Karriere auf dem Schirm? Pädagogische Nutzung medial vermittelter Berufsbilder für die Berufsorientierung Jugendlicher


Term Paper, 2014

18 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Von der Schule ins Leben: Qualität im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung von berufsorientierenden Maßnahmen in der Schule
2.1 Vom Bildschirm in den Klassenraum: der aktuelle medienpädagogische Diskurs zum Verhältnis von TV-Serien-Konsum und schulisch vermittelter Berufsorientierung

3. Medienkompetenz in Schule und fernsehvermittelte Berufsbilder
3.1 Ein medienpädagogisches Modell zur Nutzbarmachung fernsehvermittelter Bilder für die Berufsorientierung in Schulen

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Betrachtet man die Lebenswelt Jugendlicher, die sich mit Berufsorientierungsfragen auseinandersetzt, so fällt auf, dass diese Jugendlichen nicht nur in realen, sondern zunehmend in virtuellen Umgebungen handeln. Die Allgegenwärtigkeit neuer Medien und dem Internet im Leben junger Menschen legt nahe, sich im Hinblick auf die Berufsorientierung mit der Frage zu beschäftigen, welche Herausforderungen und Chancen neuer Medien für entsprechende Lehr- und Lernprozesse in Schulen nutzbar gemacht werden können (Staden & Howe 2013, S. 1).

Dabei zu berücksichtigen ist stets, dass der Medienbegriff in den verschiedenen Bereichen der pädagogischen Auseinandersetzung mit Medienfragen verschiedene Begriffsverständnisse aufweist und insgesamt begriffliche Unklarheiten auftauchen (Tulodziecki, Herzig & Grafe 2010, S. 37 f.).

Dem Fernseher wird eine zentrale Rolle innerhalb der Familie zugeschrieben, auch wenn es immer mehr von digitalen Medien wie dem Internet verdrängt zu werden scheint (FIM-Studie 2011, S. 69). Diese besondere Stellung des Fernsehens wird auch dadurch bestätigt, dass 58 Prozent aller Eltern regelmäßig mit ihren Kindern über Fernsehinhalte sprechen, da es ein Medium ist, das immer wieder neuen Gesprächsstoff für die innerfamiliäre Kommunikation liefert (ebd., S. 38). Fernsehen generiert gerade für Kinder Vorbilder, wie Helden in Zeichentrickserien, Schauspieler in Daily-Soaps oder Teilnehmer von Casting-Shows, denen man nacheifern möchte. So ist es kaum verwunderlich, dass das Fernsehen einen großen Einfluss auf das Berufswahlverhalten von Kindern und Jugendlichen ausübt. (Dostal 2006, S. 310).

Auffällig ist, dass die Darstellung von Berufen im Fernsehen die Wahrnehmung der beruflichen Realität divergiert. Viele Jugendliche haben eine unrealistische Berufsvorstellung sowohl was Zugang zu den Berufsfeldern als auch einzelne Tätigkeiten angeht. Oftmals führen falsche Erwartungen an den Beruf zu Ausbildungs- und Studienabbrüchen, die die Problematik verstärken. Zu dieser umrissenen Problemlage – dem Einfluss von durch das Fernsehen vermittelten Berufsbildern auf das Berufswahlverhalten Jugendlicher - mit der sich Berufsanwärter und Arbeitergeber konfrontiert sehen, gibt es bisher kaum Erkenntnisse (Gehrau & Hofe 2013, S. 196 f.).

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Weg aufzuzeigen, wie fernsehvermittelte Berufsbilder Jugendlicher, die häufig verzerrt sind, in den Kontext der Schule eingebunden und somit für die Berufsorientierung nutzbar gemacht werden können. Schülerinnen und Schüler haben dann in dem für die Berufsorientierung zentralen Knotenpunkt Schule gemeinsam mit kompetentem Lehrpersonal die Möglichkeit, über ihre berufliche Orientierung zu reflektieren. Medienkompetenz wird dabei als zentrales Element und wichtige Voraussetzung für die schulisch zu leistende Berufsorientierung dargestellt.

