Sienkiewicz hatte die Schuld - dieses leicht veränderte Zitat aus einer Erzählung Thomas Manns scheint passend für die Wahrnehmung der Figur Kaiser Neros in unserem Jahrhundert zu sein. Wer sieht nicht Peter Ustinov als Nero in der berühmten Quo Vadis-Verfilmung aus dem Jahr 1951 vor seinem inneren Auge, wie er in genialer Weise das von Sienkiewicz geschaffene Nerobild darstellt? Im ersten Teil dieser Arbeit wird allgemein die Entwicklung des historischen Romans nachgezeichnet. Hierbei sollen gewisse Besonderheiten in der Figurendarstellung dieser Gattungsart besonders hervorgehoben werden.
Sienkiewicz bekam für seinen historischen Roman den Nobelpreis, was von großer Qualität der literarischen Darbietung zeugt. Aber wie sieht es mit der historischen Wirklichkeit aus? Entspricht das Nerobild des Romans der Wahrheit? Oder kann es tatsächlich möglich sein, dass ein historischer Roman es geschafft hat, ganzen Generationen von Menschen ein der Wahrheit entlehntes Nerobild zu vermitteln? War Nero der Kunst verfallen, kümmerte er sich wenig um sein Volk, ließ er Spiele mit bis dahin unerreichter Grausamkeit aufführen? War er wirklich der große Feind der Christen? Diesen Fragen soll im zweiten Teil der Seminararbeit nachgegangen werden. Als Grundlage für den ersten Teil dient vor allem der Text über den historischen Roman von Rolf Schörken. Doch auch die Werke von Michael Meyer, Heinz- Joachim Müllenbrock und Martin Richter waren sehr aufschlussreich für die Erarbeitung der Thematik. Für den zweiten, auf die Figur Nero bezogenen Teil werden vor allem die Abhandlungen von Jürgen Malitz und Manfred Clauss herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Der Historische Roman
- 1. Die Ursprünge des Historischen Romans
- 2. Neuorientierungen bei der Verfassung historischer Romane am Anfang des 20. Jahrhunderts
- II. Geschichtsvermittlung im Historischen Roman
- III. Kaiser Nero im Historischen Roman „Quo vadis“ und in der Geschichtsforschung
- 1. Neros Charakter und Selbstdarstellung
- 2. Nero und der Brand Roms
- IV. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Figur des römischen Kaisers Nero, insbesondere im Kontext des historischen Romans. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Darstellung Neros im Roman "Quo vadis" von Henryk Sienkiewicz und der Frage, inwiefern diese Darstellung der historischen Wirklichkeit entspricht.
- Entwicklung des historischen Romans
- Darstellung historischer Figuren
- Geschichtsvermittlung im historischen Roman
- Neros Charakter und Selbstdarstellung
- Nero und der Brand Roms
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der Darstellung Neros im historischen Roman "Quo vadis" vor und erläutert die Zielsetzung der Arbeit.
- I. Der Historische Roman: Dieser Abschnitt beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des historischen Romans, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung historischer Figuren. Es werden die Ursprünge des Genres sowie die Neuorientierungen am Anfang des 20. Jahrhunderts behandelt.
- II. Geschichtsvermittlung im Historischen Roman: Dieser Teil widmet sich der Frage, wie der historische Roman Geschichte vermittelt und wie er die Wahrnehmung historischer Ereignisse und Personen beeinflussen kann.
- III. Kaiser Nero im Historischen Roman "Quo vadis" und in der Geschichtsforschung: Dieser Abschnitt analysiert die Darstellung Neros im Roman "Quo vadis" und vergleicht sie mit den Erkenntnissen der Geschichtsforschung. Es werden Neros Charakter und Selbstdarstellung sowie seine Rolle im Zusammenhang mit dem Brand Roms beleuchtet.
Schlüsselwörter
Historischer Roman, Geschichtsvermittlung, Figurendarstellung, Kaiser Nero, "Quo vadis", Henryk Sienkiewicz, Brand Roms, historische Wirklichkeit, Quellenstudium, Kunst, Grausamkeit, Christenverfolgung.
- Citation du texte
- Hans-Peter Schneider (Auteur), 2004, Nero im historischen Roman 'Quo Vadis', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33439