaliert, als er ein Schiffsausflug organisiert wird, bei den die anderen Klienten dabei sind. Nach dem Ausflug, kommt es zur einer Prügelei, weil einer der Klienten die Prozedur, der „Vernichtung der Keimlinge“ nicht über sich ergehen lassen will. McMurphy beschützt den Klienten, indem er die anderen Pflegekräfte davon abhält den Klienten mit zu nehmen, indem er sie niederschlägt. Die Stationsschwester kommt das sehr gelegen. Sie kann durch diesen Vorfall, bei dem die Prügelei verletzten McMurphy „die allseits gefürchteten Elektroschocks anwenden“. Nach der Prozedur, kehrt er zurück zur Station, sichtlich gezeichnet, spielt er die Folgen der Prozedur vor den anderen ins lächerliche, damit einerseits Miss Ratched nicht ihr Erfolgserlebnis genießen kann und andererseits die anderen Klienten nicht entmutigt werden. Am nächsten Tag hält Miss Ratched wieder einer ihrer Gruppensitzungen. Dabei hält sich McMurphy eher distanziert. Jedoch motiviert er die anderen ihre „Macken“ zu akzeptieren und Selbstbewusst zu sein. Die anderen „Insassen“ wollen McMurphy überzeugen, dass es keinen Sinn macht gegen die Stationsschwester zu kämpfen. Er solle lieber von der Station fliehen. Daraufhin organisiert McMurphy einen Ausbruch. Aber bevor er flieht, soll noch ein großes Fest gegeben werden zu seinem Abschied. Er organisiert zwei „leichte“ Frauen, die den Alkohol mit bringen. Am nächsten Morgen eskaliert die Situation, als Miss Ratched, die Klienten einschließlich McMurphy schlafend auf dem Boden in der Station auffindet. Sie droht einen Klienten, seine konservative Mutter zu informieren, dass er mit einer der Frauen geschlafen hat. Daraufhin bringt der Klient sich um. McMurphy hat sich nicht mehr unter Kontrolle und würgt Miss Ratched bis zur Bewusstlosigkeit. Sie veranlasst, dass bei Mcmurphy eine Lobotomie[14] durchgeführt wird.

[...]


[1] Erfinder: Heinrich Goebel http://www.wissen.de/wer-erfand-die-gluehbirne

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Theater_der_griechischen_Antike

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Theater

[4] Entwicklung des Psychodramashttp://www.psychodrama-netz.de/content/geschichte-des-psychodramas

[5] Jacob L. Moreno Psychotherapie und Psychodrama 1959

[6] Jacob L. Moreno Psychotherapie und Psychodrama 1959

[7] http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-322-97414-3_5#page-1

[8] http://www.fuerst-psychodrama.at/moreno.pdf

[9] http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-psychiatrie-entwertung-hinter-verschlossenen-tueren-1.2876702

[10] http://methodenpool.uni-koeln.de/download/psychodrama.pdf

[11] Jacob L. Moreno Psychotherapie und Psychodrama 1959

[12] http://methodenpool.uni-koeln.de/download/psychodrama.pdf

[13] http://methodenpool.uni-koeln.de/download/psychodrama.pdf

[14] Wird im Verlauf des Textes näher erläutert

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Psychodrama. Differenzierung zwischen Theater als Unterhaltungsform und als therapeutische Methode
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V333896
ISBN (eBook)
9783668238589
ISBN (Buch)
9783668238596
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
psychodrama, moreno, deutsch, facharbeit, pädagogik, psychologie, theater, therapie, oberstufe
Arbeit zitieren
Jerome Meyer (Autor:in), 2016, Das Psychodrama. Differenzierung zwischen Theater als Unterhaltungsform und als therapeutische Methode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/333896

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