Diese Arbeit zeigt dazu zunächst einmal auf, was man unter Berufsorientierung in Schulen überhaupt versteht, wie diese umgesetzt werden kann und warum sie für die Pädagogik von großer Bedeutung ist. In einem weiteren Schritt wird der Einfluss von Fernsehkonsum auf die Berufsorientierung Jugendlicher auf der Basis einschlägiger Forschungsliteratur verschiedener Fachgebiete diskutiert. Das ermöglicht im Anschluss den Versuch einer Auseinandersetzung zwischen Medienkompetenz und Berufsorientierung, in dem ein medienpädagogisches Modell vorgeschlagen und modifiziert wird, um im Sinne der Medienpädagogik Jugendliche im Prozess der Berufsorientierung zu unterstützen und handlungsfähig zu machen. Abschließend wird ein Fazit gezogen und die Ergebnisse in einen Forschungskontext gebracht.

Zur Bearbeitung dieser Arbeit wurde fachspezifische Literatur aus der Bildungswissenschaft und Pädagogik, Medien- und Kommunikations-wissenschaft, Soziologie sowie Psychologie verwendet.

2. Von der Schule ins Leben: Qualität im Hinblick auf die erfolgreiche Umsetzung von berufsorientierenden Maßnahmen in der Schule

Die Autoren Reißig und Mahl (2013, S. 566) betonen, dass Berufsorientierung im Allgemeinen von einer Vielzahl von Akteuren verschiedener Bereiche und Interessensgruppen geprägt ist, welche in einer Art Partnerschaftsnetzwerk theoretisch interagieren können. Innerhalb dieses Netzwerks kommt der Schule als Institution eine zentrale Rolle zu, da sie als Knotenpunkt sämtlicher Akteure angesehen werden kann, weshalb es im Folgenden auf die berufsorientierende Aufgabe von Schulen ein besonderes Augenmerk zu richten gilt. Kuhnke und Reißig (2007) sowie Gaupp und Prein (2007) konnten mithilfe ihrer Längsschnittstudien, in denen sie ein umfassendes Monitoring von beruflichen Orientierungsprozessen während und nach der Schulzeit anfertigten, zeigen, dass Schulen und deren strategische Gestaltung in der Umsetzung von Berufsorientierung auf die Schülerinnen und Schüler einen erheblichen Einfluss hatten.

Um Schülerinnen und Schüler so gut wie möglich auf den Übergang zwischen Schule und Beruf vorbereiten zu können, haben sich im Jahr 2004 Akteure wie allgemeinbildende Schulen, die Berufsberatung, Vertreter aus der Wirtschaft und verschiedene Institutionen zusammengetan und eine Vereinbarung herausgearbeitet (Staden & Howe, 2013, S. 2). Diese Vereinbarung spiegelt wichtige gestalterische Punkte wider, die für die Umsetzung von Berufsorientierung in Schulen von essentieller Bedeutung sind (ebd.; auch Driesel-Lange et al., 2011, S. 314):

1. Frühzeitiger Beginn berufsorientierender Maßnahmen
2. Nutzung moderner Medien zur Unterstützung des Berufswahlprozesses
3. Fächerübergreifende Auseinandersetzung mit den Grundlagen einer Berufs-wahlentscheidung
4. Angemessene Dokumentation der jeweiligen Aktivitäten der Jugendlichen im Berufswahlprozess der schulischen Berufsorientierung
5. Bereitstellung bzw. Vermittlung erweiterter Beratungs- und Förderangebote für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf durch die Schule

Diese zentralen Punkte stellen zwangsläufig besondere Qualitätsanforderungen an das schulische Lehrpersonal. Butz (2006, S. 29) kritisiert bspw. die Qualifikation von Lehrern, um Berufsorientierung in Schulen tatsächlich effektiv umsetzen zu können. Dazu sollte Berufsorientierung nicht nur als Projektarbeit angesehen werden, sondern dauerhaft stattfinden (Butz, 2008a). Nach Sichtung und Diskussion einer Vielzahl von Untersuchungen zu diesem Thema konstatiert Dreer (2013) eine große Unschärfe im Bezug darauf, wie Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonal - um Berufsorientierung in Schulen entsprechend qualitativ gestalten zu können - stattzufinden hat.

