Die Arbeit zeigt die Entwicklung des Berufsstandes seit seiner Gründung sowie die Pläne der Europäischen Union zur Neuregulierung des Berufes des Wirtschaftsprüfers.
Diesem aufsichtsrechtlichen Thema liegt die Erkenntnis „Triepels“ zugrunde, dass ein Regelwerk ohne anschließende Kontrolle mit klar definierten Sanktionen vergleichbar sei mit einem „Schwert ohne Klinge“.
Aus den Wirren der Weltwirtschaftskrise 1929 entstand auch gegen manche Widerstände von unterschiedlichsten Interessensgruppen der Beruf des Wirtschaftsprüfers. Berufsausübung, Berufsauffassung, Berufsethik und Berufsphilosophie wurden maßgeblich durch die Tätigkeit der damaligen Verbände beeinflusst.
Dabei blickt als Vorläufer des Wirtschaftsprüfers, der Revisor, auf eine lange Tradition zurück, die mit der Gründung des „Verbandes Berliner Bücherrevisoren (VBB)“ am 17. November 1896 als Interessensvertretung ihren Einfluss geltend machte.
Erwähnenswert ist der Umstand insofern, als das die frühen Krisen in der Versicherungswirtschaft auch einer fehlenden Kontrolle der Revisoren zugeschrieben werden kann. In der jüngeren Geschichte darf der Zusammenbruch des Neuen Marktes wesentlich einer fehlenden Berufsaufsicht über die Wirtschaftsprüfer zu gerechnet werden.
Die Darstellung des geschichtlichen Ursprungs des Berufes soll zeigen, dass die Auseinandersetzung mit den Motiven der Interessensgruppen durchaus demokratisch verlief, man aber in aufsichtsrechtlichen Dingen den notwendigen Handlungsbedarf entweder vermissen ließ, ihn nicht erkannte oder erkennen konnte.
Verursacht durch globale Unternehmenszusammenbrüche in bis dahin nicht gekannter Größenordnung führten ab dem Jahr 2000 zu einem Umdenken und zu Aktivitäten des Gesetzgebers in unterschiedlichster Form. Es war der Ernstfall eingetreten und das Kontrollsystem hatte versagt. Mit der Umsetzung nationaler und europäischer Gesetze wurde auch das Aufsichtssystem reformiert und der jetzige Status Quo darf durchaus als Ende der reinen beruflichen Selbstverwaltung angesehen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1. Einleitung
- A. Problemstellung
- B. Gang der Untersuchung
- II. Theoretische Grundlagen der Wirtschaftsprüfung
- A. Notwendigkeit einer Aufsicht
- B. Konstituierung des Berufsbildes
- 1. Die wirtschaftliche Situation
- 2. Motive und Ziele der Interessenten
- 3. Politische Institutionen
- 4. Andere Interessensverbände
- a) DIHT und die Handelskammern
- b) Übrige Handelsorganisationen
- c) Spitzenverbände des Handels
- d) Banken und externe Kreditkontrolle
- C. Berufsgründung als demokratisches Verfahren
- D. Die Organisationen des Berufsstandes
- 1. Die Hauptst. für öffentl. Best. WP im DIHT
- 2. Gründung des Instituts der Wirtschaftsprüfer
- III. Anspruch und Ausprägung aufsichtsrechtlicher Regelungen
- A. Aufsichtsrecht als „werdendes“ Recht
- 1. Die grundsätzliche Problematik
- 2. Gesamtwirtschaftliche Ordnungsgrundsätze und einzelrechtliche Rücksichten
- 3. Aufsichtsrechtliche Unzulänglichkeiten
- B. Die Bedeutung des Aufsichtsrechts
- 1. Die Reichsaufsicht (1917)
- a) Beobachtungs- und Berichtigungsfunktion als die zwei wesentlichen Komponenten einer Aufsicht
- b) Formen der Aufsicht
- C. Das dogmatische Fundament der Aufsicht
- 1. Die Renaissance der Aufsicht
- 2. Der Aufsichtstatbestand
- 3. Die Lehre von den Grundsätzen
- IV. Rechtliche Rahmenbedingungen der Berufsaufsicht
- A. Der Zehn-Punkte Plan
- 1. Stärkung der Unabhängigkeit
- 2. Enforcement
- a) Erweiterte Haftung
- b) Stärkung der Aufsicht
- B. Gesetzespaket zur Reform des Berufsrechts
- a) Einschränkungen hinsichtlich der Tätigkeit
- 1. Öffentlicher Druck - Eine empirische Betrachtung
- a) 2003-„Verschärfte Regeln“
- b) 2004 - „Wirtschaftsprüfer werden strenger überwacht“
- c) 2005-„Anlegerschutz wird verbessert“
- d) 2006-„Bilanzpolizei will alle DAX-Werte prüfen“
- e) 2007-„Ein Eid auf die Bilanz“
- f) 2008-„Amerika ordnet die Finanzaufsicht neu“
- 2. Sachverhalte oder das historische „Aufsichtsgedächtnis“
- 3. Gesetzliche Neuregelungen auf nationaler Ebene
