In seinem Briefroman "Lettres persanes" (1721) lässt Montesquieu zwei Perser, Usbek und Rica, die politischen, kulturellen und sozialen Verhältnisse Frankreichs zu Beginn des 18. Jahrhunderts kritisch beobachten und kommentieren. Die beiden Reisenden müssen ihr Heimatland aufgrund von politischen Umbrüchen verlassen. Über die Türkei und Italien erreichen sie Frankreich, wo sie nicht nur Zuflucht suchen, sondern gleichermaßen die Lebensverhältnisse der Europäer studieren wollen und damit aufklärerisches Interesse zeigen. In den Korrespondenzen, die sie mit Freunden und Verwandten aus dem Orient unterhalten, geht es nicht nur um ihre Beobachtungen, sondern auch um die vermeintlichen Sitten und Gebräuche des Orients, die beispielsweise in den Briefen von Usbeks Haremsdamen erläutert werden. Der Roman gleicht also zunächst den Reiseberichten über ferne Länder, die schon länger in Europa zirkulierten. Allerdings geht es Montesquieu weniger um eine Beschreibung des Orients. Was zunächst wie ein unterhaltsamer Kulturvergleich erscheint, entpuppt sich als scharfe Kritik am Ancien Régime, denn in erster Linie geht es Montesquieu um aufklärerische Themen wie religiöse Toleranz, das Überwinden veralteter Traditionen und die ideale Staatsform, die ein friedliches Miteinander ermöglicht. Montesquieu nutzt dabei die Briefform, um seine gesellschaftskritischen Gedanken hinter dem spöttischen Blick der Perser zu verstecken. Auf satirische Art und Weise kann er so die absurden Strukturen der französischen Gesellschaft, die längst als selbstverständlich gelten, aufdecken und in Frage stellen. In dieser Arbeit sollen die politische Einstellung Montesquieus, seine Kritikpunkte am Ancien Régime und seine Idealvorstellung eines Staates herausgearbeitet werden. Hierfür wird zunächst seine politische Philosophie erläutert und schließlich anhand ausgewählter Textbeispiele aus den Lettres persanes verdeutlicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Montesquieus politische Philosophie
- Kritik und Gegenentwürfe in den Lettres persanes
- Montesquieus Staatsformlehre (Die Parabel der Troglodyten)
- Montesquieus Kritik am Despotismus und der absolutistischen Monarchie (Der Harem als Sinnbild)
- Montesquieus Theorie der Gewaltenteilung als Gegenentwurf
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der politischen Einstellung Montesquieus, seiner Kritik am Ancien Régime und seiner Idealvorstellung eines Staates. Hierfür wird zunächst seine politische Philosophie erläutert und schließlich anhand ausgewählter Textbeispiele aus den Lettres persanes verdeutlicht.
- Montesquieus politische Philosophie und seine Kritik am Ancien Régime
- Die Staatsformlehre Montesquieus
- Die Gewaltenteilungslehre als Gegenentwurf
- Der Einfluss der Lettres persanes auf die Aufklärung
- Montesquieus Bedeutung für die moderne Staatslehre
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Briefroman Lettres persanes (1721) von Montesquieu vor und beschreibt die kritische Beobachtung der französischen Gesellschaft durch die Perser Usbek und Rica. Die beiden Reisenden nutzen ihre Korrespondenz mit Freunden und Verwandten, um satirisch die absurden Strukturen der französischen Gesellschaft aufzudecken.
Das zweite Kapitel widmet sich Montesquieus politischer Philosophie, die in seinem Hauptwerk De l'esprit des lois (1748) entwickelt wird. Montesquieu präsentiert allgemeine Rechtsideen wie die Gewaltenteilung und das Prinzip der „checks and balances“ und betont die Bedeutung der universellen Vernunft.
Das dritte Kapitel analysiert die Kritik und Gegenentwürfe in den Lettres persanes. Hierbei werden Montesquieus Staatsformlehre, seine Kritik am Despotismus und der absolutistischen Monarchie sowie seine Theorie der Gewaltenteilung als Gegenentwurf beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen: Montesquieu, Lettres persanes, Ancien Régime, politische Philosophie, Staatsformlehre, Gewaltenteilung, Despotismus, Aufklärung, religiöse Toleranz, Traditionen, ideale Staatsform, Freiheit, Sicherheit, Vernunft, Naturgesetze, checks and balances.
- Citation du texte
- Alida Ott (Auteur), 2015, "Lettres persanes". Montesquieus Kritik am Ancien Regime und seine Gegenentwürfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334114