Wie sich Berufsorientierung im schulischen Kontext wirklich umsetzen lässt scheint im aktuellen bildungswissenschaftlichen Diskurs eine vage Frage zu bleiben, die zur Diskussion anregt. Bei den Akteuren haben sich unterschiedliche Herangehensweisen bzw. Anforderungen, die an Lehrerinnen und Lehrer gestellt werden, herausgeformt. Die ständige Konferenz der Kultusminister (KMK, 2004) beispielsweise hat Standards für die Lehrerbildung in den Bereichen Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren aufgestellt (Brüggemann, 2013, S. 549). Dreer, Schindler und Driesel-Lange (2011) dagegen bemängeln an den oben genannten Standards, dass eine systemische Vorgehensweise fehle, die dem Lehrpersonal mehr Verantwortung – sowohl bzgl. der fachlichen, aber vor allem auch im Bereich der fächerübergreifenden pädagogischen Expertise – zuspräche. Diese Autoren schlagen daher – die Standards der KMK kontrastierend – vier Kompetenzdimensionen, nämlich Unterricht, Organisation, Kooperation und professionelle Partner vor, um damit Lehrpersonal auf basaler Ebene zu qualifizieren, damit Berufsorientierung von hoher Qualität in Schulen überhaupt gelingen kann (Brüggemann, 2013, S. 549 ff.). Die Autoren postulieren weiter, dass Lehrerinnen und Lehrer nicht nur Fachliches unterrichten, sondern auch berufsorientierende Arbeit in den von Ihnen unterrichteten Fächern geleistet werden sollte (Brüggemann, 2013, S. 556).

Abschließend lässt sich sagen, dass eine gute Berufsorientierung jene ist, die Schülerinnen und Schülern in deren Berufswahlprozess unterstützend informiert und zugleich auf das Berufsleben realistisch und kompetent vorbereitet. Dies soll vor allem durch Qualifizierungsmaßnahmen wie dauerhafte Weiterbildungen des Lehrpersonals gesichert werden. Mit dieser Kompetenz ausgestattet, gibt es innerhalb der Institution Schule dann genügend Raum, um als Lehrperson auch individuelle Konzepte zu entwerfen und diese optional mit Hilfe regionaler bzw. lokal-ansässiger Kooperationspartner zum Zwecke der Optimierung der Berufswahl umzusetzen.

2.1 Vom Bildschirm in den Klassenraum: der aktuelle medienpädagogische Diskurs zum Verhältnis von TV-Serien-Konsum und schulisch vermittelter Berufsorientierung

Das Gelingen von Berufsorientierungsmaßnahmen steht und fällt aber nicht einzig und allein mit der Kompetenz des Lehrpersonals, sondern ist in entscheidendem Ausmaß vom Faktor „Schüler“ abhängig. Betrachtet man sich nämlich den Medienkonsum bzw. speziell den Fernsehkonsum von Schülerinnen und Schülern wird schnell klar, dass die schulisch zu leistende Berufsorientierung immer auch durch fernsehvermittelte Berufsbilder in den Köpfen der Schüler beeinflusst ist. Diese Beeinflussung funktioniert vor allem deshalb, weil reale und virtuelle Welten im Zuge der Mediatisierung der Lebenswelten von Menschen immer mehr verschwimmen und sich daher gegenseitig beeinflussen (Staden & Howe, 2013, S. 1). In dieser Lebenswelt findet die Informationsaufnahme entscheidend durch das Medium Fernsehen statt, das bspw. in 34,67 Millionen deutschen Haushalten (Statista, 2014) von insgesamt 40,7 Millionen deutschen Haushalten verfügbar ist (Statistisches Bundesamt, 2013) und damit nahezu als omnipräsentes Medium anzusehen ist. 2013 nutzten knapp 88 Prozent aller Jugendlicher im Alter von 12-19 Jahren das Fernsehen an Wochentagen (von Montag bis Freitag) im Durchschnitt 111 Minuten pro Tag (JIM-Studie, 2013). Die Studie zeigt auch, dass die Dauer des Fernsehkonsums bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nahezu konstant ist, weshalb das Alter im Fernsehkonsum eine marginale Rolle spielt.

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Details

Title
Karriere auf dem Schirm? Pädagogische Nutzung medial vermittelter Berufsbilder für die Berufsorientierung Jugendlicher
College
University of Hagen
Grade
2,0
Author
Year
2014
Pages
18
Catalog Number
V334421
ISBN (eBook)
9783668240001
ISBN (Book)
9783668240018
File size
642 KB
Language
German
Keywords
Berufsorientierung, Medienkompetenz, Berufsbilder, Mediale Bildung, Schule, Fernsehen, Medienkommunikation
Quote paper
Matthias Baum (Author), 2014, Karriere auf dem Schirm? Pädagogische Nutzung medial vermittelter Berufsbilder für die Berufsorientierung Jugendlicher, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334421

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