- a) Das Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG)
- (1) Prüfungsbericht
- (2) Corporate Governance Kodex
- b) Bilanzkontrollgesetz (BilKoG)
- (1) Erste Stufe des Enforcements
- (1) Lageberichterstattung
- (2) Zweite Stufe des Enforcements
- c) Bilanzreformgesetz (BilReG)
- (2) Ausschluss von Wirtschaftsprüfern bei Befangenheit
- (3) Geplante Offenlegung der Prüfungshonorare
- (4) Bestätigungsvermerk
- d) Abschlussprüferaufsichtsgesetz (APAG) und Wirtschaftsprüferordnungs-Änderungsgesetz
- (1) Neugestaltung der Berufsaufsicht und Qualitätskontrolle
- (2) Abschlussprüferaufsichtskommission (APAK)
- (3) Tätigkeitsschwerpunkte der APAK für 2008
- (4) Vergleich mit der reformierten US-Berufsaufsicht
- e) Berufsaufsichtsreformgesetz (BARefG) – Maßnahmen im Bereich der Berufsaufsicht
- (1) Ausweitung der Ermittlungs- und Sanktionsmöglichkeiten der WPK (§§ 62, 62bWPO)
- (2) Anlassunabhängige Sonderuntersuchungen (§62b WPO))
- f) Referentenentwurf des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMOG-E)
- (1) Internationalisierung der Rechnungslegung
- (2) Neue Schwellenwerte
- (3) Bildung eines Prüfungsausschusses
- 4. Umsetzung von Europarecht
- a) EU-Übernahmerichtlinie
- b) Reformierte EU-Abschlussprüferrichtlinie
- 5. Der globale Aspekt des Wirtschaftstrafrechts
- V. Wirtschaftsprüfung in der Zukunft - Herausforderungen, Neuentwicklungen und Lösungsmöglichkeiten für den Berufsstand in der Europäischen Union
- A. Finanzkrise - Konsequenzen für den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer
- B. Branche - Marktsituation / Bedeutung der Netzwerke / Konzentrationsproblematik und Lösungsvorschläge
- C. Das Grünbuch: EU-Vorschläge für Wirtschaftsprüfer nach der Finanzkrise
- D. Situation des Prüfungsmarktes
- E. Künftige Anforderungen an die Ausbildung von Wirtschaftsprüfern und Möglichkeiten der Verbesserung der Qualifikation
- F. Eid, Moral und Berufsethos
- Die Bedeutung der Aufsicht für die Wirtschaftsprüfung
- Die Herausforderungen der Wirtschaftsprüfung in Krisenzeiten
- Der Einfluss verschiedener Interessengruppen auf die Entwicklung des Berufsethos
- Die Regulierung der Wirtschaftsprüfung in der Europäischen Union
- Die Zukunft der Wirtschaftsprüfung im Kontext globaler Herausforderungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation befasst sich mit der Entwicklung und Aufsicht der Wirtschaftsprüfung in Krisenzeiten, insbesondere im Kontext der Europäischen Union. Sie untersucht die Herausforderungen, denen der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer im Spannungsfeld zwischen Prüfung und Beratung begegnet, und analysiert die Auswirkungen verschiedener Interessengruppen auf die Entwicklung des Berufsethos.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung der Dissertation ein und erläutert den Gang der Untersuchung. Kapitel II behandelt die theoretischen Grundlagen der Wirtschaftsprüfung und beleuchtet die Notwendigkeit einer Aufsicht, die Konstituierung des Berufsbildes sowie die Rolle verschiedener Interessengruppen. Kapitel III analysiert Anspruch und Ausprägung aufsichtsrechtlicher Regelungen, wobei die Bedeutung des Aufsichtsrechts, das dogmatische Fundament der Aufsicht sowie die historische Entwicklung der Aufsicht im Fokus stehen. Kapitel IV untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen der Berufsaufsicht, insbesondere den Zehn-Punkte Plan, das Gesetzespaket zur Reform des Berufsrechts und die Umsetzung von Europarecht. Kapitel V schließlich widmet sich der Zukunft der Wirtschaftsprüfung, analysiert die Herausforderungen, die sich aus der Finanzkrise ergeben, und skizziert mögliche Lösungsansätze für den Berufsstand in der Europäischen Union.
Schlüsselwörter
Wirtschaftsprüfung, Aufsicht, Berufsethos, Krisen, Europäische Union, Interessengruppen, Regulierung, Finanzkrise, Globalisierung, Berufsausbildung, Zukunft
- Citar trabajo
- Albert Peters (Autor), 2011, Wirtschaftsprüfung im Wandel. Entwicklung und Aufsicht von Profession und Berufsethos der Wirtschaftsprüfer in Krisen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/333986